Wie hilft man Bulimie-kranken Menschen?

  • Hi Ihr!


    Die Freundin eines guten Freundes von mir (klingt ziemlich konstruiert, ist aber so ;)) leidet an Bulimie; das heißt, sie ißt relativ viel und erbricht sich danach; sie hat ihm dieses Problem auch schon mehr oder weniger gestanden (sie leidet an einer Unterfunktion der Schilddrüse und nimmt aus diesem Grund wohl relativ leicht zu; daher anscheinend Ihre Angst, zu dick zu werden).
    Man sieht es Ihr (noch) nicht an (sie hat einen ganz normalen Körperbau), mein Kumpel macht sich aber verständlicherweise dennoch große Sorgen und weiß nicht, wie er damit umgehen und wie er ihr helfen soll. Die Recherche im Internet hat außer eher allgemeinen Hinweisen nichts gebracht; hat daher vielleicht von Euch jemand eine Idee, was er da machen könnte (außer einfach für sie da zu sein)?


    Danke schon jetzt für Eure Hilfe!



    Viele Grüße,


    Krähe

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Nabend!
    Auf jeden Fall sollte man ihr raten zu einem Therapeuten zu gehen, bevor es noch schlimmer wird.Falls es das nicht schon ist!
    Gut zu reden hilft da meistens nicht viel....leider!


    Gruß Mr.Kittin

  • Morgen Krähe !


    Das Thema das Du da ansprichts ist wirklich sehr ernst zu nehmen. Deine Bekannte sollte auf jedenfall zuerst ihren Hausarzt kontaktieren, damit auch der bescheid weiß. Der wird Sie dann in entsprechende Fachhände geben, bei denen sie Rat und Hilfe findet.


    Ob es da irgendwelche Selbsthilfegruppen gibt, weiß ich nicht. Ist aber warscheinlich noch nicht sinnvoll, da sie bestimmt den Ernst der Lage noch nicht angenommen hat.


    Jedenfalls bekommst Du unter http://www.bulimie-online.de/ Auskünfte für alle im Umfeld bezeiligten Personen. Schau da mal rein.


    Therapeutische Maßnahmen werden wohl auch notwendig sein.

    Gruß
    vom Stefan


    -Wer einmal in Fürth war, der findet es überall auf der Welt schön-

  • Ich fürchte, dass ihr selbst da nicht viel machen könnt :(
    Am besten wäre sie natürlich in einer Therapie aufgehoben (die CDS macht u.a. relativ gute Therapien) - nur auch dort könnt ihr sie nicht "hinprügeln", die Entscheidung dafür sollte eher freiwillig sein.


    Auf jeden Fall sind Essstörungen eine Ernst zu nehmende Sache - die Sache läuft sehr schnell in einen Teufelskreis hinein, mal ganz abgesehen von einem nicht "normalen" Körperselbstbild.
    Vielleicht schafft ihr es ja, sie zumindest zu einem Erstgespräch zu bewegen - versucht aber nicht sie zu drängeln, so dass sie da schon rein aus Trotz nicht mehr hin will.


    Zitat

    Original geschrieben von indiana1212
    ... Deine Bekannte sollte auf jedenfall zuerst ihren Hausarzt kontaktieren, damit auch der bescheid weiß. Der wird Sie dann in entsprechende Fachhände geben, bei denen sie Rat und Hilfe findet.

    Letzteres wäre zwar wünschenswert, die Erfahrung zeigt aber, dass dies nicht immer der Fall ist - kommt eben ganz auf den Hausarzt an.


    Der von Dir gepostete Link scheint aber ganz gut zu sein :)

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Sie weiss schonmal, dass es nicht wirklich gesund ist, was sie da macht - evtl. nimmt sie das Problem aber nicht so ernst und ist der Meinung, dass sie die Situation unter Kontrolle hat.?? Dies ist keine Unterstellung, nur war bzw. ist eine Freundin von mir ebenfalls an Bulimie erkrankt. :(


    Der wichtigste Schritt ist, selbst zu erkennen, dass man krank ist - und dies ist oftmals der schwerste Schritt. Erst dann kann geholfen werden. Ohne diese Einsicht hilft der beste Arzt, Psychologe, Therapeut nichts. Traurig aber wahr.


    Meine Freundin hatte sich (wir waren damals noch nicht ganz so gut befreundet) monatelang erbrochen nach dem Essen, hat dies natürlich vor jedem verborgen, keiner hat es gemerkt. Alle haben sich zwar anscheinend gewundert, dass sie so schmal ist, aber weiter Gedanken darüber hat sich niemand gemacht. Ich bin ihr dann mal zufällig über den Weg gelaufen und war zu Tode erschrocken, wie das Mädel aussieht, aber aus Ihr herauszukriegen war nicht viel. 2 Tage später ist sie auf der Arbeit mit'nem Gewicht von 44 Kilo zusammengebrochen. Kurz darauf kam sie in Behandlung und musste auch für 3 Monate weg, ohne Kontakt nach Aussen. Noch heute muss sie regelmäßig zum Arzt zur Kontrolle und ab und an auch zum Psychologen. Aber sie ist wieder auf'm Damm und isst. Sie isst auch gerne. Die Angst, dick zu werden, ist allerdings geblieben. :(
    Aber welches Mädel hat das nicht, solange es in'nem gesunden Rahmen ist...


    Es ist wirklich ein langer Leidensweg, der ohne Hilfe glaub ich nicht bewältigt werden kann. Freundschaft ist ebenfalls superwichtig. Klar. Aber es ist zu schaffen!
    :top:


    Gruß minchen

  • Bulimie


    N Mädel, mit dem ich ne sehr kurze Beziehung aber recht lange noch Kontakt hatte, litt auch unter Bulimie.


    Ich habe ihr auch von Anfang an klar meine Meinung zu dem Thema gesagt, dass ich es definitiv nicht verstehe und auch genausowenig gutheißen kann, zumal sie wirklichen nen Top-Körperbau hat.


    Und ich habe ihr meine Meinung auch regelmäßig mittgeteilt, nicht in liebe Worthülsen gepackt, sondern direkt auf sie zugesagt, was ich darüber denke.
    Sie sollte einfach auch merken, dass das was ich sage mein voller Ernst ist, und ich mir nicht insgeheim vielleicht sogar wünsche, dass sie abnimmt oder dergleichen.


    Denn das war einer der Hauptgründe für die Bulimie, dass ihr die Kerle andauernd gesagt haben, sie könnte ruhig etwas abnehmen.
    (Ich bin gewiss auch mal gehässig oder verletztend, aber ich habe jetzt schon sooft gemerkt, wie sehr man ein Leben zerstören kann, wenn man Leuten dauernd irgendwelchen Sch*** einredet :mad: Und grade Männer haben was das Thema angeht oft eine so miese Art an sich, ich kanns einfach nicht verstehen. Wenn einem jemand vom Aussehen her nicht gefällt, warum muss man dann trotzdem ne Beziehung anfangen, und dem Mädel einreden sie wäre zu dick?? Manchmal muss man sich echt für sein Geschlecht schämen, weil viele offenbar so dumm sind, dass sie a) nichtmal merken, was sie da anrichten oder b) es ihnen oft sogar egal ist was das Mädel da mitmacht und durchmacht, nur um irgendwelchen bescheuerten Schönheitsidealen zu entsprechen.
    Ich such mir doch, sofern ich bei klarem Verstand bin, als Freundin kein Mädel, welches ich mir erst noch "formen" muss, damit sie mir gefällt, sondern ichg suche mir gleich jemanden, der mir auch optisch zusagt :confused: )


    Dabei hat sie nen tollen Körper, und DAS habe ich ihr auch bei jeder guten Gelegenheit gesagt. Auch wenn sie mir, aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen, anfangs nicht wirklich geglaubt hat, irgendwann hat sie gemerkt, dass ich es ernst meine.


    Und im Laufe der Beziehung hat sie dann auch die Krankheit überwunden, mittlerweile isst sie gerne, sie kocht oft für ihre Familie.
    Klar, wenn mal wieder kleine Speckröllchen an den Hüften auftauchen, will sie die loswerden, aber sie ist mit ihrem Körper ansonsten zufrieden. Und es gibt immernoch nen klaren Unterschied zwischen "auf seine Figur achten" und Komplexe haben. Es muss einfach alles in einem gesunden Rahmen stattfinden.


    Kurzgesagt: Ich denke einer der wichtigsten Punkte beim Umgang mit solchen Menschen ist es, ihnen zu zeigen dass jemand für sie da ist und sie vor allem genau so akzeptiert und liebt, wie sie sind.


    Im Ernstfall führt aber sicherlich kein Weg an einer Therapie vorbei, aber ich denke vorher sollte man sich intensiv mit der Betroffenen auseinandersetzen, und auch versuchen zu verstehen, warum sie es tut, warum sie nicht mit sich zufrieden ist oder was sonst die Auslöser und Ursachen sind.


    So long...

  • Hi,


    ich kenne 3 Bulimikerinnen und habe die Erfahrung gemacht, daß man diesen Menschen als Laie leider nicht helfen kann.


    Sie müssen sich selbst helfen. Und das geht nur durch die sehr sehr bittere eigene Erkenntnis, daß sie krank sind und evtl. schwerste Schäden nehmen bzw. sogar sterben können, wenn sie sich nicht helfen lassen.


    Bulimie ist eine Krankheit, kein Spleen oder eine Teeniespinnerei.
    Ich habe versucht, mir erklären zu lassen, was Bulimie für Erkrankte bedeutet.


    So unvorstellbar es scheint: Die Frau mit der TOP-Figur, also kein Gramm Fett bzw. sogar die, die schon völlig abgemagert sind, sehen im Spiegel eine ekelhafte und fette Frau vor sich. Das eigentliche reale Speigelbild wird nicht wahrgenommen.


    Als Laie kann man in diese seelische Störung nicht hineinschauen bzw. verstehen. Das können nur gute Therapeuten. Die Betroffene muß selbst sagen, daß sie behandelt werden möchte, sonst hört das nie auf.


    Für den, der helfen will ist das sehr schwer, weil man effektiv nichts machen kann.
    Ich würde die Eltern informieren. Die haben noch die besten Möglichkeiten. Das hängt natürlich auch von den Eltern ab. Wenn die aber ganz vernünftig scheinen: Tut es!! Und tut es heimlich! In der Hoffnung, die Eltern glauben Euch!


    In meinem Fall hat das damals geholfen. Die Betroffene ist mir heute dankbar dafür...


    Das ist mein Rat!


    Schrapnell

  • Zitat

    So unvorstellbar es scheint: Die Frau mit der TOP-Figur, also kein Gramm Fett bzw. sogar die, die schon völlig abgemagert sind, sehen im Spiegel eine ekelhafte und fette Frau vor sich. Das eigentliche reale Speigelbild wird nicht wahrgenommen.


    Das ist ein wichtiger Punkt, hab ich ganz vergessen. Es ist wirklich so. Ich konnte es echt nicht glauben, als meine Freundin vorbeikam und meinte: "Hey, ich hab'ne Hose für Dich, passt mir nicht mehr, versuch Du sie mal, Dir passt die bestimmt besser!"


    Ich habe die besagte Hose angezogen, bei den Oberschenkeln war dann Ende. Dann hat sie aber wenigstens gesehen, dass Sie wohl doch dünner sein muss als ich.


    lg minchen

  • Ich möchte Euch schon mal ganz herzlich für Eure Antworten danken, die helfen sicher schon etwas weiter.


    Das Problem ist, daß ich nicht weiß, inwieweit sich dieses Mädel ihrer Krankheit eigentlich bewußt ist; was ja im Grunde die Voraussetzung wäre, um überhaupt erst mal an medizinische Hilfe zu denken. Da sie anscheinend erst nach längerem Nachbohren zugegeben hat, daß da nicht alles in Ordnung ist, habe ich leichte Zweifel, ob sie überhaupt schon so weit ist, um aus eigener Initiative einen Arzt aufzusuchen, oder ob sie noch denkt, daß das eigentlich alles gar nicht so schlimm ist... :rolleyes:

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

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