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Original geschrieben von garnixan
Hallo,
was macht KPN bzw. eplus denn falsch? Ich sehe einfach nur das Image verantwortlich für den geringen Erfolg. Eplus war doch immer innovativ und hatte gute Produkte (als erster Time&More, i-mode, Danger HipTop, Minutenpakte, Simyo und Base etc.) sowie eine gute Sprachqualität. Warum schließen bei eplus denn so wenig Personen einen Vertrag ab?
Die wichtigsten Fehler der letzten Jahre:
- schlechte Imagekampagne, nämlich solche die bekannte Schwächen nur unterstrichen: "High Quality-Netz" wirkte damals wie Hohn; oder zuletzt solche, die keine Aussage hatten: "Klingelts", "Hellogoodbye", nett aber ohne jedes Argument
- man hat fast immer über den Preis konkurriert, was darin begründet ist, daß man beim späten Marktauftritt nichts zu bieten hatte, was nicht D1 und D2 auch schon hatten (anders bei viag mit Genion). Entsprechend bekam man auch immer Kunden, die tendenziell auf Preis guckten. Folge ist bis heute ein sehr niedriger Durchschittsumsatz
- mit das dümmste war, ausgerechnet proffessionelle Anwender mit unnötig Discount-mäßigen 3 cent zu bewerben, war aber wohl notwendig, um überhaupt im großen Stil business-Kunden ins Netz zu bekommen. Folge: eplus hat im Geschäftskundenbereich extrem niedrige Umsätze. Business-Kunden telefonieren, dann wenn sie müssen. Sie telefonieren nicht 3 mal mehr, sie zahlen nur 3 mal weniger als bei einem Preis 11 cent (wie in den o2-business-Verträgen z.B.)
- E-plus zeichnete sich immer durch besonders faire Tarifmodell aus: sehr frühzeit Kostenkontroll, Tarifautomatik, Roll-over-Minuten. Gut und schön. Aber auch hier gilt: Man gewinnt dadurch den ein oder anderen Kunden, der deshalb nicht zu o2 gegangen ist, aber es ist ein Kunde, der sehr auf den Preis achtet.
- die imode-Chance wurde nicht genutzt. Da die anderen mit ihrern Portalen noch nicht so weit waren, bestand ein Zeitfenster von 1 Jahr, wo i-mode einen sichtbaren Vorteil hatte. Hier hätte die Chance bestanden, viele neue Kunden zu gewinnen. Eine sauschlechte Werbekampagne, wenig und schlechte i-mode-handys und eine komplizierte Tarifstruktur verhinderten das.
- ständige Strategiewechsel, mal Kundengewinnung um jeden Preis, mal Kostenreduktion (Reduktion von Kundengewinnungskosten) um jeden Preis, das eine resultierten aus dem mächtigen Druck, den das Wachstum von o2 erzeugte, das andere aus der finanziell angespannten Situation von kpn
- man hat zulange auf eine Übernahme von/Fusion mit o2 spekuliert, und hat deshalb versäumt Kooperationen beim umts-Aufbau zu schließen (anders o2, die da vielleicht auch ein bißchen mit kpn gespielt haben)
- kpn ist nicht eingebunden in eine internationale Allianz, während das bislang bei internationalen Tarifen wohl nur bei Großkunden eine Rolle spielt, hat o2 ein beachtliches Einsparpotential durch gemeinsamen Einkauf von Netztechnik und Handys (starmap alliance hat zum Beispiel einen Vertrag mit Sony Ericson)
- daß nur günstige Preise viele Kunden bringen, ist ein Trugschluß, das haben die drei letzten Quartale, die für eplus ernüchternd waren gezeigt. Und guter Werbauftritte ist einem Massenmarkt unerläßlich will man stärker als der Markt wachsen. Hinzu kommt die optische Präsen im Markt, sprich in den Shops. Abgesehen davon, daß es mehr o2 shops gibt, ist o2 auch bei den freien Händler präsenter. Aber gerade diese Händler sind es die den noch nicht entschiedenen Kunden an den Anbieter bringen. Hier hat eplus nicht zuletzt aufgrund der unklaren Gesamtstrategie (s.o.) in den letzten zwei, drei Jahren viel versäumt.
- was eplus jetzt macht, ist m.E. der nächste Fehler. Durch die Etablierung von Discountmarken unterstreicht man sein eigenes Billig-Image. Und gibt dafür fatalerweise auch noch viel Geld aus
Und warum macht eplus dauernd Fehler und o2 macht das meiste besser (obwohl die auch Fehler gemacht haben!). Weil - wie Herr Stoiber sagen würde - in München die besseren Köpfe zuhause sind? Ich denke die Hauptursache liegt eher darin, daß eplus gerade in der zweiten Boomphase des Mobilfunks am Beginn dieses Jahrzehnts durch engen finanziellen Spielraum durch kpn versäumt hat, sich imagemäßig zu plazieren. Nicht zufällig haben sich alle anderen in dieser Phase unbenannt. Und besondere erfolgreich war gerade hierbei der nächste Mitbewerber. 2002 war also der Knackpunkt.