5,2 mio. Arbeitslose! Was können wir noch von der Zukunft erwarten?!

  • Zitat

    Original geschrieben von Goodzilla
    Jeder Arbeitslose kostet uns nun rund 1.000 € im Monat, was ist da nun so falsch daran diese zu bitten, 5 Stunden/Woche etwas davon in Form von Leistung der Gesellschaft (also jedem einzelnen von uns) zurückzugeben.

    Im "Normalfall" - bzw. so sieht es das System im Grunde vor - hat dieser Arbeitslose zuvor jahrelang während er einen Arbeitsplatz hatte in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt. Tritt der Fall der Arbeitslosigkeit ein, bekommt er von seiner Versicherung Leistungen in einem definierten Rahmen.


    Andersrum könnte ich jetzt argumentieren: wenn Du in Deiner Wohnung einen Wasserschaden hast und Hausrat kaputt geht - warum zahlst Du nicht einen Teil der nötigen Neuanschaffungen aus eigener Tasche und liegst mir, der zufällig in der selben Versicherung ist, nicht auf der Tasche - warum sollte ich die Neuanschaffungen Deines Hausrats mitbezahlen, hast eben Pech gehabt mit Deinem Wasserschaden und ein wenig kannste da ja auch selbst mit zu beisteuern. Das kommt zwar nur indirekt der Allgemeinheit zu Gute in Form von niedrigeren Versicherungsbeiträgen (oder der Vorstand der Versicherung kann sich ein höheres Salär genehmigen :D).

    Zitat

    Um zurück zu meinem früheren Beispiel zu kommen: Um eine kommerzielle Haushälterin einzustellen, bräuchte ich mehr Zeit und Kosten um eine zu suchen, zu verwalten und zu überwachen als die eine Stunde pro Woche die sie mir hilft. Dann kann ich meine "Lieblingsarbeit" auch gleich selber machen.

    Dass der Staat jedem Unternehmer zahlreiche Prügel zwischen die Beine wirft, wenn der einen Arbeitnehmer einstellen will ist bekannt - und eines der großen Systemprobleme in diesem Land.
    Allerdings ist die Situation nu mal wie sie ist. Und wenn Dich die Sache auf 5 Jahre hochgerechnet immer noch mehr kostet als Du bekommst... hm. Natürlich habe ich gewisse Anfangsinvestitionen, dann ist es aber eine Frage meines Unternehmertums, dass ich mit der neuen Arbeitskraft für mich selbst Zeit für "höherwertige Aufgaben" (also Dinge, an denen ich mehr verdiene) rausbekomme. (Übrigens auch eine der großen Herausforderung für Führungskräfte, zumal wenn sie aufgrund fachlicher Qualifikation an die Stelle gekommen sind - wie delegiere ich "richtig", um mehr Zeit für andere Aufgaben zu bekommen? - aber das nur am Rande).

    Zitat

    Ich will sagen: Warum soll ich zusätzlich eine Haushälterin zahlen wenn ich schon zuvor indirekt einen Arbeitslosen finanziert habe damit dieser in einem teuren warmen zuhause rumsitzen kann um *nichts* zu tun? Zweimal zahlen macht doch weder ökölogisch noch von der Gerechtigkeit her auch nur den geringsten Sinn - oder? :confused:

    Warum soll überhaupt jemand für einen Arbeitnehmer ein regulären Lohn oder reguläres Gehalt zahlen, wenn er doch für einen Bruchteil des Geldes einen Arbeitslosen bekommt? ;) Warum sollte ich als Unternehmer Interesse haben, dass dieser Arbeitslose wieder einen "normalen" Job bekommt, wo er doch für mich auch auf Kosten der Allgemeinheit arbeitet? Oder auch: wo ist hier die Linie, wo die Frohn- und Sklavenarbeit wieder beginnt? ;)


    Ja, man sollte von den Arbeitslosen auch Dinge fordern. Nur "rumhocken" und sich die Eier schaukeln sollte auf Jahre nicht das Ziel für die Leute sein, sondern sie sollten zusehen, wie sie wieder eine Arbeitsstelle bekommen. Aber nochmal: sie haben im Regel- oder von mir aus auch Idealfall in eine Versicherung eingezahlt, deren Leistungen sie jetzt in Anspruch nehmen. Und da es jeden treffen kann, zahlt auch jeder in diese Versicherung mit ein, Selbstständige ausgenommen, die müssen afaik für sich selbst sorgen.


    Dass irgendwann eine weitere Stufe greift für Langzeitarbeitslose ist imho auch klar: wenn es nu mal so ist, und der AL innerhalb von 12 Monaten keine neue Stelle bekommt, hat sich unsere Gesellschaft zumindest bislang dafür entschieden, die Leute nicht unter die nächste Brücke zu schicken. Deshalb bekommen sie immer weniger Geld, um sich einen definierten "Mindeststandard" zu ermöglichen. Dass es Leute gibt, die für die gleiche Kohle 40 Std. arbeiten gehen ist tragisch, im Grunde müssten sie gerechterweise mehr bekommen, damit beide Gruppen klarer abgegrenzt sind - aber auch das ist ein anderes Thema.
    Im Übrigen sind die 1Euro-Jobs -zumindest so wie ich das verstanden habe - doch schon Wege, die Leute zu Arbeit zu fordern. Ist also nicht so, als würde da nur zugeguckt. Sie aber für lau "einfach so" irgendwo arbeiten zu lassen so wie Du es vorschlägst, führt m.E. auf Dauer nirgendwo hin.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Im "Normalfall" - bzw. so sieht es das System im Grunde vor - hat dieser Arbeitslose zuvor jahrelang während er einen Arbeitsplatz hatte in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt. Tritt der Fall der Arbeitslosigkeit ein, bekommt er von seiner Versicherung Leistungen in einem definierten Rahmen.


    Jain. Du sprichst im Endeffekt eher von ALG I.
    ALG II ist ja, seid es mit der Sozialhilfe gekoppelt wurde, eigentlich nur ein schöner Begriff...


    Das allerdings jemand der 20 Jahre schön brav in die gesetzliche Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, nach nur einem Jahr schon mit ALG II abgespeist wird, bedarf eigentlich keiner Wertung :flop: Hier ist, so finde ich, schon der erste Fehler im System.


    Wir werden alle gleich gemacht. Der jahrelang hart arbeitende Fabrikarbeiter und der jugendliche, der zuhause liegt und sich die Eier schaukelt (Ja, eich weiss, man muss differenzieren, aber das Beispiel stimmt schon so)


    Allerdings sehe ich den Vorschlag von Goodzilla auch als nicht schlecht an, wenn jeder ALG II empfänger soundsoviel Stunden im Monat kommunal sinnvolle Arbeiten verrichten müsste.
    Viele Langzeitarbeitslose haben verlernt, was ein strukturierter Tagesablauf bedeutet. Alleine diese Struktur kann schon wieder ein Stückchen weiter wieder den Schritt in ein "normales" Leben bedeuten.


    Vergleicht es mal mit Entwicklungsprojekten in der dritten Welt. Liefert man einem Wüstendorf eine Wasserpumpe, haben die für 1 Jahr Wasser, dann ist das Ding kaputt, die Fördergelder weg und die Leute wieder genauso dran wie früher. Gibt man ihnen aber um die selbe Summe Material und Wissen an die Hand, wie man eine Wasserpumpe baut und instandhält, wird mit den gleichen Mitteln nachhaltig die Lebensqualität der Leute verbessert!


    Ich begebe mich jetzt zwar auf Terrain, das eher DUSA und wrywindfall (oder wie auch immer ;)) angeht, aber ich stelle mal die Behauptung in den Raum, dass der Mensch nur das richtig zu schätzen weiss, was er sich ERARBEITET hat. Der geschenkte Porsche ist fein, aber der, den ich mir jahrelang hart erarbeitet habe, bringt tiefe Befriedigung.


    Charlie

    --
    Die 5 Sinne des Menschen:
    Unsinn, Irrsinn, Stumpfsinn, Blödsinn und mein persönlicher Liebling, der Wahnsinn.
    ---------------

  • Zitat

    Original geschrieben von Charlie_D
    Ich begebe mich jetzt zwar auf Terrain, das eher DUSA und wrywindfall (oder wie auch immer ;)) angeht, aber ich stelle mal die Behauptung in den Raum, dass der Mensch nur das richtig zu schätzen weiss, was er sich ERARBEITET hat. Der geschenkte Porsche ist fein, aber der, den ich mir jahrelang hart erarbeitet habe, bringt tiefe Befriedigung.


    Charlie


    Nun ja, deswegen wird der Porsche auch, anders als der Standardbroterwerb bei der Russenmafia, bezahlt und nicht geklaut! ;)


    Hilfe zur Selbsthilfe oder wie das auf Neusprech heißt "Nachhaltigkeit" ist eine wichtige Sache. Was aber deine Verquickung von Entwicklungshilfe, den Erwerb von Luxusgütern und AlgII angeht, kann ich dir nicht so ganz folgen! :confused:



  • Ja Ja, soviel zum Thema Schutzkleidung :rolleyes:


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,401372,00.html




    Eines erschreckt mich aber noch mehr:


    Zitat

    Arbeitslose bergen verendete Grippe-Vögel


    Die Vogelgrippe hat die Insel Rügen unvorbereitet getroffen. Die Behörden sind überlastet, es fehlt an Helfern zum Einsammeln der Kadaver. Der Landkreis fand eine unkomplizierte Lösung - und bat Arbeitslose um Mithilfe.



    Wenn es jetzt am Anfang schon so chaotisch zugeht, wie ist es erst wenn das Virus noch weiter um sich greift :confused:

    Nix..............

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    Nun ja, deswegen wird der Porsche auch, anders als der Standardbroterwerb bei der Russenmafia, bezahlt und nicht geklaut! ;)


    Hilfe zur Selbsthilfe oder wie das auf Neusprech heißt "Nachhaltigkeit" ist eine wichtige Sache. Was aber deine Verquickung von Entwicklungshilfe, den Erwerb von Luxusgütern und AlgII angeht, kann ich dir nicht so ganz folgen! :confused:


    Naja, nur so als vergleich gesprochen. Man kann auch sagen: wenn man sich was erarbeitet befriedigt einen das mehr, als wenn man es geschenkt bekommt (in den allermeisten Fällen wenigstens).


    Besser?


    Charlie

    --
    Die 5 Sinne des Menschen:
    Unsinn, Irrsinn, Stumpfsinn, Blödsinn und mein persönlicher Liebling, der Wahnsinn.
    ---------------

  • Zitat

    Original geschrieben von Charlie_D
    Jain. Du sprichst im Endeffekt eher von ALG I.
    ALG II ist ja, seid es mit der Sozialhilfe gekoppelt wurde, eigentlich nur ein schöner Begriff...

    Tja, da bin/war ich wohl nicht der einzige, der das nicht sauber in seinem Beitrag getrennt hat ;)

    Zitat

    Allerdings sehe ich den Vorschlag von Goodzilla auch als nicht schlecht an, wenn jeder ALG II empfänger soundsoviel Stunden im Monat kommunal sinnvolle Arbeiten verrichten müsste.

    Auch hier gilt wieder: kommunale Arbeit ist was anderes, als bei Vielbeschäftigten oder dazu-zu-Faulen Hemden zu bügeln, Staub zu saugen und das Klo zu schrubben ;) [small](Tjaja, früher hat das die Muddi gemacht - nein, nicht die leibliche eigene Mutter, sondern die Frau, die Mann als Muddi geheiratet hat... Heute erdreisten die sich eine qualifizierte Ausbildung zu absolvieren und demütigen uns Männer mit besseren Sozialkompetenzen und mehr Ehrgeiz und nehmen uns auch noch die Arbeitsplätze weg... Schlimm, schlimm, schlimm! :D)[/small]
    Und das ist dann ja eine Frage, die im Grunde alle Sozialhilfeempfänger betrifft. Und auch wieder: warum sollte die Stadt auf Dauer xy bezahlen, wenn sie viele der Arbeiten auch so bekommen würde? Klar: Arbeit wäre genug da. Nur ist damit ja nicht die spannende Frage geklärt, warum für diese Arbeit(en) so wenig bis kein Geld da ist...

    Zitat

    Viele Langzeitarbeitslose haben verlernt, was ein strukturierter Tagesablauf bedeutet. Alleine diese Struktur kann schon wieder ein Stückchen weiter wieder den Schritt in ein "normales" Leben bedeuten.

    Das deckt sich mit vielen Studien zur Arbeitslosigkeit und ist einer der Schwierigkeiten, die die Leute mit der Zeit bekommen.

    Zitat

    Vergleicht es mal mit Entwicklungsprojekten in der dritten Welt. ...

    Tja, insgesamt hat sich in Deutschland diese Rundumversorgungsmentalität festgesetzt. Und der Staat hat die auch jahrzehntelang kräftig mit gefördert... Herr Sprenger spricht vom "dressierten Bürger" ;)

    Zitat

    ... ich stelle mal die Behauptung in den Raum, dass der Mensch nur das richtig zu schätzen weiss, was er sich ERARBEITET hat. Der geschenkte Porsche ist fein, aber der, den ich mir jahrelang hart erarbeitet habe, bringt tiefe Befriedigung.

    Dem ist - wie immer kann man bei statistischen Erhebungen immer nur vom Durchschnitt sprechen ;) - zweifelsohne so.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Dem ist - wie immer kann man bei statistischen Erhebungen immer nur vom Durchschnitt sprechen ;) - zweifelsohne so.


    Das wage ich inzwischen aufgrund auch erlebter Beispiele in der eigenen Umgebung zu bezweifeln. Es steht immer mehr im Vordergrund, den Porsche zu haben und dafür von anderen bewundert zu werden (="ich habe es geschafft, da mich andere bewundern"). Das Schätzen der eigenen Leistung tritt gegenüber der weiteren Aufrechterhaltung dieses Gefühls immer mehr in den Hintergrund...


    Obwohl ich eigentlich auch eher schätze, was ich mir erarbeitet habe. Aber heute verschwimmen die Grenzen zwischen den Begriffen "mir etwas erarbeitet haben" und "mir steht etwas zu" immer mehr!

  • Zitat

    Original geschrieben von wrywindfall
    ...und dafür von anderen bewundert zu werden (="ich habe es geschafft, da mich andere bewundern"). Das Schätzen der eigenen Leistung tritt gegenüber der weiteren Aufrechterhaltung dieses Gefühls immer mehr in den Hintergrund...


    Tja, das ist wahr, aber solche Freaks gabs schon immer und wirds auch weiterhin immer geben...
    Aber ob das langanhaltende Zufriedenheit bringt wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls erlebe ich im Bekannten- und Kundenkreis oft das Gegenteil.


    Selbst wenn sie über ein dickes Bankkonto verfügen - solche Menschen sind meist wirklich richtig arm!


    Charlie

    --
    Die 5 Sinne des Menschen:
    Unsinn, Irrsinn, Stumpfsinn, Blödsinn und mein persönlicher Liebling, der Wahnsinn.
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  • Hm... wenn höhere Werte in der Selbstwirksamkeit mit höheren Werten im Selbstbewusstsein und der eigenen Zufriedenheit einhergehen, sollte ich meinen selbst gekauften iPod oder SE P990i [small](um mal ne Dimension kleiner als den Porsche zu kommen - zumal ich auch mit 5-stelligem Monatssalär keinen wollte ;))[/small] mehr schätzen und mehr Vergnügen mit haben, als wenn ich die Sachen wem anderst auf der Straße gerippt habe. Dann ist die Befriedigung nämlich internal, während die anderen auf externale Stimuli angewiesen sind. Wenn die dann wegbrechen, bleiben - auch bei Leuten, die sich ihre C-Klasse selbst verdient haben, sie aber nur wegen dem Ansehen bei den Nachbarn kaufen - kleine Würstchen zurück die mit großen Tönen ihr nicht vorhandenes Selbstwertgefühl übertünchen müssen ;)



    Übrigens ja auch eine Erkenntnis aus den Studien zur Arbeitslosigkeit: Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl sinken mit der Zeit immer mehr und den Leuten - zumindest die, die arbeiten wollen - geht es emotional immer schlechter, was zu mehr Krankheitstagen führt und zu negativeren Zukunftserwartungen - also schlechte Voraussetzungen, um einen neuen Job zu ergattern.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. :rolleyes:


    Zitat

    Kaffee und Tee
    Lebensmittelspende aus Afrika für "Hartz IV"-Empfänger
    /nachrichten/journal/soziales/deutschland - 02.03.06 10:46


    Berlin (rpo). Lebensmittelspenden kennen in der Regel nur einen Weg: aus den westlichen Ländern in Richtung Krisenregionen in Afrika oder Asien. Jetzt läuft eine solche Aktion einmal in die andere Richtung: Die Situation von "Hartz-IV"-Empfängern in Berlin hat in Kenia Solidarität ausgelöst. Eine Lebensmittelspende befindet sich von dort auf dem Weg in die Hauptstadt.


    http://www.rp-online.de/public…ziales/deutschland/248754

    Nix..............

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