Ich denke allerdings daß das Problem daraus resultiert wenn man diese Dinge zerredet. Vor allem in einem Vorstellungsgespräch kommt das nicht gut.
Ein Personaler ist natürlich auch nur ein Mensch und der weiß, daß andere es auch sind, daß man keine Roboter vor sich hat.
Allerdings möchte der Personaler in einer Bewerbungssituation natürlich Argemente finden, die FÜR einen Mitarbeiter sprechen. Und da kommt es natürlich besser wenn derjenige den Eindruck macht alles im Griff zu haben, auch privat, und auch bei privatem Streß noch seine Arbeit zu leisten.
Wenn man schon im Vorstellungsgespräch den Eindruck erweckt nicht gut mit Streß umgehen zu können oder labil zu sein, schreckt das ab. Diesen Mitarbeiter stellt man dann eher nicht ein.
Wenn man mal ehrlich ist: in dem meisten Jobs arbeiten "ganz normale Menschen", der eine ist empfindlicher, der andere nicht. Das interessiert auch letztlich keinen, keiner stellt Herrn Müller oder Frau Meier, die seit 20 Jahren in der Firma sind, in Frage weil die irgendwelche kleinen Marotten haben.
Einen solchen Bewerber würde man aber, wenn man schon vorher um dessen Eigenheiten wüßte, wohl lieber nicht anstellen.
Also geht es weniger darum daß man nicht menschlich sein darf, es interessiert später keinen mehr wie streßresistent man wirklich ist, solange die Arbeit halbswegs ordentlich erledigt wird. In einer Bewerbungssituation muß man aber Werbung in eigener Sache treiben und sich als der große Macher präsentieren - anstatt mit seinen Unzulänglichkeiten hausieren zu gehen.
Wenn Du ein Produkt kaufst, nehmen wir mal ein Handy, dann sagt die Werbung daß es innovativ ist, ein geiles Design hat, zuverlässig ist, eine Kamera hat, viel Ausstattung, vor allem wird Dein Gefühl gekitzelt - mit diesem Gerät bist Du vorne dabei, entscheidest Dich für den richtigen Anbieter, eröffnest Dir viele Möglichkeiten.
Es ist nicht die Rede davon daß das Handy, der Vertrag und die Gesprächsgebühren schweineteuer sind, daß das Ding bei einem Sturz in 100 Teile springt weil die Plaste zu dünn ist, daß die Bilder der Kamera im Vergleich zu einer Digitalkamera einfach nur Scheiße aussehen, daß es Elektrosmog gibt, die Software bis zum 25. Update instabil ist und Du als Betatester mißbraucht wirst usw.
Bei einer Werbung genauso: da sollte man die Klappe halten daß man - wie jeder empfindsame Mensch - empfindlich auf Beziehungsstreß reagiert, alle 3 Tage verpennt oder ein Morgenmuffel ist. Sondern man sollte betonen wie gerne man für diesen Laden arbeiten würde, wie engagiert man ist und wieviel Lebenserfahrung und Durchsetzungskraft man einbringt, und wie nützlich es für den Betrieb wäre wenn so ein Top-Mann wie Du für dieses Unternehmen tätig würde.
Es geht nicht so sehr darum daß man niemals nimmer nicht schwach sein darf. Nur sollte man das während der Bewerbung nicht thematisieren, auch nicht als Erklärung für Lücken im Lebenslauf.
Ein Personalmensch will, wie jeder, der eine langfristige teure Investition tätigt, immer nur Vorteile hören. Und daher sollte man ihm auch genau das erzählen, was er gerne hören will um sich wohlzufühlen, um den Eindruck zu gewinnen daß er sich mit Dir für den richtigen Mitarbeiter entscheidet.
Derjenige sucht ja im Grunde nur Argumente warum man eine gute Besetzung für die Stelle wäre - und als Bewerber muß man ihm helfen diese Argumente zu finden, die muß man liefern. Da geht's weniger um Fakten, sondern IMHO primär um die richtige Darstellung, geschickte Betonung der vielen Vorteile, die man einbringen kann.
Der Personalmensch muß Argumente geliefert bekommen die ihm sagen "Der Typ hat neben der erforderlichen Ausbildung (die alle Bewerber haben) Erfahrungen oder Charakterzüge, die ihn besonders hervorheben."
Wenn Du ein Handy kaufst ist es de facto völlig wurscht ob es von Nokia, Siemens, SE oder sonstwem kommt. Telefonieren, SMSen, Bildchen machen - das kann jedes Gerät von jedem Hersteller. Die Qualität ist auch überall gleichmäßig verteilt. Aber trotzdem favorisiert man ein Gerät, was einen mehr anspricht als die anderen. Der Grund kann vielfältig sein, aber er wird kaum sein daß ein Hersteller etwas liefert, was sonst niemand kann, was einem aber absolut unverzichtbar ist.