Wer falsch sitzt, arbeitet schlecht.
Typisches Sitzhaltungsbild bei der Arbeit am Bildschirm ist der Rundrücken, verbunden mit einer zwanghaften Überstreckung der Halswirbelsäule beim Blick geradeaus. Die Risiken dieser krankmachenden Sitzhaltung liegen auf der Hand: Die Bandscheiben werden vor allem im Bereich der besonders anfälligen Lendenwirbelsäule fehlbelastet. Dazu kommt noch die hohe Belastung der Gelenke im Halsbereich. Verursacht vor allem durch die Fehlstellung der Zwischenwirbelgelenke im Übergang von Brust- und Halswirbelsäule. Dies kann sogar zu Dauerschäden führen.
Ungünstige Arbeitshaltungen binden bis zu 40 % der persönlichen Leistung, wenn unphysiologisches Sitzen nicht aktiv korrigiert wird. Bessere Sitzbedingungen könnten diese brachliegende Leistungskapazität freisetzen. Eine Umfrage ergab, dass zum Beispiel 71,8 % der Mitarbeiter/innen an Bildschirmarbeitsplätzen über körperliche Beschwerden klagen. Durch die Auswahl eines geeigneten Sitzmöbels ließe sich hier wirksam vorbeugen.
Der klassische ergonomische Bürostuhl
Der Bürostuhl ist ein Arbeitsgerät, von dessen sinnvoller Gestaltung und Nutzung unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit in hohem Maße abhängt. Ein individuell angepasster klassischer Bürostuhl soll die Wirbelsäule stützen, wechselnde Arbeitshaltungen ermöglichen und dadurch die Leistungsbereitschaft fördern.
Folgende Anforderungen sind an einen guten Bürostuhl zu stellen:
1. Die anatomisch geformte Sitzfläche sollte gewährleisten, dass man auch beim Zurücklehnen nicht aus dem Sitz herausrutscht und die richtige Beckenstellung einnimmt.
2. Eine abgerundete Vorderkante vermeidet Druck auf die Oberschenkel.
3. Zwischen der abgerundeten Sitzvorderkante und den Kniekehlen sollte mindestens zwei bis drei Fingerbreit Raum frei sein, um die Durchblutung der Beine nicht zu behindern.
4. Der Stuhl sollte über eine Abfederung der Sitzfläche verfügen, um die Wirbelsäule beim Hinsetzen vor einer Stauchung zu schützen. Die Federung sollte auch noch in der unteren Sitzposition funktionieren.
5. Die Sitztiefe darf nicht zu groß sein, damit der Kontakt zur Rückenlehne nicht verloren geht. Um den unterschiedlichen Oberschenkellängen der Nutzer gerecht zu werden, ist eine Sitzflächenverstellung (z. B. durch einen Schiebesitz) sinnvoll.
6. Damit beim Sitzen das Becken nicht nach hinten kippt, muss es durch eine entsprechende Wölbung der Rückenlehne am Beckenkamm abgestützt werden; entweder mit einem in der Lehne integrierten Verstellmechanismus oder einer höhenverstellbaren Lehne.
7. Die Rückenlehne sollte so hoch wie möglich sein, damit die Brustwirbel beim Zurücklehnen entlastet werden. Die Mindesthöhe beträgt 45 cm von Sitzfläche bis Lehnenoberkante.
8. Der Anlehndruck der Rückenlehne sollte individuell regulierbar sein und möglichst über mechanische Federkraft erfolgen.
9. Wichtig ist auch eine Synchronverstellung von Sitzfläche und Rückenlehne. Sie verändert den Öffnungswinkel zwischen beiden Teilen in einem körpergerechten Verhältnis.
10. Vorteilhaft sind darüber hinaus Armlehnen. Sie unterstützen das rückengerechte Hinsetzen und Aufstehen und entlasten zumindest zeitweise die Schultergürtelmuskulatur. Die Armlehnen sollten so breit sein, dass der Unterarm bequem aufliegen kann und nicht seitlich abrutscht. Optimal ist es, wenn die Armlehnen höhen-, breiten- und tiefenverstellbar sind.
11. Alle Bedienelemente sollten leicht zu handhaben und ohne „Körperakrobatik“ zugänglich sein.
Das nach vorne gebeugte Sitzen wird zwar subjektiv als besonders bequem empfunden, belastet die Wirbelsäule aber am meisten. Aufrechtes Sitzen entlastet sie dagegen, beansprucht allerdings die Rückenmuskulatur stärker. Am wenigsten schadet die zurückgelehnte Sitzhaltung, weil sie die Bandscheiben am wenigsten belastet. Doch auch sie sollte nicht zu lange eingenommen werden. Deshalb fordern Experten das dynamische Sitzen, bei dem häufig die Sitzpositionen gewechselt werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Stuhl alle Bewegungen mitmacht. Dann kann man sich bequem nach hinten lehnen, mal recken und strecken, nach vorne neigen, aufrecht sitzen und sich drehend nach links oder rechts bewegen. Und die Wirbelsäule ist dabei stets abgestützt, wenn die goldene Regel »Hintern hinten!« beachtet wird. Denn die Sitzfläche muss in jeder Lage vollständig besessen werden.
Quelle: http://www.arbeitsplatzergonomie.eu/Rueckenprobleme.html