Testbericht Sony Ericsson P800

  • Bilder gibt es inzw. ja nun wirklich zur Genüge, außerdem wollte irgend jemand keine mehr sehen, bevor er sein Gerät nicht in der Hand hat. Dem Wunsch komme ich gerne nach... :)



    Wohl kaum ein Gerät wurde in den zurückliegenden Monaten dermaßen sehnlichst erwartet wie das P800. Kein Wunder, war doch ein Nachfolger für Ericssons eher glückloses Smartphone R380 lange überfällig. Zudem ließen die technischen Daten ein Gerät erwarten, wie man es bisher noch nicht gesehen hatte.


    Wer die notwendige Kohle hatte, konnte schon vor einigen Wochen in den Genuss des Schweden-Neulings kommen, denn bekanntlich gab es ja die Möglichkeit, für knapp 1.400 US-Dollar das Developerkit zu erstehen. Verständlicherweise war das dann aber doch Vielen etwas zu fett. Zweitausendachthundert Deutsche Mark für ein Handy waren auch mir zu fett - da kann man dann doch noch bessere Dinge mit seinem Geld anstellen... :D


    Wenn man am ersten Weihnachtsfeiertag in aller Hergotts Frühe losfährt, um sich in einem mehrere Hundert km entfernten Örtchen ein Handy zu holen, dann muss man schon ziemlich krank sein. Und man sollte ein schnelles Kfz haben, um rechtzeitig zum mittäglichen Gänsebraten zurück zu sein. Dank des ebenfalls nicht ganz gesunden Herrn Scheich, der sich den Vorabend vor Heiligabend um die Ohren schlug, um in den hohen Norden zu fahren, konnte nun eine doch ganz erkleckliche Anzahl an Menschen zu einem recht zivilen Preis glücklich gemacht werden. Wer es gar nicht erwarten konnte, war am 25. morgens bei ihm (so wie ich), bei den übrigen klingelt dann halt der Postmann am Samstag oder - wer Pech hat - spätestens am Montag.


    Auch wenn über das P800 schon eine Menge gesagt wurde, kann ein großer Testbericht mehr nie schaden. Also - hier ist er.


    Verpackung und ihr Inhalt
    Die Verpackung ist genauso groß wie seinerzeit die des R380, und auch der Inhalt erinner stark daran. Ok, nicht wirklich, es ist halt alles eine Generation neuer. Wir erinnern uns: Die R380-Verpackung enthielt das Gerät, Akku, Ladegerät, die Sync-Station, Headset, eine Tüte mit 3 Ersatzstiften, i.d.R. eine Ledertasche und natürlich die Handbücher und eine CD. Dasselbe findet sich auch im P800-Karton. Natürlich ist das Headset Stereo und die Sync-Station hat ein fest angebautes USB-Datenkabel. Zusätzlich findet sich eine Trageschlaufe (die wahrscheinlich kein P800-User jemals nutzen wird) sowie das Ersatzcover, welches man braucht, wenn man die Tastatur abbaut.
    Die Sync-Station hat wie gesagt ein fest angebautes DCU-11 USB-Kabel. Ist das Kabel mit dem PC verbunden und das P800 draufgesetzt, leuchtet der S///-Punkt vorne auf der Station grün.
    Summa summarum ist es einmal mehr äußerst beeindruckend, was die Schweden ihrem neuen Topmodell alles beilegen. Wenn man da an den Lieferumfang anderer SmartPhones denkt (etwa 7650, 9210 oder die Treos) - da ist das verglichen mit dem hier alles andere als "smart"...


    Der erste Kontakt
    Wie sagte schon MaxBlue: "Schon mal zittrige Hände beim Auspacken eines Handys gehabt?" Hier kann man es erleben. Es ist schon ein äußerst erhebender Moment, wenn man nach so langem Warten endlich ein solches Gerät sein Eigen nennen und in die Hand nehmen darf. Vorsichtig wird der Aufkleber mit dem S///-Logo geöffnet, der das Plastiktütchen verschließt. Der Effekt, wenn das Gerät dann aus der Tüte in die Hand gleitet, dürfte etwa derselbe sein wie der, als die Affen den schwarzen Monolithen berührten... :eek: ;)
    Das Gehäuse besteht aus recht hochwertig wirkendem Kunststoff. Mit Befriedigung registriert man beim ersten Überblick über das Gerät, daß der Optionenanschluss unten wirklich noch derselbe ist, den man schon seit dem T28 bei Ericsson kennt. Das Teil liegt spitzenmäßig in der Hand, man möchte es gar nicht mehr weglegen. Muß man aber, denn ohne den Anschluß eines Ladekabels tut sich zunächst mal nichts - Akku ist im Auslieferungszustand komplett leer.
    Nachdem man ein Ladekabel angeschlossen hat, begrüßt einen das Gerät sofort mit einem Setup-Wizzard. Dieser fragt zuerst nach der gewünschten Sprache. Englisch und Schwedisch sind vorinstalliert (andere Sprachen können - wie schon seinerzeit beim R380 - über den Sprachmanager der PC-Software nachinstalliert werden, so sie denn bei S/// zum Download zur Verfügung stehen). Gut, daß die Teile nicht auf schwedisch vorinstalliert sind - die Suche nach der Option zum Wechsel der Sprache würde sich wohl für die meisten User schwierig gestalten.
    Nachdem der Wizzard einige weitere der üblichen Fragen (Standort, Uhrzeit usw.) gestellt hat, darf man wählen, ob das Gerät im Flight-Mode (ohne aktivierten GSM-Teil) oder normal hochfahren soll. Diese Frage kommt später standardmäßig immer beim Einschalten, man kann dies aber auch deaktivieren. Wählt man den normalen Mode, folgt ggf. die SIM-PIN-Abfrage, und das wars dann auch schon. Bei geschlossener Tastaturklappe zeigt das Gerät im offenen Teil des Displays eine mehr oder wenige "normale" Statusanzeige an. Neben dem Operatornamen sind Zeit, Empfangspegel, GPRS-Verfügbarkeit (das bekannte Ericsson-Dreieck) und Ladezustand zu sehen. Als Hintergrund kann ein Bild (GIF, JPG, BMP), idealerweise im Format 208x144, verwendet werden. Bei Bedarf werden weitere Icons, etwa für empfangene Nachriten, aktivierte IR- oder BT-Schnittstelle usw. eingelendet.


    Die Bedienung
    Die ganze Pracht des schönen 4096-Farben-Displays eröffnet sich - im wahrsten Wortsinne - aber natürlich erst nach dem Öffnen der Tastaturklappe. Anders als seinerzeit beim R380 bleibt die Ausrichtung auch bei geöffneter Klappe senkrecht, eine Umschaltung auf die Queransicht erfolgt lediglich durch entsprechend programmierte Software, z.B. Spiele. Die senkrechte Ansicht ist aber natürlich kein Nachteil (allenfalls für Leute, die das R380 genutzt hatten, etwas gewöhnungsbedürftig). In der oberen Menüzeile erscheinen 6 Icons, mit denen man direkten Zugriff auf die Bereiche Messaging, Kontakte, Telefon, Kalender, Internet und Applikationen erhält. Die Icons klickt man mit dem Stift an, kann sich aber auch mit dem von Sony bekannten Jogdial durchnavigieren. Dieser läßt sich nämlich - Z7 und Co. lassen grüßen - nicht nur drehen und reindrücken, sondern auch nach vorne ziehen und hinten schieben. Dies gestattet es, das Gerät in weiten Teilen auch ohne Stift zu bedienen. Durch Ziehen des Rades z.B. navigiert man durch besagte Haupticons, durch Drücken aktiviert man den gerade aktiven Punkt. Dasselbe funktioniert übrigens auch, wenn die Klappe zu ist. In diesem Zustand reagiert der offene Teil des Displays oben überhaupt nicht auf Druck. Wenn man jetzt am Rad dreht, blendet sich das Iconmenü (dieselben 6 Icons) in der leicht kreisförmigen Anordnung ein, wie man es von den P800-Pressebildern und natürlich von den Sony-Geräten her kennt.
    Auf der anderen Geräteseite finden sich zwei kleine Tasten. Die obere dient als Auslöser für die Kamera, man muß also weder den Stift zur Hand nehmen noch sich durchs Menü zappen, um einen Schnappschuss machen zu können. Die blaue Taste darunter ermöglicht direkten Zugriff auf den WAP/WEB-Browser.
    Die Bedienung wird allen, die schon mal ein Symbian-basierendes Gerät (sieht man mal vom 7650 ab) benutzt haben, vertraut sein. Im Wesentlichen ist es so, daß man über die ersten 5 Icons oben immer die Standardapplikationen Kalender, Telefon, Internet, Kontakte und Messaging erreicht, während das letzte Icon Zugriff auf alle weiteren Applikationen, Einstellungen usw. gestattet. Alle hier gelisteten Applikationen lassen sich in beliebige Folder einsortieren, so daß man, ähnlich wie beim Palm, zwischen einer recht langen Liste mit allen Applikationen und eben den Foldern, in denen nur die jeweils dort drin abgelegten Applikationen zu sehen sind, wechseln kann.


    Was es kann...
    Kurz: Alles. Im Ernst - mir ist bisher so gut wie nichts aufgefallen, was fehlen würde (was dennoch fehlt - s. nächster Abschnitt). Der Modemteil beherrscht GPRS und HSCSD. Bluetooth mit allen relevanten Profilen. Infrarot. MP3-Player. MP3s, MIDIs, WAVs als Klingeltöne verwendbar. Umfangreiche PIM-Funktionen, die eigentlich nichts vermissen lassen. Streaming Video - Player. MP4-Video-Player. Eingebaute Cam mit seitlicher Hardwaretaste zum Auslösen, Auflösung bis 640x480, manuelle Einstellungen für Helligkeit, Kontrast, Weißabgleich u.a.m.. PictureViewer für JPG, GIF, BMP und einige weitere Formate. Animated GIF - Support für Screensavers (aber nicht für Wallpapers). Abnehmbare Hardwaretastatur (dafür dann einblendbares virtuelles Keypad). Speichererweiterung mit MemorySticks. EMail-Client für POP3- und IMAP4-Postfächer. WAP- und WEB-Browser.
    Und und und und...
    Was braucht man mehr?!?


    Was es nicht kann
    Sehr wenig. Z.B. hat es keine Situationsprofile. Man kann allerdings davon ausgehen, daß es in Bälde externe Applikationen geben wird, die dieses Feature nachrüsten werden.
    Ebenso über Fremdsoftware dürfte früher oder später die Möglichkeit nachrüstbar sein, mit der Kamera eigene Videos im MP4-Format aufzunehmen (kann das 7650 schließlich auch).


    Was es besser machen könnte
    Auch diese Aufzählung ist kurz. Der Mitbewerb ist inzw. beim Thema HSCSD- und GPRS-Geschwindigkeit etwas weiter, hier hätte man sich für das P800 ein wenig mehr als z.B. nur ein 2+1 HSCSD-Mode gewünscht. Das Wechseln der Hardwaretastatur geht IMHO etwas hakelig zu, hier wäre eine etwas nutzerfreundlichere Lösung vorteilhafter gewesen.
    MIDIs klingen sehr gut, deutlich besser als auf dem dumpfen 7650, allerdings auch nicht so gut wie auf dem T300. Beim T300 hat sich S///, was die MIDI-Wiedergabe angeht, wirklich selbst übertroffen, das macht denen so schnell wahrscheinlich keiner nach. Das machen sie nichtmal sich selbst nach, denn auch das P800 muß sich mit einer auf wahrsch. 16 Stimmen begrenzten Polyphonie zufrieden geben, was bewirkt, daß bei einigen MIDI-Files hin und wieder mal eine Spur aussetzt.


    Externe Applikationen
    Von EINER wichtigen Neuerung gegenüber Ericssons SmartPhone-Vorgänger kann man eigentlich nicht sprechen, dafür ist der Fortschritt einfach zu groß. Aber die R380-User hielten es stets für einen der größten Nachteile ihres Gerätes, daß man keine externen Anwendungen installieren konnte. Wie bei anderen aktuellen Smartphones auch üblich, ist dies beim P800 natürlich möglich. Die zweite der beiden mitgelieferten CDs enthält z.B. einige Spiele. Aufgrund des verwendeten Betriebssystems dürften schon in Kürze zahlreiche Applikationen und Spiele für das Gertät zur Verfügung stehen. Die Installationsdateien tragen die Endung .SIS - kennt man schon von Nokias Communicatoren oder dem 7650. Programme können entweder mit dem Installer installiert werden, der zur PC-Suite gehört, oder aber man kann die SIS-Datei auch per Infrarot oder Bluetooth aufs Gerät beamen, wo es dann lokal installiert wird. Anders als etwa beim 7650 wird das empfangene SIS nach erfolgter Installation automatisch gelöscht.
    Ein guter Link für P800-Software ist derzeit dieser Bereich auf my-symbian.com, wo man schon die ersten 3rd party - Programme findet.


    Optionenanschluss
    Wie bereits gesagt hat man den seit dem T28 genutzten 3V-Anschluss beibehalten. Alles, was es an Ladekabeln, Headsets usw. gibt, sollte also passen. Nicht funktionieren dürften bestimmte Adapter, die seitens des Handys expliziten Support voraussetzen, die aber am P800 ohnehin obsolet sind. Z.B. das MP3-Headset HPM-10 oder der Bluetooth-Adapter BDA-10.


    Das Sprachenupdate
    Gute Nachrichten für alle, die befürchten, daß man das Gerät zum späteren Update auf die deutsche Sprachversion zum SP bringen müßte: Wie schon beim R380 gibt es einen Sprachmanager, mit dem man Sprachfiles einfach selbst installieren kann. Diese Files wurden seinerzeit fürs R380 im Supportbereich bei /// zum Download bereitgestellt. Mit dem Tool wählte man dann einfach die gewünschte Sprachdatei, diese wurde ins Gerät geflasht, und nach einem Neustart war die neue Sprache aktiv. Genauso funktioniert es beim P800 auch. Einziger Haken: Derzeit sind noch keine Sprachfiles verfügbar.


    Connectivity
    Zum Anschluss an den PC steht die USB-Sync-Station samti DCU-11-Datenkabel, ein Infrarotauge sowie Bluetooth zur Verfügung. Wie bei anderen Geräten auch, so ist auch hier das USB-Kabel nur ein Seriell-auf-USB-Adapter. Prinzipiell funktioniert die Verbindung sowohl auf PC-Seite (wo der Datenkabeltreiber automatisch einem COM-Port zugeordnet wird) als auch im P800 seriell. Geschwindigkeit ist also vergleichbar mit einer Infrarotverbindung. Schneller wirds dann allerdings mit Bluetooth. Der Connection-Manager auf der PC-Seite entspricht im Prinzip dem, was man von anderen Symbian-Geräten (z.B. Nokias Communicator oder dem 7650) her kennt, z.T. haben die Dateien denselben Namen (z.B. der berüchtigte "MRouter").
    Das Tool zur PC-Syncronisation unterstützt Outlook, Lotus Notes und wohl noch einige weitere PIMs. Leider sind die Konfigurationsmöglichkeiten sehr beschränkt, so habe ich z.B. keine Möglichkeit gefunden, ein manuelles Feldmapping vorzunehmen. Hier sollte S/// dringend nachbessern.
    Neben dem Synctool gibt es Programme zur Komplettsicherung und Wiederherstellung, das Tool zum Installieren von externer Software sowie den besagten Sprachmanager. Weiterhin gibts das schon aus anderen S///-Softwarepaketen bekannten "DFÜ-Netzwerk-Assistent", mit dessen Hilfe man neue oder bestehende DFÜ-Netzwerkverbindungen GPRS- bzw. HSCSD-fähig macht. Leider scheitere ich hier momentan noch daran, daß der "Telefonmonitor" (das Systemsteuerungstool, das man schon von älteren S/// kennt) das Gerät nicht findet. Offenbar kommt sich das Ding irgendwie mit dem MRouter und dessen Diensten ins Gehege. Es ist ein wenig blöd, daß man hier offenbar auf zwei verschiedene Schnittstellen gesetzt hat, denn letztlich machen der Telefonmonitor und der MRouter ja dasselbe - eine Schnittstelle für Programme zur Verfügung stellen, um auf das Gerät zuzugreifen.


    Sprachqualität/Empfang
    Die Sprachqualität in Empfangsrichtung könnte IMHO ein klein wenig besser sein. Die Stimme des Gegenübers kommt mir ein wenig dumpf. In Senderichtung ist die Qualität 1a. Zum Empfang kann ich nichts weiter sagen als daß mir bislang keinerlei Probleme aufgefallen sind.


    Fazit
    Das P800 ist ohne jeden Zweifel das beste, leistungsfähigste und vielseitigste Gerät, welches a) ich je hatte und das b) derzeit verfügbar ist. Der Vergleich mit normalen Handys hinkt natürlich immer (wann immer ich irgend jemanden las, dem das 7650 "zu schwer und zu groß" war und der daher lieber bei seinem "Handy" blieb, habe ich virtuelle Watschen verteilt ;) ). Aber auch unter den SmartPhones findet sich nix, was dem P800 auch nur annähernd das Wasser reichen könnte. Das fantastische Display mit seinen völlig ausreichenden 4096 Farben, der Modemteil mit GPRS und HSCSD, externe Software bis zum Umfallen (in Bälde), die Speichererweiterungsmöglichkeit über den MemoryStick, die kinderleichte und absolut intuitive Bedienung des Symbian-OS und der darauf basierenden Anwendungen, und das alles in einem Format, welches absolut "handytauglich" ist - all das macht das P800 zum besten SmartPhone, welches derzeit erhältlich ist. Und es ist auch am Horizont der Neuankündigungen der anderen Hersteller derzeit nix zu sehen, was dem P800 ebenbürtig wäre. Die Zehntausend Kopien der 7210/6610-Serie, die Nokia auf den Markt schwämmen wird, kann man ebenso in die Tonne treten wie das Fünftausendste Samsung, das grundsätzlich weniger kann als man erwartet. Bis zu Motorolas nächstem SmartPhone ist es noch eine Weile hin, Siemens baut lieber hässliche und unergonomische Handys mit 256-Farben-Display. P800-User dürften also noch für eine ganze Weile das Beste aller Geräte besitzen. Frust über den technischen Fortschritt der anderen Hersteller dürfte für P800-User also ebensowenig aufkommen wie Langeweile.

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

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