Kennt sich jemand mit Mikrofonen (für Camcorder) aus?

  • Hi,


    ich habe einen Camcorder (Standard-Teil, 500 Euro) und möchte daran gern (wenn möglich) mehrere Funk(?)mikrofone anschließen, die auf Tischen verteilt werden. Welches System eignet sich denn da sinnvollerweise?
    Kennt sich da jemand aus? Gibt ja recht viel auf dem Markt. Tonqualität ist wichtig, darf daher auch gern teurer als der Camcorder selbst sein.

  • Zwar ist mir jetzt die Besonderheit des Einsatzes an CamCordern nicht so recht bewusst, aber ich will mal einige grundsätzliche Punkte zusammentragen, die ich aus dem Einsatz von Mikros für verschiedene Aufnahmesituationen kenne:


    Welcher Mikro-Typ für welche Anwendung?
    Um aus Schallwellen Stromimpulse zu machen, finden zumeist zwei physikalische Prinzipien Anwendung:


    1. Dynamische Mikros besitzen eine Spule die sich in einem Magnetfeld bewegt und damit das Nutzsignal selbstständig und unabhängig erzeugt - man kann so ein Mikro also direkt an einen Verstärker oder Mikro-Eingang anschließen.
    Nachteil: Auf Grund der Masse der schweren Bauteile (Spule, Dauermagnet) ist das System recht groß und träge und hat daher keine lineare Kennlinie (je höher die Frequenz, umso schlechter). Zudem sind sie sie bei schwachen Schallquellen unzureichend, da diese Massen überhaupt erst einmal bewegt werden müssen.


    2. Kondensatormikros bestehen, wie der Name schon verrät, aus einem Kondensator, dessen einer Pol die Schallmembran ist (der Schall ändert dessen Kapazität). Sie können daher extrem klein gebaut werden und besitzen eine nahzu lineare Kennlinie und einen erheblich weiteren Frequenzbereich. Ihre Empfindlichkeit reicht auch für die Aufnahme leisester Schallquellen, weshalb sie vielfach auch als Aufnehmer für rein akustische Musikinstrumente genutzt werden (z.B.Harfe o.ä.)
    Nachteil: Da ein Kondensator von sich aus keinen Strom erzeugen kann, braucht man eine Hilfsspannung (sogen. Phantomspannung) und entsprechende Vorverstärker, die häufig bereits im Mikro integriert sind und natürlich ebenfalls mit Strom versorgt werden wollen.


    Weiterhin ist bei Aufnahmen wichtig, aus welcher Richtung der Schall kommt. Stellt man Mikros nur in der Nähe der Sprecher auf, ist Empfangscharakteristik in Form einer Niere sinnvoll. Hierbei wird am besten der Schall rings um das Mikro aufgenommen, während der direkt davor sitzende Sprecher etwas gedämpft ist (er sitzt aber auch am dichtesten dran ;) )


    Wie kommen nun die Signale verschiedener Mikros zusammen?
    So ganz ohne Mschpult wird man imho nicht wirklich glücklich, da sich die Aufnahmesituationen an unterschiedlichen Stellen eines Raumes doch erheblich unterscheiden kann. Die Ansprüche hier lassen sich an zwei Punkten fest machen:
    1. Das Pult muss ggf die Phantomspannung liefern können.
    2. Ein- und Ausgänge müssen eine symetrische Übertragung besitzen, um Störungen auszuschließen (erkennbar an den 3pol. XLR-Buchsen/Steckern; für alles was länger als 0,5m ist, verbieten sich Klinke und Cinch wegen Störanfällgkeit und Signal-Verlusten)


    Zur Frage von Funkverbindungen:
    Mit der sogen. 'digitalen Dividende' ist vieles, von heute auf morgen nicht mehr nutzbar. Die zahlreichen 'Abverkaufsversuche' bei ebay & Co zeigen dies drastisch. Für professionelle Einsätze gibt es Frequenzen, für die man sich kostenpflichtig anmelden muss. Die verbliebenen freien Frequenzbereiche sind dagegen so dünn gesät, dass man zukünftig wohl damit rechnen muss, ähnliche Schwierigkeiten, wie beim 2,4GHz-Wlan zu bekommen :rolleyes:
    Auch wenn viele Hersteller der Audio-Industrie energisch dagegen kämpfen sorgt der frequenz-fressende Mobilfunk derzeit dafür, dass es für uns 'Kleinanwender' keine zukunftssicheren Investitionsentscheidungen gibt - alle Anschaffungen in Funk sind derzeit ein Va-Banque-Spiel :gpaul:


    Persönlich nutze ich überwiegend das Rode M3 KondensatorMikro, das ein australischer Nachbau eines deutschen Hersteller ist. Das sehr robuste Vollmetall-Gerät kann statt Phantomspannung auch mit einer 9V-Batterie betrieben werden und erlaubt über einen eingebauten Schalter die Einstellung der Empfindlichkeit in drei Stufen.


    Derselbe Hersteller hat auch eine Funk-Kombi im Freifrequenzbereich im Angebot, die allerdings im 2,4GHz-Bereich den Störungen anderer Sender ausgesetzt ist (Wlan, DECT, Funkschalter usw. usf.)


    PS: Der Aufstellort 'Tisch' birgt die Gefahr, dass jedes Ruckeln, Klopfen o.ä. mit voller Körperschallstärke vom Mikro aufgenommen wird. Ich nutze daher immer entsprechende Mikrostative, die sicher vor gestikulierenden Rednern sind ;)
    Auch eine 'Über-Kopf-Aufhängung' wie vielfach bei Chören zu sehen kann man in Erwägung ziehen, wenn man die Mikros aus dem Bild verbannen möchte :top:

  • Bei "Tischen" fält mir "Grenzflächenmikrofon" ein = wenn mehrere Redner am Tisch gleichberechtigt zu hören sein sollen sei das wohl eine unkomplizierte Lösung hab ich mir sagen lassen (Beispiel Besprechungstisch mit mehreren Teilnehmern).

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

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