Michael Jackson - Unschuldig ! -

  • Es war jetzt ein wenig überspitzt gesagt.
    Und ich stimme dir zu, dass es sich dabei um keine Stammtischdebatte handeln sollte; dennoch gab es vor kurzem ein Urteil, wo ein Erwachsener ein Kund missbraucht hat (nachweislich) und dennoch nur 1 Jahr auf Bewährung bekommen hat.
    Auf solche Fälle hatte ich in meinem vorigen Posting angespielt.


    Sorry fürs Misverständnis.

    "Irgendwie haben die Leute das mit der Meinungsfreiheit falsch verstanden, man darf eine Meinung haben, man muss nicht. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    - Dieter Nuhr

  • Okay, ich frage mich bei manchen Urteilen auch manchmal, was das soll. Nur: zum einen kennen wir immer nur die Version aus Presse, Funk und Fernsehen und wissen nicht, welche Details zugunsten einer Schlagzeile oder mangels ausreichender Rechtskenntnis unterschlagen werden und zum anderen fehlen uns in der Regel nicht nur die geeigneten Mittel (z.B. Unterlagen, Aussagen etc.), sondern auch die Fachkenntnis, um solche Vorgänge juristisch nachvollziehen zu können, von daher bin ich immer sehr zurückhaltend in solchen Fragen und empfehle das auch. ;)


    Und die Nummer "schwere Kindheit führt zu Freispruch" ist ne Stammtischnummer. :)


    Aber BTT.

  • Ich finde es grundsätzlich gar nicht schlecht wenn mit den Geschworenen "Leute aus dem Volk" ein Urteil fällen. Schließlich werden Urteile "im Namen des Volkes" ausgesprochen und dann ist es doch nur folgerichtig wenn ein Teil des Volkes aktiv am Prozeß teilnimmt.


    Ich sehe die Schwierigkeit eher darin daß die Meinung der Geschworenen zum einen sehr stark von der Show bestimmt wird, die Verteidigung und Staatsanwaltschaft aufführen - es droht die Gefahr daß eine erfolgreiche Darstellung mehr Eindruck macht als objektive Fakten.
    Und wenn dann noch Beweise zugelassen oder nicht zugelassen werden, man dem Gremium also nur gefilterte Infos zur Verfügung stellt, dann birgt das ebenfalls eine hohe Gefahr daß ein beeinflußtes Bild und keine objektiven Fakten dargeboten werden, über deren Gewichtung die Geschworenen selbst entscheiden.


    Außerdem kann in der heutigen Medienwelt niemand, auch kein Geschworener, wirklich unbeeinflußt in einen solchen Prizeß gegen einen Prominenten gehen. Es wird unvermeidlich so sein daß man den prominenten Angeklagten schon vorher aus den Medien kannte, eine Meinung über denjenigen hat, von dem Rummel um seine Person beeinflußt ist.


    Insofern hat ein Geschworenen-Gremium sicher viele Probleme. Aber immerhin repräsentieren sie "Volkes Stimme" und jemand gerät nicht einfach nur in die Mühlen womöglich weltfremder Bestimmungen und Spitzfindigkeiten, die allein unter Juristen ausgetragen werden und einem normal denkenden Menschen nicht verständlich oder nachvollziehbar sind.


    Zu der Rückfälligkeit von Sexualstraftätern: Obwohl ich generell ein sehr liberaler Mensch bin sage ich in diesem Fall: Keine Toleranz!
    Ich habe interessante kriminalistische Bücher mehrerer Ermittler gelesen, spannend vor allem die Lektüre über operative Fallanalyse ("Profiling").
    Wenn man sich die Profile und Lebensläufe von Serienmördern und Kinderschändern anschaut erkennt man schnell - und schreiben auch sämtliche Autoren - daß die Rückfallquote exorbitant ist und eine effektive Therapie solcher Leute bislang nahezu unmöglich ist. Das sind sehr oft Täter, die als "netter Nachbar von nebenan" galten und niemand hätte im Entferntesten daran gedacht daß so ein freundlicher, zurückhaltender Mensch ein Täter sein soll. Auch im Knast fällt immer wieder auf daß die Leute ganz schnell perfekt angepaßt und unauffällig sind, und ganz oft wegen guter Führung und positiver Sozialprognose als "geheilt" und somit entlassungsfähig eingestuft werden.
    In Wirklichkeit schlummern die Anlagen in den Leuten weiter und es gibt Rückfallquoten von 70, 80% - trotz bester Prognosen.


    Und an dieser Stelle muß ich dann einfach sagen: bei solchen Zahlen trete ich dafür ein derartige Täter rigoros "für immer" wegzusperren. Sicherlich hart gegenüber einem Menschen, aber ganz offensichtlich nicht anders machbar um die Bevölkerung effektiv zu schützen.
    An diesem Punkt habe ich wirklich 0 Toleranz weil die Rückfallquote einfach zu hoch ist und es nicht angeht daß man wissentlich Leute irgendwann auf freien Fuß setzt und weiß daß 70-80% erneut morden und vergewaltigen werden.


    MJ ist natürlich kein solcher Triebtäter, aber "so ganz normal" ist seim Umgang mit Kindern wohl auch nicht.
    Ich halte das jetzt eher für einen Freispruch aus Mangel an Beweisen und wegen unglaubwürdiger, raffgieriger Zeugen - aber weniger für einen Freispruch weil man von seiner völligen Unschuld überzeugt war. Aber das ist nur eine Vermutung, wissen weiß ich es natürlich nicht...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Ich finde es sehr bedauerlich, dass in den USA Gerechtigkeit etwas mit dem budget des Angeklagten für seinen Anwalt zu tun hat. Siehe O.J. Simpson und auch bei M.J., der Millionen für seine Verteidigung ausgegeben hat.


    Für mein Empfinden wäre eine eine Bewährungsstrafe mit Therapie als Auflage für M.J. und eine Strafe für die Mutter/Mütter, die ihre Söhne verkauft hatten gerecht gewesen. Ich habe schon den Eindruck, dass da Dinge gelaufen sind, die in Richtung Kindesmissbrauch gehen, deshalb auch der fahle Beigeschmack bei dem kompletten Freispruch, aber Zuhälterei ist für mich auch verdammenswert, deshalb wundert es mich dass der so ehrenwerte Staatswanwalt die "feinen" Mütter ganz aussenvor gelassen hat

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Und an dieser Stelle muß ich dann einfach sagen: bei solchen Zahlen trete ich dafür ein derartige Täter rigoros "für immer" wegzusperren.


    Es ist sinnvoll, Zahlen und Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt sich nicht alleine aus einer durchschnittlichen Lebenserfahrung ableiten lässt, auch zu belegen - gerade die genannten Zahlen von 80-90%igen Rückfallquoten scheinen mir - zumindest so undifferenziert ohne Aufschlüsselung nach den diversen Tätergruppen - völlig aus der Luft gegriffen, so sprechen doch Fachleute aus dem Maßregelvollzug davon, daß die Rückfallquote deutlich - manche sprechen in der forensischen Psychiatrie ggü. dem normalen Strafvollzug von 60% auf 20% - gesenkt werden konnte (siehe z.B. entsprechende Wikipedia-Artikel, forensik-herne.de, aerztezeitung.de und andere), was ja genau deiner Behauptung widerspricht und ein eindeutiges Signal ist, entsprechende Täter einer Therapie des Maßregelvollzuges zuzuführen anstatt sie lediglich per Sicherheitsverwahrung "wegzuschließen", was allerletzes Mittel für bestimmte Tätergruppen bleiben muß. Und mit Verlaub, aber spannende Bücher über Profiler sind sicher nicht der geeignete Fundus zur Beurteilung der Zuverlässigkeit psychiatrischer Gutachten bzw. der Effizienz von Therapiemaßnahmen in der forensischen Psychiatrie. ;)


    Im übrigen werden ja auch nur diejenigen aus dem Maßregelvollzug entlassen, denen günstige Prognosen gestellt werden - daß das keine 100%ige Sicherheit ist, ist klar - aber hoffentlich ebenso, daß man nicht aufgrunddessen alle therapierten Täter präventiv wegsperren kann und darf. Es geht also nicht darum, ob man einen Täter mit ungünstiger Prognose entlässt, sondern ob man pauschal solche Prognosen in Frage stellt oder Täter auch bei nur geringsten Zweifeln nicht entlässt und dem stünden dann ganz erhebliche Einwände entgegen, die aus meiner Sicht ein "Wegsperren" nicht rechtfertigen können.


    Aber an sich geht es ja auch "nur" um Michael Jackson. Die Jury hat ja selbst Zweifel an der Unschuld eingeräumt, aber zu einer Verurteilung reicht das eben nicht [small]und das ist auch gut so[/small]. ;)

  • Zurück zum Urteil:


    Wie schon einige Vorredner geschrieben haben, oder auch zitiert haben, ist es in der Tat so daß die Beweise für eine Anschuldigung nicht ausreichten. In einem Interview (aufgezeichnet, nicht niedergeschrieben. Somit kann das kein Journalist „verändern“), beschrieb ein Geschworener den Sachverhalt:


    „Ein Teil von uns Geschworenen halten Micheal Jackson für schuldig. Uns fehlen jedoch die Beweise um den Schuldspruch begründen zu können. Weiterhin zweifeln wir an der glaubfähigkeit des Anklägers. Daher haben wir ihn in allen Punkten für unschuldig befunden.“


    Schon alleine die Aussage lässt doch vermuten daß an der Sache was drann ist. Es muss nur jemand kommen und dies zu 100% darlegen bzw. beweisen können.

  • Zitat

    Original geschrieben von VFBler
    Schon alleine die Aussage lässt doch vermuten daß an der Sache was drann ist.


    Die Aussage lässt nur vermuten, daß zumindest Teile der Jury der Meinung sind, daß an der Sache was dran ist. ;)


    Daß der Mann einen an der Waffel hat, sieht ja nun jeder und daß sein Umgang mit Kindern im allgemeinen auch nicht ganz konform mit den gängigen Verhaltensregeln geht ist auch klar, aber ob das alles Schlüsse auf eine Schuld zulässt oder nur eine grenzenlose Naivität gepaart mit einer guten Portion Ballaballa ist, können wir wirklich höchstens vermuten.


    Daß ihm nach zwei Prozessen immer etwas nachhängen wird, davon kann man ausgehen aber die Art, wie die Opferfamilie aufgetreten ist, hat die ganze Sache für mich von vorneherein unglaubwürdig gemacht und es ging ja in diesem Prozeß nur um die Anschuldigungen dieses Jungen und nicht um eine grundsätzliche Neigung oder ältere Fälle, so daß die Unglaubwürdigkeit der Hauptbelastungszeugen schon verheerend für die Anklage war.

  • Komme grad von Dieter Nuhr (Berlin - Wühlmäuse). Sein Kommentar ganz am Anfang seines Programms:


    "Also, nen Schwarzen hätten sie schuldig gesprochen!"


    :D :D :D



    Ansonsten konnte ich diesen Kerl noch nie ernstnehmen - andere landen mit so 'nem Sprung in der Schüssel in der Klapse, MJ hat's halt auf die Bühe und OP-Tische gepackt... Im Grunde ne arme Sau, aber letztendlich ist dann - v.a. in dem viel induvidualistischeren geprägten USA - für sich selbst verantwortlich.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    Komme grad von Dieter Nuhr (Berlin - Wühlmäuse). Sein Kommentar ganz am Anfang seines Programms:


    "Also, nen Schwarzen hätten sie schuldig gesprochen!"


    Also, das Zitat schreit ja geradezu nach einer Antwort.


    Ist O.J Simpson weiss?

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