Der Fall Mollath

  • Ich halte das, was da in sachen Mollath läuft, für einen ganz besonders krassen fall von skrupellosester, ekliger freiheitsberaubung und gewissenlosester, nicht minder ekliger gesichtswahrungsstrategie der täter (ehefrau, gutachter, justiz, justizministerin -- hab' ich wen vergessen?).


    Alle verantwortlichen, die nicht sofort (!) für Mollath's freilassung sorgen, gehören mMn mindestens doppelt solange in ein sibirisches arbeitslager, wie sie ihn bisher der freiheit beraubt haben.


    Das eigentlich erschütternde an diesem wie an dem hessischen steuerfahnder-fall ist, daß es im grunde jedem von uns passieren kann, der irgendwelchen mächtigen/einflussreichen kotzbrocken zu unbequem wird. Daß so etwas in einem rechtsstaat, der sich noch dazu christlich regiert schimpft, möglich ist, lässt mich einfach nur verzweifelt, fassungslos und zutiefst angewidert zurück. Einem solchen staat kann man eigentlich nur die gefolgschaft aufkündigen.

    vielen dank für alle hilfreichen antworten


    Der teuro ist tot, es lebe die neue alte DM. Wetten auf 10-jahres-sicht werden angenommen (gibt's da eigentlich internet-wettanbieter für?).

  • Zitat

    Original geschrieben von malinfo
    ... Einem solchen staat kann man eigentlich nur die gefolgschaft aufkündigen.


    Suchst Du nur einen Vorwand ?


    Freiheit und Rechtsstaatlichkeit müssen immer wieder neu erkämpft und verteidigt werden, diese gibt es nicht geschenkt auf dem Silbertablet.


    Wo Amt und Macht sind (egal, welcher Ebene und Art - kann auch im Hamsterzüchter-Verein sein), dort ist immer auch Potential für Machtmißbrauch, Vetternwirtschaft usw., da die menschlichen Schwächen nunmal nicht aus der Welt zu schaffen sind.


    Fatalistisch klagend davonzulaufen kann folglich heißen, vom Regen in die Traufe zu kommen.


    Und bei sich selbst sollte man auch schon mal selbstkritisch prüfen, ob man nicht selbst schon im Kleinen das betrieben hat, was man denen "da oben" empört vorwirft.


    Das "Aufkündigen" der Gefolgschaft kaufe ich übrigens nur denen ab, welche dann auch keine (!) Leistungen des Staates in Anspruch nehmen.
    ;)



    PS: das "Aufkündigen der Gefolgschaft" haben wir seinerzeit durch das Absetzen in den Westen inkl. Asylantrag und die Aufgabe der originären Staatsbürgerschaft gemacht ... :p

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  • Um Gustl Mollath in seiner misslichen Lage zu helfen, braucht es ausser aufrechten integren Leuten im Staat auch der Zivilgesellschaft.


    Die Zivilgesellschaft wiederum findet
    - innerhalb und
    - ausserhalb
    der (Hamsterzucht-)Vereine statt.


    Was ich ganz bemerkenswert finde:
    In seinen Aktenordnern zum Schwarzgeld beschreibt M. die Nürnberger Rotarier - ein eingetragener Verein - so, dass man den Eindruck gewinnt, der ganze Nürnberger Klüngel sitze darin versammelt - Leute die Geld haben, aber auch Richter und Doktoren. Wenn ich es recht im Kopf behalten habe, zieht er über die auch ein bisschen her.


    Sein nunmehriger Verteidiger, Gerhard Strate ist selbst Rotarier, allerdings in Hamburg - falls ich mich täusche, zumindest hat er vor denen eine Rede gehalten (Siehe http://www.strate.net).


    Nun ist überaus interessant, dass anscheinend ein-und-derselbe soziale Bezugsrahmen in der Zivilgesellschaft - die Rotarier als Verein - zum einen eine tragende Säule der Zivilgesellschaft ist, in der Transparenz , Demokratie und Mitmenschlichkeit gepflegt werden,


    - in Hamburg -


    zum anderen aber,


    - in Nürnberg - ,


    der Eindruck entsteht , derselbe Bezugsrahmen sei ein Hort der Konspiration, des In-die-Pfanne-Hauens missliebiger Andersdenkender, der Geheimniskrämerei und Unterwanderung staatlicher Strukturen mit Seilschaften.


    Seltsam, oder?
    Ein-und-derselbe Verein, allerdings eine andere Bundesland-Gliederung.


    Dass Strate seine Sache integer macht und mit Herzblut für Mollath ist, obwohl dieser über die (Nürnberger) Rotarier "hergezogen" ist, spricht sehr für ihn :p


    Ich führe diese Unterschiede auf eine von mehreren Schwachstellen im Föderalismus zurück. Auf jeden Fall braucht es mehr Durchmischung zwischen den Bundesländern und speziell in Bayern zeigt die Zivilgesellschaft Schwächen, die vielleicht mal geheilt werden könnten / sollten. Mehr Strafen oder Autoritätsentfaltung a la "sibirische Straflager" (s.o.) lösen das Problem nicht, sondern stacheln etwaige Missetäter nur an, noch mehr Anstrengungen zu entfalten die missliebigen andersdenkenden wegzuverstauen.

  • Ich habe zu Zivildienstzeiten mal in einer forensischen Psychiatrie gearbeitet, und kann euch sagen das die gefährlichsten Personen auch die manipulativsten sind. Ich kam da mit Leuten in Kontakt die einem ALLES erzählen konnten und dies auch perfekt verpackt haben.
    Grundsätzlich waren da auch immer alle Unschuldig festgesetzt, das war immer die Wahrnehmung von den Personen die hoch intelligent sind und sich entsprechend artikulieren konnten. Dazu noch höchst manipulativ gestrickt, da musste man immer Distanz wahren sonst gerät man in einen Sog. Bevor ich dort anfing habe ich es nicht so ernst genommen, aber nach ein paar Wochen hatte ich davor großen Respekt.



    Den jetzigen Fall habe ich nur am Rande verfolgen können. Grundsätzlich ist es immer schwierig in solchen Fällen zu entscheiden. Mir kommt es aber auch so vor das Gutachter die in diesem Bereich arbeiten das niemals ein ganzes Berufsleben ausführen können. Vor lauter Psychopathen wird man da irgendwann selbst mal wahnsinnig.


  • Nicht wirklich seltsam ;) :
    siehe z.B. die "Freimaurerloge" P2 (Propaganda Due), welche als ehrenwerte Fassade für eine echte Konspiration diente. Ein gewisser Silvio B. war nachweislich auch Mitglied jenes später als illegal befundenen Vereins, welcher einen rechtsgerichteten Staatsstreich in Italien im Auge hatte.

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  • Zitat

    Original geschrieben von Braindead
    Dazu noch höchst manipulativ gestrickt, da musste man immer Distanz wahren sonst gerät man in einen Sog. Bevor ich dort anfing habe ich es nicht so ernst genommen, aber nach ein paar Wochen hatte ich davor großen Respekt.

    Wäre Vorsicht anstatt Respekt vielleicht das noch treffendere Wort? :)


    Zitat


    Ich habe zu Zivildienstzeiten mal in einer forensischen Psychiatrie gearbeitet,


    Ja, Hut ab - aber als Zivi wusstest du wahrscheinlich noch nicht über *sämtliche* Kommunikationstricks bescheid?


    Zitat

    und kann euch sagen das die gefährlichsten Personen auch die manipulativsten sind. Ich kam da mit Leuten in Kontakt die einem ALLES erzählen konnten und dies auch perfekt verpackt haben.


    Diese Könner ihres Fachs machen aber meist erstmal lange unbemerkt eine glanzvolle Karriere , bevor man ihnen auf die Schliche kommt. Dieser Typus wird aber nicht Insasse, sondern eher Leiter oder Chefarzt einer forensischen Klinik, wie z.b. Gert Postel :p


    Und bei Herrn Mollath ist doch auch bekannt, dass er jahrelang eine Art Ferrariwerkstatt o.ä. betrieben hat, vielleicht, damit seine Frau steuerliche Verlustmöglichkeiten hat .. also jedenfalls nicht gerade das klassisch strahlende "Hochglanzprogramm" abgespult hat, das einen erfolgreichen Soziopathen auszeichnet, sonst wäre er wirtschaftlich gross rausgekommen damit, oder? So hingegen musste er schon vor Jahren den Laden wegen Unwirtschaftlichkeit liquidieren ;)


    Lesenswert und aufschlussreich in dem Zusammenhang die Bücher und Interviews von Babiak und Hare einerseits und von Martha Stout andererseits. Gemäss letztere sind 4% der Bevölkerung vom Typus "hochgradig manipulativer Soziopath, ohne Gewissen, ohne Empathie." :eek:


    Allerdings bin ich der Meinung, an diesem Punkt wird's knietief "offtopic" hier ;)


    Zitat

    Den jetzigen Fall habe ich nur am Rande verfolgen können. Grundsätzlich ist es immer schwierig in solchen Fällen zu entscheiden. Mir kommt es aber auch so vor das Gutachter die in diesem Bereich arbeiten das niemals ein ganzes Berufsleben ausführen können. Vor lauter Psychopathen wird man da irgendwann selbst mal wahnsinnig.


    Deine Wortwahl ist interessant - fast dasselbe hat Heribert Prantl, ehemaliger Staatsanwalt und Ressortleiter (?) der Süddeutschen Zeitung in seinem Kommentar auch geschrieben: "Eine Justiz, die Menschen ohne gründlichste Prüfung einen Wahn andichtet, ist selber wahnsinnig."


    http://www.sueddeutsche.de/bay…-ort-des-rechts-1.1533816

  • Auch Prantl kann sich mal irren, hier hat er aber Recht, sein Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Vorsicht ist auch bei Kommentaren angesagt:


    Mollath kann recht haben und geistig Gesund sein
    Mollath kann recht haben und trotzdem Verrückt sein
    Mollath kann unrecht haben und trotzdem geistig Gesund sein
    Mollath kann unrecht haben und Verrückt sein.


    Insofern ist noch nichts klar.

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  • Zitat

    Original geschrieben von saintsimon
    Und bei sich selbst sollte man auch schon mal selbstkritisch prüfen, ob man nicht selbst schon im Kleinen das betrieben hat, was man denen "da oben" empört vorwirft.


    Genau! In jedem der mal eine Mücke erschlägt, steckt ein Stück weit ein Elefantenmörder :D

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Auch Prantl kann sich mal irren, hier hat er aber Recht, sein Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf.


    Die Süddeutsche hat gestern den Prozeßverlauf in einem ironisch gefärbten Bericht dargestellt:


    "Eine Hölle an Belastungen"


    Das Verfahren vor dem Amtsgericht Nürnberg nahm 3 Jahre in Anspruch. Die Justiz selbst empfand diese Verfahrensdauer als "zügig" ...

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