ZitatOriginal geschrieben von Laubi
Hmmm, alleine von der Preiserhöhung, schmerzt mich die Sub no Date mehr: Von 3.120,- € auf satte 3.440,- €.
Cheers, Laubi
Vor allem, wenn man sich mal mögliche Begründungen für diesen doch recht kräftigen "Schluck aus der Pulle" vorzustellen versucht:
1. Gestiegene Stahlpreise.
Klar, die Stahlpreise haben z. T. dramatisch angezogen. Aber bitte schön, ein Kilo der Stahllegierung 316 L kostet ca. 1,50 Euro, die Legierung 904 L, die Rolex verwendet, kostet knapp das Dreifache. Und wie viele Gramm Stahl sind denn an einer Rolex Sub verarbeitet? 100? 110? Mehr bestimmt nicht, denn die ganze Uhr inkl. Werk (nicht aus Stahl) und Glas (logischerweise auch nicht aus Stahl) wiegt keine 140 g! Da macht der Stahlpreis gerade mal - inkl. sämtlicher Verschnitt- und Abfallmengen, die selbstverständlich recycelt werden - gerade mal 2,60 Euro für einen Vollstahlblock von knapp 400 g aus plus 1 Euro für das bißchen Stahlblech fürs Band. Macht zusammen keine 5 Euro für den teureren Stahl, bleibt noch Erklärungsbedarf für 295 Euro.
2. Gestiegene Energiepreise
Damit sind teure Fertigung und teurer Transport verbunden. Hinzu käme dann meinetwegen auch noch die in Deutschland eingeführte LKW-Maut. Also wirklich, das sind - auf eine einzelne Uhr umgerechnet doch nur Cent-Beträge. Rechnen wir diese Beträge doch mal auf weitere 15 Euro zusammen (sicherlich schon maßlos übertrieben, aber seien wir großzügig). Damit wären ingesamt 20 von 300 Euro erklärt. Wie setzen sich die verbleibenden 280 Euro zusammen?
3. Willkürliche Preiserhöhungen seitens der Lieferanten
Man könnte versucht sein, auch diesen Punkt ins Spiel zu bringen. Da Rolex aber eine Fertigungstiefe von nahezu 100 % hat, d. h., praktisch sämtliche Teile entweder selbst fertigt oder von Lieferanten fertigen läßt, die mehrheitlich oder ganz zu Montres Rolex SA gehören, enden auch solche Erklärungsversuche in der Sackgasse. Willkürlich kann ein Lieferant, der sich nicht nur in wirtschaftlicher Totalabhängigkeit von seinem Kunden befindet, sondern darüber hinaus auch Eigentum des Kunden ist, jedenfalls keine Preise erhöhen. Nehmen wir aber mal an, daß auch die Lieferanten von Rolex aufgrund der unter 1. und 2. aufgeführten Gründe keine anderen Wahl hatten, als ihre Preise um durchschnittlich 5 % zu erhöhen. Dann kommen wir, gemessen an dem Anteil der zugelieferten Teile am Gesamtwerk Armbanduhr vielleicht noch einmal auf 20 bis 30 Euro. Da bleibt also immer noch Erklärungsbedarf für mindestens 250 Euro.
4. Umlage von Entwicklungskosten für neue Modelle und Werke
Daß die Entwicklung neuer Modelle bei Rolex eine kleine Sensation darstellt, ist nichts Neues. Daß solche Entwicklungen viel Geld kosten, weil die Entwicklung neuer Formen, Uhrwerke und Arbeitsprozesse nebst den dazu benötigten Maschinen, Werkzeugen und der Fortbildung der Mitarbeiter sowie die Erprobung neuer Materialien buchstäblich Millionen verschlingt, ist auch nicht gerade ein Staatsgeheimnis. Die Sache hat nur einen Haken: Von der Entwicklung neuer Modelle ist nichts bekannt, selbst Insider wissen von nichts Entsprechendem zu berichten. Und auch wenn Rolex für seine große Verschwiegenheit berühmt ist ("shut like an oyster" wird da häufig als Vergleich herangezogen
), so wären doch sicherlich inzwischen wenigsten Informationsbruchstücke nach draußen gelangt. Das einzig relativ neue Modell, das m. W. von Rolex lanciert wurde, ist die Turn-O-Graph, die sich ziemlich hemmungslos aus dem Teilelager der Oyster Perpetual bedient und eine der Yachtmaster ähnliche Lünette aufweist.
Abgesehen von allem anderen werden üblicherweise Entwicklungskosten für neue Modelle auch nur teilweise und nicht etwa komplett auf die alten Modelle umgelegt, damit man die etablierte Produktpalette nicht zugunsten neuer Modelle am Markt belastet. Und die Umlage ist gewöhnlich auf mehrere Jahre kalkuliert, nicht darauf, mit wenigen Verkäufen die Investition wieder im Sack zu haben.
Es bleibt also zunächst festzustellen, daß es für die aktuelle Preiserhöhung von Rolex keine für den Kunden nachvollziehbaren Gründe vorliegen, jedenfalls nicht in dem Ausmaß, wie Rolex es jetzt durchzusetzen versucht.
Entweder geht es Rolex mittlerweile finanziell so schlecht, daß sie über wilde Preiserhöhungen ihre desparate Situation verbessern wollen, oder es handelt sich einfach um das Streben nach noch höheren Profiten, noch fetteren Tantiemen und Gewinnbeteiligungen für das Management und dergleichen Dinge mehr - alles immer schön nach dem Motto "trifft ja keine armen Leute". ![]()
Und die Moral von der G'schicht: Wenn dir läppische 300 oder 500 Euro mehr oder weniger in der Brieftasche wehtun, solltest du dir besser keine Rolex kaufen. Ansonsten solltest du dich über die Preiserhöhung freuen, denn damit sorgt Montres Rolex SA dafür, daß Rolex-Uhren jetzt noch exklusiver werden. Es ist ein calvinistischer (=schweizerisch-protestantischer) Glaubensgrundsatz, daß der Himmel Eintrittsgeld verlangt, damit der Pöbel draußen bleiben muß. Man möchte ja schließlich auch im Jenseits unter seinesgleichen bleiben, gell.
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Viele Grüße und (auch allen Rolex-Besitzern und solchen, die es noch werden wollen) einen
Happy Day
PS: Nicht ägern, Laubi, denn wer den Schaden hat, spottet bekanntlich jeder Beschreibung. ![]()