Testbericht BQ Aquaris M10:
BQ dürfte mit Sicherheit den meisten Kunden die sich etwas häufiger mit Smartphones beschäftigen kein gänzlich unbekannter Name mehr sein. Der spanische Hersteller hat seit seinem Erscheinen auf dem deutschen Markt schon einige Geräte in die Regale gebracht, die mit Nichten nur Kunden aus dem Einsteiger-Segment bedienen können. Das Aquaris M5 – welches inzwischen auch in allen Varianten lieferbar ist, nachdem man sich hier zu Marktstart etwas schwer getan hatte – entpuppt sich zu einem durchaus erfolgreichen Phone. Dazu dürfte auch nicht zuletzt die recht schlank gehaltene Android-Software beigetragen haben. Viele Hersteller beladen ihre Modelle mit haufenweise Bloatware, sodass der Nutzer hier nach dem Einrichten der Geräte teilweise erstmal auf „Entmüllungs-Tour“ gehen muss. BQ fährt die gegenteilige Strategie, was auch in Sachen Versions-Update bei Android definitiv kein Fehler ist.
Nach dem E5 LTE und dem M5 hat sich mit dem Aquaris M10 nun ein Tablet bei mir zum Test eingefunden. Das Tablet ist in zwei Ausstattungsvarianten erhältlich, wobei der größte Unterschied mit Sicherheit in der Displayauflösung zu sehen ist: Das 10.1 Zoll Tablet ist nämlich sowohl in HD- als auch in Full-HD Auflösung erhältlich. Leider gibt es aber neben dem Display auch in der sonstigen Ausstattung Unterschiede: Der Prozessor als auch die Grafikeinheit ist zwar grundsätzlich dieselbe, allerdings wurde bei beiden jeweils an der Taktrate Hand angelegt. Beim Prozessor wirkt sich das mit 0,2 GHz pro Kern aus, bei der Grafikeinheit sind es in Summe 80 MHz. Die Frage ist, warum BQ diesen Weg gegangen ist; denn wenn man die verbauten Elemente genau betrachtet, handelt es sich um ein und dieselben Bauteile. Das „A“ bzw. „B“ beim Prozessor dürfte nur für die beiden unterschiedlichen Taktraten stehen.
Auch bei den Kameras hat sich BQ dazu entschieden, die Geräte voneinander zu trennen: Während die Full-HD Variante mit einer rückseitigen 8 Megapixel Kamera und einer Frontkamera mit 5 Megapixel daherkommt, weist die HD-Variante „nur“ 5 Megapixel bei der Hauptkamera und 2 Megapixel bei der Frontkamera auf. Gut – Kameras bei Tablets sind ja generell immer so eine Sache – ich persönlich find’s immer mal wieder nicht schlecht, ‚ne Cam „griffbereit“ zu haben.
Ob sich der Kauf der Full HD Variante tatsächlich lohnt, oder eventuell auch die HD-Variante ausreichend ist, könnt ihr mit Hilfe des nachfolgenden Testberichts selbst entscheiden. Prinzipiell müssen natürlich beide Geräte im Hinblick auf den Preis mit ihrer Leistung überzeugen.
Ganz am Ende des Berichts findet Ihr wie immer die Verlinkungen zu den Medien.
PS: Im Test befindet sich übrigens die HD-Variante, wobei ich kurz auch Zugriff auf die Full-HD Version hatte.
Hauptfunktionen des BQ Aquaris M10:
Hinweis: Alle technischen Daten beziehen sich – sofern nichts Anderes vermerkt ist – auf beide Versionen des Tablets. Sind abweichende Spezifikationen vorhanden, wird beim jeweiligen Punkt darauf hingewiesen.
- - Abmessungen: 246 x 171 x 8,2 mm bei einem Gewicht von 470 Gramm
- - 10.1“ Touchscreen mit 10 Berührungspunkten u. Dragontrail-Beschichtung
- - Displayauflösung: 1280 x 800 Pixel (HD, 160 ppi) oder 1920 x 1200 Pixel (Full-HD, 240 ppi)
- - 16:10 Seitenverhältnis mit 170° Blickwinkel
- - 16 GB interner Nutzerspeicher (ROM), davon ca. 11,2 GB frei (Rest mit Android Betriebssystem belegt)
- - 2 GB Arbeitsspeicher (RAM)
- - Micro SD Speicherkartenslot (offiziell bis zu 64 GB unterstützt)
- - Prozessor Full-HD Variante: MediaTek MT8163A Quad-Core Prozessor mit bis zu 1,5 GHz pro Kern
- - Prozessor HD Variante: MediaTek MT8163B Quad-Core Prozessor mit bis zu 1,3 GHz pro Kern
- - Grafikprozessor Full-HD Variante: MediaTek Mali-T720 MP2 mit 600 MHz
- - Grafikprozessor HD Variante: MediaTek Mali-T720 MP2 mit 520 MHz
- - Akku: 7.280 mAh, fest verbaut, Li-Poly Technologie
- - Micro HDMI-Port
- - Micro USB OTG Port
- - 3,5 mm Klinkenbuchse
- - WLAN 802.11 b/g/n (2,4 GHz & 5 GHz Band)
- - Bluetooth 4.0
- - GPS
- - Android 5.1 Lollipop Betriebssystem
- - Kamera Full-HD Variante: 8 Megapixel rückseitig, 5 Megapixel Frontkamera
- - Kamera HD Variante: 5 Megapixel rückseitig, 2 Megapixel Frontkamera
- - Full HD (1920 x 1080 Pixel) Videoaufnahme-Funktion
- - Sensoren: Helligkeit, Beschleuningung, eCompass
- - Notification LED
- - FM-Radio
- - Dolby Atmos-Technologie
- - Stereo Lautsprecher auf der Front
Lieferumfang:
BQ ist im Allgemeinen dafür bekannt, nicht unnötig Lieferumfang mit in den Karton zu packen. Dafür gibt es mehrere Gründe:
1) Kosteneinsparung – Geräte können günstiger angeboten werden
2) Umweltschutz (gibt BQ als wichtigsten Grund an, warum teilweise z. B. auf den Netzadapter verzichtet wird)
3) Unnötigkeit: Viele Nutzer dürften vermutlich etliche USB-Kabel und Adapter besitzen
Die Gründe kann man nun sowohl positiv, als auch negativ sehen – abhängig von der individuellen Ausstattung mit Zubehör. Fakt ist jedoch, dass die Geräte mit einem Preis von +/- 250 €uro schon nicht unbedingt zu den Günstigsten am Markt gehören. Und dennoch findet der Kunde beim M10 lediglich ein USB-Kabel (gleichzeitig Ladekabel) und einen Netzadapter im Karton. Obligatorisch sind natürlich noch kleinere Zettel (Kurzanleitung, Garantienachweis) dabei – aber die liest im Normalfall ja doch niemand.
Im Lieferumfang befindet sich demnach also Folgendes:
- - 1 x Tablet “BQ Aquaris M10 HD”
- - 1 x USB-Kabel (= Ladekabel)
- - 1 x Steckdosen-Adapter
- - diverse Kurzanleitungen/Garantienachweise/etc.
Ein Headset muss man sich als potenzieller Neukunde also selbst organisieren. Naja – damit kann man leben, die Hauptanwendungsgebiete dürften ohnehin nicht ausschließlich auf dem Genuss von Musik liegen – auch wenn das Gerät dank der beiden Lautsprecher auf der Front natürlich dafür ausgelegt wäre.
Gehäuse, Verarbeitung und Wertigkeit:
Genau wie bei den meisten heutigen Smartphones, besticht natürlich besonders das M10 HD durch sein großes 10.1“ Display, welches bei der hier getesteten Variante mit 1280 x 800 Pixel auflöst. Direkt unterhalb des Displays hat BQ zur Außenseite des Geräts hin die Stereo-Lautsprecher platziert, welche sowohl bei der weißen, als auch bei der schwarzen Variante recht unauffällig sind; denn die Gitter haben jeweils dieselbe Gehäusefarbe. Mittig befindet sich hier außerdem das BQ-Logo, welches gleichzeitig allerdings die Funktion einer Home-Taste beherbergt. BQ hat sich also das kleine Gimmick erlaubt, hinter dem Logo-Design eine Sensortaste zu platzieren – wirklich gut. Chic und unauffällig – so lobe ich mir das. Oberhalb des Displays befinden sich neben dem Helligkeitssensor für das Display noch die Notification-LED sowie die 2 Megapixel Frontkamera. Das war’s dann auch schon auf der Vorderseite.
Auf der linken Geräteseite befinden sich – etwas ungewohnt – die beiden Anschlussbuchsen des M10 HD. Neben einem regulären Micro USB 2.0 Anschluss für das USB- bzw. Ladekabel, ist hier auch der HDMI-Port angebracht. Da sich ein Kabel nicht im Lieferumfang befindet, muss der Nutzer dieses aber selbst erwerben. Auch die 3,5 mm Klinkenbuchse wurde von BQ links am Gehäuserand untergebracht – prinzipiell auch gar nicht mal schlecht, schließlich hat man dann in der Tat alle Anschlüsse auf einer Seite. Ob links, rechts oder die Ober- bzw. Unterseite nun besser ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Rechts sind ebenfalls nur zwei Elemente zu finden- zum einen nämlich der Power-Button und zum anderen die Lautstärkewippe. Oben und unten am Gerät hat BQ gänzlich auf Bedien- oder Designelemente verzichtet, hier finden sich einzig das Mikrofon für Videoaufnahmen sowie der Speicherkartenslot wieder, welcher übrigens über keine Abdeckung verfügt. Etwas unglücklich gelöst, wie ich finde – immerhin haben Staub & Co. somit freien Zugang ins Geräteinnere.
Auch die Rückseite wirkt recht „leer“, zumal dort tatsächlich neben dem BQ-Logo lediglich die 5 Megapixel Kamera ihren Platz findet (die CE-Kennzeichnung zähle ich nicht als „Designelement“ dazu). Da das Tablet (leider) nicht über eine LED-Leuchte als Kameralicht verfügt, konnte man sich hier eben weitere Elemente sparen. Vorteil: Die Rückseite wirkt – trotz Kunststoff – erstaunlich glatt, vermittelt aber gleichzeitig recht sicheren Halt. Dass das nicht immer so ist, zeigen diverse Erfahrungswerte anderer Modelle bzw. Hersteller; Stichwort: Klavierlack-Optik.
Da wir das Gerät nun etwas besser einschätzen können, machen wir in Sachen Verarbeitung und Wertigkeit weiter. Wie bereits erwähnt besteht das Aquaris M10 eigentlich überwiegend aus Kunststoff. Doch einfach „nur“ Kunststoff scheint man hier auch nicht verbaut zu haben, denn egal wie man es nun dreht oder wendet: Das M10 hinterlässt bei der Handhabung einen absolut positiven Eindruck. Der Kunststoff fühlt sich weder zu glatt, noch zu rau an und besitzt daher die richtige Mischung um das Gerät sicher in den Händen zu halten, gleichzeitig aber keine negativen Abstriche in Sachen Optik & Co. zu bekommen. Etwas negativ fällt nur die Tatsache auf, dass beim M10 nur eine Dragontrail-Beschichtung auf dem Display zum Einsatz kommt. Das macht sich in etwa sofern bemerkbar, dass das Display des Geräts bei erhöhtem Druck teilweise deutlich nachgibt und man entsprechende Verfärbungen auf dem Screen erkennen kann. Dieses Problem trat sowohl bei der FHD als auch bei der HD-Variante des M10 auf. Gut – wenn man jetzt nicht ständig wie bekloppt auf dem Display herumprügelt dürfte das keine negativen Auswirkungen haben – dennoch ist es natürlich wie immer: Fällt jemandem ein Manko erstmals auf, so kann man zukünftig nur schwer wieder davon ablassen.
Wenn man diesen Punkt mal etwas hinten an stellt, bleibt aber der überwiegend positive Eindruck des Geräts: Trotz dem hohen Kunststoffanteil ist es BQ gelungen, die einzelnen Elemente nahezu zu 100% passgenau aufeinander abzustimmen. Dies bemerkt man zum Beispiel an den beiden Stereo-Lautsprechern auf der Front: Diese schließen absolut eben mit der Vorderseite ab und fügen sich gleichzeitig sehr gut in das Gesamtbild und die Gestaltung des Rahmens ein.
Auch die seitlichen Tasten weisen einen guten Druckpunkt auf und verfügen auch nur über geringfügiges Spiel. Das M10 wirkt quasi wie aus einem Guss – was vermutlich auch faktisch so sein wird: Vermutlich kann das Gerät nur über die Front mittels „Abhebeln“ der Gehäuserückseite geöffnet werden (was man aber natürlich tunlichst unterlassen sollte, um die Garantie nicht zu gefährden).
Touchscreen & Bedienelemente:
Kommen wir nun zum Display – mit Sicherheit einer der am kritischsten beäugten Punkte des Geräts: BQ setzt beim Aquaris prinzipiell auf zwei unterschiedliche Panels; dem zu Folge existieren eben auch die beiden Versionen: Einmal ein HD-Panel mit 1280 x 800 Pixel und 160 ppi und einmal ein FHD-Panel mit 1920 x 1200 Pixel Pixel und 240 ppi. Bei der mir zum Test vorliegenden Version handelt es sich um das HD-Gerät, welches zudem mit etwas weniger Prozessor-Leistung klarkommen muss, was sich aber aufgrund der geringeren Arbeitslast des Displaypanels nicht wirklich auswirken dürfte – zumindest nicht negativ.
Grundsätzlich kann man bereits im Voraus sagen, dass ich – speziell bei der HD-Version – durchaus sehr kritisch war, ob diese Wahl von BQ wirklich so gut war/ist. Ein 10.1“ Tablet lediglich mit HD-Auflösung zu bestücken, wenn andere Hersteller auf halb so großen Displays teilweise schon auf 2K setzen, ist in der Tat mutig – unabhängig davon, ob 2K nun einen merklich größeren Nutzen bietet oder nicht. Praktisch bin ich nach intensiver Nutzung des Geräts der Meinung, dass HD-Auflösung in der Tat für einen normalen Betrieb ausreichend ist, je nachdem in welchen Bereichen der Nutzer seinen Fokus setzen möchte. Ein Gamer würde wohl aufgrund des Datenblatts kaum zum Aquaris M10 greifen, wohingegen Personen die ein Tablet für den Alltag, zum Surfen oder als Allround-Begleiter suchen durchaus schon eher angesprochen werden dürften.
Neben den reinen technischen Daten, die ich ja nun schon erwähnt habe, möchte ich natürlich auch noch ein paar Worte bzgl. der Software des M10 loswerden; hier bietet das Gerät nämlich noch die ein oder andere Überraschung: Zunächst wäre hier mal die „MiraVision“ – Funktion. Dabei handelt es sich um einen separaten Einstellungspunkt in den Anzeigeeinstellungen, welcher im Grunde genommen die Darstellung des Displays regelt. Dem Nutzer stehen hier zwei vorkonfigurierte „Profile zur Verfügung: „Standard“ sowie „Lebendig“. Als weitere Option kann seitens des Nutzers noch ein sogenannter „Benutzermodus“ aktiviert werden. Hier hat man dann selbst die Möglichkeit, die einzelnen Regler (Kontrast, Sättigung, Bildhelligkeit, Schärfe, Farbtemperatur u. dynamischer Kontrast) zu beeinflussen und somit das Endergebnis zu verfeinern. Ähnliches kennt bzw. kannte man von (früheren) Samsung-Geräten. Durchaus eine nette Möglichkeit, die Darstellung den eigenen Vorlieben anzupassen. Wer’s lieber komfortabel hat, fährt mit den beiden Standard-Profilen in der Regel aber auch sehr gut.
Das Aquaris M10 bietet selbstverständlich die Möglichkeit, die Helligkeit des Displays wahlweise manuell oder automatisch mittels „adaptiver Helligkeit“ zu regeln. Diese automatische Regelung funktionierte in der Praxis sehr gut und auch recht zügig. Eigentlich heut zu Tage keine Besonderheit mehr – da mir aber immer noch vereinzelt Geräte „über den Weg laufen“, die über eine grausam langsame Reaktion diesbezüglich verfügen, erwähne ich das immer noch ganz gerne. Ein eher kleiner Punkt – der mich bei der praktischen Nutzung aber unheimlich nerven kann, wenn er nicht so funktioniert, wie er soll.
Weitere Software-Features hat BQ etwas „versteckt“ im Menü eingebaut. Sie nennen sich schlicht „Zweimal berühren“ und „Schaltflächen“. Dass dahinter allerdings elementare Bedienfunktionen stehen, erfährt man entweder nur durch Zufall indem man die Punkte anklickt, oder weil man sich im Voraus informiert hat bzw. einen Blick in die Bedienungsanleitung geworfen hat. „Zweimal berühren“ bezeichnet beim M10 die Funktion, die den meisten Nutzern als „Doubletap-to-awake“ bekannt sein dürfte: Mittels Doppelklick auf das Display lässt sich dieses entweder aktivieren bzw. ebenso schnell wieder deaktivieren. Das klappt erfreulicherweise auch sehr gut – umso schlimmer ist es, dass man diese Funktion tatsächlich erst „suchen“ muss um den praktischen Nutzen in die Bedienung des Tablets zu integrieren.
Hinter „Schaltflächen“ verbirgt sich hingegen eine Bedienungserleichterung, die man dem Gerät ohne weiteres gar nicht ansieht: Konkret bezieht sich das auf das BQ-Logo unterhalb des Displays. Dieses Logo ist nämlich gleichzeitig auch Sensor-Taste. Und diese lässt sich mit Hilfe des Menüpunktes individuell konfigurieren, indem man den drei unterschiedlichen Bedienungsarten entsprechende Aktionen zuweist:
- - Einfach-Tippen: Home-Taste, führt zum Startbildschirm zurück, kann nicht individualisiert werden
- - Doppel-Tippen: Zurück, Multitasking, Kamera, Dropdown-Leiste, Audiomodus wechseln, Gerät sperren, Energiesparmodus aktivieren/deaktivieren, Talkback aktivieren/deaktivieren, App starten
- - Gedrückt halten: Siehe Möglichkeiten oben bei „Doppel-Tippen“
Diese Bedienungshilfe halte ich persönlich sogar noch ein Stück weit wichtiger als „Zweimal berühren“, denn die möglichen Individualisierungen sind hier schon immens und bringen eigentlich alle auch einen extrem hohen Mehrwert – klasse!