Roaming- und Clearingstrukturen im Mobilfunk

  • Hallo zusammen,


    ich schreibe zurzeit meine Bachelorarbeit und müsste in einem Kapitel die Roaming- und Clearingstrukturen des Mobilfunks grob erläutern.


    Ich habe sehr viel Literatur zur grundsätzlichen Struktur des GSM Netzwerks gefunden und gelesen, daher kenne ich nun fast alle Einheiten wie MSC, VLR, HLR, BSS usw. …


    Nach langer Suche bin ich jedoch in einigen Punkte immer noch nicht sicher und wollte Fragen, ob hier jemand ein wenig Licht ins Dunkel bringen kann?


    Es geht mir nicht um einen Anruf aus fremden Netzen, sondern eher um den erstmaligen Authentifizierungsvorgang im fremden Netz.



    Wie läuft das Roaming zwischen Netzbetreibern ab?


    Geschieht dies durch eine direkte Anfrage eines besuchten MSC bei einer Heimat-MSC oder ist dort etwas zwischengeschaltet, wie ein Clearinghouse oder ein anderer Service?


    Bei einer direkten Abfrage zwischen MSCs müsste jeder Netzbetreiber automatisch Verbindungen zu sämtlichen weltweiten MSCs anderer Netzbetreiber aufbauen können, oder?


    Läuft dieser Roaming Vorgang über je eine einzige zentrale „Gateway MSC“ pro Netzwerk?


    Da ein Netzbetreiber sehr viele MSCs haben kann, frage ich mich, ob lediglich ein einziges HLR pro Netzbetreiber existiert oder jede MSC ein eigenes HLR und VLR besitzt und wo dann eine Roaming-Anfrage stattfindet?


    Wo findet eine Prüfung auf bestehende Roaming-Agreements statt?



    Wie sieht die Verbindung zwischen den GSM Netzstrukturen zu „Data Clearinghouses“ aus?


    Erstellt ein MSC direkt „Call Detail Records“ (CDR) und übergibt diese zu Konvertierung in TAPs an das Clearinghouse?


    Ab welcher Stufe übernehmen Clearinghouses die Abrechnung bzw. übernehmen sie auch schon die Dienstleistungen im Bereich des eigentlichen Roaming?


    Wird ein TAP pro Anruf erstellt oder lediglich ein TAP täglich pro Mobilfunkteilnehmer?



    Ich kenne zum Beispiel solche Grafiken:


    ...verstehe jedoch nicht, wie dieser Ablauf aussieht, wenn ein Netzbetreiber mehr als ein MSC besitzt? :confused:


    Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie helfen!
    Über eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar. :top:


    Mit freundlichen Grüßen,


    Markus

  • Hallo,


    Zitat

    Läuft dieser Roaming Vorgang über je eine einzige zentrale „Gateway MSC“ pro Netzwerk?


    Was du damit meinst, sind Verbindungen in andere Netz, das hat aber nichts mit Roaming zu tun.


    Beim Roaming bucht man sich in das jeweiligen Netz des Landes ein, wo man ist. Das Netz führt dann die Authorisierung durch und fragt beim Heimatnetz im HLR, neuer CSDB nach, ob der Kunde Roaming machen darf und in welchem Netz. Wenn das dann o.k. ist, wird er ins jeweilige ausländische Netz reingelassen, im Heimatnetz eine HRL-Eintrag gemacht, in welchen Netz er sich befindet und welches das aktuelle VLR ist.


    Clearinghouse ? Was soll das sein ?


    Früher gab es HLR´s an jeder MSC, heute kaum noch, weil die HLR´s zentralisiert werden auf wenige Standorte, bei uns derzeit 3, zudem heissen die nicht mehr HLR, sondern CSDB.
    ( frga mich jetzt nicht, was das ausgeschrieben heisst )
    VLR´s sind an jedem MSC vorhanden, allerdings ist die Zeit der MSC´n auch gezählt, hier wird in Zukunft reine IP-Technik, sprich VoIP-Systeme den Telefonverkehr abwickeln.


    CDR werden bei uns von den Netzsystemen gesammelt und an eine zentrale Stellen, dem Billingsystem geschickt, dort aufbereitet und dem Kunden zugeordnet und mit den Tarifen verknüpft. Einmal monatlich läuft dann eine Billingcycle durch, wo sämtliche CDR-Daten aufgerechnet werden und daraus die Rechnung erstellt wird.


    Bei Auslandsaufenthalten kommen die CDR´s dann eben von den ausländischen Netzbetreibern über vorgegeben Schnittstellen auch im Billingsystem an und werden dort genauso weiterverarbeitet.

  • Schon mal vielen Dank für die schnelle Antwort!! :top:


    Zitat


    Was du damit meinst, sind Verbindungen in andere Netz, das hat aber nichts mit Roaming zu tun.


    Beim Roaming bucht man sich in das jeweiligen Netz des Landes ein, wo man ist. Das Netz führt dann die Authorisierung durch und fragt beim Heimatnetz im HLR, neuer CSDB nach, ob der Kunde Roaming machen darf und in welchem Netz. Wenn das dann o.k. ist, wird er ins jeweilige ausländische Netz reingelassen, im Heimatnetz eine HRL-Eintrag gemacht, in welchen Netz er sich befindet und welches das aktuelle VLR ist.


    Ja genau diesen Vorgang meinte ich. :) Nur wenn du sagst, das "Netz" führt die Autorisierung durch und fragt beim Heimatnetz im HLR an, wäre meine Frage, wie dies abläuft bzw. über welche Schnittstellen?
    Hat jedes Netz eine Schnittstelle zu jedem anderen weltweiten Netz Aufgrund des gleichen Standards? Oder gibt es da sowas wie eine zentrale Schnittstelle?


    Daher meinte ich, ob eben diese Autorisierungsanfrage vom Fremdnetz beim Heimatnetz über ein Gateway MSC läuft. Es ist ja nicht das "Netz" das anfragt.
    Wird der Einbuchungsvorgang nicht über die MSC's abgewickelt? :confused:



    Zitat

    Bei Auslandsaufenthalten kommen die CDR´s dann eben von den ausländischen Netzbetreibern über vorgegeben Schnittstellen auch im Billingsystem an und werden dort genauso weiterverarbeitet.


    So ein Austausch würde eventuell über ein Clearinghouse laufen. Clearing Häuser übernehmen für gewöhnlich die Abrechnung zwischen den Netzbetreibern. Die gegenseitigen Forderungen werden abgeglichen, sodass nur noch ein Netzbetreiber den Saldo überweisen muss und nicht jede einzelne Forderung gezahlt werden muss. Im Mobilfunk sind das glaube Firmen wie Syniverse und MACH... (Syniverse Data Clearing House for GSM )


    Leider weiß ich nicht, was genau ausgetauscht wird und womit am Ende die Billingsysteme arbeiten. Wenn du sagst, dass Billingsystem rechnet die CDR's auf, wo werden dann TAP-Files genutzt?


    Nochmal vielen Dank für die Hilfe!! Echt super... :)

  • Hallo,


    Zitat

    Hat jedes Netz eine Schnittstelle zu jedem anderen weltweiten Netz Aufgrund des gleichen Standards? Oder gibt es da sowas wie eine zentrale Schnittstelle?


    Eine genormte Schnittstelle gibt es, bei GSM ist alles genormt und weltweit verbindlich.
    Wie die Schnittstelle heisst, weiss ich nicht, müsste ich nachlesen.
    Hab leider keine GSM-Schulungsunterlage mehr, aus dem Thema bin ich komplett raus.


    Protokoll ist SS7, auch international als CCS7 bezeichnet, wobei heute auch immer mehr TCP benutzt wird.
    ( SS7 = Signalling System 7, CCS7 = common channeling signalling system no. 7 ).


    Ich meine, das Handy meldet sich mal ausländischen Netz an und die entsprechende MSC dort fragt über eine Gateway- / Transit-MSC im Heimatnetz und dem dortigen HLR an.
    Über Gateway- / Transit-MSC werden Verbidnungen zwischen verschiedenen Netzen geschaltet, das sind die sog. Netzübergabe - national, international oder ins Festnetz.


    Kleiner Tip, schau mal bei Wikipedia, da findest du reichlich Infos, aber in englisch, ansonsten 3gpp.org, auch englisch, aber schwer Kost, weil hier die Spezifikationen verwaltet werden und darin zu suchen ist aufwendig.



    Zitat

    So ein Austausch würde eventuell über ein Clearinghouse laufen. Clearing Häuser übernehmen für gewöhnlich die Abrechnung zwischen den Netzbetreibern. Die gegenseitigen Forderungen werden abgeglichen, sodass nur noch ein Netzbetreiber den Saldo überweisen muss und nicht jede einzelne Forderung gezahlt werden muss. Im Mobilfunk sind das glaube Firmen wie Syniverse und MACH..


    Ich glaube nicht, das es heute noch gemacht wird. Die Netzbetreiber rechnen meist direkt miteinander ab. Früher gabs sowas im SMS-Bereich auch mal, da wurden alle SMS über Materna abgewickelt, das ist längst Geschichte, geht heute direkt und wird direkt abgerechnet.
    Warum noch einen dritten damit betrauen, der auch mitverdienen will.

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