Preßluft und Telefonkabel

  • Liebe Telefonfreunde,


    sorry, wenn ich mich hier ganz ohne Vorstellung einschleiche. Meine Kernkompetenz sind eigentlich alte Beregnungsapparate. Ich kann daher in Sachen Telefontechnik überhaupt nichts beitragen, würde aber gern Wissen abschöpfen.

    Es geht um folgendes: Immer mal wieder taucht die Meinung auf, daß es in den 70er/80er Jahren pressluftgemantelte Nachrichtenleitungen gegeben haben soll. Der tiefere Sinn soll in der Abhörsicherheit gelegen haben. Daß es in Kabelschächten Pressluftleitungen gab, sieht man in der Bilddokumentation des MfS zum Nachrichtentunnel in Altglienicke 1956 Suchwort "Kabelkrimi im kalten Krieg".

    Wenn ich Google bemühe, finde ich vage Behauptungen zu einem angeblich abhörsicheren Kabel des MfS bei Halle. Ein Wissender erklärte den Foristen dort aber, daß es weniger um Abhörschutz, als um Stabilität im Erdreich ging. Ich lese, daß Glasfaserkabel heute in Schutzrohre eingeblasen werden. Kurzum: Hat jemand ein Suchwort oder konkrete Tipps, was es mit der Preßluft in Nachrichtenkabelschächten des vorigen Jahrhunderts auf sich haben könnte?

    Ich hoffe, es ist nicht zu forsch, mit so einem Anliegen, hier als Eintagsfliege einzufallen. Mit Sicherheit wären auch andere Suchende froh, in der Sache einen verbindlichen Hinweis zu finden.


    Revanchieren kann ich mich leider nur mit unerschöpflichen Einlassungen über alte Rasensprenger. Ich hoffe, das motiviert.

    Beste Grüße

    GG

  • Es ging dabei eher darum, durch Überdruck das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern weil Feuchtigkeit in Kupferkabeln die Übertragungseigenschaften verschlechtert.

    Das Einblasen von Glasfaserkabeln hat damit nichts zu tun. Hierbei wird das leichte Glasfaser mit Luftdruck durch ein Leerrohr geschoben (geblasen)

    Glasfaser einblasen

    Druckluft zum Schutz/Überwachung

    Natürlich merkt man bei einem durch Druckluft überwachtem Kabel auch, wenn es jemand anzapft, weil dabei der Mantel geöffnet wird und es zu einem Druckabfall kommt. Also sind die Bilder des MfS auch dahingehend plausibel.

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  • Lieber Alex, Danke für den Hinweis. Feuchtigkeit ist ein Thema, das ich auch herausgelesen habe. Offen bleibt die Frage, ob Preßluft wirklich Abhörsicherheit schaffte.
    Die Glienicker "Abzweigung" in verschiedenen Perspektiven, gibt da wenig Aufschluß. Lediglich: es gab Preßluftleitungen.

  • Vielleicht findet sich noch jemand, der auf eine Quelle verweisen kann, in der Pressluft als Direktive für Abhörsicherheit auftaucht. Unstrittig scheint, daß man einen „Eingriff“ feststellen kann.

    Aber haben Übermittler geheimer Nachrichten deswegen explizit auf preßluftgefüllten Leitungen bestanden? Das ist die große Frage.


    Die Fotodokumentation zum Thema Glienicker Nachrichtentunnel zeigt die Anzapfsituation und Beschriftungen einzelner Leitungen, die unter anderem als „Hochdruck“ bezeichnet sind. Es ist davon auszugehen, daß die US Nachrichten Leute die Bedeutung von Preßluftleitungen kannten. Das Anzapfen glückte.


    Daß das durch die Russen geduldet wurde, ahnten die US Techniker nicht. Sie haben sich sicher angestrengt, unbemerkt zu zapfen. Entweder hatte man eine Technologie, oder das betreffende Kabel war nicht preßluftgemantelt.


    Ich habe ein Stichwort Abhörsicheres Telefonkabel des MfS im Raum Halle gelesen. Das wäre ein Thema aus den 80er Jahren. Ist es realistisch, anzunehmen, daß das Mfs 1980 seine Telefonleitungen auf Bezirksebene mit Presßluft vor Abhören schützte? Ich bin kein Telefonmann und finde nichts zu verschlüsselter Telefonie in den 80er Jahren.


    War da Preßluft wirklich Stand der Technik?

  • Für die Interessenten am Thema: Ich habe inzwischen den Betreiber der Seite SAS und Chiffrierdienst der DDR befragt.


    „Es geht um die Behauptung: Besonders brisante Fernsprechkabel hätte man in den 70er Jahren in preßluftgefüllte Leerrohre verlegt, um sie abhörsicher zu machen.“


    Die Antwort:

    „Nein, in der Fernmeldetechnik war es üblich, Bleikabel mit getrockneter Druckluft trocken zu halten. Dabei gibt es eine Überwachung des Drucks in dem entsprechenden Abschnitt. Kam es zu einem Druckluftabfall wurde ein Signal ausgelöst, um Schäden an den Bleikabeln gering zu halten. Wichtig ist es zu wissen, dass die Leitungen in den Bleikabeln papierisoliert waren, und da ist Feuchtigkeit der Tod der Leitung.


    Bleikabel wurden selten durch den Versuch Leitungen abzuhören beschädigt. Es waren eher Wühlmäuse.“


    Auf die Frage, wo man sich gut über das Thema informieren könnte, erhielt ich den Tipp:

    „Das Dresdner Post- und Fernmeldemuseum ist da sehr empfehlenswert.“


    Meinen Dank an Herrn D.


    Für mich ist das Thema beantwortet. AlexCeres hatte schon die entscheidenden Hinweise geliefert. Mir ging es nur noch ums Abhören.

  • Ich kann noch einen draufsetzen... Preßluftkabel und Abhörsicherheit?

    Es gibt eine spannende Phönix Dokumentation über diesen Glienicker Telefon Tunnel

    https://www.youtube.com/watch?v=KHKOP-TUPns

    Der entscheidende Hinweis kommt irgendwann in der Mitte.

    Den Amerikanern war klar, daß man auffällt, wenn man ein preßluftgefülltes Kabel anzapft.

    Sie haben den Umgebungsdruck im Tunnel soweit erhöht, daß es keinen Druckabfall in der Leitung gegeben hätte.

    Die fragliche Leitung war nicht druckgesichert.

    Für mich ist der Mythos Pressluft gegen Spionage komplett erledigt.

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