Nachdem das Interesse hier im Forum für VoIP (Voice-over-IP) doch größer zu sein scheint, möchte ich hier mal meine Erfahrungen mit dem Sipura SPA-3000 Telefonadapter mit euch teilen (Bilder folgen!).
Das Gerät habe ich bei Ebay neu für etwa 150 € erstanden - ob es sich gelohnt hat, erfahrt ihr im Folgenden:
Lieferumfang:
Das Gerät kam in einer recht kleinen Verpackung daher und obwohl es auf sämtlichen Photos sehr groß wirkt, ist das Gerät nur etwas größer und höher als eine Zigarettenschachtel.
Beigelegt sind nur ein Netzteil (Reisenetzteil bei dem der Stecker seperat mit dem Netzteil verbunden werden kann - so sind auch andere Stecker für andere Länder ansteckbar), eine Kurzanleitung und natürlich das Gerät selbst.
Betrieb:
Anders als der AVM VoIP-Adapter ist im SPA-3000 kein DSL-Modem integriert worden, was ich als Nutzer von Q-DSL (auf Basis von SDSL) sehr gut finde und zudem einen Netgear-WLAN-Router mit 108Mbit/s benutze. Ebenfalls anders:
Sipura empfiehlt ausdrücklich die Benutzung des Gerätes hinter einem (Hardware)-Router.
Einige Leute mögen jetzt denken: ohne QoS (Quality-of-Service) ist die Gesprächsqualität bei starker Netzbelastung um einiges schlechter - in der Realität konnte ich das allerdings nicht bis kaum feststellen aber dazu später mehr!
Die Entscheidung für den SPA-3000 viel vor allem wegen der vorhandenen Möglichkeit eines Fallbacks auf das analoge Festnetz (im Falle eines Ausfalls der Internetverbindung) und natürlich wegen den fantastischen Einstellmöglichkeiten.
Letzteres ist übrigens wirklich ein richtiger Mehrwert, keinen anderen VoIP-Adapter, kein anderes VoIP-Telefon kann man so präzise und detailliert konfigurieren wie die Sipura (wie ich den Adapter liebevoll nenne). Allerdings sei hier erwähnt, dass man auch eine Menge kaputt konfigurieren kann.
Nach dem Anschluß des Gerätes an einen freien Anschluß meines Netgear-Routers, muß nur noch das Netzteil eingesteckt werden und einige Ports (5060-5061, 16384-16482 alle UDP) im Router freigegeben werden.
Anschließend initialisiert sich das Gerät und man könnte es über einen Webbrowser konfigurieren. Könnte nur deshalb weil man bei einem DHCP-Router nicht unbedingt weiß welche IP-Adresse dem Gerät zugewiesen wurde und so machte ich mir den Spaß und probierte eine weitere Konfigurationsmöglichkeit aus - das angeschlossene analoge Telefon.
Ein wirklich geniales Feature ist nämlich das sprachgesteuerte Konfigurationsmenu des Adapters. Ist das Telefon erstmal am FXO-Port angeschlossen kommt man mit **** in ein Menu und kann dann bspw. mit 110# die zugewiesene IP-Adresse abfragen.
Über die IP-Adressen kann man die Sipura dann im Webbrowser konfigurieren und die entsprechenden Felder mit den Sipgate-Daten füllen. Den STUN-Server erreicht man nur über Admin-Login -> Advanced, dieser Server wird aber nur bei Problemem mit der Firewall wirklich benötigt.
Hat man die Daten komplett eingetragen und die Defaulteinstellungen erst einmal belassen, startet das Gerät nach "Apply Settings" neu (hörbar durch ein lautes klacken). Anschließend kann man den Hörer des angeschlossenen Gerätes (in meinem Fall ein Panasonic TCD-515) abheben und hört - wenn alles richtig verkabelt ist, einen Freiton im amerikanischen Format - sollte es nicht klappen, kommt ein Besetztzeichen.
Sämtliche Töne lassen sich übrigens im "Regional"-Bereich der Advanced-Settings konfigurieren - hier hab ich das deutsche Freizeichen eingestellt ![]()
Telefonieren über das Internet:
Sollte man so wie ich, VoIP als Ersatz für einen herkömmlichen Anschluß betreiben muß man in der Weboberfläche auf sipgate.de zunächst ein Guthaben per Kreditkarte oder Überweisung erstellen und kann dann anschließend Festnetz- und Mobilfunknummern auch selbst anrufen. Aber schon der erste Testanruf von meinem D2-Handy auf meine sipgate-Festnetznummer klappte hervorragend.
Das Telefon klingelte nach nur wenigen Sekunden und der Verbindungsaufbau klappte.
Anschließend probierte ich den anderen Weg - ebenfalls kein Problem, das Gespräch wurde schnell vermittelt, die Rufnummer übertragen.
Nun gut dachte ich mir, das ist ja noch nicht besonders aussagekräftig und so rief ich bei einer Freundin an. Die Qualität war hervorragend - keine Aussetzer, keine Echos etc. - den Unterschied bemerkt man also nicht.
Jetzt fing ich an etwas Traffic auf der DSL-Leitung zu erzeugen, startete ein bekanntes Filesharing-Programm und stellte die Up- bzw. Downloadkapazität so ein, dass gerade noch so die empfohlenden 80 kbit/s "frei" waren. Ich startete einen zweiten Testanruf und verfolgte die Auslastungsanzeige des Programms. Die Qualität war immer noch in Ordnung, sehr selten kam es zu sehr kleinen Aussetzern und selbst diese Aussetzer konnte man mit der Wahl eines anderen Audiocodecs minimieren - nur ist die Qualität dann eben nur mit einem Handy zu vergleichen.
Telefonieren über das herkömmliche Festnetz:
Sollte man nun auf die Idee kommen, doch noch über das normale Festnetz telefonieren zu wollen. Wird es etwas komplizierter - hier kommt das sogenannte Routing ins Spiel. Die Sipura kann nämlich im Prinzip jeden Anschluß mit jedem anderen verbinden. Beispielsweise den analogen Eingang mit dem analogen Ausgang, den VoIP-Eingang mit dem analogen Ausgang oder auch beide Eingänge mit einander verbinden (um das Gespräch über eine angeschlossene Telefonanlage zu routen etc.).
Die Schwierigkeit liegt hier allerdings im Detail - genauer: in den Advanced-Settings der Sipura. Diese sind so umfangreich, dass man manchmal lange braucht um zum Ziel zu gelanden.
Die Dial-Plans sind jedenfalls für das Routing zuständig und so kann man festlegen ob nur bei bestimmten Nummern, generell oder überhaupt nicht das Gespräch über den VoIP-Anschluß und/oder den analogen Anschluß geführt werden soll.
Ein Dial-Plan kann dann bspw. so aussehen:
(<**:>0180x.<:@gw0>|0190x.<:@gw0>|0800x.<:@gw0>|00800x.<:@gw0>|0900x.<:@gw0>|013x.<:@gw0>|112.<:@gw0>|110.<:@gw0>
|[2-9]|<:030>[1-9]xx.|0[0-9]xxxx.|<#,:>x.|<0#,:>x.<:@gw0>)
Sieht erstmal sehr kriptisch aus oder?
@gw0 ist hierbei der analoge Anschluß, die entsprechenden Einträge 0180x etc. sind Vorwahlen bzw. Rufnummern die über das darauffolgend genannte Interface (in diesem Fall @gw0) geroutet werden sollen.
Am Ende steht noch, dass man mit 0# manuell jederzeit auf den analogen Anschluß umschalten kann.
Für alle anderen Rufnummern außerhalb des Dialplans wird in diesem Fall die VoIP-Verbindung benutzt. Alle Rufnummern ohne Vorwahl werden im Ortsnetz über den analogen Anschluß geführt etc.
Da man mehrere VoIP-Konten konfigurieren kann, ist es natürlich ebenfalls möglich statt @gw0 auch ein anderes Gateway zu benutzen. Die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt und man sieht, das hier ehemalige Cisco-Mitarbeiter am Werk waren.
Fazit:
Natürlich ist der Sipura SPA-3000 eine Klasse für sich, wer das analoge Fallback nicht braucht, kann genauso gut einen SPA-2000 oder SPA-1000 kaufen. Besser als die verbreiteten Grandstream-Geräte sind die Sipuras allerdings auf jeden Fall ![]()
Das Gerät übertrifft alle meine Vorstellungen von VoIP um einiges - man merkt, dass die Technik so langsam ausgereift ist. Zumindest mit der Sipura ist bei Nutzung aller Möglichkeiten die Konfiguration alles andere als Massentauglich.
Sei es drum - mit dem Kauf des Sipura SPA-3000 hat man wohl einen der derzeit besten VoIP-Adapter erworben und mit ein wenig Studium der Materie ist man schon bald in der Lage umfangreiche Routingszenarien zu erstellen und ist damit so flexibel wie mit kaum einem anderen Gerät.
Ärgerlich sind vor allem Dokumentationsmängel, setzt man beispielsweise ein Passwort für die Benutzeroberfläche fest, wird man anschließend nach Benutzername und Passwort gefragt. Leider wird an keiner Stelle erwähnt wie der Benutzername heißt, "admin" oder "root" führten hier leider nicht zum Ergebnis.
Bzw. "admin" existiert schon, allerdings muß man zur Anmeldung an die Weboberfläche zunächst den Benutzernamen "user" benutzen.
Dieses wird im Handbuch nicht wirklich gut erklärt, zudem liegt das Handbuch dem Gerät nicht bei und muß erst heruntergeladen werden.
Das Gerät kann allerdings zu jeder Zeit per angeschlossenem Telefon in den Urzustand zurückgesetzt werden ...
Auch kommt es bei den CLIP-Einstellungen in Zusammenarbeit mit meinem Panasonic-Handset zu merkwürdigen Problemen (allerdings nur in Verbindung mit dem analogen Anschluß). Damit überhaupt die Nummer übermittelt wird, muß das DTMF-Verfahren in den Regional-Settings auf ETSI FSK geändert werden. Dann werden auch Anrufer welche über den analogen Anschluß anrufen angezeigt.
Kurioserweise zeigt das TCT-515 dann allerdings die Nummer 2 Mal an - untereinander, selbst wenn der Name bekannt ist. Auch mysteriös: Das TCT-515 scheint die Zeit und das Datum vom SPA-3000 zu beziehen.
Ist diese nicht eingestellt (über Weboberfläche - etwas umständlich und im amerikanischen Format), stellt sich das Telefon bei jedem Anruf zurück.
Ärgerlich ist hier, dass man beim SPA-3000 kein Jahr einstellen kann. Auch wenn dieses mysteriöserweise manchmal richtig ist ... nach jedem Reset muß die Zeit zudem neu eingestellt werden ...
Noch ein Tipp: Im ip-phone-forum.de gibt es zur Sipura richtig viele Tipps und Tricks.
Und der Link zum Gerät: