Nummernmitnahme wird aufwendig
Das auf den IT-Bereich spezialisierte Consultingunternehmen DMR warnt
österreichische Mobilfunker vor einer Unterschätzung des Aufwandes zur
Einführung der Rufnummerportabilität [MNP].
Erfahrungen aus Deutschland hätten gezeigt, dass die Unternehmen die
notwendigen Budgets und Zeitrahmen viel zu gering bemessen haben.
Marwan Muri, bei DMR Consulting Austria für MNP zuständig, sagte zur
futureZone: "Unsere Erfahrungen in Europa haben gezeigt, dass die
Betreiber die Komplexität und den Aufwand für die Einführung von MNP in
der Regel um 50-70 Prozent unterschätzen."
Deadline
Spätestens ab 25. Juli 2003 muss Kunden von Mobilfunkprovidern aufgrund
einer EU-Richtlinie die Möglichkeit gegeben werden, beim Wechsel des
Providers ihre bisherige Telefonnummer inklusive Vorwahl zu behalten.
Für die Netzbetreiber bringt dies tiefgreifende Änderungen
betriebsinterner Abläufe mit sich.
Die Consulter von DMR sind überzeugt, dass MNP sowohl für die
Herausforderer als auch für etablierte Mobilfunkbetreiber einen Beitrag
zum Business Plan liefern kann.
Während beispielsweise in Hong Kong die kleineren Netze ihre Chance
genutzt und den großen Playern Kunden abspenstig gemacht hätten, sei in
Spanien der gegenteilige Effekt eingetreten.
In Deutschland würden die größeren Unternehmen ihren Kunden bei einem
Wechsel 20 bis 30 Euro in Rechnung stellen, dennoch dürften
Untersuchungen zu Folge 10 Prozent der Kunden ihren Betreiber, nicht
aber ihre Telefonnummer wechseln.
Ducros, Meilleur und Roy
DMR Consulting ist Teil des Fujitsu-Konzerns und Anbieter von
Beratungsleistungen und Systemlösungen für Fortune 500 Unternehmen aber
auch Start-Ups. Als "Kernkompetenzen" werden die Bereiche
Systemintegration und Technologieentwicklung, sowie Organisations- und
Prozessdesign genannt. DMR Consulting wurde 1973 in Kanada gegründet
und 1997 von Fujitsu übernommen. Derzeit werden über 8.000 Mitarbeiter
an über 60 Standorten beschäftigt.
Kosten
Doch der notwendige Aufwand wird bei den österreichischen
Mobilfunkunternehmen unterschätzt, wie die Berater aus Gesprächen mit
den Firmen und Vergleichen mit den Erfahrungen aus Deutschland
schließen.
"Extrapolationen aus dem vergleichbaren deutschen Markt ergeben
Initialkosten für die Basisinvestitionen, Marketing, Logistik,
Kommissionen und eventuelle Portierungsgebühren, in der Höhe eines
mittleren einstelligen Millionenbetrages im ersten Jahr, pro
Mobilfunkbetreiber“ heißt es in einem DMR-Bericht.
Nachdem in Deutschland MNP bereits 1997 geplant war, wurde der
offizielle Starttermin von Jänner 2002 auf den 31. Oktober verschoben.
Die einzelnen Mobilfunker werden dann mit jeweils 120 bis 300
Vollzeitbeschäftigten [FTE] 18 Monate intensiv daran gearbeitet haben.
Aufgrund der mangelhaften Vorbereitung seien die Kosten explodiert. DI
Markus Duerbeck, der Telekommunikations-Experte von DMR in Deutschland,
war gegenüber der fuZo deshalb auch nicht besonders optimistisch:
"Nachdem bis dato ein dreistelliger Millioneneurobetrag ausgegeben
wurde, sollen nun die wechselwilligen Endkunden voll zur Kassa gebeten
werden. Damit ist wohl der Misserfolg von MNP in Deutschland
vorprogrammiert."
DMR nennt fünf Erfolgsfaktoren für MNP
"Die wesentlichen Erfolgsfaktoren für MNP sind unter anderem: ein
rascher und zuverlässiger Portierungsprozess, keine Portierungsgebühren
für den Kunden, umfangreiches Marketing und Aufklärung des Kunden,
Tariftransparenz sowie einfache Kundenprozesse."
Situation in AT ist einfacher als in DE
Die technischen Hürden in Österreich sind niedriger als in Deutschland,
da es derzeit keine Mobilfunkanbieter gibt, die über kein eigenes Netz
verfügen.
Tele2, die als erster MVNO [Mobile Virtual Network Operator] noch heuer
in den Markt einsteigen werden, kann die eigenen Systeme von Anfang an
auf MNP abstimmen.
Auch sind generell Vorwahlen und geringere Teilnehmerzahlen zu
verarbeiten. Dennoch sind für eine reibungslose Inbetriebnahme
ausführliche Tests in Zusammenarbeit mit in- und ausländischen
Netzbetreibern erforderlich.
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