Gesetz zur heimlichen Online-Durchsuchung kommt

  • Das geht noch sehr lange gut!


    Wie ich bereits geschrieben hatte, macht die höchstrichterliche deutsche Rechtsprechung den Einsatz illegaler Ermittlungsmethoden sogar attrakiv, weil lediglich die hierbei direkt gewonnenen Ermittlungsergebnisse im Strafverfahren nicht verwendet werden dürfen. Darauf aufbauende Kenntnisse werden vom Verwertungsverbot nicht erfasst.


    Beispiel:
    Ergeben sich aus einer illegalen Online-Attacke Hinweise darauf, dass ein Bodybuilder als Droge geltende Präparate bei sich zu Hause lagert und wird darauf hin eine Hausdurchsuchung angeordnet, bei der diese Mittel gefunden werden, dürfen lediglich die illegal gewonnenen Daten nicht verwendet werden. Die Hausdurchsuchung als solche ist in Deutschland aber völlig legal, so dass ihre Ergebnisse - die den Besitz nachweisen - als Grundlage einer Verurteilung dienen können.


    Irgendeine Folgewirkung haben illegale Ermittlungen in Deutschland nicht. Daraus erklärt sich, warum solches Vorgehen in Deutschland zwar einen erhobenen Zeigefinger zur Folge hat, nicht aber eine Sanktion gegen die Ermittlungsbehörde. Vielmehr werden solche Erfolge ebenso gefeiert, wie andere.


    Im anglo-amerikanischen Rechtsraum sieht das schon anders aus: Hier ist auch die gerichtliche Verwertung sämtlicher auf die illegalen Ermittlungen aufbauenden Ergebnisse untersagt, so dass ein solcher "Trojaner-Faux-Pas" ein ganzes Verfahren platzen lassen kann, wenn er den übrigen Ermittlungen zeitlich vorangeht.


    Das ist der Grund, warum etwa amerikanische Ermittlungsbehörden sehr darauf bedacht sind, gerade in einer frühen Phase des Ermittlungsverfahrens keine Rechtsbrüche zu begehen. Nur so lässt sich illegales Treiben von Ermittlungsbehörden wirklich wirksam eindämmen. In amerikanischen Krimiserien ist das ein Dauerthema, welches im deutschen Recht überhaupt keines ist. Die Rechtsprechung verfährt hier äußerst großzügig. "CIS & Co" vermitteln dem deutschen Zuschauer ein völlig falsches Bild (kostet lieber Eure GEZ-Gebühren mal aus :p ).


    Ich hoffe, dass ich den rechtlichen Hintergrund solchen Vorgehens in gewisser Weise verständlich machen konnte.


    Frank

  • Hier Frank, extra für dich:


    https://netzpolitik.org/2011/s…ercke-zum-staatstrojaner/


    Das BKA gibt zu die Proxys in den USA benutzt zu haben. Damit ist deine komische Argumentation "Das kann kein Bundestrojaner sein, weil Server in den USA benutzt werden" vom Tisch.


    Ach und die ganze Argumentation von denen ist technischer Bullshit, die wissen immer noch (!) nicht worüber sie reden.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • So sieht es wohl aus.


    Möchte die Polizei mal irgendwo schnüffeln, ist es bei deutschen Polizeibehörden nicht unüblich, den Verdacht einer sog. Katalogstraftat zu "konstruieren", um eine richterliche Genehmigung zu erschleichen.


    Wenn sich dieser konstruierte Verdacht im Strafverfahren dann erwartungsgemäß nicht bestätigt, gilt im weiteren das, was ich in meinem vorgehenden Beitrag angesprochen hatte: Die Gespräche selbst dürfen im Strafverfahren nicht verwendet werden, alle Ergebnisse von Ermittlungen auf Grundlage der Erkenntnisse aus der unberechtigten TKÜ aber schon.


    Wer dem gesetzlichen Richterprivileg irgendeine den Bürger schützende Bedeutung zuspricht, führt seine Zuhörer wider besseren Wissens an der Nase herum. Jeder Bürger ist potenzielles Opfer solcher Willkürhandlungen - entscheidend ist lediglich die Bereitschaft der ermittelnden Beamten, sich über strafprozessuale Vorschriften hinwegzusetzen, die sie zum Teil auch öffentlich als "kontraproduktive Ermittlungshindernisse" kritisieren.


    Frankie



    Edit zum amerikanischer Sever:
    Wie das BKA mitteilt, laufen die Gesprächsdaten lediglich dann über amerikanische Server, wenn der Betroffene selbst die Telefonate bewusst über Anbieter führt, die amerikanische Server nutzen. Es kann doch nicht Aufgabe des BKA sein, Gespräche des Verdächtigen auf deutsche Server "umzuleiten".

  • Das stimmt nicht! Das BKA hat gesagt, dass man die Daten über die USA schickt, weil Skype das auch so macht. Damit man nicht auffällt. Man hätte die Daten problemlos direkt in Deustchland lassen können.
    Außerdem geht es ja nicht nur um Gespräche sondern auch um Screenshots die mit dem Routing von Skype auch nichts zu tun haben. Was wiederum zeigt, dass da niemand Ahnung von der Materie hat.


    Edit: Und der Proxy wird auch dauerhaft benutzt, nicht nur bei Bedarf. Digitask wirbt damit auch in der Verkauspräsentation.


    Edit 2:
    Und dein technischnes Verständnis reicht auch nicht. Das BKA muss da gar keine Gespräche umleiten. Es geht ja um die Erfassung bevor das Gespräch "auf die Reise "geht. Mach dich da bitte schlau, bevor du die staatlichen Terroristen Verteidigst.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Zitat

    Original geschrieben von raix
    ... Mach dich da bitte schlau, bevor du die staatlichen Terroristen Verteidigst.


    Na, na ... das BKA ist in meinen Augen eine von ganz wenigen Polizeibehörden, die strafprozessuale Vorschriften als solche anerkennen und eben nicht nur als böswillig geschaffene Hindernisse gegen eine sinvolle Ermittlungstätigkeit, die es (irgendwie) zu umgehen gilt.


    Selbst, wenn das nicht (uneingeschränkt) stimmen mag ... beraube mich doch nicht einer meiner letzten Illusionen in Bezug auf den Rechtsstaat. :p


    Wieder zum amerikanischen Server: Das BKA hat glaubhaft versichert, dass die zur Überwachung der TKÜ im Netz bestimmte Software gerade nicht für fremde Zwecke wie etwa die Fertigung von Screenshots eingesetzt wird. Folglich geistern auch keine Screenshots durchs Ausland. Wenn ich die Stellungnahme richtig verstanden habe, laufen ausschließlich abgehörte Gepräche mit Anbietern wie Skype über den amerikanischen Proxy, wenn das Gespräch vom gewählten Anbieter ohnehin über amerikanische Server geleitet wird.


    Wie ich es verstanden habe, wird auf dem Weg des Telefonats in Amerika dem Server des TK-Anbieters dort ein Proxy zwischengeschaltet, weil eine deutsche Proxy-IP den Ermittlungserfolg gefährden würde. Das ist etwas ganz anderes.


    Zudem: Wenn man das BKA kritisiert, sollte man das schon im Vergleich zu den Polizeibehörden der Länder tun ... was die Messlatte deutlich nach unten verlagert.


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau


    Wieder zum amerikanischen Server: Das BKA hat glaubhaft versichert, dass die zur Überwachung der TKÜ im Netz bestimmte Software gerade nicht für fremde Zwecke wie etwa die Fertigung von Screenshots eingesetzt wird.


    Das BKA hat vorher glaubhaft versichert, dass es die Software von Digitask nicht einsetzt.....


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Folglich geistern auch keine Screenshots durchs Ausland. Wenn ich die Stellungnahme richtig verstanden habe, laufen ausschließlich abgehörte Gepräche mit Anbietern wie Skype über den amerikanischen Proxy,


    Nein, der Trojaner schickt ALLE Daten ueber den Proxy, da wird nicht selektiert und dann gesendet. Folglich gehen illegal erstellte Screenshots zunaechst in die USA.



    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Wie ich es verstanden habe, wird auf dem Weg des Telefonats in Amerika dem Server des TK-Anbieters dort ein Proxy zwischengeschaltet, weil eine deutsche Proxy-IP den Ermittlungserfolg gefährden würde. Das ist etwas ganz anderes.


    Wieder falsch, es wird ja nicht umsonst Quellen-TKÜ umschrieben. Die Audiodaten werden vor dem Transport zum Anbieter abgefangen. Also bildlich gesprochen nachdem das Gespraech das Mikro passiert hat und bevor es von Skype codiert und verschickt wird. D.h. die Software kann die Daten DIREKT an die Behoerde oder ueber einen Proxy schicken. Die entscheidung ist vollkommen unabhaengig von der Art wie Skype routet... die Daten werden ja abgegriffen, bevor ein Server von Skype die Daten sieht.


    Wenn man jetzt behauptet, dass man den Server in den USA gewaehlt hat, weil Skype sowieso alle Daten in die USA schickt...hat man auch nicht verstanden wie Skype funktioniert, Skype nutzt eine Art P2P. Jeder User kann eine sogenannte SuperNode werden, ueber die Gespraeche abgewickelt werden. D.h. die Daten koennen heute in die USA fliessen und morgen nach Frankreich....


    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Zudem: Wenn man das BKA kritisiert, sollte man das schon im Vergleich zu den Polizeibehörden der Länder tun ... was die Messlatte deutlich nach unten verlagert.
    Frankie


    Warum? Das BKA hat gelogen und dann in seine Stellungnahmen absolute technische Unkenntnis zur Schau gestellt. Das ist genau so ein nutzloser Haufen wie die Landesbehoerden..

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Auch die neue Version hat noch die gleichen konzeptualen Schwächen wie die alte Version:


    http://www.spiegel.de/netzwelt…tik/0,1518,794126,00.html
    http://www.ccc.de/en/updates/2…-aktueller-staatstrojaner



    Wer glaubt jetzt noch daran, dass irgendwo im Behördendschungel an der entscheidenden Stelle Kompetenz vorhanden ist?
    Wird eigentlich Zeit, dass Hermann, Friedrich und Zierke geschlossen zurück treten.


    Edit: Und extra für Frank: Da sich die "Änderungen" am Trojaner mit den Aussagen vom Zierke decken, handelt es sich wahrscheinlich um den BKA-Trojaner, also den Bundestrojaner. So viel zu deiner Hoffnung, dass BKA grenzt sich gegen die Landesbehörden ab :)

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

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