Vorsicht: Viel Blabla wegen einer Handytasche! ![]()
Der Vergleich von "Handystrahlung" (900/1800MHz als Strahlungsfrequenz) mit der im Mikrowellenbereich ist auf den ersten Blick sicherlich anschaulich, die Wirkungen sind jedoch nur zum Teil vergleichbar. Einen guten Überblick über den kompletten Frequenzbereich des Lichts inklusive der Anwendung in unserem Alltag habe ich mal in diesem Link gefunden: Frequenzen, Wellenlängen und deren Anwendungen. Der Bereich der "Handystrahlen" schließt sich also direkt an langwelligen Bereich von Mikrowellen (=Wärmestrahlung) an. Mikrowellenstrahlung regt die Rotation von Molekülen an, die dann durch "zwischenmolekulare Reibung" der drehenden Teilchen in Wärme umgesetzt wird. Damit die Mikrowellenstrahlung an den Molekülen "angreifen" kann, müssen sie lediglich ein permanentes Dipolmoment aufweisen: also absorbiert nicht nur Wasser sehr stark, sondern auch Fette, Proteine und Eiweiße - eben alles was im Molekül einseitig polare Gruppen enthält und wie es im Körper ebenfalls vorkommt. Geht man aber aus diesem eigentlichen und maximalen Bereich von 1000-1 GHz (=1000000-1000 MHz) der Mikrowellen in Richtung langwelligerer Strahlung heraus (wie eben bei Mobilfunk), finden weit weniger Rotationsanregungen statt, weil die Frequenz dazu eben nicht mehr so gut "passt". Die biologischen Wirkungen durch verschiedene Frequenzbereiche findet ihr zum Beispiel hier:
Zitat
- Bei statischen und niederfrequenten Feldern [Anm.: z.B. Radar, Lang- und Mittelwellenradio] dominieren die Kraft- und Reizwirkungen, daher werden diese Felder durch die Angabe von Frequenzen und Feldstärken charakterisiert.
- Bei niederfrequenten Feldern dürfen elektrische und magnetische Wirkungen getrennt betrachtet werden.
- Elektrische Felder enden an der Körperoberfläche.
- Magnetische Felder durchdringen den Körper.
- Bei hochfrequenten Wellen [Anm.: z.B. UKW-Radio, Fernsehen, Mobilfunk] dominiert die Erwärmung des Körpervolumens, es werden Frequenzen, Feldstärken und die Dosisgröße Intensität·Zeit angegeben.
Die Erwärmung des Gewebes ist zwar eher noch Hauptwirkung der Mobilfunkstrahlung: sie wird im SAR-Wert berücksichtigt und durch ihn gesetzlich begrenzt, aber die zusätzlichen Kraft- und Reizwirkungen (athermische Wirkung: schwer nachzuweisen), die die niederfrequenten Wellen stärker besitzen, sind eventuell auch noch zu einem gewissen Teil vorhanden: Da streiten sich derzeit die Experten. Aber ich drifte ab. ![]()
Die Absorption von "Handystrahlung" durch polare Stoffe ist also sicherlich höher als durch unpolare: keine Frage - da hat Brainstorm prinzipiell völlig Recht. Und zu den eher bis völlig unpolaren Substanzen gehören nun mal Kunststoffe, Textilien und Leder. Also sollte eine Handytasche wirklich kaum einen Einfluss auf die Sendeleistung des Handies haben. Da machen sich ungünstige Hand- und Kopfhaltungen schon viel eher bemerkbar. Da fällt mir auch gerade ein, dass ein Handy in der Hosentasche sinnvollerweise auch mit der Antenne nach außen transportiert werden sollte: es "strahlt" zwar nur bei Anruf- und Nachrichteneingang sowie bei (Periodic) Location Updates, aber dann ist wenigstens der Oberschenkel nicht durch direkten Antennenkontakt quasi im Weg und zwingt das Handy zu einer unnötigen Erhöhung der Sendeleistung. Das Gerät auf Tischen liegen zu lassen, macht übrigens nichts aus: Holz und Glas sind ja kaum polar; bei Stein würde ich wegen der hohen Dichte schon wieder eine stärkere Absorption vermuten.
Ich habe euch gewarnt: lasst keinen Chemiker hier ins Forum, der mit Spektroskopiemethoden quer durch alle Frequenzbereiche zu tun hat(te) - Mikrowellen bis Röntgen. Das kann lange und abschweifende Postings nach sich ziehen. ![]()
Gruß vom Schwob ![]()