Ich kaufe bzw. kaufte für meine Firma jährlich 3-4 Hundefänger. Dabei haben wir Fahrleistungen zwischen 30 und 40 tkm p.a. und stoßen die Autos komplett abgefahren bzw. herunter gewirtschaftet nach im Schnitt 10 Jahren ab. Mit den bisherigen Diesel-Autos ging das problemlos. Da sich der Diesel-Schlamassel nunmehr seit einiger Zeit abzeichnete und die Fahrverbote auf Sicht unseres Nutzungszeitraums aus meiner Sicht mit 100 % Wahrscheinlichkeit kommen werden, kaufen wir seit 1,5 Jahren keine neuen Autos mehr und fahren einfach jeweils straff auf die 500 tkm zu.
Wir testeten über einen Zeitraum von 3 Monaten einen Nissan NV200 als Vollelektrischen. -> Ein reichweitentechnisch indiskutables Auto. Vom Anschaffungspreis und den Garantiebedingungen für den Akku ganz abgesehen...
Ich fürchte, es wird noch einige Zeit vergehen, ehe tatsächlich, außer Sonntags, nutzbare Elektroautos auf die Straße kommen werden. Und ich denke auch, dass die Hersteller ganz bewusst die alte Kuh bis zu Ende melken wollen, da ansonsten Milliarden für Entwicklung und Produktionsanlagen abzuschreiben wären. Ich denke aber auch, dass Deutschland in diesem Segment vermutlich auf Grund der Verzögerungstaktik zu spät kommen wird. Den Markt werden am Ende gesichtslose chinesische NoName-Produzenten aufrollen, weil die mit billigem Geld und ohne Denkverbote ans Werk gehen können. Sollte eine Symbiose aus chinesischen Herstellern und amerikanischen Softwarelieferanten für autonomes Fahren erfolgreich werden, dann gnade Gott unserem auf die Autoindustrie fixierten Land.
Um die Schieflage und einseitige Fixierung unserer Industrie auf das Auto zu sehen, hier eine bis 2011 reichende Statistik aus Deutschland. Das letzte Hurra... die das Elend der Deinvestition beinahe aller Industrien im langfristigen Trend ganz gut widerspiegelt.

Oder dies hier:
http://blog.zeit.de/herdentrie…vestitionen_1970-2013.gif[/IMG]
Und ganz nebenbei: Der Staat lebt auch von der Substanz, beinahe wie die DDR, man vergeht das Anlagevermögen und steht am Ende mit einem großen Haufen Schrott da. Brücken, Straßen, öffentliche Gebäude werden abgenutzt und verschlissen. Das geht erfahrungsgemäß keine 40 Jahre wirklich richtig gut.

Die Disruption wird, beinahe naturgemäß, von außen kommen, da von innen eine derartige Revolution kaum möglich ist. Weshalb sollte man den Troll füttern der einen selbst vernichtet. Warum sollten Maschinenbauer denn inhouse Softwareentwickler und Elektrochemiker durchfüttern, um am Ende selbst obsolet zu werden? Die klassischen Hersteller haben schlicht und einfach das falsche Personal unter Vertrag. UND: Daimler baut in Kamenz bei Dresden keine Batteriefabrik sondern ein Montagewerk, dass aus Asien gelieferte Zellen zu Batterien zusammen baut. Das Knowhow der Zellenchemie liegt somit eben nicht bei Daimler.
Das bisherige Konzept der Autohersteller geht doch letztlich so: Lieferanten 80 % der Wertschöpfung erledigen lassen, die Lieferungen zusammensetzen, dabei teilweise mehrere 100 % auf die Lieferpreise aufschlagen und als Markenprodukt verkaufen. Bereits beim Akku eines Elektroautos funktioniert der brachiale Aufschlag nicht, da die Zellenlieferanten das Knowhow besitzen. Entsprechend müssen die nicht... Kommt autonomes Fahren, bezweifle ich stark, dass sich Leute dann einen Mercedes für die Fahrt ins Kino ordern, und dafür dann, sagen wir, den 3-fachen Preis gegenüber der chinesischen NoNameMurmel zu zahlen bereit sind. Sicherheit ist bei autonomen Autos kein Argument mehr. Prestige auch nicht, da am Ende, wie bei Zucker, Benzin, Ziegeln, Butter einzig und allein der Preis zählen wird. Und, das wissen auch die Autobauer, deshalb stehen die meines Erachtens auf der Bremse und geniessen die letzten angenehmen Jahre. Und die Bundesregierung stützt, weil sie auch nicht weiter weiß und auch kein Arbeitskreis eine Lösung für die deutsche Schlüssel- bzw. Sackgassenindustrie finden kann. Es wird BaWü, Bayer, Niedersachsen und damit Deutschland ggf. so ergehen, wie Frankfurt/Oder, Eisenhüttenstadt, Chemnitz, Schkopau etc. nach 1989 im Kleinen. Große, träge Monokulturen werden hinweg gerafft...
So sehe ich das Ganze. Nun schlagt auf mich ein bzw. bin ich auf Gegenargumente gespannt!
(Nebenbei: Ich fahre einen von gefühlt 3-5 Tesla Model S in Dresden und würde nie nie wieder auf einen Verbrenner zurück umsatteln.)