Zitat
Original geschrieben von Mephisto
(Bedauerlicherweise) ist dem aber so. Naturgesetz besagt mitnichten, dass es sich hierbei um ein Gesetz, welches aus der Natur abgeleitet ist, handelt. Naturgesetz bedeutet viel eher, daß sich es sich hierbei um einen kaum zu beinflussenden immanenten Faktor handelt. Hängt meiner Meinung nach damit zusammen, daß der Mensch über mehr oder weniger freien Willen verfügt und sein Handeln und den Erfolg dessen evaluieren kann, etwas, dass der Hase auf der Wieso eher nicht vermag.
Naturgesetze heißen so, weil sie sich ausdrücklich nicht aus der Natur ableiten lassen, ach so.
"Ja nee, iss klar," um mal Atze Schröder zu zitieren.
Und jetzt mal ganz ernsthaft: Auf welchem Niveau diskutieren wir hier eigentlich? Und auf welchem Ansatz fußt Deine tollkühne These vom nicht-naturgesetzlichen Charakter der Naturgesetze eigentlich? Gibt es dafür auch so etwas wie Quellen, aus denen Du Deine "Weisheit" schöpfst, und die Du mal gütigst nennen könntest? :mad:
Zitat
Original geschrieben von Mephisto
Der vielzitierte homo oeconomicus ist sicherlich nicht grundlos der in der Wissenschaft und Wirtschaft als allgemeingültig angesehene Typus. Und er dient nicht nur der -und zwar eisernen- Regel, Kapital (und auch Arbeitseinsatz!) sucht sich automatisch die höchste Verzinsung, als Ableitbegriff, er ist die Grundlage. Und diese Regel, so sehr sie Dir missfallen mag, ist einfach unbeeinflussbar.
Um es mal ganz drastisch zu sagen: Das ist bullshit. Du - als offenbar bekennender Nicht-Marxist, nur leider ohne jegliche Ahnung vom Marxismus - fällst ausgerechnet auf die größte Schwachstelle des Marxismus herein - logischerweise sogar, ohne dies überhaupt zu bemerken. 
Der Mensch sucht sich meinethalben den größten Nutzen, aber nicht immer den höchsten Ertrag. Denn wenn das stimmte, was Du behauptest, dann müßte doch jeder Arbeitslose, dem ein Job angeboten wird, mit dem er auch nur ein paar Euro mehr verdient als mit ALG II, sich doch sofort auf diese Arbeit stürzen. Tut er aber nur in den selteneren Fällen. Und warum? Weil er i. d. R. - ganz nutzenmaximiert - den Aufwand des allmorgendlichen Aufstehens und pünktlichen Zur-Arbeit-Gehens gegen den möglichen Mehrertrag von ein paar Euro abwägt und dann doch lieber morgens mit dem Ar... im Bett bleibt.
Und leider ist mit dem Prinzip der Nutzenoptimierung die gesamte Bandbreite menschlicher Motivation noch längst nicht in ausreichender Form und in ihrer Vielschichtigkeit erfaßt. Ich empfehle Dir - übrigens ebenso wie dem Kollegen "qwasy" dringend, Dich einmal mit Motivationsforschung zu beschäftigen - das könnte Deine doch arg einseitig ausgerichtete Betrachtungsweise ganz beträchtlich erweitern. 
Zitat
Original geschrieben von Mephisto
Gehst Du zur Bank x, bei der Du 2% Verzinsung bekommst, oder gehst Du mit Deinem ersparten zur Bank y, die Dir 3% bietet? Nimmst Du den Job mit 40.000 Euro Jahresgehalt oder den mit 50.000 Euro? Kaufst Du Deine Lebensmittel bei Aldi oder Spar?
1. Ich lege mein Geld niemals ausschließlich ertragsmaximiert an, denn gegen den maximalen Ertrag setze ich auch das potentielle Risiko und die mit dem Ertrag verbundene Mindestfrist, handele also eher aus einer Gemengelage an Gründen.
2. Ob ich lieber für 50.000 Euro schufte wie ein Pferd, Überstunden noch und nöcher abreisse, nie Zeit für Urlaub habe und nach ein paar Jahren Dauerstress tot umfalle oder für 40.000 Euro lieber einen Job annehme, bei dem ich eine ruhige Kugel schieben kann und pünktlich Feierabend habe, hängt sehr von der zu besetzenden Stelle ab. Hier bin ich ein nutzenoptimiert denkender und handelnder Mensch.
3. Ob ich mich bei Aldi mit all den anderen Proleten in die Schlange vor der einzigen geöffneten Kasse stelle oder eben rasch bei Spar durchhusche, weil dort die Bedienung freundlicher ist, das Gemüse frischer, und die Wartezeit an den Kassen nur minimal ist, hängt ganz von meiner Laune und dem Pegel in meinem Portemonnaie ab.
Legt man Deine Theorie zugrunde, dürfte es so etwas wie Spar oder Edeka ja gar nicht mehr geben, weil alle Menschen ständig und ganz eisern dem Ertragsmaximierungsprinzip gehorchen und zu Aldi oder Lidl gehen, weil dort alles am "ertragsmaximalsten" zu haben ist.
Zitat
Original geschrieben von Mephisto
Und damit beweist Du leider, daß auch Du das Grundgesetz nicht ganz gelesen, oder wenigstens nicht verstanden hast.
Denn die von Dir zitierte Schranke unterliegt ihrerseits (wie alle GRUNDrechte) so drastischen Schranken-Schranken, daß sie eher Orientierungscharakter hat. Nicht grundlos ist die Institution "Eigentum" als so wichtige Voraussetzung für die Existenz der FDGO eingestuft worden, daß sie in der Verfassung steht.
Ach ja? Na, dann hättest Du besser nach der Lektüre des Artikels 14 mal weitergelesen:
Zitat
Artikel 15 [Vergesellschaftung]
Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3 und 4 entsprechend.
[small]Quelle: http://www.bundesregierung.de/…tz-fuer-die-Bundesrep.htm[/small]
Da siehst Du also, welchen überaus wichtigen und unantastbaren Stellenwert der Privatbesitz von Produktionsmitteln für die Väter unserer Verfassung hatte: zwar darf nicht ohne Entschädigung enteigent werden, aber es darf durchaus enteignet werden, wenn schwerwiegende Gründe dafür sprechen.
Zitat
Original geschrieben von qwasy
[Marx nicht gelesen]
Das wäre ja geradezu so, als ob man immer das Rad neu erfinden müsste: Selbstverständlich kann man die Kritik an einem Schriftstück aus Sekundärliteratur aufnehmen.
...und dabei ohne es zu wissen sämtliche Fehler und Voreingenommenheiten der Rezipienten aus der Sekundärliteratur nachplappern, gell, so wie der Blinde, der von Farbe spricht? Nein, vielen Dank, da ziehe ich die Lektüre der Primärquellen vor, zumal, wenn sie so leicht zugänglich sind wie die Schriften von Marx.
Zitat
Original geschrieben von qwasy
Es muss ja auch nicht jeder Adam Smith gelesen haben, um seine Ideen zu kritisieren.
Stimmt, man muß nicht, aber man sollte. Denn sonst weiß man nicht, was man da eigentlich kritisiert. Und um der Frage gleich zuvorzukommen: Ja, ich habe Adam Smiths Buch Welfare of Nations gelesen, und zwar in einer englischen Originalausgabe.
Zitat
Original geschrieben von qwasy
Möglicherweise ist Dir im Eifer des Gefechts entgangen, dass es doch gar nicht darum geht, ein kapitalistisches System gegenüber dem Marxismus zu verteidigen, vom Kapitalismus sind wir vermutlich ähnlich weit entfernt, wie die Oststaaten es vom Sozialismus waren.
1. Möglicherweise ist Dir im Eifer des Gefechts entgangen, daß ich dem Kapitalismus durchaus Reformfähigkeit bescheinigt habe.
2. Die kapitalistische Gesellschaftsform zeichnet sich durch den privaten Besitz von Produktionsmitteln in den Händen einer Minderheit aus, während die Mehrheit lohnabhängig beschäftigt ist. Dabei kassieren die Produktionsmitteleigner den von ihren Arbeitern und Angestellten erwirtschafteten Mehrwert (und zahlen nach Möglichkeit, unter Ausnutzung aller von einem freundlich gesonnenen politischen System geschaffenen Steuerschlupflöcher, nur sehr geringe Abgaben dafür).
Möglicherweise ist Dir im Eifer des Gefechts auch entgangen, daß genau dies im Deutschland des Jahres 2006 gesellschaftliche Realität ist. Oder glaubst Du wirklich, die paar Prozent Aktien im Streubesitz machen Otto-Normalo jetzt plötzlich zu Mitgliedern der herrschenden Klasse? Oder daß die läppischen 3 % Steuerzuschlag für Spitzenverdiener jetzt plötzlich das soziale Gewissen dieser Großkassierer wecken?
Zitat
Original geschrieben von qwasy
Wirtschaftswachstum lässt sich natürlich nicht vom Staat befehlen, aber er kann die Rahmenbedingungen dazu schaffen. Euckens Ausführungen zu den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft könnten vielleicht Neues für Dich hervorbringen 
Auch Walter Euckens Ordoliberalismus ist mir durchaus vertraut. Schade nur, daß seine bemerkenswerten Ansätze, dem Kapitalismus durch sozialstaatliche Komponenten ein menschlicheres Anlitz zu geben, im Zeichen eines globalen und damit faktisch schrankenlosen Neoliberalismus zunehmend von den multinationalen Konzernen ausgehebelt werden, z. B. mit der unverhohlenen Drohung, die Arbeitsplätze ggf. ins Ausland zu verlagern.
Zitat
Original geschrieben von qwasy
Du verwechselst Nutzenmaximierung mit Ertragsmaximierung im Sinne eines homo oeconomicus, was leider vielen passiert. Nutzenmaximierung kann auch darin bestehen, ohne Leistung möglichst viel zu bekommen und sich damit denn einen schönen lauen Tag zu machen. Und genau da kranken Systeme, in denen der persönliche Antrieb von Staats wegen ausgehebelt wird.
Dies zeigt mir, daß Du nicht genau gelesen hast, was ich geschrieben habe. Ich sprach davon, daß Marx genau mit seiner Definition des Menschen als homo oeconomicus eine der größten Schwachstellen in seine Theorie einbaute. Denn der Mensch strebt meinethalben nach dem größten Nutzen, gleichgültig, ob er ihn durch Arbeit oder eben durch Nicht-Arbeit erreichen kann. Und leider ist damit die gesamte Bandbreite menschlicher Motivation nur äußerst unzureichend und einseitig erfaßt. Ich empfehle Dir also dringend, Dich auch einmal mit Motivationsforschung zu beschäftigen, wie ich es beim Kollegen "Mephisto" weiter oben auch schon getan habe.
Du scheinst in mir einen Marxisten zu sehen, bloß weil ich mich ein bißchen in marxistischer Theorie auskenne und den alten Karl (sowie seinen Freund, den alten Friedrich) tatsächlich auch gelesen habe. Und Du führst hier - leider von keinerlei Sachkenntnis getrübt - Deine Vorurteile über die marxistische Theorie ins Feld, ohne auch nur die geringste Ahnung von dem zu haben, über das Du schreibst.
Hier kann ich nur sagen: Solltest Du je versuchen, mit einem überzeugten und geschulten Marxisten zu diskutieren, hätte der Dich argumentativ in weniger als fünf Minuten in der Luft zerfetzt, in mundgerechte Häppchen zerlegt und den johlenden Zuschauern zum Fraß vorgeworfen.
Wie hätte es doch unser Alt-Bundespräsident Heinrich Lübke mit seiner glänzenden Eloquenz in fremden Sprachen ausgedrückt: "you are on the wood way!" 
Viele Grüße und einen
Happy Day