Review Ericsson R380s

  • Review: Ericsson R380s oder: Eine Ode auf Ericsson



    Einführung
    *********


    Nachdem ich durch Krähen und andere Rabenvögel, die so im Forum herumgeistern von Siemens zu Ericsson bekehrt wurde war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mein erstes Ericsson in Händen halten würde. Das war im Februar 2002 ein R320s. Nachdem dann ericssony mir auch noch einen T28s Dummy geschenkt hat war ich endgültig ein Fan der Marke mit den drei Streifen.
    Das R380s kaufte ich über HK privat für € 180, was für mich einen ganzen Monatsverdienst als Pianist und Organist darstellt. Was man dafür bekommt steht im ersten Punkt:


    Äußerlichkeiten und Lieferumfang
    ***************************


    Als ich den Karton erstmals in Händen hielt war ich erst mal platt vom schieren Gewicht. Doch erinnerte ich mich an mein R320, wo zwei (ziemlich dicke) Handbücher in Deutsch und Englisch das Gewicht ordentlich hochschraubte. Nachdem Ericsson schon beim R320s recht viel zu sagen hatte mutierte die Anleitung vom R380 zu einem Schmöker im Green Mile Format von Stephen King. Wer das erst auf deutsch und dann auf Englisch lesen soll ist mir ein Rätsel denn die Zielgruppe ist ja doch eher ein R320-Aufsteiger oder ein Businessman und kaum Hausfrauen -und Männer. Sei's drum, im Regal sieht's jedenfalls super aus.
    Mehr Sinn machen da die drei Ersatz-Styli, denn so ein kleines Stöckchen könnte man mal verlieren. Nette Zugaben sind auf jeden Fall die Sync-Lade-Multi-Station, das beiliegende Headset und das Datenkabel. Standard bei den großen Ericsson sind das Reiseladegerät und die Software-CD die jetzt dank Datenkabel endlich auch am Desktop Sinn macht.


    Das Gerät selbst ist aus dem bekannten Ericsson-Kunststoff, der zwar sehr hochwertig ist dafür aber recht schnell glatt wird. Die Farbe ist ein dunkles Nacht-blau, das auf den meisten Aufnahmen viel zu hell wirkt. In der Praxis ist es eigentlich eher ein bläulich schimmerndes Schwarz. Auf jeden Fall schaut das sehr edel aus. Das Display ist einen halben Zentimeter in das Gehäuse versenkt, was den Vorteil hat dass man das Gerät bedenkenlos in der Hosentasche tragen kann... ...wenn man es denn reinbringt. Das Platinenlayout ist wie bei den klassischen Ericsson-R-Modellen 130 x 50 mm aber das R380 ist mit Akku etwa 25mm dick. Durch die gerade Linienführung wirkt es noch dicker als es eigentlich ist. Auf der Vorderseite des Geräts ist ein Flip angebracht, auf dem Die Steuertasten und die Zifferntastatur stecken. Durch Wegklappen nach unten steht dann das Display in seiner vollen Pracht zur Verfügung. Schade nur dass der Flip seitlich deutliches Spiel hat und so recht wackelig wirkt, auch wenn er das an und für sich nicht ist. Der Rest des Gerätes ist Ericsson-Typisch perfekt verarbeitet. Mit etwas Papiereinlage hält der Akku stramm und fest da wo er soll und wackelt nicht mehr. Magnesiumrahmen-sei-Dank muss man sich keine Gedanken machen ob nun dadurch die Unterschale sich dabei verformt wie geschehen bei meinem alten Siemens S25.


    Auf der Rückseite prangt der riesige Akku BST10 der mit seinen 850 mAh das Handy 100 Stunden am Leben halten soll. Nimmt man den Akku in die Hand dann stellt man aber fest dass ziemlich viel Luft drin ist. Auf der rechten Seite ist ein Köcher für den Stylus angebracht, der recht fest sitzt, so dass man bisweilen fast etwas viel Kraft braucht um ihn da wieder rauszupopeln. Berichte dass der Stylus sich von selbst löst kann ich überhaupt nicht bestätigen. Beim Herausnehmen drückt man am besten mit der Fingerkuppe den spitz zulaufenden Teil der Stylus-Klammer etwas hinein und zieht schiebt en Stylus dann mit dem vordersten Fingergelenk ein Stück nach rechts. Den Stylus an den Rillen mit dem Fingernagel herauszuziehen ist nicht empfehlenswert, weil man dadurch den Kunststoff zerkratzen kann.




    Bedienung
    *********
    Wie gesagt habe ich mich nicht allzu lange mit dem Studium der Hand-Bücher aufgehalten, sondern bin gleich zur Tat geschritten. Das war wie sich herausstellen sollte kein Fehler. Das "normale" Menü im geschlossenen Modus ist... sagen wir mal übersichtlich denn es bietet außer Telefonbuch, Nachrichteneingang, Tagesübersicht und einigen wenigen Optionen nichts wirklich interessantes. Ich benutze es kaum denn wegen dem etwas wackelnden Flip macht das auch nicht wirklich Spaß.
    Sein wahres Gesicht zeigt das Smartphone beim Öffnen: Ein riesiges, messerscharfes Graustufendisplay mit perfekt gleichmäßiger Folienbeleuchtung offenbart sich dem Benutzer. Sechs Reiter dienen zur Navigation.


    1.) Telefon
    Anrufen/ Anrufprotokoll/ Telefoneinstellungen /Onlinedienste/ neue Notiz


    Bei "Anrufen" zeigt sich ein virtuelles Handy das man mit dem Stöckchen bedient. Mit der integrierten Freisprecheinrichtung kann man damit gut telefonieren. Allerdings nennt Ericsson diesen Freisprechmodus nicht ganz ohne Grund "Büro-Freisprechmodus" denn man braucht schon eine recht ruhige Umgebung um bequem zu telefonieren. Aktiviert wird er indem man bei maximaler Lautstärke mit dem Lautstärkeregler einen "Doppelklick" nach oben ausführt (zweimal ganz schnell hintereinander nach oben schieben). Dann piepst es zweimal und der Lautsprecher wird ziemlich laut. Auch auf Messen oder in lauter Umgebung ist das ganz praktisch weil man seinen Gegenüber perfekt versteht. Sehr edel ist auch der Zugriff auf Kalender und Spiele während eines Telefonats ;). Ich habe die e-Software auf dem Handy und somit zusätzlich zu Reversi noch ein "Tetris" und einige andere Goodies auf dem R380s. Doch dazu später mehr.



    Anrufprotokoll
    Das Protokoll zeigt alle mit dem Handy geführten Gespräch übersichtlich in einer Baumstruktur an. Wozu man das genau braucht kann ich aber auch nicht sagen. Ganz nett ist die Funktion allemal.


    Telefoneinstellungen
    Hiermit konfiguriert man sein R380 wirklich. Alles, einfach alles was das Handy betrifft kann man hier einstellen. Will man einen Klingelton komponieren dann kriegt man sogar eine richtige Klaviatur eingeblendet. Das muss man Ericsson erst mal nachmachen! Jetzt habe ich mein Klavier immer parat :)


    Onlinedienste = SIM toolkit


    Neue Notiz
    Diese Notiz ist ein virtuelles Stückchen Papier mit einer Auflösung von 120 x 360 Pixel. Ganz praktisch für die notorischen Telefonkritzler.



    2.) Kontakte
    Das war der eigentliche Grund für mich das R380 anzuschaffen. Nachdem ich inzwischen auch viel außerhalb der Schule zu tun habe, habe ich erst meinen IC35 als Adressenverwalter zu schätzen gelernt. Dumm nur wenn man nicht immer PDA und Handy dabei hat. Im R380 habe ich jetzt 150 Datensätze gespeichert und es ist noch kein Ende in Sicht.
    Die Kontakte werden in einer Alphabetischen Liste sortiert jeweils nach den Anfangsbuchstaben angezeigt. Dabei kann man mit Reitern direkt zu einzelnen Buchstaben(gruppen) springen, also etwa von DEF nach PQR. So kommt man ohne langes Scrollen schnell an die gewünschte Adresse. Wenn man wirklich extrem viele Datensätze an Bord hat kann man auch suchen, aber ich habe diese Funktion nie gebraucht denn das Scrollen geht auch erstaunlich flott.



    3.) Nachrichten
    Das ist die zweite Stärke vom R380s. Email und SMS beherrscht es aus dem ff. Das Verfassen geht ganz leicht per Handschrifterkennung oder virtueller Tastatur und schneller als jedes T9. Längere Emails sind zwar kein Problem aber wenn ich so viel zu sagen habe rufe ich lieber an. Die (nicht ganz triviale) WAP und EMAIL Einstellungen kann man sich zuverlässig und kostenlos von der SonyEricsson Homepage schicken lassen.



    4.) Kalender
    Wie der Name sagt ein Kalender. Und was für einer! Tages, Wochen und Monatsansicht machen erst mit dem Touchscreen so richtig spaß. Termine, Aufgaben und sogar Wiederholungen in regelmäßigen Intervallen kann man bequem eingeben. Beim betrachten der Termine kann man jederzeit zwischen Tages, Wochen und Monatsansicht wechseln. Sogar meinen 83. Geburtstag kann das R380 noch alarmieren (31.7.2067). Leider tut es das recht leise und unauffällig. Ich höre das dann bestimmt nicht mehr :)



    5.) WAP-Services
    Mit einem Touchscreen macht sogar Wap Spaß, denn das R380 hängt sogar einschlägige GPRS/ HSCSD Handys ab und das obwohl es eigentlich nur via CSD funkt. Der Cache ist hinreichend groß doch leider nur bis zum reboot verfügbar. Danach wird er scheinbar gelöscht. Sei's darum denn bei dem Display verzeiht man einiges. Mit dem R380 kann man sogar strikte WAP-Gegner überzeugen. News werden schön leserlich dargestellt und Tabellen haben Platz ohne Ende.



    6.) Extras


    Notizblock
    Die "Vollversion" von dem Link unter "1.) Telefon". Hier kann man Skizzen oder Texte eingeben und speichern. Leider werden beim Sync mit Lotus nur die Texte übertragen.


    Uhr
    Eine Uhr mit zwei Zeitzonen, die sich beim Synchronisieren mit der Systemuhr des Rechners abgleicht, die man wiederum über das Internet nach Atomzeit stellen kann (sollte).


    Taschenrechner
    Ein einfacher, zehnstelliger Taschenrechner mit Speicher und Wurzeltaste.


    Spiele
    Reversi: Ein sehr nettes Strategiespiel. Die Spielstärke lässt zwar etwas zu wünschen übrig, aber bei "schwierig" stellt er sich wenigstens nicht allzu dumm.
    Tetris: Tetris im Makrokosmos! Dadurch dass die Teile senkrecht die volle Displaylänge entlang fallen nutzt das R380 den Bildschirm perfekt aus. Die Steuerung finde ich aber etwas unglücklich, weil man bei Level 9 wegen dem verzögerten Ansprechen des Touchscreens praktisch nicht mehr spielen kann.


    System
    Hier kann man Systemweite Einstellungen vornehmen und den Touchscreen kalibrieren, den Bildschirm um 180° drehen (für Linkshänder), den freien Speicher anzeigen lassen (0,72 MB :))
    Ein Passwort für SecurID generieren um Zugriff auf Firmennetze zu bekommen, und und und



    Was mir generell auffällt ist das vergleichsweise schnelle Menü. Für ein Ericsson Handy reagiert das R380 recht schnell. Aber auch in anderer Hinsicht schlägt es ganz aus der Art. Zum Beispiel fehlt die Standby-Anzeige oder es kommt nicht mit Zubehör zurecht das dynamische Menüs erfordert. Somit ist das R380 das einzige 3V- Telefon das nicht mit Bluetooth oder mp3 nachgerüstet werden kann. Schade eigentlich. Auch der Sprachspeicher ist im Vergleich zum bequem verwaltbaren Memo-Manager vom R320 ein deutlicher Rückschritt. Nicht einmal richtig löschen kann man ihn.




    Akku/ Standby
    *************
    Offiziell sollte das R380 etwa 100 Stunden halten. Ich schaffe aber nur gut drei Tage (~ 80 Stunden). Damit scheine ich aber noch im besseren Mittelfeld zu liegen denn hier im Forum hört man von R380 die offenbar weniger als 30 Stunden halten. Ein generelles Problem ist die Tatsache dass der Touchscreen permanent unter Strom stehen muss, selbst wenn das Telefon aus ist denn der Aus/Ein Taster gibt nur den Tastendruck auf den Touchscreen weiter. Ein Separater Aus/ Ein Taster à la Nokia *bitte nicht schlagen* wäre da sicherlich die Bessere Lösung gewesen. Vielleicht integriert in ein leuchtendes Ericsson-Logo? *träum*
    Insgesamt ist beim R380 aber die Akkulaufzeit ohnehin von eher zweitrangiger Natur denn das Konzept sieht sowieso keine Marathon-Nutzung vor:


    Tagesablauf eines R380
    **********************
    7:00 Die Hand meines Herrchens nimmt mich aus meinem Cradle und schalte mich ein


    Vormittag Der Typ muss wahnsinnig geworden sein. Der stochert wie ein wilder auf mir rum und hat dann soooo viel zu sagen


    Mittagspause Endlich! Jetzt sind wir wieder im Büro und ich kann wieder in ein Cradle und werde synchronisiert. Etwas Ladestrom kann auch nicht schaden


    Nachmittag *Däumchendreh* Wenn der Computer läuft habe ich nichts mehr zu tun


    19:00 Ach, da kommen ja wieder ein paar Daten angeflogen. Flugs synchronisiert und ab geht's heimwärts.


    20:00 Jetzt sitzt Herrchen schon wieder an einem Rechner. Das darf doch nicht Wahr sein. Ständig hängt der in irgendwelchen Foren rum. Naja, Ich sitze wieder in meinem Cradle und lasse mich noch eben synchronisieren bevor ich ausgeschaltet werde und mich die Nacht über regeneriere.




    Ein Hoch auf Ericsson-Engineering
    ***************************
    Tja, was soll man dazu sagen: Einfach perfekt! Immer wenn ich ein Ericsson Handy in der Hand habe weiß ich dass das Konstruktionsteam mitdenkt. Beispiel: Akkuanzeige. Kein anderer Hersteller hat es fertiggebracht eine auch nur ansatzweise vergleichbar genau Anzeige zu implementieren. Beispiel: Zubehör. Allenfalls Siemens kann da mit dem Universalstecker mithalten (Ladegeräte mal ausgenommen). Beispiel: Tischladestation CDW10. Für mich ein Meisterwerk von Ericsson Engineering. Nicht nur dass man die Ladestation auch an die Wand hängen kann, sondern dass man auch Datenkabel UND Ladegerät anschließen kann. Oder dass man beides mit einem Handgriff rausnehmen und durch einen mp3-Player ersetzen kann und so am Schreibtisch stilvoll Musik hören kann (sogar die MMC kann man bequem wechseln). Oder dass man während des Ladens eine FSE einstecken kann und und und. Dazu muss man wissen dass die CDW10 eine Bogenförmige Form hat und hinten zwei Beinchen für sicheren Stand Sorgen. Dazwischen befindet sich ein Hohlraum gerade groß genug für ein Ansteckmodul üblicher Größe (mp3, Infrarot, Radio, Bluetooth). Mitdenkend wie die Ericsson Menschen sind kann man seitlich Audiokabel herausführen und sogar für eine stabile Infrarotverbindung reicht die Aussparung. Man sieht: Selbst die "einfache" Ladestation ist schon weitaus mehr als eine stupide Ladeschale. Bedenkt man jetzt dass Ericsson Zubehör generell circa ein Drittel von üblichen Original-Zubehör-Preisen kostet dann kann es nur einen Slogan für Ericsson geben: The feel of smart design!




    Conclusio
    *********
    Das R380 spaltet die Gemüter. Den einen ist es zu groß, zu unhandlich oder einfach zu konservativ. Die Anderen schätzen das professionelle und seriöse Äußere, die Funktionen und die perfekte Verarbeitung. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen aber ich persönlich bin mit dem R380 sehr zufrieden. Das hat mehrere Gründe. Zum einen die Umfangreichen und komfortabel zu bedienenden Organizerfunkionen, die jeden Palm m100 alt aussehen lassen und vor allem die gelungene Symbiose aus Handy und PDA. Dass man keine Programme nachladen stört mich nicht denn bei meinem IC35 wäre es möglich gewesen und ich habe es fast nicht genutzt. Allenfalls ebooks wären auf diesem tollen Display das i-Tüpfelchen gewesen. Andererseits natürlich ist das R380 ein ziemlich großes Telefon, was aber mit einer ICE-10 Ledertasche weitgehend wettgemacht wird denn wenn es auch nicht in die Hosentasche passt: Für den Gürtel ist das R380 lange nicht zu groß. So bleibt mir eigentlich nur noch das Schlusswort:


    Ericsson R380: Business professional for professional business

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!