Bei dieser ganzen Diskussion muss man meiner Meinung nach zwischen der Art des angestrebten Lehrberufes und des potenziellen Arbeitgebers differenzieren.
Für eine handwerkliche Lehrstelle in einem kleinen Handwerkerbetrieb vor Ort ist eine persönliche Bewerbung unter Umständen das Beste. Ich hab es vor 10 Jahren bei einem Kumpel erlebt, der einfach zu den örtlichen Heizung-Sanitär-Firmen gegangen ist und mit dem Chef sprechen wollte. Ich hab in damals für halbwegs verrückt gehalten und seiner Unternehmung jeglichen Erfolg abgesprochen. Aber das Ergebniss war, dass er sich zwischen 5 Firmen eine aussuchen konnt. In der renommiertesten Firma vor Ort hat er dann angefangen.
Ich selber habe mich vor 6 Jahren für eine Ausbildung zum Industriekaufmann beworben. Von mir selber kann ich sagen, dass ich schon Jahre vor dem Abitur (ich schätze mal es war so in der 8. Klasse) zu dem Entschluss gekommen bin, dass ich eine kaufmännische Karriere einschlagen möchte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich auch schon konkret, dass ich im Endeffekt in der Buchhaltung landen möchte.
Leider habe ich mein Abi nicht ganz so toll abgeschlossen. Ich habe ca. 400 Bewerbungen in 2 Jahren geschrieben. Dazu muss ich sagen, dass ich mich für eine Lehrstelle direkt nach dem Abi beworben habe ohne den Wehrdienst schon abgeleistet zu haben. Das hat sich im Nachhinein bei ca. 60% der Bewerbungen als K.O. Kriterium herausgestsllt. Schade war nur, das man immer nur ein Standard-Absageschreiben bekommen hat. Hätte ich vorher gewußt, dass ich ohne Wehrdienst keine Chance hab, hätte ich mir einiges an Kosten (Porto, Fotos, Mappen) sparen können.
Mit ein bischen Abstand kann ich heute sagen, dass eine gute Bewerbungsmappe alleine nicht mehr ausreichend ist. Die Unternehmen, vor allem die größeren, sehen gerne Eigeninitiative. Positiv wird häufig aufgenommen, wenn man sich zum Beispiel nach 3 Wochen bei dem zuständigen Personaler meldet und sich nach seine individuellen Chancen und vielleicht noch offenen Fragen seitens des Unternehmens erkundigt.
Wenn es dann zum Vorstellungsgespräch kommen sollte, ist natürlich ein gepflegtes Äußeres Pflicht. In welchem Stil man sich kleiden sollte, findet man am besten raus, wenn man sich zur Feierabend Zeit mal die Mitarbeiter der Firma anguckt. Tragen alle einen schwarzen Anzug ist es angemessen auch so zu einem Vortsellungsgespräch zu erscheinen. Sind sie allerdings eher leger gekleidet reicht eine ordentliche Jeans und ein ordentliches Oberhemd (natürlich nicht Hawaii-Style o.a.).
Zur eigentlichen Qualität der Auszubildenden kann ich nur sagen, dass mir machnmal einfach nur die Kinnlade runterfällt. Da gibt es Leutchen mit Abitur die keinen Dreisatz oder Prozent rechnen können. Was stellen die sich bitte unter einem kaufmännischen Beruf vor. Bleistifte anspitzen und den Hintern platt sitzen? Und wenn ich dann sehe, dass solche Personen im Schlabber-Look und in Sandalen zum Vorstellungsgespräch erscheinen, frag ich mich ob den Eltern eigentlich auch egal ist ob ihr Nachwuchs mal Arbeit findet. Ich habe vor meiner ersten Bewerbung mit meinem Vater wie ein wahnsinniger Krawattenknoten geübt und wenn ich auf die Idee gekommen wäre, nicht im Anzug zum Test bzw. Gespräch zu gehen, hätte es wohl ordentlich gekracht.
Zur Auswahl von Lehrlingen hat sich in meinen Augen der schriftliche Test der IHK bewährt. Hier wird quer durch den Garten allg. Wissen, Mathematik und Deutsch geprüft. Jemand der durch dieses Sien fällt ist nicht fähig für den Job.
Im Vorstellungsgespräch muss man dann nicht mehr auf die schulische Qualität achten sondern kann sich komplett auf das Auftreten und die sprachliche Ausdrucksweise konzentrieren. Diese Standardfragen wie "Warum möchten Sie unbedingt diesen Beruf erlernen?" Halte ich für wenig aufschlussreich, da jeder sich auf diese Fragen einstellt und sich im Kopf eine Antwort vorgefertigt hat, von der er meint sie trifft den Nerv des Gegenübers. Ich hab mich damals mit meinem Ausbilder in spe über Fussball unterhalten. Meiner Meinung nach ein gutes Thema, da man da auch einfach mit dem Auszubildenden auf Konfrontationskurs gehen kann.