Kult, Kritik, Kommerz und Markt - wie geht es weiter mit Apple?

Zitat

Original geschrieben von Robert Beloe
Diesen Vergleich hast Du also doch nicht verstanden.

Ich dagegen habe Dich schon verstanden. Aber Du hast meinen Text nicht gründlich gelesen - ich sprach davon, dass Du 'im Kern' eine bestimmte Position vertrittst, denn ich wusste, dass Du diesen Einwand bringen würdest.

Das halte ich zwar für eine billige Retourkutsche, aber lassen wir Persönliches mal außen vor. Das Gute an Foren ist, dass man sich bei Postings nicht auf seine Erinnerung verlassen muss, sondern nochmal nachschauen kann. Du schriebst: "Apple lässt bei Foxconn produzieren und ist damit im Kern aus dem Spiel.". Das hat doch nichts damit zu tun, welche Position ich "im Kern" vertrete. Und wie vertritt man denn überhaupt eine Position "im Kern"...? Außerhalb des Kerns vertritt man sie dann nicht mehr? Das ist doch alles nur Gewäsch.

Für Dich gerne zum x-ten Mal ganz deutlich: Apple ist für mich mitverantwortlich und damit nicht "im Kern aus dem Spiel". Nur die Berichterstattung stellt zugunsten der Quote Apple als einzig Verantwortlichen dar. Und das wird hier munter hirnlos weiterposaunt. Was mich ein wenig stört. Und genau diese Position vertrete ich hier und sonstwo nicht nur im Kern sondern auch außerhalb dessen.

Wer meint, mitposaunen zu müssen, befindet sich tatsächlich in einer Position, die ich nicht überbrücken will.

Es gibt Complience Rankings. Dort ist HP mit an der Spitze und selbst Apple ist in den TOP10 verteten. Also kann ich hier nicht ganz nachvollziehen was Apple denn genau vorgeworfen wird.

Zitat

Original geschrieben von Matchacom
Wer regt sich über die viele Kinderarbeit in den Fabriken der Zulieferer auf und zieht Konsequenzen darausß

Was gehen uns China an?

Ja, es ist wirklich gut, dass sich in Foren Diskussionen nachverfolgen lassen.

Ich halte den Hinweis auf eine bloße Mitverantwortung Apples tatsächlich 'im Kern' für eine Exkulpation des Unternehmens. Apple verkauft hier ein Produkt unter seinem Logo, seinem Namen. Wer, wenn nicht dieses Unternehmen trägt die Hauptverantwortung (und nicht nur eine, aus mancher Sicht hier vermutlich vernachlässigbare Mitverantwortung) dafür, wie ein Produkt funktioniert und gefertigt wurde? Von dieser Verantwortung kann sich ein Unternehmen nicht freisprechen, und diese Verantwortung kann es auch nicht zu einer Mitverantwortung kleinreden, indem es einfach auf einen Zulieferer verweist - insbesondere wenn sich Fertigungsbedingungen nur sehr eingeschränkt mit der sorgsam aufgebauten Marke in Übereinstimmung bringen lassen.

Foxconn trägt natürlich Verantwortung für seine Produktionsprozesse, aber als Verbraucher in einem Land, in dem Apple-Produkte verkauft werden, ist nun mal Apple der richtige Adressat für Kritik an den Bedingungen, unter denen dieses Produkt der kalifornischen Firma gefertigt wird. Anders ist es für Verbraucher und Presse gar nicht möglich, mit so einer Situation umzugehen. Kritik an Foxconn in Deutschland? Gerne. Nur: Was sollte das Foxconn interessieren, zumal bei einer Auftragsfertigung? Dies hat nur unter bestimmten Konstellationen einen Effekt, und vielleicht dann noch nicht mal einen messbaren. Wenn jedoch Apple, Nokia, Samsung etc. dafür kritisiert werden, dass sie ihre Produkte bei diesem Zulieferer fertigen lassen und sie sich unter Rechtfertigungszwang sehen, kann sich eher etwas ändern. Denn Apple ist, um es zu wiederholen, ebenso wie die Konkurrenz nicht genötigt, bei Foxconn zu fertigen.

So bewerte ich das - Du kannst das ja gerne anders bewerten. Doch wird es nichts daran ändern, dass ich Informationen über die Herstellungsbedingungen eines Produkts in meine Kaufentscheidung einfließen lasse - soweit sie mir zur Verfügung stehen. Dies ist nicht immer der Fall, denn, wie Du mit Adlerblick erkannt hast, völlige Transparenz gibt es nie. Aber man kann Strukturen transparenter machen, und dazu kann eine zusätzliche Information über Fertigungsbedingungen durchaus einen Beitrag leisten. Das ist ja das schöne an einer Konsumgesellschaft: Sie schafft nicht nur gemeinsame Erfahrungswelten, sie gibt dem Verbraucher auch kleine Möglichkeiten des Handelns - zum Beispiel, indem er Unternehmen wie Apple an seine soziale Verantwortung erinnert.

Wenn Du denkst, das habe etwas mit dem Dschungelcamp zu tun, verwechselst Du etwas. Aber das macht nichts: Denn das kommt schon mal vor, wenn man sein Haupt zu lange schüttelt.

Warum sollten den Apple-Verantwortlichen jedoch die Mitarbeiter eines Zulieferers wichtig sein, wenn sie nicht mal die eigenen Mitarbeiter ihres Unternehmens fair behandeln?

Wer kann sich noch an die Berichte über schlechte Arbeitsbedinungen in den Apple-Stores vom letzten Jahr erinnern. Dort ging es auch um niedrige Löhne, angeordnete Überstunden und schlechte Arbeitsbedingen (Lautstärke in den Stores, Zahl der Kunden pro Mitarbeiter, Mangelnde Kommunikationsbereitschaft Seitens der Geschäftsführung).

Auch heute ein Jahr später soll sich daran nicht wirklich was geändert haben, siehe Artikel Capital.de.

Solange der öffentliche Druck nicht zunimmt auf die Firmen die so verantwortungslos mit den Mitarbeitern umgehen, wird sich daran auch nichts ändern. Dass die mediale Präsenz jedoch etwas ändern kann, hat man ja beim Fall Lidl und der Videoüberwachung gesehen.

Gruß

Heißt das also dass ihr (insb. Matchacom und Robert Beloe) nur trigema-Kleidung tragt, weil diese ja sozialverträglich in Deutschland hergestellt wird?

Und Landliebe zahlt den Bauern auch nur geringfügig mehr als es Rewe für sien Private-Label-Produkt macht. Nur weil etwas mehr kostet heißt das nicht, dass der Ursprung mehr vom Kuchen bekommt. Gleiches gilt hier nun mal auch für Apple. Samsung, HTC, LG, ... werden teils auch fremdfertigen lassen und zwar zu ähnlichen Tarifen. Und Apple kann nicht mal eben so den Zulieferer wechseln wenn dieser nicht genau die Vorgaben bzgl. Sozialengagement einhält. Wie will man denn einen anderen Zulieferer finden, der mal eben ca. 80 Mio. Produkte pro Quartal herstellen kann?

Und was ist denn die Alternative für die Arbeiter in den Foxconn-"Plantage"/-Fabriken? Meist ist es die Arbeitslosigkeit oder weitere Verarmung. Dort zählt auch nicht das Argument einiger Hartz 4-Bezieher, die sich für 8€/Std. nicht den Buckel krumm machen wollen. Dort gibt es kein solch großzügiges Sozialsystem.

Was ich kritisch fand war, dass bei aller berechtigten Kritik (dass die Arbeiter sehr wenig Lohn bekommen und die Lebens-/Unterbringungssituation unter aller Sau ist) immer nur von Apple gesprochen wurde, nie wurde erwähnt, dass dies im gesamten Elektronikmarkt so ist. Apple hat es mitzuverantworten, aber die Hauptlast an den Bedingungen liegt bei Foxconn.

Ach ja: Apple lässt übrigens iMacs auch außerhalb von China bauen - in den USA.

Uelmuek: Auch wer keine Biomilch trinkt und nicht armed angels-Kleidung kauft, darf sich kritisch über die Bedingungen äußern, unter denen Smartphones gefertigt werden.

Dass andere Elektronikkonzerne ähnlich agieren wie Apple, mag sein - nur entkräftet auch das die Kritik an Apple nicht.

Das habe ich auch nicht behauptet.

Es wäre dann aber genauso wichtig, dass entsprechend Aufmerksamkeit auf andere Hersteller abfällt und nicht immer nur/ausschließlich (!) Apple hinterher gehetzt wird. Das ist nämlich auch nicht zielführend, oder glaubst du wirklich, dass wenn Apple nun 50% mehr bezahlen würde für die Arbeitsleistung, diese auch wirklich bei den Arbeitern ankommen würde, dass andere Unternehmen mitziehen würden? Niemals.

Dass Apple diese Kritik vor allem auf sich zieht, liegt an der besonders großen Diskrepanz zwischen dem Markenversprechen und solchen m.E. fragwürdigen Herstellungsbedingungen. Hier hat Apple letztlich ein vergleichbares Problem wie Google, das auch stärker Gegenstand von Kritik ist als andere Internetdienstleister, die sich ähnlicher (in diesem Fall: Datensammel-)Praktiken bedienen.

Ich finde das selbst aber ehrlich gesagt nicht besonders dramatisch. Dass es Apple trifft, hat zur Folge, dass die Kalifornier auf solche Aspekte vielleicht vermehrt Wert legen müssen - und das wird dann schnell zum Vorbild für andere Hersteller werden. Zudem gibt es Herstellern, die vielleicht wirklich auf soziale Verantwortung mehr Wert legen (aus welchen Gründen auch immer), die Möglichkeit zur Profilierung, was ich keinen Fehler finde. Und um es zu wiederholen: Mitleid muss man weder mit Apple noch mit Samsung noch mit Google haben.

Welche Markenversprechen? Ich kann mich nicht entsinnen, dass Apple mit besonders fairen Herstellungsbedingungen wirbt. Woraus sich die Frage nach der besonders großen Diskrepanz stellt.

Meiner Meinung nach trifft für deine Einstellung eher zu "Ich will immer Apple schlechtreden. Ich will immer etwas gegen Apple sagen können. Ich will immer auf meiner Meinung bestehen und keine anderen zulassen."