noch ein T610-Test

  • so, es gibt zwar schon Tests zum Gerät hier, aber die stammen - so scheint mir - meist von Leuten, die schon das T68i richtig toll fanden. Daher sind die imho etwas "vorbelastet" ;)
    Ich war bisher überzeugter Nokianer (und bin es immer noch) und habe mich nun doch mal mit dem T610 befasst. Mein kleiner Test nun also hier, mit Schwerpunkten auf Dingen, die mir wichtig sind und kleinen Seitenblicken zum Mitbewerber und zum T68i, welches ich schon lange nicht mehr habe ;)
    Die anderen Tests hier im Forum habe ich natürlich auch gelesen, daher finden sich sicher einige Übereinstimmungen. Abgeschreiben habe ich aber nicht, das was hier folgt sind meine Eindrücke nach 4 Tagen T610:


    Verpackung
    Ist mir völlig egal. Ob das Handy nun in brauner Pappkiste oder güldener Box mit Samtauskleidung kommt... wen interessiert´s denn wirklich?


    Verarbeitung
    Schon viel wichtiger. Und da überzeugt das T610 so ziemlich. Die verwendeten Materialien machen einen sehr hochwertigen Eindruck und vor allem das Aluminium kann überzeugen. Das ganze Gehäuse wirkt sehr stabil, nichts knirscht oder knarzt oder gibt nach. Leider ist vor allem die Displayscheibe in ihrem schicken schwarz glänzenden Rahmen sehr anfällig für jegliche Finger- und Ohrabdrücke. Und vermutlich auch für Kratzer. Da hilft auch das beigelegte Putztuch wenig. Irgendwie sieht das T610, vielleicht aufgrund seiner edlen Optik, nicht so stabil aus, wie es eigentlich ist. Man ist immer vorsichtig damit, denkt, man könne etwas zerdrücken oder abbrechen (wohl ehr: zerkratzen), auch wenn diese übertriebene Vorsicht eigentlich nicht nötig scheint. Durch die edlen glatten Materialien ist es eben etwas empfindlicher als manch anderes Handy, was es als robustes Arbeitstier (z.B. im dirketen Vergleich zum N6310i) leider disqualifiziert.
    Trotzdem: an der Verarbeitung gibt´s so gut wie nichts zu bemängeln. Und schön ist das T610 obendrein. Das kommt auf keinem Bild zur Geltung, man muss es in der Hand halten.


    Tastatur
    Viel Licht und wenig Schatten bei der Tastatur. Der Druckpunkt der Zifferntasten ist absolut vorbildlich, da gibt´s nichts zu meckern. Die Beleuchtung ist nachts sehr schön anzuschauen und tagsüber stört sie nicht. Man muss den Blickwinkel nur minimal ändern, um die hellblau leuchtenden Buchstaben auf den silbernen Tasten gut zu erkennen. Die 4 Funktionstasten bieten den gleichen guten Druckpunkt, liegen aber etwas eng beisammen und sammeln "dank" ihrer glatten schwarzen Beschichtung auch schnell Fingerabdrücke. Weniger schön: der Joystick. Das ist sicher Gewöhnungssache, ich mag´s nicht. Zu fiezelig, zu ungenau, auch wenn er mir etwas präziser als beim T68i erscheint. 4 knackige Navi-Tasten á la N6610 hätten mir hier besser gefallen. Zudem sind die 4 Joystick-Richtungen im Standby mit nicht änderbaren Funktionen vorbelegt. Fazit: Tasten super, Joystick... naja.


    Display
    Einer der Gründe, warum ich mit dem T68i nicht glücklich wurde. Dessen Display war zwar farbig, mehr aber auch nicht. Ganz anders beim T610. Gross, ausreichend hell und vor allem: hohe Auflösung und kontrastreiche Farben. So muss ein modernes Handy-Display aussehen. Weniger schön ist, dass man im Standby nichts davon hat, da sich relativ früh die Uhr einschaltet und diese sehr schnell komplett verdunkelt. So kann man keine Statusinformationen erkennen, ohne doch eine Taste zu drücken. Dann leuchtet das Display aber relativ lange, ehe es wieder ausgeht. Eine einstellbare Beleuchtungsverzögerung wäre schön gewesen. Das erscheinen der Uhr und deren schnelles "Abdunkeln" mag der Akkulaufzeit zwar sehr dienlich sein, macht aber sowas wie Bildschirmschoner eigentlich sinnlos, da man sie fast nicht sieht. Mich stört´s wenig, da ich Bildschirmschoner auf einem LCD eh für völligen Unsinn halte. Im grellen Sonnenlicht ist das Display nicht besonders gut ablesbar, in allen anderen Situationen aber schon.



    Telefonbuch
    Das schöne zuerst: man kann natürlich mehrere Nummern pro Name speichern. Und zudem fast das Telefonbuch 510 Einträge. Das sollte nun wirklich reichen. Der Aufruf des Telefonbuches geschieht einfach mittels "Joystick nach unten". Durchaus ok. Verschiedene Rufnummern werden durch ein Symbol (z.B. Haus, Büro, Handy) markiert. Man kann Gruppen anlegen und Rufnummern eigene Töne oder Bilder zuordnen. Etwas unlogisch erscheint mir aber, dass es zwar im "Optionen"-Menü eine Option gibt (Kontaktinformationen), in der man einzelne Felder markieren kann (z.B. privat, mobil. e-mail etc), das hat aber irgendwie keinen Einfluss auf die Darstellung im Telefonbuch. Die Mail-Adresse sieht man dort z.B. gar nicht. Als PDA-Ersatz mit vollwertigen Adressdaten taugt das T610 also nicht, aber es bietet immerhin mehrere Nummern pro Name, was ja bei vielen anderen Geräten leider immer noch nicht Standard ist.


    SMS
    Da war ich nun besonders skeptisch, da der SMS-Editor in Verbindung mit T9 bei den alten SE´s (für mich) schlichtweg unbrauchbar war. Ein langsamerer SMS-Editor als bei T39m oder T68i war ja kaum noch vorstellbar. Referenz ist hier immer noch die ultimative SMS-Maschine N6310i. Und der kann auch das T610 nicht das Wasser reichen. Aber immerhin: man kann nun SMS schreiben. Zwar nicht richtig schnell, aber immerhin so, dass der Editor benutzbar ist. Für Langsamtipper und Gelegenheits-SMSer sicher ok, für SMS-Junkies immer noch nicht ideal. Die SMS-Funktionen entsprechen sonst dem Standard, als nette beigabe kann man im Editor noch Schriftgrösse und ggf. Fettdarstellung wählen, was die Lesbarkeit beim Eingeben sicher verbessert. Einen SMS-Speicher im Gerät gibt´s auch, umfangreiche Archiv-Funktionen mit eigenen Ordnern wie bei Nokia fehlen aber. Eine Anzeige der noch verbleibenden Restzeichen erscheint, scheinbar SE-typisch, erst 20 Zeichen vor dem Ende der Nachricht. Verkettete SMS sind möglich, allerdings ist diese Option abschaltbar, so dass man nicht versehentlich lange (und teure) SMS tippen kann. Sehr nützliches Feature, finde ich. Zum Thema MMS kann ich nicht viel sagen, da dass ein Feature ist, welches mich überhaupt nicht interessiert.


    eMail-Client
    Das ist nun wieder etwas, was ich gerne an einem Handy sehe. Wenn es benutzbar ist. Hier gibt´s ja einige gruselige Beispiele, z.B. die Mail-Clients der Sony-Modelle, die nur online benutzbar sind. Anders beim T610. Der Mail-Client ist natürlich zum offline lesen/schreiben geeignet und relativ einfach zu konfigurieren. Wenn man schon mal ein Mail-Programm am PC eingerichtet hat, dazu noch ein DFÜ-Netzwerk, sollte auch die Konfuguration des T610 Clients kein Problem sein. Zudem ist dazu ja schon eine Menge geschrieben. Mail abholen und senden klappt problemlos. Allerdings habe ich es bisher nur per CSD-Zugang geschafft, wenn ich einen GPRS-Zugang benutzen möchte quitiert das T610 das mit "Server nicht gefunden". Hier ist sicher noch etwas Forschung nötig, aber ich denke, dass auch das klappt.


    Connectivity
    Hier hat das T610 fast alles zu bieten, was man von einem neuzeitlichen Handy erwartet. Natürlich ist ein Infrarotport vorhanden, zudem gibt´s auch Blauzahn. Zum IR gibt´s nicht viel zu sagen, es funktioniert. Schön ist, dass man die IR-Schnittstelle zeitlich begrenzt aktivieren kann. Zwar nur für die feste Dauer von 10min, aber immerhin. "Immer an" geht natürlich auch. Der IR-Port verbirgt sich am oberen Ende das Handys, links vom Einschaltknopf. Er ist von aussen nicht zu erkennen und so findet man ihn ohne Blick ins Handbuch erstmal nicht. Übertragen von Daten zwischen Handy und PDA (getestet mit einem Palm) funktioniert problemlos, ebenso der Einsatz am Notebook als Modem. Alles bestens. Bluetooth ist auch an Bord, hier konnte ich mangels Hardware bisher nur die Übertragung von Visitenkarten zu/von einem Nokia 6310 testen. Auch hier keine Probleme. Leider fehlt der Bluetooth-Indikator in Form der schönen blauen LED, welche das T68i noch hatte. Beim T610 gibt´s nur noch ein Display-Symbol.


    Klingeltöne
    Dazu gibt´s nicht viel zu sagen. Vielstimmig und relativ wohlklingend. Beim Anruf wird vor jedem Ton erstmal ein kurzes Piepsignal eingespielt, warum das so ist bleibt unklar. Darüber wurde an anderer Stelle im Forum ja schon spekuliert. Zudem setzen die Klingeltöne "weich" ein, dass heisst die Lautstärke steigt in den ersten 1-2 Sekunden an. Richtig nett finde ich den Sound-Editor, mit dem man sich eigene Poly-Töne zusammensetzen kann. Das macht richtig Spass und man kommt kostenlos zu neuen Tönen. Zudem kann man sich auf diesem Weg auch halbwegs seriöse Töne basteln, wenn man die fertigen Jahrmarktsmelodien nicht mag.


    Klang/Empfang
    Zum Empfang kann ich wenig sagen, da ich mich meist nur in gut versorgtem O2-Land aufhalte. Daher finde ich hier kaum Unterschiede zwischen diversen Handys. Etwas wunderlich fand ich aber, dass mein T610 neulich grundlos "nur Notruf möglich" anzeigte und wenige Sekunden später von selbst wieder ins Netz wechselte. Kann ja aber auch am Netz gelegen haben. O2-Funktionen werden übrigens unterstützt, sowohl die "home"/"city"-Schriftzüge als auch das Häuschen-Symbol. Etwas enttäuschend finde ich den Klang des Anrufers im Ohr des T610-Besitzers. Der ist zwar halbwegs natürlich, aber doch ziemlich leise. Kein Vergleich z.B. zum N6310, welches deutlich lauter ist. Ich vermute fast ein wenig, dass ich hier eine dieser Versionen erwischt habe, deren Lautstärke zur Rauschminderung reduziert wurde. Wer weiss?


    Kalender/Organizer
    Hier bietet das T610 so ziemlich alles, was man braucht. Einen Kalender mit Tages-, Wochen- und Monatsansicht, eine Notizfunktion, zudem Wecker, Timer und Stopuhr. Ein Rechner ist natürlich auch an Bord, ebenso ein CodeMemo, um z.B. Kreditkartennummern sicher zu speichern. In den Kalenderoptionen kann man einstellen, ob Erinnerungen immer, nie oder nur bei eingeschaltetem Telefon erscheinen sollen. Ganz nützlich, aber irgendwie hat mich mein T610 heute morgen zwar optisch, aber nicht akustisch an einen Termin erinnert. Nicht so sinnvoll, wenn man noch schläft ;) Vielleicht aber auch nur Einstellungssache.


    Kamera
    Dieses runde Auge auf der Rückseite, was lediglich dadurch geschützt ist, dass die Linse etwas ins Gehäuse versenkt ist, hat den Namen Kamera eigentlich nicht verdient. Um mehr oder minder sinnvolle Bildchen per MMS zu verschicken, mag das ja noch gehen. Das was man mit einer Kamera im herkömmlichen Sinne macht, nämlich fotografieren, kann man damit natürlich nicht. Aber das wird sicher auch niemand von einer Kamera erwarten, die in ein Handy integriert ist, ...noch nicht. Die "Kamera" ist halt dabei, weil man heute scheinbar kein Handy ohne so eine Spielerei mehr verkaufen kann. Den Kids ist das sicher auch ganz wichtig und die Netzbetreiber wollen ja ordentlich mit Bild-garnierten MMS verdienen. Ich halte es für völligen Unsinn und so wird das Knipsding in meinem T610 wohl kaum zum Einsatz kommen. Von daher kann ich mir auch kein Urteil über die Qualität erlauben. Wer die Kamera für MMS, Anruferbildchen und den gelegentlichen Schnappschuss (weil man das Ding halt immer dabei hat) benutz, kann aber sicher mit leben.


    Der Rest
    Was gibt´s denn noch? Da wären natürlich die Spiele, für manchen scheinbar das Kaufkriterium, für ein Handy. Hier denke ich ähnlich wie bei der Kamera. Wer´s braucht: bitte. Mich interessiert es nicht, ebensowenig wie MMS. Daher auch hierzu kein Testurteil. Fast ähnlich verhält es sich mit den Sprachfunktionen. Die sind zweifellos nützlich, aber ich habe sowas noch bei keinem Handy benutzt. Mit Sicherheit aber ist sowas sinnvoller als Kamera und Spiele. Ein Testurteil kann ich mir aber auch hier nicht erlauben. Auch zur Akkulaufzeit kann ich noch nicht viel sagen, da mein T610 gerade mal 4 Tage alt ist. Zur Zeit lebt es mit der 2. Akkuladung, was aber nichts aussagt. Die von älteren SE´s bekannte Anzeige der Akku-Standbyzeit gibt´s beim T610 leider nicht mehr. Dafür wird einem jetzt im Statusmenü das Handymodell angezeigt. Sehr sinnvoll, wenn man mal vergessen hat, welches Handy man eigentlich hat ;) Situationsprofile gibt´s natürlich auch, hierzu ist nicht viel zu sagen. Schade aber, dass sie nicht wie bei den neueren Nokias zeitlich begrenzt aktiviert werden können. Auch einen Ein-/Ausschalt-Timer, wie es ihn z.B. bei den 45er Siemensen gibt, vermisse ich beim T610. Zudem wäre eine Freisprecheinrichtung schön gewesen. Aber man kann eben nicht alles haben.


    Fazit
    Das erste (Sony)Ericsson, welches mich so ziemlich überzeugt. Noch ist einiges ungewohnt, vor allem für mich als langjährigen Nokianer. Aber es gibt bisher fast nichts, was mich wirklich stört oder was ich am T610 vermisse. Das etwas anfällige Gehäuse, welches man alle Nase lang putzen muss, um die wirklich schöne Optik zu erhalten, ist natürlich eine Gratwanderung zwischen Design und praktischem Nutzen. Und die (imho) zu geringe Hörerlautstärke ist auch nicht schön. Aber mit beidem kann man leben. An Ausstattung vermisse ich fast nichts, das T610 ist sicher eines der komplettesten Geräte, die man derzeit kaufen kann. Gravierende Bugs in der SW habe ich bisher auch nicht ausmachen können. Bleibt nur zu sagen: das T610 ist ein erstaunlich gut ausgestattetes Gerät mit sehr wertiger Optik und hervorragender Verarbeitung. Das macht es leicht, über ein paar unbedeutende Mängel hinwegzusehen. Es kommt (imho) nicht an die narrensichere Bedienung der Nokias heran und man traut sich auch nicht, es so achtlos wie z.B. ein 6310 zu behandeln, was es vermutlich aber sogar wegstecken würde. Ein so schönes Stück Technik degradiert man eben nicht zum Arbeitstier, auch wenn es das Zeug dazu hätte. Mal sehen, wie es sich bewährt und ob es auf Dauer mein Nokia ersetzen kann. Ich fürchte, es hat gute Chancen.


    d@niel

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