Zu dem eigentlichen Thema wurde ja schon sehr viel gesagt, vor allem Chevygnon und asder1 haben mir die Worte aus dem Mund genommen, und eigentlich wäre dem ganzen auch nichts hinzuzufügen, wenn es da nicht die überall auf der Welt verbreitete Unsitte gäbe, das das meiste was in Zeitungen und Nachrichten verbreitet wird als "wahr" angenommen wird.
Ich will nicht behaupten Saddam hätte nicht die Bombe oder er verfüge nicht über besagte 6t (laut CNN) biologisches und chemisches Giftgas, nur finde ich es etwas seltsam das der Irak nun plötzlich von seinem bevorzugten Kampfstoff Sarin abgekommen sein soll und das der amerikanischen Bevölkerung ach so bekannte Anthrax herstellen soll.
Giftgas (egal ob B oder C) machen ist ja nun nicht wie Pizza backen, Saddam wird sich nicht einfach überlegt haben "Machen wir doch mal eine Prosciutto anstatt einer Margerita", wo soll er die Mittel her haben? Wo den Grundstock aus dem er weitere Kolonien Anthrax züchten soll? Wenn ihr euch erinnert, die Milzbrand-Anschläge in den USA sind *nicht* von islamischen Terroristen verübt worden.
Bleibt noch die Bombe. Zu allererst halte ich dieses Argument für ebenso unhaltbar als Angriffsgrund wie die Gas-Geschichte. Keiner weiß ob Saddam die Bombe hat (außer, natürlich, der Spiegel und die Netzzeitung) aber das ist auch vollkommen wurscht!
Ich kann nicht einfach unter der Annahme Hussein *könnte* ja die Bombe haben den Irak platt bomben.
Dann müssten die USA konsequenterweise auch China platt bomben, weil die haben die Bombe, und zwar nachweislich, und, viel schlimmer, das sind menschenrechtsverletzende "Commies", und aufgrund der Taiwan-Frage auch nicht die besten Freunde der USA, dafür die USA deren beste Kunden in Exportfragen.
Die von einigen geforderte "uneingeschränkte Solidarität" ist IMHO genauso Quatsch wie der "deutsche Weg" (sehr geschickt gewählte formulierung übrigens, Herr Schröder).
Das ist doch reine Schwarz-Weiß-Denkerei. Allerdings kann ich vom menschlichen her Herrn Schröder durchaus verstehen und eigentlich halte ich es sogar für sehr gut das Deutschland zur Abwechslung mal "Nein" sagt.
Der Rest Europas ist das nich so konsequent, Italien und Frankreich wollen erstmal Beweise sehen, und was Blair wohl gebissen hat, sich mit wehenden Fahnen an George W.'s zu stellen weiß der Himmel. Ich vermute mal die Angst vor dem Euro.
Ich bin, ehrlich gesagt, Stolz darauf dass D sich von der "Cheque-Book-Policy" gelöst hat, ich sehe darin einen wichtigen Schritt für die deutsche Aussenpolitik vergangenes zu bewältigen.
Aber müssen wir deshalb blind jeder fixen Idee der amerikanischen Regierung folgen?
Ich denke nicht, nur wenn "sanfte Diplomatie" wirklich auf ganzer Länge versagt hat.
Und das ist IMHO im Irak noch nicht der Fall. Ich kann durchaus nachvollziehen wieso der Irak keine amerikanischen Inspektoren in das Land lassen möchte, siehe Asder1's Posting.
Eine Sache, die mich persönlich sehr ärgert ist allerdings die Art und weise in der die Medien, egal ob Print oder elektronisch, darüber berichten.
Hier wird kein vernünftiger Journalismus mehr betrieben sondern mit der Angst der Menschen gespielt, eventuell noch gewürzt mit einem Schuss Propaganda.
CNN meldet, der Irak hat *vielleicht* 6t Anthrax. Punkt. Sie sagen nicht der Irak *hat* diese 6t.
Aber allein der Umstand, dieses Schreckgespenst Anthrax wieder ins Spiel zu bringen und den Menschen "da draußen" wieder ins Gedächtnis zu bringen wie simpel es eigentlich ist unter der Verwendung von Milzbrand sozusagen einen Angriff auf die Zivilbevölkerung zu starten, führt zu einer gewissen Angst.
Der Punkt ist, hier wird angenommen der Irak könnte eine Menge "X" eines chemischen oder biologischen Kampfstoffes haben, sogar eine Menge die sich im Bereich um die 6t bewegt.
Aber wenn keiner wirklich weiß ob der Irak diese 6t überhaupt hat, woher will man bei CNN dann wissen dass es Anthrax ist? Wieso nicht Sarin? Oder Blausäuregas? Oder Helium für Luftballons?
Antwort: Weil sich kein Schwein mehr an die Bilder der mit Sarin hingemetzelten Kurden im Irak erinnern kann...da "zieht" Athrax einfach besser.
Und in D schaut es nicht besser aus. Die Medienkrise greift um sich, Kirch ist vergangenheit, Springer hat Angst vor dem WAZ-Mnn und der Süddeutsch Verlag schreibt *zum ersten Mal in seiner Geschichte* rote Zahlen.
Die Auflagen sinken, und sinkende Auflagen bedeuten weniger Einnahmen, nicht nur durch den Verkauf sondern auch Werbeeinnahmen.
Folge: Es wird mit eisernen Bandagen um jeden Leser gekämpft, und hier setzt dann der vielzitierte "investigative Journalismus" ein.
Man fragt sich "Was will der Leser/Hörer/Seher?", und die Antwort ist einfach: In erster Linie unterhalten werden.
Und was gehört zu Unterhaltung? Das gruseln. Und *das* führt zu solchen Berichten wie "Saddam hat die Bombe", "Saddam hat Anthrax" oder "Saddam isst gerne Essiggurken mit Schokosauce".
Außerdem kommt noch hinzu dass viele Menschen dass was sie lesen oder im TV sehen oder im Radio hören nicht mehr hinterfragen können und wollen. Ein Phänomen unserer schnelllebigen, reizüberfluteten Welt.
Eine ein bißchen kritischere Haltung gegenüber den Medien würde uns allen gut tun.
Und, lieber George W., Solidarität in der Irak-Frage? Klar, wenn es wirklich stichhaltige Beweise gibt. Und damit meine ich nicht Bilder auf CNN von einer Fabrik die angeblich zur Giftgasherstellung verwendet werden kann. Ich kann das nicht sehen und beurteilen, für mich könnten die Irakis da auch Kouskous kochen und es sähe genauso aus.
Und ein echter Grund, sprich eine betont offensive Haltung des Irak, sollte doch schon auch noch gegeben sein.
Just my 0.02
gastrax