Was will Aldi bloß noch alles verkaufen?Nun lese ich auch noch dies: :eek: :confused: :eek:
Echte Kunst beim Discounter
Aldi will künftig handsignierte Drucke verkaufen. Die Künstlerszene findet die Idee Klasse.
Hamburg - Aldi steigt jetzt auch ins Kunstgeschäft ein. Zwischen Weihnachtsgebäck, Waschmitteln und Wurst will der Discounter künftig Kunden mit echten künstlerischen Werken locken: Vom 1. Dezember an sollen erstmals Originalgrafiken, die von Künstlern handsigniert sind, in den Regalen liegen. Zunächst nur in den etwa 1500 Filialen von Aldi Süd, wie aus Kunstkreisen zu erfahren ist. Der Konzern Aldi hüllt sich dazu - wie so oft - in Schweigen. Ob die Aktion auch in Norddeutschland anläuft, ist noch ungewiss.
Dem Vernehmen nach will der Discounter zunächst Blätter von sieben Künstlern anbieten. Jedes Werk soll in einer Auflage von 10 000 Stück in den Handel kommen. Dabei sollen die Arbeiten mit Rahmen als "ganzes Set" zu Preisen zwischen zehn und 15 Euro verkauft werden. Einer der beteiligten Künstler hat sich bisher geoutet: Es ist der prominente Düsseldorfer Felix Droese (53). Der Schüler von Joseph Beuys, der schon auf der Documenta Kassel und der Biennale von Venedig ausgestellt hat, steuert zwei Offset-Drucke bei: "Silberfinger" und "Wind, Wasser, Wolken".
"Ich hab neun Tage lang signiert, das kann ich beweisen", sagt Droese, der vor allem durch gigantische Holzschnitte zu existenziellen Themen wie Leben und Tod, Geschichte und Gegenwart international bekannt geworden ist. Der Künstler bekommt pro handsigniertes Stück einen Euro.
Schaden für sein künstlerisches Ansehen kann Droese nicht erkennen. Im Gegenteil: "Meine Reputation besteht gerade darin, dass ich die Hierarchien umdrehe." Er selbst habe schon vor Jahren Billig-Kunst für fünf Mark unters Sammlervolk gebracht. Und Scheu vor Aldi-Kunden habe er schon gar nicht: Stattdessen könne er so ein Publikum erreichen, "das sich vom bürgerlichen Bildungskanon ausgeschlossen sieht". Auch seine Frankfurter Galerie Anita Beckers hat nichts gegen den Massenverkauf, so Corinna Thiele zum Abendblatt: "Wir sehen darin keine Konkurrenz. Es erhöht allenfalls die Popularität von Felix Droese."
Auch Künstler finden den Kunstverkauf bei Aldi spannend: "Wenn gute Kunst unters Volk kommt, kann dies nur allen Künstlern nutzen", meint Hans Wilhelm Sotrop, Vorsitzender des Bundesverbandes Bildender Künstler. "Dass Kunst nicht viel kostet, dagegen ist ebenfalls nichts zu sagen. Die Idee ist einfach gut." Viele Hamburger Galeristen und Künstler finden die Aktion ebenfalls "richtig Klasse", berichtet Janneke de Vries vom Hamburger Kunstverein: "Alles, was Menschen die Schwellenangst zur zeitgenössischen Kunst nimmt, kann nur gut sein." Es trage zur Demokratisierung der Kunst bei. "Außerdem passt die Aktion zu Felix Droese, der sich immer kritisch mit dem Kunstbetrieb auseinandergesetzt hat."
Der Kunsthandel sieht den Verkauf gelassen: Ein Schaden entstehe der Branche dadurch nicht, meint Heinz Holtmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien. Allerdings sei "die Wertigkeit durch die hohe Auflage äußerst gering". Wenn sich Holtmann da nicht irrt. Auch manches Beuys-Objekt aus massenhaftem Kunst-Versand wird heute zu hohen Kunstmarktpreisen gehandelt. Für viele Hamburger Kunstliebhaber steht deshalb fest, so de Vries: "Viele werden sich einen Droese-Druck per Internet bestellen."
Quelle:bk/dpa
