Österreich: Mitnahme von Handynummern bis spätestens 25.7.03

  • Das im Festnetz Gang und Gebe ist, wird spätestens ab 25. Juli 2003
    auch im Handybereich möglich. Kunden von Mobilfunkprovidern muss
    aufgrund einer EU-Richtlinie die Möglichkeit gegeben werden, beim
    Wechsel des Providers ihre bisherige Telefonnummer inklusive Vorwahl
    mitzunehmen.


    Dies wird als Rufnummernportabilität oder kurz MNP [Mobile Number
    Portability] bezeichnet.


    Durch die Möglichkeit, auch beim Wechsel des Anbieters unter der selben
    Telefonnummer erreichbar zu sein, soll die Bereitschaft zum Wechsel
    unter den Kunden gesteigert werden. Die Netzbetreiber müssen sich dann
    stärker bemühen Kunden zu halten, was zu einem schärferen Wettbewerb
    führen dürfte.


    Vorher
    Derzeit ist der Netzbetreiber eines Handynutzers an der Telefonnummer
    erkennbar. Ruft man beispielsweise eine mit 0664 beginnende Nummer,
    telefoniert man ins Netz der Mobilkom, bei 0650 ins Telering-Netz.
    Entsprechend hat T-Mobile 0676 und One 0699. Tele2 wird heuer mit 0688
    starten, während "3" nächstes Jahr mit 0660 in den Markt einsteigern
    will.


    Jede Medaille hat zwei Seiten
    Durch die Möglichkeit, ohne Informationen von Freunden oder
    Geschäftspartnern sowie ohne Änderung von Visitkarten, Briefpapieren
    und dergleichen, weiterhin erreichbar zu sein, wird die Hürde eines
    Betreiberwechsels deutlich gesenkt.


    Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass einer der am häufigsten
    genannten Gründe, warum Kunden nicht zu billigeren Anbietern wechseln
    würden, der Verlust der Rufnummer ist.


    Für den einzelnen User birgt die Rufnummernportabilität allerdings den
    Nachteil, dass er allein an der Telefonnummer nicht mehr zweifelsfrei
    feststellen kann, in welches Netz [und damit oft auch zu welchem Tarif]
    er telefoniert.


    Deswegen werden im derzeit in Ausarbeitung befindlichen Nachfolger des
    Telekommunikationsgesetzes [TKG] auch entsprechende
    Informationspflichten der Netzbetreiber umgesetzt werden.


    Nachher
    Ab Aktivierung der Rufnummernportabilität durch die
    Mobilfunkunternehmen könnte zum Beispiel eine mit 0664 beginnende
    Telefonnummer durchaus zu einem Telering-Handy führen. Auf welchem Weg
    die Information der Kunden erfolgt, ist noch nicht entschieden.
    Wahrscheinlich wird eine kurze kostenlose Ansage [Signation]
    Telefonierende informieren, wenn sie in ein "falsches" Netz rufen.


    Tarife sollen sich angleichen
    Auch Fragen der Tarifierung sind noch nicht ausgeräumt. Teilweise wurde
    vorgeschlagen, die Anrufer weiterhin nach der Vorwahl zur Kasse zu
    bieten. Da dies aber die Erreichung der angestrebten Ziele der MNP
    erschweren würde, wird wahrscheinlich zu jenem Tarif abgerechnet
    werden, der für die tatsächlich genutzte Leistung [Verbindung in das
    wirklich genutzte Netz] vorgesehen ist.


    Nachdem die Rufnummernportierung bereits in verschiedenen Ländern
    erprobt wurde, gehen manche Experten davon aus, dass sich die Gebühren
    durch die MNP schneller angleichen werden.


    Telekom-Experte Christoph Römer vom Consulter DMR wagte der futureZone
    gegenüber eine Vorhersage: "Das Problem der Tariftransparenz nach
    Einführung der Portabilität kann letztendlich nur durch eine
    Harmonisierung der Gebühren für den Endkunden zufriedenstellend gelöst
    werden. Diese wird früher oder später eintreten."


    Originaltext

  • Nummernmitnahme wird aufwendig


    Das auf den IT-Bereich spezialisierte Consultingunternehmen DMR warnt
    österreichische Mobilfunker vor einer Unterschätzung des Aufwandes zur
    Einführung der Rufnummerportabilität [MNP].


    Erfahrungen aus Deutschland hätten gezeigt, dass die Unternehmen die
    notwendigen Budgets und Zeitrahmen viel zu gering bemessen haben.


    Marwan Muri, bei DMR Consulting Austria für MNP zuständig, sagte zur
    futureZone: "Unsere Erfahrungen in Europa haben gezeigt, dass die
    Betreiber die Komplexität und den Aufwand für die Einführung von MNP in
    der Regel um 50-70 Prozent unterschätzen."


    Deadline
    Spätestens ab 25. Juli 2003 muss Kunden von Mobilfunkprovidern aufgrund
    einer EU-Richtlinie die Möglichkeit gegeben werden, beim Wechsel des
    Providers ihre bisherige Telefonnummer inklusive Vorwahl zu behalten.
    Für die Netzbetreiber bringt dies tiefgreifende Änderungen
    betriebsinterner Abläufe mit sich.


    Die Consulter von DMR sind überzeugt, dass MNP sowohl für die
    Herausforderer als auch für etablierte Mobilfunkbetreiber einen Beitrag
    zum Business Plan liefern kann.


    Während beispielsweise in Hong Kong die kleineren Netze ihre Chance
    genutzt und den großen Playern Kunden abspenstig gemacht hätten, sei in
    Spanien der gegenteilige Effekt eingetreten.


    In Deutschland würden die größeren Unternehmen ihren Kunden bei einem
    Wechsel 20 bis 30 Euro in Rechnung stellen, dennoch dürften
    Untersuchungen zu Folge 10 Prozent der Kunden ihren Betreiber, nicht
    aber ihre Telefonnummer wechseln.


    Ducros, Meilleur und Roy
    DMR Consulting ist Teil des Fujitsu-Konzerns und Anbieter von
    Beratungsleistungen und Systemlösungen für Fortune 500 Unternehmen aber
    auch Start-Ups. Als "Kernkompetenzen" werden die Bereiche
    Systemintegration und Technologieentwicklung, sowie Organisations- und
    Prozessdesign genannt. DMR Consulting wurde 1973 in Kanada gegründet
    und 1997 von Fujitsu übernommen. Derzeit werden über 8.000 Mitarbeiter
    an über 60 Standorten beschäftigt.


    Kosten
    Doch der notwendige Aufwand wird bei den österreichischen
    Mobilfunkunternehmen unterschätzt, wie die Berater aus Gesprächen mit
    den Firmen und Vergleichen mit den Erfahrungen aus Deutschland
    schließen.


    "Extrapolationen aus dem vergleichbaren deutschen Markt ergeben
    Initialkosten für die Basisinvestitionen, Marketing, Logistik,
    Kommissionen und eventuelle Portierungsgebühren, in der Höhe eines
    mittleren einstelligen Millionenbetrages im ersten Jahr, pro
    Mobilfunkbetreiber“ heißt es in einem DMR-Bericht.


    Nachdem in Deutschland MNP bereits 1997 geplant war, wurde der
    offizielle Starttermin von Jänner 2002 auf den 31. Oktober verschoben.
    Die einzelnen Mobilfunker werden dann mit jeweils 120 bis 300
    Vollzeitbeschäftigten [FTE] 18 Monate intensiv daran gearbeitet haben.


    Aufgrund der mangelhaften Vorbereitung seien die Kosten explodiert. DI
    Markus Duerbeck, der Telekommunikations-Experte von DMR in Deutschland,
    war gegenüber der fuZo deshalb auch nicht besonders optimistisch:


    "Nachdem bis dato ein dreistelliger Millioneneurobetrag ausgegeben
    wurde, sollen nun die wechselwilligen Endkunden voll zur Kassa gebeten
    werden. Damit ist wohl der Misserfolg von MNP in Deutschland
    vorprogrammiert."


    DMR nennt fünf Erfolgsfaktoren für MNP
    "Die wesentlichen Erfolgsfaktoren für MNP sind unter anderem: ein
    rascher und zuverlässiger Portierungsprozess, keine Portierungsgebühren
    für den Kunden, umfangreiches Marketing und Aufklärung des Kunden,
    Tariftransparenz sowie einfache Kundenprozesse."


    Situation in AT ist einfacher als in DE
    Die technischen Hürden in Österreich sind niedriger als in Deutschland,
    da es derzeit keine Mobilfunkanbieter gibt, die über kein eigenes Netz
    verfügen.


    Tele2, die als erster MVNO [Mobile Virtual Network Operator] noch heuer
    in den Markt einsteigen werden, kann die eigenen Systeme von Anfang an
    auf MNP abstimmen.


    Auch sind generell Vorwahlen und geringere Teilnehmerzahlen zu
    verarbeiten. Dennoch sind für eine reibungslose Inbetriebnahme
    ausführliche Tests in Zusammenarbeit mit in- und ausländischen
    Netzbetreibern erforderlich.


    Originaltext

  • Details zur Mitnahme der Handynummer


    Die Frist für die Einführung der Rufnummernportabilität im Mobilfunk
    [MNP] ist durch eine EU-Richtlinie mit 25. Juli 2003 vorgegeben. Die
    Umsetzung in österreichisches Recht lässt allerdings noch auf sich
    warten.


    Damit MNP fristgerecht umgesetzt werden kann, ist eine rasche
    Festlegung der Details durch die Behörden erforderlich. Danach erst
    können Ausschreibungen der Netzbetreiber, Kauf, Installation und Tests
    wirklich losgehen.


    Bisherige Telefonnummer inklusive Vorwahl mitnehmen
    Was im Festnetz gang und gäbe ist, wird spätestens ab 25. Juli 2003
    auch im Handybereich möglich. Kunden von Mobilfunkprovidern muss auf
    Grund einer EU-Richtlinie die Möglichkeit gegeben werden, beim Wechsel
    des Providers ihre bisherige Telefonnummer inklusive Vorwahl
    mitzunehmen.


    Drei Varianten im Gespräch
    Derzeit sind in den technischen Gremien, die neben Mitgliedern der
    Behörden mit Vertretern der Mobilfunkunternehmen, der Telekom Austria
    sowie des VAT [Verband alternativer Netzbetreiber] besetzt sind, drei
    Varianten in Diskussion. Laut Projektplan soll eine Einigung bis
    Jahresende erzielt werden.


    Beim "Direct Routing“ wird eine Datenbank mit den portierten Nummern
    eingerichtet, jeder Netzbetreiber gleicht die Informationen regelmäßig
    ab und kann so direkt in das Zielnetz routen.


    Beim "Indirect Routing“ werden Anrufe immer zuerst zu jenem
    Netzbetreiber geleitet, dem der Nummernraum zugeteilt wurde [etwa
    "0699“ bei One]. Ist die Nummer portiert, wird von dort weitergleitet.


    Als dritte Variante ist eine Mischform im Gespräch, bei der die
    Handyanbieter auf die Datenbank zugreifen, Festnetzbetreibern aber
    ermöglicht wird, indirekt zur routen.


    Vor Unterschätzung wird gewarnt
    Das auf den IT-Bereich spezialisierte Consulting-Unternehmen DMR warnt
    österreichische Mobilfunker vor einer Unterschätzung des Aufwandes zur
    Einführung der Rufnummerportabilität. Erfahrungen aus Deutschland
    hätten gezeigt, dass die Unternehmen die notwendigen Budgets und
    Zeitrahmen viel zu gering bemessen haben.


    Traif-Ansage bei Anruf einer portierten Nummer
    Gerhard Horvath, MNP-Spezialist beim derzeit mit dem Netzaufbau
    beschäftigten UMTS-Netzbetreiber „3“ [Hutchison], erklärte im Gespräch
    mit der futureZone sein Unternehmen strebe die "Mischlösung“ an. Denn
    man könne nicht von allen [Fest]Netzbetreibern verlangen, dass sie
    sofort die für eine reine Direktlösung notwendigen Investitionen
    tätigen.


    Im Vordergrund der Umsetzungsstrategie stünde für 3 aber die
    Tariftransparenz. "Wir wollen eine für Kunden möglichst einfache
    Lösung, die technische Realisierung ist den Kunden egal. Daher wollen
    wir eine automatische Ansage durch den Quellnetzbetreiber, wenn eine
    portierte Nummer gerufen wird. Durch den Quellnetzbetreiber deshalb,
    damit dieses Feature ausschaltbar ist.“


    Natürlich sei der Aufwand groß, aber die betroffenen Unternehmen
    wüssten über die Schwierigkeiten bescheid. Ein wesentlicher Unterschied
    zur Situation in Deutschland, wo die Portabilität wenig
    erfolgversprechend angegangen sei, liege darin, dass die deutsche
    Regulierungsbehörde kaum bindende Vorgaben gemacht hätte.


    Darüber hinaus könne man in AT Synergien mit den im Festnetz, wo es
    schon länger die Möglichkeit der Portierung von Rufnummern gibt,
    erprobten Systemen nutzen.


    Die Regeln
    In Österreich ist vorgesehen, dass 90 Prozent aller Portierungen binnen
    dreier Tage abgewickelt werden müssen. Auch die Nichterreichbarkeit der
    Nummer darf in 90 Prozent aller Fälle eine Stunde nicht überschreiten.
    Weiters muss ein wechselnder Kunde nur zu seinem neuen Anbieter gehen,
    der allen administrativen Aufwand übernimmt. Eine Kontaktaufnahme mit
    dem alten Provider soll nicht erforderlich sein.


    Nummerportabilität vor allem für Business-User
    Auch Telering-Chef Hubertus Hofkirchner fordert Tempo: "Mobile
    Nummernportabilität in Österreich soll rasch, kundenfreundlich und
    wettbewerbsfördernd umgesetzt werden." Wobei Hofkirchner "rasch“ so
    definiert, dass am 25. Juli alles so funktioniert, dass keine Strafen
    ausgesprochen werden müssten.


    Eine von Telering in Auftrag gegebene Studie habe ergeben, dass
    besonders für Business-User MNP wichtig sei. Bei 62 Prozent der
    befragten Enkunden würde die Möglichkeit der Nummernmitnahme die
    Wechselbereitschaft erhöhen. Die Nummerportabilität sei dabei das
    wichtigste Kriterium für einen Wechsel, wichtiger als Tarife oder
    Netzabdeckung.


    "Besonders für kleinere und mittlere Unternehmen ist die
    Übertragbarkeit mobiler Rufnummern von besonderer Wichtigkeit, da
    gerade für diese Unternehmen ein Nummernwechsel einen wesentlichen
    Mehraufwand bedeutet," meinte Hofkirchner.


    Originaltext

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