Zitat
Original geschrieben von AdministratorDr
Es geht sich nicht ums hineinversetzen sondern um die Realität. Es gab eine ganze Menge, die lieber den Tod in Kauf genommen haben, anstatt als Soldat im Krieg andere umzubringen. Dazu gehört meiner Meinung nach eine Menge Courage!
Menschen, die sich einem unmenschlichen Regime verweigern oder gar aktiv entgegentreten, brauchen vor allem, und das hast Du völlig richtig erkannt, extrem viel Mut.
Es ist schon viel darüber geschrieben (und spekuliert) worden, was diese Menschen so besonders machte, daß sie dort widersprachen, wo alle anderen schwiegen und dort aufstanden, wo sich alle anderen wegduckten. Ganz sicher waren alle von ihnen durch und durch überzeugt von der Richtigkeit ihres Anliegens, egal ob die Motivation sich nun aus dem christlichen Glauben, Grundsätzen der Moral und des Anstands oder einer politischen Überzeugung speiste.
Bei den Wehrmachts-Deserteuren mögen die mannigfaltigsten Gründe eine Rolle gespielt haben. Bei den einen war es vielleicht die Erkenntnis, als Werkzeuge des Todes einem rassistisch motivierten Eroberungs- und Vernichtungskrieg mißbraucht zu werden. Bei anderen - solche Fälle sind vor allem aus Frankreich und Nordeuropa bekannt geworden - war es die Liebe zu einer Einheimischen. Und es gab ganz sicher auch überzeugte Pazifisten, die den Dienst mit der Waffe verweigert hätten, wenn im Dritten Reich überhaupt eine Möglichkeit zur Wehrdienstverweigerung bestanden hätte. Vielleicht wollten einige auch nur ganz einfach "ihre eigene Haut retten" und sich nicht als "Kanonenfutter" in einem spätestens nach der alliierten Landung in der Normandie eindeutig verlorenen Krieg verheizen lassen.
Einfach mal als Überblick, welche Gruppen und Formen des Widerstands es gegen die NS-Diktatur gab: http://de.wikipedia.org/wiki/W…n_den_Nationalsozialismus
Literaturempfehlungen:
Adam/Steinbach (Hrsg.): Lexikon des Widerstandes 1933-1945. 1994 - für einen vertiefenden Überblick
Joachim Fest, Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli, Berlin 1994 - darf wohl als ein Standardwerk zur Geschichte des deutschen Widerstands gelten, mit dem Hauptschwerpunkt auf den Staatsstreichversuch des 20. Juli 1944.
Das Standardwerk zur Geschichte der NS-Militärjustiz:
Manfred Messerschmidt/Fritz Wüllner: Die Wehrmachtjustiz im Dienste des Nationalsozialismus. Zerstörung einer Legende, Baden-Baden 1998
Und noch eine abschließende Bemerkung @ Printus:
Ich hatte in keiner Weise Dich persönlich (oder überhaupt irgendjemanden persönlich) gemeint, als ich schrieb, daß bei allen Deutschen (sofern ihre Familie zur Zeit der NS-Diktatur in Deutschland lebte) Teil der Familiengeschichte ist.
Denn: sofern sich ganze Familien nicht vor der "Machtergreifung" haben einfrieren und erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder haben auftauen lassen, ist das ganz einfach so. Niemand in Deutschland konnte sich den Auswirkungen der Nazi-Herrschaft entziehen. Egal ob jemand einfach nur tat, was "man" ihm auftrug, aktiv oder passiv Widerstand leistete oder gar mehr oder weniger begeistert mitmachte, jeder war auf irgendeine Art Teil des Systems. Jeder war eben auch durch den Nazi-Terror, den Krieg, die ab 1943 stetig näherrückende Front, die Luftangriffe usw. geprägt. Und am Ende des Krieges wurden Millionen von Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten auf die westliche Seite von Oder und Neisse vertrieben. Dazu kam die Konfrontation mit den Verbrechen der Nazis, die "Entnazifizierung", die Kriegsverbrecherprozesse, über die natürlich in den Medien (es gab ja wieder Zeitungen und Rundfunk, wenn auch unter alliierter Zensur) ausführlich berichtet wurde. Dazu kamen die Kriegsfolgen: die zerstörten Städte, der Hunger, die Entbehrungen, die Sorge um Ehemänner, Söhne oder Brüder, die noch in Kriegsgefangenschaft waren usw. Es kann doch nun wirklich niemand behaupten, dies sei nicht auf die eine oder andere Weise auch Teil der Geschichte der eigenen Familie und damit eben auch der eigenen historischen Identität.
Sorry für die OT-Bemerkung, aber ich möchte auf jeden Fall klarstellen, daß ich damit niemanden "in eine Ecke stellen" wollte. (Und ich bin mir doch sehr sicher, daß mir ein Mod. die Ohren langgezogen hätte, wenn ich mich wirklich in einer derartigen Weise ausgedrückt hätte.)