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Original geschrieben von No.Time
eine UNterschrift perfekt zu fälschen ist sicherlich schwierig, aber um mal eben die Kassiererin zu täuschen geht das doch wesentlich einfacher. Ob ich jetzt immer ne Geheimzahl eingebe oder eben schnell meinen Daumen draufhalte...
In der Theorie mag das meinetwegen stimmen, in der Praxis ist es aber völlig unbedeutend.
Ist Dir bekannt, dass die Kreditinstitute mit dem Sicherheitsargument seit Jahren massiv Lobbyismus dafür betreiben, dass Einzelhandelsgeschäfte statt des elektronischen Lastschriftverfahrens mit Unterschrift das Geheimzahlverfahren nutzen und dabei völlig erfolglos sind?
Und ist Dir auch bekannt, warum sie damit erfolglos sind? Ganz einfach: Das elektronische Lastschriftverfahren ist für die Einzelhändler günstiger, weil die Gebühren für das unbestrittenermaßen sicherere Geheimzahlverfahren teurer sind als die Verluste durch Urkundenfälschung.
Mit anderen Worten: Diese Form von Urkundenfälschungen sind Fliegendreck. Kein Mensch interessiert sich dafür, weil es kaum Fälle gibt und die paar, die es gibt, mit Sicherheit (90% = de facto Sicherheit) aufgeklärt werden. Jeder Einzelhändler rechnet für sich aus, wie die völlig belanglosen Fälle von Urkundenfälschung den Gebühren, den Geräten und der sonstigen Infrastruktur für sicherere Verfahren gegenüberstehen.
Das Ergebnis fällt fast immer zugunsten der weniger sicheren, dafür aber einfacheren Verfahren aus, weil diese am Ende schlicht billiger sind. Das ist der Grund, weshalb man beim HL nur mit der Unterschrift und nicht mit der Geheimzahl zahlen kann. Das hat jetzt zwar nicht direkt etwas mit den neuen Pässen zu tun, aber wenn man sich mal vorzustellen versucht, welche Infrastrukturkosten anfallen würden, wenn man hier auch noch auf Biometrie setzen würde, wird vielleicht klarer, weshalb es völlig unangemessen ist.
Was ich damit sagen will: Im Labor konzipierte und ausgerechnete Sicherheit ist eine tolle Sache, bedeutet aber noch lange nicht, dass es sich auch lohnt, darauf zu setzen.
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Original geschrieben von No.Time
meinst du wirklich es ist einfacher bei leichen die gebissabdrücke mit zahnarztunterlagen zu vergleichen, als einfach den daumen zu scannen?
Ruf mal beim nächsten Gerichtsmedizinischen Institut an und frag sie was es für eine arbeit ist, eine unbekannte Leiche zu identifizieren.
Nein, ich werde nicht bei der Gerichtsmedizin anrufen, weil es mir völlig reicht, nie Klagen von dieser Seite über angebliche Hindernisse bei der Identifikation gehört zu haben. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es ein imaginäres Problem ist, das - von wem auch immer - erfunden und als Argument benutzt wurde, um eine bestimmte Position zu legitimieren.
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Original geschrieben von No.Time
Von der Fälschung der Pässe mal abgesehen, ist es einfacher mir mal eben die Haare wie mein Bruder zu schneiden und dann als er zu verreisen oder mir mal eben seine Fingerabdrück zu besorgen? Davon abgesehen, dass die meisten Menschen mit Bart anders aussehen als ohne.... 
Selbst wenn es so wäre, was ich bezweifle: Wer sagt denn, dass das ein tatsächliches und nicht nur ein imaginäres Problem ist? Normale Menschen reisen nicht als jemand anderes, und Leute aus der organisierten Kriminalität, die solche Dinge schon eher tun werden, können auch in einer Art und Weise abgehört und ermittelt werden, die nicht zwangsläufig Millionen von anderen - in welcher Weise auch immer - betrifft. Es gibt bereits Gesetze speziell dafür.
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Original geschrieben von No.Time
Du redest immer von der Datensparsamkeit. Welchen besonderen Nachteil hast DU dadurch, dass der Staat deine Fingerabdrücke hat? Und fang jetzt nicht an mit ich fühle mich verdächtigt....
Erstens: Die Frage ist verkehrt herum gestellt. Wenn die Politik oder wer auch immer mich davon überzeugen will, dass diese Pässe eine tolle Sache sind, dann erwarte ich einen Vorteil und nicht die Abwesenheit von Nachteilen. Im Zweifelsfall kann ein Bürger es natürlich nicht verhindern und wird es hinnehmen müssen, aber eben ohne davon überzeugt zu sein.
Zweitens: Ja, ich fange genau "damit" an: Die Gesichtsdaten werden kontaktlos über ein mehr oder weniger normales Foto erfasst, deswegen kann man an der Stelle, auch wenn man nicht davon überzeugt ist, einfach mal ein Auge zudrücken und sagen, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist. Bei den ab 2007 verbindlichen Fingerabdrücken habe ich aber immer noch ein massives Problem:
Das Abgeben von Fingerabdrücken ist ein stigmatisierter Vorgang. Das macht man einfach nicht, so hat ein angeblich freier Staat mit seinen Bürgern gefälligst nicht umzugehen. Nicht einmal totalitäre Systeme, von denen einige übrigens auch komplizierte "Sicherheits"probleme hatten, haben das gemacht. Fingerabdrücke waren und sind ein geeignetes Mittel, um Personen zu idenfizieren, aber bitte erst, nachdem ein konkreter Verdacht besteht und nicht im Voraus. Alles andere werde ich weiter als Generalverdacht betrachten, der unserem angeblichen Rechtsstaat völlig fremd ist und nirgendwo ins System passt - falls denn überhaupt am System festgehalten werden soll, was ich manchmal bezweifle.
Zum Teil ist es auch eine Prinzipienfrage. Manche vertreten den Standpunkt "Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch kein Bedürfnis danach, etwas zu verbergen" bzw. den Umkehrschluss "Wer das Bedürfnis hat, etwas zu verbergen, der hat auch etwas zu verbergen". Andere tun das nicht, was ihr gutes Recht ist. Es geht sämtliche Institutionen, Behörden und Unternehmen dieser Welt nichts an, was in meiner Privatshäre geschieht. Zur Privatsphäre gehören Telefon-Verbindungsdaten, die übrigens demnächst nach einem ebenfalls gehäuschlosen Beschluss jahrelang auf Vorrat an den Staat übermittelt und von diesem gespeichert werden, und sämtliche Körpermerkmale mit Ausnahme eines gewöhnlichen Gesichtsfotos, weil das Gesicht nun mal der Teil und übrigens auch der einzige Teil des Körpers ist, an dem fremde Menschen sich gegenseitig erkennen.
Noch ein Punkt, der mich an der konkreten Umsetzung dieser Pässe stört, ist die Tatsache, dass die Daten kontaktlos auslesbar sind und man den Pass dazu nicht mal aus der Tasche nehmen muss. Was soll das? Muss diese Bevormundung wirklich sein? Zu einem mündigen Umgang mit mündigen Bürgern gehört für mich auch, dass Reisende bei der Kontrolle freundlich angesprochen und freundlich um Aushändigung ihrer Reisedokumente gebeten werden und diese auch - natürlich mit der Konsequenz der Verweigerung des Grenzübertritts - freundlich ablehnen können. Effizienz hin oder her, die Selbstbestimmung der Menschen hat Vorrang.
Der allseits beliebte Otto Schily hat übrigens heute verdientermaßen den Big Brother Award für sein Lebens"werk" erhalten. Sein Nachfolger wird sicherlich Kontinuität wahren. Wer weiß, vielleicht haben "wir" diese Elite auch einfach verdient.