Beiträge von HappyDay989

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    Original geschrieben von AdministratorDr
    [Durch Waffen sterben Menschen - durch Autos auch]
    Der Vergleich hinkt doch gewaltig oder willst du etwa damit sagen, dass die massenweise vorhandenen Waffen keinerlei Probleme in den USA darstellen? Genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn es zu Familiendramen und Bandenkriegen kommt, spielen Waffen eine entscheidende Rolle. Es gibt jährlich 11000 Menschen in den USA die durch Kugeln sterben. In Deutschland sind es gerade mal 119. Na, was meinst du woran liegt das wohl?


    In Deutschland sterben jedes Jahr fast 4000 Menschen durch Autos - pro Kopf hochgerechnet also mehr als durch Waffen in den USA. Und, regt sich jemand darüber auf? Nein! Das wird maximal einmal jährlich, wenn die Unfallstatistik veröffentlicht wird, zur Kenntnis genommen, und danach ist wieder "freie Fahrt für freie Bürger" angesagt. Tempolimits würde sich die Mehrheit der Deutschen vielleicht gefallen lassen, um den Wald zu retten - aber keinesfalls, um Menschenleben zu retten! :(


    Ich habe bewußt den Vergleich gewählt, weil bei den Deutschen und ihrer "heiligsten Kuh" die Gefühlslage ähnlich ist wie bei den Amerikanern und ihrer "heiligen Kuh", dem Recht auf Waffen. So wie bei den Amerikanern das Recht auf Waffenbesitz quasi als Geburtsrecht angesehen wird, ist es bei den Deutschen halt das Auto und das "Recht" auf Autobahnen ohne Tempolimit. ;)


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    Original geschrieben von AdministratorDr
    Ja, dem ist so. Würde man nur Kritik anbringen dürfen, wenn man selbst keine Probleme hätte, könnte jegliche Debatte per se eingestampft werden mit dem entsprechenden Hinweis darauf. Jeder muss sich Kritik und Argumenten aussetzen. Wir sind uns doch im klaren, dass Amokläufe auch geschehen wenn man keine Waffen kaufen darf. Aber sie setzen die Hemmschwelle deutlich nach unten. Ich frag mal provozierend wieviele Amokläufe wohl nicht stattgefunden hätten, wenn keine Waffen greifbar gewesen wären.


    Die meisten Amokläufe ließen sich verhindern, wenn keine Schußwaffen greifbar wären, weil die meisten Amokläufer "Kurzschlußtäter" sind.


    Wo habe ich denn einem ungezügelten Schußwaffenbesitz das Wort gepredigt? Ich habe darauf hingewiesen, daß die Amerikaner mehrheitlich eine andere Meinung haben als wir, und daß wir uns (auch mangels Kompetenz) nicht anmaßen sollten, Dinge zu beurteilen, die wir in ihrer Komplexität nicht verstehen.


    @ Blondinenfreund & Printus: Offenbar ist der Unterschied noch nicht klar geworden: Bei Bandenkriegen werden i. d. R. keine legal im Laden gekauften Waffen eingesetzt, sondern illegale. Selbst mit der schärfsten Waffengesetzgebung der Welt bekommt man das nicht in den Griff, weil mit Waffengesetzen auch nur diejenigen erfaßt werden, die ihre Waffen legal erwerben und deren Waffen folglich registriert sind. Wenn jemand sich illegal eine Waffe besorgt, dann ist diese Waffe nicht registriert, und deren Halter entzieht sich somit den Überwachungsmöglichkeiten, die ein scharfes Waffengesetz vorsieht.
    Und die Verfassung mag zwar nicht in Stein gemeißelt sein, aber den Zweiten Verfassungszusatz mal eben abzuschaffen dürfte erheblich schwieriger sein als in Deutschland "mal eben" an der Verfassung zu drehen. Ein Grund ist, daß die plebiszitären Elemente in den USA erheblich stärker ausgeprägt sind als bei uns. Ein anderer Grund, daß es in den USA 50 Bundesstaaten gibt, die im Vergleich zu unseren Bundesländern auf ihrem eigenen Territorium erheblich mehr zu sagen haben, und die entsprechenden Verfassungsartikel/-zusätze auch in Bundesstaatsrecht gießen müssen. Wie sie dies im einzelnen tun, entzieht sich weitestgehend der direkten Kontrolle der US-Bundesregierung. Allerdings kommt dann auch wieder das plebiszitäre Element zum Tragen. Schränkt die Bundes- oder Staatsregierung Verfassungsrechte zu weit ein, kann jeder Bürger vor dem Supreme Court eine Verfassungsbeschwerde einreichen.


    @ Printus: "Ich habe keine Lust mehr mit Dir zu diskutieren. Nachdem es schon im Filbinger-Oettinger-Thread so lief kommst Du mir hier wieder mit dummen Unterstellungen und allzu flachen Argumenten."
    Ich habe Dir weder in dem Oettinger-Thread noch hier irgendetwas persönlich unterstellt. Ich habe nur den Eindruck, daß die meisten derjenigen, die hier so eifrig diskutieren, die rechtliche Lage und auch das Empfinden der Menschen in den USA überhaupt nicht berücksichtigen und aus einer germano- oder meinethalben eurozentrischen Perspektive Dinge beurteilen, von denen sie wenig verstehen - mit Ausnahme von "tinalein", die offenbar erst einmal das tut, was man tun sollte, nämlich Fakten zu präsentieren, bevor man beginnt, sich die Köpfe heiß zu reden. Ich hatte auf den Zweiten Verfassungzusatz hingewiesen - offenbar hat sich außer "tinalein" niemand die Mühe gemacht, den überhaupt mal zu lesen. Und dies, obwohl er in einer "US-Waffendiskussion" von fundamentaler Bedeutung ist. :rolleyes:


    Und dies hier könnte man dazu auch mal lesen: http://en.wikipedia.org/wiki/Brady_Bill und http://supct.law.cornell.edu/supct/html/95-1478.ZS.html/


    Aber es ist natürlich erheblich bequemer, einfach mal draufloszuschreiben, immer nach dem Motto: "Meine Meinung steht ohnehin fest, verwirren Sie mich also bitte nicht mit Fakten!" :rolleyes:


    In diesem Sinne wünsche ich noch angenehmes Weiterdiskutieren; ich bin hier raus!

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    Original geschrieben von Printus
    Aber man kann sich doch nicht auf eine Argumentation berufen, die uralt ist und zur Zeit des Wilden Westens ihren Sinn gehabt haben mag, inzwischen aber längst obsolet ist.


    Wer sagt denn, daß die Argumentation obsolet ist? Die Mehrheit der Amerikaner sieht das ganz offenbar völlig anders. Wer sein Bild über die Haltung der Mehrheit der Amerikaner zu Waffen aus Michael Moores "Bowling for Columbine" bezieht, wird das aber nur schwerlich erkennen. ;)


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    Original geschrieben von Printus
    Wenn eine Sache als falsch erkannt wird muß man sie ändern. Und wenn die amis es wollten könnten sie. Tun sie es nicht - OK, dann gibt es eben früher oder später wieder einen Verrückten, der die Waffe dann auch nutzt.


    Richtig, es wird früher oder später höchstwahrscheinlich wieder Amokschützen geben. Es wird auch - statistisch gesehen - bis morgen früh wieder einige Verkehrstote gegeben haben, aber deshalb käme kaum jemand auf die Idee, ein generelles Verbot von Automobilen zu fordern.


    Wer sagt also, daß die Waffengesetze in den USA "falsch" sind? Sollen wir Europäer, der wir unsere eigenen Probleme kaum selbst geregelt bekommen und im Balkan-Konflikt wortreich und tatenlos zusahen, wie Menschen vor unserer Haustür massakriert wurden, jetzt den Amerikanern Empfehlungen geben, wie sie die Politik ihrer inneren Sicherheit zu gestalten haben? Das wäre wohl höchst anmaßend, um es einmal zurückhaltend auszudrücken.


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    Original geschrieben von Printus
    Man muß ja auch mal sehen dass es nicht nur um spektakuläre Amokläufe geht, sondern diese ganzen Waffen auf bei unzähligen anderen Verbrechen benutzt werden, so dass insgesamt eben doch eine unglaubliche Gefahr und sehr viel Leid durch die frei verfügbaren Knarren hervorgerufen wird.


    Du verwechselst hier etwas: Die Mehrzahl der Amokläufer sind keine Gewohnheitsverbrecher, sondern Leute, bei denen aus irgendwelchen Gründen "eine Sicherung durchbrennt" und die sich im Besitz völlig legal erworbener Waffen befinden. Bei Verbrechern ist das eine völlig andere Sache, und wenn Du meinen Beitrag weiter oben sorgfältig gelesen hättest, hättest Du auch gelesen, daß Vorbestrafte auch in den USA keine Waffen legal besitzen dürfen. Die Berufsverbrecher, die Waffen bei ihren kriminellen Aktivitäten einsetzen, sind also Leute, die ihre Waffen ebenso illegal erwerben, wie es Verbrecher in Deutschland auch tun. Gegen illegalen Waffenbesitz helfen aber keine scharfen Waffengesetze.

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    Original geschrieben von tOmAtEl
    Ich finde es einfach großartig, wie sich nun alle Leute (und damit meine ich nicht nur hier im Forum) jetzt über die ach-so-gewaltverrückten Amerikaner auslassen, die ja alle potentielle Amokläufer seien, weil sie leicher an eine Schusswaffe gelangen können.


    Da Dein Beitrag sich ausdrücklich auf "alle Leute" bezieht, möchte ich Dir schon sagen, daß Du hier sehr pauschal urteilst, und daß ich mich mit dem Vorwurf, mich hier im Sinne "alle Amis sind gewaltverrückt" geäußert zu haben, durchaus nicht angesprochen fühle. Ich glaube nicht, daß Du in meinem Beitrag etwas findest, was Deine These glaubhaft unterstützen könnte. :rolleyes:



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    Original geschrieben von tinalein
    Doch, natürlich. Es gibt in den USA kein 'Recht auf Waffenbesitz', der angesprochene Zusatzartikel zur Verfassung verbietet nur dem Bund etwaige gesetzgeberische Einschränkungen, nicht aber den Bundesstaaten. ;)


    Die Gesetzgebung der einzelnen Bundesstaaten darf aber der Verfassung nicht zuwiderlaufen. Ansonsten tragen diverse Bürger des entsprechenden Bundesstaates (mit freundlicher Unterstützung und Prozesskostenhilfe seitens der NRA) die Angelegenheit dem Supreme Court vor, der dann entscheiden muß, ob der Bundesstaat hier nicht verfassungsmäßige Rechte seiner Bürger auf unzulässige Weise einschränkt. Bislang hat es m. W. jedenfalls noch kein Bundesstaat fertiggebracht, das grundsätzliche Recht auf Waffenbesitz durch entsprechende Staatsgesetze auszuhebeln.


    Abgesehen davon gibt es wohl kaum einen Gouverneur, der auf die im Falle einer wohlwollenden Haltung bei den Gun Laws reichlich sprudelnden Wahlkampfhilfen der NRA so mir nichts dir nichts verzichten mag. ;)

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    Original geschrieben von chung77
    Mich wundert nur, dass es so viele Opfer gibt?! Das kann doch kein "normaler" Ausraster gewesen sein? [...] Aber zwei Waffen und mindestens 100 Schuss?? :(


    Wieso, was ist daran erstaunlich? Also ich noch aktiver Sportschütze war, hatte ich auch zwei Waffen (einen Revolver S&W 586, Kal. .357 Mgm. und eine Colt Gold Cup Kal. .45 ACP mit Wechselsystem fürs Übungsschießen in Kal. .22 l. r.). Und für alle Systeme hatte ich wenigstens 50 Patronen im Waffenschrank. Was sich jetzt wie ein Arsenal für ein Blutbad homerischen Ausmaßes anhört, war eher die völlig normale Bevorratung für das allwöchentliche Training auf dem Schießstand.


    Wenn der Amokläufer also "nur" die ganz normale Bewaffnung eines Sportschützen besaß (zwei Faustfeuerwaffen, zwei Schachteln Munition und evtl. auch noch ein oder zwei Reservemagazinezu jeder Waffe), dann hatte er damit - von der reinen Feuerkraft betrachtet - genug Ausrüstung, um ein Blutbad anzurichten, ehe ihn jemand stoppen konnte.



    Daß die NRA die Lösung des Problems im Selbstschutz mit der Waffe in der Hand sieht, kann ja nicht weiter verwundern. Der Interessenverband der Automobilindustrie würde ja nach einer Massenkarambolage mit einem Dutzend Verkehrstoten auch keine Kampagne starten, in der man den Bürgern rät, ihre Autos zu verkaufen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. ;)


    Dazu kommt, daß die meisten Amerikaner in Punkto Waffen völlig anders denken als "wir Europäer". In den USA genießt das Recht für jeden (es sei denn, er wurde wegen eines Verbrechens verurteilt), eine Waffe zu tragen und diese Waffe sogar gegen eine "ungerechte Regierung" zu richten, einen so hohen Stellenwert, daß es ausdrücklich in der Verfassung verankert ist, und das seit über 200 Jahren! Da kann man nicht einfach Gesetze erlassen, in denen dieses Grundrecht mittels "Durchführungsbestimmungen" soweit eingeschränkt wird, daß es de facto abgeschafft wird. Wer die NRA in ihrer armed citizen-Haltung als gesellschaftlich unverantwortlich kritisiert, verkennt dabei allzu leicht, daß die Position der NRA in ihren Grundsätzen von der Mehrheit der Amerikaner geteilt wird. Daß es in den USA eine sehr lautstarke Minderheit gegen den praktisch uneingeschränkten Waffenbesitz gibt, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich bei diesen Leuten eben um eine Minderheit handelt.


    Solange die Mehrheit der Amerikaner nicht bereit ist, vom verfassungsmäßig garantierten Grundrecht auf Waffenbesitz abzurücken, wird es kaum Möglichkeiten geben, solche Geschehnisse wie gerade an der VT zu verhindern. Man kann versuchen, die Hürden etwas höher zu legen, durch schärfere Kontrollen beim Genehmigungsverfahren für gun licences, aber grundsätzlich verhindern kann man es nicht. Denn daß Menschen aus irgendwelchen Gründen ausrasten und Amok laufen, läßt sich nun einmal nicht sicher vorhersehen. Und daß unter solchen Menschen auch immer wieder welche sind, die dann ihre Schußwaffen einsetzen, ebenso wenig.

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    Original geschrieben von Martyn
    Ich bin selber noch nie ein Fahrzeug mit Fussfeststellbremse gefahren, aber die Kombination Fussfeststellbremse und Handschaltung stelle ich mir schon etwas haarig vor.


    Aber nicht im mindesten! ;) Im Gegenteil, damit läßt sich gerade an extremen Steigungen besser anfahren als mit der Handbremse. Und der größte Vorteil: Man muß die linke Hand nur sehr kurz vom Lenkrad nehmen, um den Arretierknopf herauszuziehen. Wenn man im selben Moment sauber einkuppelt und Gas gibt, fährt der Wagen völlig ruckfrei an. Ich empfand anfangs die anderen Autos mit ihren Handbremsen als erheblich unpraktischer.


    Mein erster Wagen war ein W123 (240D, Bj. 1981), handgeschaltet natürlich und mit einer Fußfeststellbremse. Der sah ungefähr so aus:



    ... hatte aber leider nicht so schicke Alufelgen, sonder die ganz normalen Stahlfelgen mit stählernen Radkappen (nicht so'ne billige Plaste, wie's heute üblich ist)



    Bloß der "saharagelbe" Lack war optisch halt nicht so der Hit (auf dem zweiten Foto macht er aber auch schon einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck :( ), aber solche Farben waren Ende der 1970er/Anfang der 1980er der absolute Renner. Passend dazu war die Innenausstattung in einem sehr hellen Ocker gehalten. :)


    Ich habe mich 1986 schweren Herzens von dem Wagen getrennt - er war für einen Studenten im Unterhalt einfach unbezahlbar. :(

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    Original geschrieben von S55-Fan
    Alle andern Autos die ich gefahren habe (BMW 3er, 5er, MB A-Klasse, VW Passat, Golf, Touran) haben normale Handbremsen! Wieso denken die bei der E-Klasse so was aus? ;)


    Das ist beileibe nicht neu, sondern bei Mercedes schon seit 39 Jahren Standard - der erste Mercedes mit Fußfeststellbremse war der berühmte "Strichacht":



    Der legendäre "Strichacht" (W114/115, 1968-1976), bei dem man...



    ... ganz links unten sehr schön das Feststellpedal erkennen kann,...



    ...während der mittlerweile auch schon zum Klassiker gewordenen 190 (W201, 1982-1993) ...



    ... wieder über eine Handbremse verfügte. Das aber erst nach 13 Jahren (1968-1981) "handbremsenfreiem" Automobilbau bei Daimler Benz, und auch nur aus dem Grund, weil der verhältnismäßig enge Fußraum des 190 den Einbau der Fußfeststellbremse nicht zuließ. ;)

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    Original geschrieben von S55-Fan
    Berg abfahren meinte ich mit, dass ich am Bergab auf der Straße Parke und ich von dort losfahren möchte, ohne dass ich den Vordermann über den Haufen rolle. Normal halte ich mit der rechten Hand die Handbremse, und "spiele" dann mit Gas und Kupplung. Nur fehlt mir das irgendwie bei dieser Technik. Oder wie fährst du an?


    Indem ich mit dem rechten Fuß die normale Betriebsbremse trete und mit dem linken vorsichtig die Kupplung bis an den sogen. Schleifpunkt kommen lasse. Beim Anfahren bergab benötigt man nämlich i. d. R. kein Gaspedal, weil der Motor beim Anfahren keine übermäßige Kraft aufbringen muß. Na ja, und den raschen Wechsel zwischen Bremse und Gas beherrsche ich auch im fortgeschrittenen Alter von 42 Jahren so reibungslos, daß ich die Kiste dann beim Beschleunigen nicht abwürge. :D

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    Original geschrieben von Printus
    Ja, nur was gibt es denn daran zu klären wenn es nicht klärbar ist?


    Es zeigt sich doch in entsprechenden Versuchen (ich komme jetzt gerade nicht auf den Namen dieses Experiments...), beschrieben z. B. im Buch "Die Welle", dass eine Aufteilung in Wächter und Gefangene auch heute noch funktioniert und eskaliert wenn man die Leute nur entsprechend einteilt und den Mächtigeren Handlungsspielräume läßt.


    Sorry, aber der m. E. etwas oberflächliche Hinweis auf einen humangenetischen und/oder strukturellen Determinismus greift da entschieden zu kurz. In anderen Ländern gab es auch faschistische und totalitäre Bewegungen, eine schwere Wirtschaftskrise mit Millionen von Arbeitslosen, Minderheiten, die man stigmatisierte, Strukturen, die sich demokratischen Kontrollmechanismen ganz oder wenigstens teilweise entzogen. Und genetisch dürften die Amerikaner, die Briten, die Italiener, Spanier und Franzosen nicht dermaßen verschieden sein von den Deutschen, daß man hier einen Erklärungsansatz finden könnte.


    Aber nur in Deutschland gab es einen Diktator, der mit lautstark propagierten Ideen von Rassereinheit der Deutschen und Vernichtung anderer Rassen, von der Vorherrschaft Deutschlands in Europa und der Zerschlagung von Bolschewismus und "Finanzjudentum" Millionen von Leuten fand, die ihm zujubelten und in ihm einen neuen Messias sahen.


    Ganz so leicht kannst Du die Frage also nicht mit "das ist schon immer so gewesen und ist einfach so in uns Menschen tief im Inneren angelegt" vom Tisch wischen. Da machst Du es Dir m. E. etwas zu einfach. Und mit einem "moralischen Hammer" (oder einer "Moralkeule", wie Martin Walser es formulierte), hat das überhaupt nichts zu tun. Es ist lediglich ein Versuch, zu erklären, warum das Thema Nationalsozialismus auch heute, mehr als 70 Jahre nach "der Machtergreifung" und 60 Jahre nach der Beendigung des Regimes durch Kräfte von außen noch immer ein "heißes Eisen" ist, an dem man sich gewaltig die Finger verbrennen kann: weil nämlich bei jedem von uns (sofern er deutscher Abstammung ist) der Nationalsozialismus auf die eine oder andere Weise Teil der Familiengeschichte, mithin also der ganz persönlichen historisch gewachsenen Identität ist. Und da reagieren Leute nun einmal empfindlich, wie u. a. Du mit Deinem Beitrag gerade bewiesen hast. ;)

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    Original geschrieben von Printus
    Wenn Du Pech hattest hast Du einen Beruf gehabt, der den Nazis nützlich war und zack, warst Du drin im System und standest, ob Du willst oder nicht, im Stützsystem des Apparates...


    In allem, was ich NICHT zitiert habe, stimme ich Dir (zumindest weitestgehend) zu.


    Allerdings, wie ich schon weiter vorne dargelegt habe: Gegen seinen Willen kam niemand im NS-Regime an irgendwelche Stellen, an denen er eine "Stütze des Regimes" gewesen wäre. Die Führungseliten der NS-Diktatur mögen alles mögliche gewesen sein: verbrecherisch, skrupellos, von blindem Fanatismus und Haß auf alles "Undeutsche" erfüllt usw. Aber sie waren bei weitem intelligent genug, um genau zu wissen, daß man selbst bei der Besetzung des "mittleren Managements" besser fährt, wenn man evtl. sachlich nicht so fähige, dafür aber überzeugte (bzw. sich zumindest nach außen überzeugt gebende) Anhänger in die Entscheider-Positionen befördert und die nicht überzeugten Leute, die vielleicht fachlich besser qualifiziert sein mögen, als Zuarbeiter und bessere Sachbearbeiter einsetzt, oder sogar mit ganz anderen Aufgaben betraut, bei der sie sich ihre Hände nicht schmutzig machen müssen.*


    Herr Oettinger hat in seiner Trauerrede für Hans Filbinger m. E. einen ähnlichen Fehler gemacht, wie ihn seinerzeit Philipp Jenninger beging, als er anläßlich der Gedenkrede an die sogen. Reichspogromnacht (09.11.1938) vom "Faszinosum Hitler" sprach und insgesamt nicht nur beim ZdJiD den Eindruck erweckte, er habe sich nicht hinreichend von nationalsozialistischen Gedankengut distanziert. (Jenninger mußte übrigens damals dem öffentlichen Druck weichen und seinen Hut nehmen.) Der Kommentar des Historikers Hans-Ulrich Wehler war damals, es sei schon mehr als peinlich, wenn ein Redner am Grab eines Opfers von der faszinierenden Persönlichkeit des Mörders spräche. Genau diesen Mangel an Fingerspitzengefühl beim Umgang mit dem Thema kann man wohl auch Herrn Oettinger unterstellen. Inzwischen hat wohl auch Herr Oettinger dies eingesehen und sich ganz offiziell nicht nur entschuldigt, sondern ist auch inhaltlich auf Distanz zu seinen Äußerungen gegangen.


    Obwohl ich mich wirklich frage, wie macht man so etwas? Ich meine, wie geht man auf Distanz zu sich selbst? :rolleyes:



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    * So beschreibt z. B. Daniel Goldhagen in seinem Buch über "Hitlers willige Vollstrecker" (so tendenziös und im Ergebnis anfechtbar das Gesamtwerk auch sein mag) durchaus mit diversen Quellen belegt, daß die sogenannten "Sondergruppen", die sich zwischen 1939 und 1942 um die Massenerschießungen von Juden, Polen, Russen u. a. Osteuropäern in den von den Deutschen eroberten Gebieten kümmerten, daß diese SG es gar nicht nötig hatten, irgendjemanden zu solchen Mordkommandos zwangsweise abzukommandieren - es gab nämlich genügend Freiwillige, nicht nur Deutsche, sondern z. B. auch baltische SS-Leute, die gegen die Zuteilung von Sonderrationen von Alkohol, Tabak und hochwertigen Lebensmitteln, die für normale Wehrmachtsangehörige im Mannschafts- oder Unteroffiziersrang nicht einmal auf dem Papier gab, und natürlich das Versprechen, niemals einen Schuß zu hören, der ihnen selbst gelten könnte, so ziemlich jede Greueltat zu begehen, die man sich nur vorstellen kann. Und wenn jemand wirklich psychisch zusammenklappte und nicht mehr konnte, dann wurde er - nach deutlichem Hinweis auf militärische Geheimhaltung - einfach wieder in seine ursprüngliche Einheit zurückversetzt. Mit Repressalien gegen ihn oder seine Familie wurde wohl niemand bedroht, der nicht oder nicht mehr mitmachen konnte oder wollte.


    Genau das ist ja das Schlimme am Nationalsozialismus: Er hat nicht etwa einen Haufen Sadisten und geistesgestörte Psychopathen auf die ansonsten friedliche Menschheit losgelassen, die dann mit Mitteln des Terrors, der Folter und des Massenmordes lauter Unbeteiligte zum Mitmachen zwangen. Wären alle diejenigen, die bei den Verbrechen der Nazis mitmachten, bloß psychisch gestörte Individuen gewesen, hätte man wenigstens den gesamten Nationalsozialismus als eine gehäufte Erscheinung von Geisteskrankheit oder Unzurechnungsfähigkeit erklären können.


    Doch so einfach ist das nicht. Der Nationalsozialismus hat aus vielen ganz normalen, braven Familienvätern und bis dahin unbescholtenen Mitbürgern fanatische Killer gemacht, die nicht aus Freude, sondern vielmehr aus falsch verstandenem Pflichtbewußtsein mordeten bzw. morden ließen. Diese Leute verwandelten ganz Europa in ein Schlachthaus und waren dabei in ihrem Privatleben krampfhaft um die Aufrechterhaltung einer (spieß)bürgerlichen Fassade bemüht. Sie spielten Beethoven und vergasten "nebenbei" Juden. Sie gingen mit ihrer Familie des Sonntags erst in die Kirche und danach spazieren, und von montags bis samstags taten sie pflichtgetreu im KZ ihren Dienst, um "an der Rampe" diejenigen zu "selektieren", die noch ein klein wenig unter unmenschlichsten Bedingungen für die deutsche Industrie weiterarbeiten "durften", bis sie dann, wenn sie völlig entkräftet und körperlich ausgezehrt waren, ebenfalls ins Gas geschickt wurden.


    Und dann die zahllosen "Mitläufer", die zwar nicht persönlich mordeten, aber eigentlich wußten bzw. eigentlich wissen mußten, was vor sich ging. Die aber ihre Augen verschlossen, sich einredeten, sie seien ja eh bloß kleine Rädchen im Getriebe und dann weitermachten - vielleicht auch mangels Alternative. Der Zugführer, der unermüdlich die aus ganz Europa deportierten Juden in die Konzentrationsläger fuhr. Der Beamte, der pflichtbewußt die "Frachtpapiere" dazu ausfertigte und abstempelte. Der Militärpolizist, der eifrig nach Fahnenflüchtigen suchte, damit ihm nur ja keiner durch die Finger schlüpfte. Der Staatsanwalt am Kriegsgericht und am Volksgerichtshof, der Todesurteile für Deserteure und "Wehrkraftzersetzer" forderte und der Richter, der solche Urteile dann ordnungsgemäß verkündete. Der Lehrer, der die ihm anvertrauten Kinder "im Geist des Nationalsozialismus" unterrichtete, ebenso wie der HJ-Führer oder die BdM-Führerin ebenso wie der Haus- oder Blockwart, der seine Hausgenossen an die Gestapo verriet, wenn diese sich zu einer unbedachten Äußerung gegen Führer oder Partei hatten hinreißen oder Zweifel am "Endsieg" hatten verlauten lassen. Sie alle waren Teil dieser "Ungeheuerlichkeit Nationalsozialismus".


    Die oberste NS-Führungsriege hatte es meisterlich verstanden, praktisch ein ganzes Volk (bzw. auch etliche Kollaborateure in besetzten Ländern) zu Helfershelfern ihrer Verbrechen zu machen, indem man ihnen suggerierte, sie lebten in einer extremen Zeit, umgeben von üblen Feinden, und da seien extreme Maßnahmen nun einmal gerechtfertigt. Hans Mommsen hat dies einmal sehr ausführlich in seinem Aufsatz "Der Ausnahmezustand als Herrschaftstechnik des Nationalsozialismus" dargelegt (z. B. in M. Funke, Hrsg., Hitler, Deutschland und die Mächte, Düsseldorf, 1978, S. 73-96), wie z. B. im Ringen um eine "Lösung der Judenfrage" sich am Ende unter diesem Eindruck von "Ausnahmezustand" immer die radikalsten Lösungen durchsetzten. Genau das ist das bis heute nicht wirklich bewältigte Thematik der NS-Vergangenheit, einer Vergangenheit, die deshalb nicht vergehen will und wird, weil das ganze Ausmaß an Verantwortung (es geht hier nicht bloß um juristisch zumeßbare Schuld!) eines jeden Einzelnen, der damals zwischen 12 und scheintot war, bis heute nicht wirklich geklärt ist.

    Zitat

    Original geschrieben von m0nza
    Aber einen Trost gibt es noch! Unter deinem Feldbett ist dieser Koffer, der wenn du ihn öffnest mindest genauso hell strahlt, wie der Koffer aus Pulp Fiction!
    Das Orakel hat auch verraten, was sich in ihm befindet. Die Wurzel allen Übels!




    LOL & ROFL! Das war wirklich Klasse! :D
    Dann war die Büchse der Pandora aus der griechischen Mythologie in Wirklichkeit also ein Koffer voller Panerai! :D



    @ Laubi, den "Flipper-King" aus'm Pott:


    Irgendwie habe ich doch schon geahnt, daß sich der Spruch bewahrheitet: Von der Rolex bist Du gekommen, zur Rolex sollst Du zurückkehren und ihr treu bleiben, bis daß der Tod euch scheidet (oder eine Gelegenheit zu einer neuen Uhr, je nachdem, was zuerst eintritt). :D



    Ich klebe (zumindest im Moment) dagegen an meiner SINN 856 so fest, als sei die Uhr an mein Handgelenk geschmiedet. Bei jeder Uhr, bei der mir früher der Geifer die Lefzen heruntergetropft wäre, denke ich nur: hat die denn auch einen Magnetfeldschutz, ein kratzfestes Gehäuse, Trockenhaltetechnik usw.? Und weiß natürlich, daß es außer den Uhren von SINN keine anderen Ticker gibt, die damit aufwarten können. Konsequenterweise wäre die einzige andere Uhr, die ich mir - sozusagen als scharfen Kontrast zur doch recht schlichten und dezenten 856 - vorstellen könnte, ebenfalls eine SINN, und zwar das Modell 900, allerdings mit Stahlband:



    Und wer jetzt gleich aufstöhnt "Design geklaut bei Breitling", möge bitte bedenken, daß die Firma Breitling, als sie vor ca. 30 Jahren der sicheren Pleite entgegenging, in ihrer Not und Verzweifelung Lizenzen zum Nachbau ihrer Uhren verkaufte, um wieder ein bißchen Geld in die leeren Kassen zu spülen. Zwei Firmen kauften Lizenzen und Lagerbestände an Teilen zum Nachbau der Navitimer: Helmut "der schnelle Helmut" Sinn, damals noch Besitzer von SINN Spezialuhren und Ollech & Wajs. Es handelt sich bei der SINN 900 übrigens um eine dermaßen überarbeitete Variante der Navitimer, daß die 900 mit der ursprünglichen Navitimer nicht mehr viel mehr gemein hat als eine gewisse Typen-Ähnlichkeit auf den ersten Blick.


    Was mich an der Uhr - neben einem Preisschild von knapp 2.300 € - aber stört, ist die Größe von 44 mm bei einer Bauhöhe von 15,5 mm. Ist meine Marcello Tridente mit 43,6 mm Durchmesser und 14 mm Höhe ja schon "ein richtiger Klopper", wäre die SINN 900 ja noch eine Spur größer. Und auch das nicht gerade unauffällige Zifferblatt trägt sicherlich nicht dazu bei, daß man solch einen Kracher diskret und unbemerkt am Handgelenk tragen kann. ;)