Handeln beim Internetshopping: macht ihr's & wie "dreist" seid ihr?

  • Aussagen eines lokalen PC-Fachhändlers: in seiner Branche sind die Margen so klein, dass große Preisnachlässe gar nicht machbar sind. Dennoch fragen inzwischen sehr viele Kunden nach ("Im Internetz gibbet datt abba für X Eurohhh") und viel kann er meistens nicht machen, aber es scheint den Kunden oft allein um das Gefühl zu gehen, etwas "herausgeholt" zu haben, auch wenn es nur ein kleiner Betrag ist.


    Ansonsten scheint es 2 Kundengruppen zu geben: die einen kaufen sowieso fast immer online und denen kann er es sowieso nie Recht machen (zu teuer, man kriegt ja eh dieselbe Ware wie im Netz, die quälen sich bei Problemen selbst mit Händlerhotlines herum).
    Die andere - sein - Klientel sind Leute, denen es nicht unbedingt auf den Mehrpreis von 1,50 EUR ankommt, sondern denen ist wichtig einen lokalen Ansprechpartner vor Ort zu haben. Gerade viele ältere Kunden schätzen es wenn sie beraten werden und er setzt auf fundierte Beratung und Fachwissen. Man kann bei Schwierigkeiten ggf. auch nach dem Kauf noch hingehen und sich mal einen Rat holen, man kann sich manche lästige Installation etc. sparen, muss als Kunde also nicht irgendwelche Aufgaben erledigen, sondern bekommt ein fertiges Produkt.
    Er kann natürlich nicht immer den Preis aus den Preisvergleichen halten, kalkuliert aber fair, so dass er leben kann, aber auch der Kunde nicht allzu viel draufzahlt - schließlich spart man sich Versandkosten.


    Aber äh, lange Rede, wenig Sinn: viele verhandeln wohl alleine deswegen, weil sie das Gefühl haben wollen, "etwas herausgeholt" zu haben. Es ist dann weniger wichtig ob es nur ein kleiner Betrag ist - Hauptsache, man hat etwas herausgeschlagen.


    Meine Sache ist es nicht. In Deutschland ist "Handel wie auf dem Basar" eher unüblich, wenn es nicht um ein Auto, ein Haus oder ein Grundstück geht. Ich finde es auch ganz angenehm, man zahlt den Preis, der geschrieben steht, und wenn ich vorher einen Preisvergleich gemacht habe weiß ich ja auch, dass meine Quelle entweder die günstigste ist oder, wenn es nicht der beste Preis ist, dennoch irgendeinen Vorteil bietet, der mir den Aufpreis wert ist.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Just ~ Me
    Ich frag mich halt wie du handelst? Anrufen und nachfragen? Oder in nem Kommentarfeld dazuschreiben? Oder vorher per eMail anfragen?


    Kommentarfelder sind sinnlos, entweder man erhält gar keine Antwort oder nur Mist. Das habe ich genau 2x bei ebay versucht. Emails gehen zwar, aber die mittlere Antwortszeit liegt bei "normalen" Online-Shops gerne bei 3-4 Tagen, also auch sinnfrei, wenn man etwas zeitnah braucht. Am besten ist immernoch kurz anrufen und wirklich nett fragen.


    Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Meine Sache ist es nicht. In Deutschland ist "Handel wie auf dem Basar" eher unüblich, wenn es nicht um ein Auto, ein Haus oder ein Grundstück geht. Ich finde es auch ganz angenehm, man zahlt den Preis, der geschrieben steht, und wenn ich vorher einen Preisvergleich gemacht habe weiß ich ja auch, dass meine Quelle entweder die günstigste ist oder, wenn es nicht der beste Preis ist, dennoch irgendeinen Vorteil bietet, der mir den Aufpreis wert ist.


    Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Angenommen, ich finde im Net eine Digicam für 99,-€ und diese sagt mir so sehr zu, dass ich nur diese und absolut keine andere haben möchte, fahre dann in die Stadt und dort gibts das Modell für 129,-€, worin siehst du dann den Vorteil? Eine Beratung fällt ja weg. 30€ "Verkaufsgebühr"?



    Au revoir
    z.

    * Account opened: 01/2006
    + Account closed: 01/2010

  • Im Prinzip ist's ja für beide Parteien vorteilhaft, wenn man handelt. Der Käufer kauft etwas, was er ohne Nachlass vermutlich nicht gekauft hätte und der Verkäufer macht nen etwas kleineren Gewinn, wo er eigentlich keinen gemacht hätte. So what...


    Achja, bei "Bonusse" kriegt man ja echt Augenkrebs. :p Hab ich noch nie gehört. Nur das deutlich elegantere "Boni". Gleiches gilt für Skonto - Skonti.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Zitat

    Original geschrieben von zufaul
    Angenommen, ich finde im Net eine Digicam für 99,-€ und diese sagt mir so sehr zu, dass ich nur diese und absolut keine andere haben möchte, fahre dann in die Stadt und dort gibts das Modell für 129,-€, worin siehst du dann den Vorteil? Eine Beratung fällt ja weg. 30€ "Verkaufsgebühr"?


    Die Frage ist ja schon, ob ich die Digicam alleine finde. Ich habe von Objektiven und ihren Werten keine Ahnung, also kann ich entweder eine Kamera kaufen, die mir äußerlich zusagt - oder ich lasse mich vom Fachmann beraten und komme so zu einer Kamera, bei der die Qualität stimmt und mit der ich gute Bilder machen kann.
    Wenn ich mich mit Kameras auskenne, brauche ich die Beratung zwar beim Kamerakauf nicht. Dafür brauche ich sie aber beim Kauf eines Druckers, von diversen PC-Komponenten, eines Küchen-, Garten oder sonstigen Geräts oder irgendwelcher Anschaffungen. Niemand kennt sich überall aus und es ist immer gut, wenn man eine ordentliche Beratung bekommt.


    Ich kann mir die Dinge vor Ort anschauen und manche Sachen erfasse ich nur, wenn ich die Ware live sehe und anfassen kann. Ist es dir noch nie passiert, dass die Bilder und Berichte gut ausschauten - und dann kommt die Ware und du bist enttäuscht?


    Wenn die Ware defekt ist, kann ich sie beim Händler reklamieren und er kümmert sich darum. Ich gehe entweder sofort mit einem neuen Gerät aus dem Laden oder bekomme ein Leihgerät gestellt - je nachdem, worum es geht.
    Ich schlage mich nicht 2 Stunden lang mit inkompetenten, radebrechend deutsch sprechenden Hotlinern in Bulgarien herum, zu denen der Anbieter seine Hotline aus Kostengründen ausgelagert hat (Beispiel: HP).
    Ich ärgere mich nicht mit Email-Support, der 4 Tage lang gar nicht antwortet und dann eine nichtssagende Standardmail schickt, die überhaupt nicht mein Problem betrifft.
    Ich werde von Hotlines nach 20 Minuten Endlos-Gedudel auch nicht mit dümmlichen Aussagen abgewimmelt und habe keine Kosten dafür, auch nicht für die Rücksendung - die theoretisch der Onlinehändler für mich übernehmen müsste, in der Praxis sieht es oft anders aus - was auch fast wieder verständlich ist: irgendwo muss der Onlinehändler sparen, denn sonst kann er den guten Preis nicht machen. Also spart er am Service. Der kostet nämlich nur viel Geld und bringt einem nichts ein, dazu die Versandkosten - da wäre jeder Billigheimer blöd und schnell pleite, wenn er hier großzügig Geld verpulvert.


    Obendrein ist der lokale Anbieter - nehmen wir den von dir genannten Fotohändler - auch vielfach Kunde: der braucht selber PC's, Briefpapier, Wartung seiner Heizung und Sanitäranlagen, Verbrauchsmaterial aller Art usw. usw.


    Das Geld, was er an meiner Kamera verdient, bringt er mir wieder wenn er sein Briefpapier in meiner Druckerei im Ort anfertigen lässt anstatt es im Netz zu bestellen. Als Heizungsbauer, Fliesenleger, Fernsehtechniker verdiene ich an ihm wenn er mich fair bezahlt und nicht den My-Hammer-lohngedumpten Schwarzarbeiter engagiert.


    Wenn ich einrechne, dass ich beim lokalen Händler keine Versandkosten zahle (Nachnahmesendungen liegen schnell bei 13, 14 EUR Zusatzkosten!) ist der Preisunterschied oft nicht mehr groß. Teure Hotlinekosten fallen mir nicht an - und bei der heutigen Gerätequalität ist nicht unwahrscheinlich, dass man immer wieder den technischen Support braucht. Der Service - im Falle eines Falles - ist bei meinem lokalen Anbieter gegeben und wenn ich selber ein kleiner Anbieter bin, freue ich mich wie er, wenn andere auch bei mir kaufen.


    Das alles setzt natürlich voraus, dass ich einen wirklich fähigen und bemühten Händler vor Ort habe. Davon gehe ich in dieser Betrachtung aber aus, weil sonst würde ich einen Kauf in seinem Laden erst gar nicht als Alternative in Betracht ziehen.
    Ich bin auch nicht bereit, jeden Mondpreis zu bezahlen, es muss schon in einem vertretbaren Rahmen sein. Dann aber gilt "leben und leben lassen":


    "Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden gerechte Beute solcher Machenschaften.


    Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles.
    Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.


    Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.


    Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen."


    John Ruskin, engl. Sozialreformer (1819-1900)

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...



  • Guter Text. Hab auch das Gefühl und die Hoffnung, dass sich der Konsument langsam wieder besinnt und eben Deine Argumente (bestätigt durch Eigenerfahrung) zum Anlass nimmt und eben nicht nur nach der "Geiz ist geil Mentalität" lebt. Wenn der (vernünftige) Einzelhandel erst mal nicht mehr existiert, kann ein Aufdenken nämlich zu spät sein.

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