Möglich – wenn in in dem Vertrag mit T-Mobile die gleichen Klauseln stehen und wenn die Strategie von Apple wirklich feststeht. Jedenfalls deuten die Unterlagen darauf hin, dass Apple entweder nicht zufrieden ist mit den Absatzzahlen oder aber planlos und überrascht wurde.
Zunächst ist die Strategie hinter der Aussage in dem Verfahren in Frankreich überraschend. Auch wenn Apple wirklich weg wollen sollte von dem Exklusivvertrag, so ist die Aussage ("keine Vertrage wie 2007 mehr") für Orange ja auf den ersten Blick eher ungünstig. Entweder wurden da also von der Wettbewerbsbehörde die Fragen gut und gezielt gestellt oder die Vertreter von Apple sind deloyal aufgetreten.
Dann wird sich Apple überlegen müssen (haben), was die beste Absatzstrategie ist. In dem Dokument stehen ja Absatzzahlen: Orange (F) hat in den ersten drei Monaten über 215.000 und bis 25. November 300.000 iPhone 3G verkauft. Für T-Mobile (D) waren es Anfang November nach Pressemeldungen angeblich 190.000 3G. Das ist schwach, wenn man die größere Bevölkerung betrachtet. Aber vielleicht sind auch die Absatzverläufe über das Jahr andere. Zum schwachen "offiziellen" Absatz vom ersten iPhone in Europa passte auch die wohlwollende Duldung der Unblock-Aktivitäten durch Apple. Gleiches dürfte für den Import/Export für das 3G in Europa gelten (Geräte aus IT, BE, CZ): Da kann Apple zwar rechtlich ohnhein nichts dagegen tun, aber sie scheinen ja in hinreichenden Mengen zu liefern. Das spricht alles dafür, dass Apple vielleicht (noch) mehr Geräte absetzen könnte ohne Exklusivität.
Dagegen spricht aber, was aus dem Dokument an Vereinbarungen über die bevorzugte Vermarktung des iPhone und auch die hohe Subvention hervorgeht.
Die neue Strategie von Apple ist daher wohl eher ein Vertrieb über mehrere "co-exklusive" Netzbetreiber wie in Italien oder der Schweiz. So lassen sich die Subventionen von den Netzbetreibern abpressen, die im Gegenzug die Kunden durch lange Vertragsdauern und SIM-Lock an die Kette gelegt bekommen. Dazu passt auch, dass beim 3G das SIM-Lock durchgesetzt wird und in Amerika kein Verkauf ohne Vertragsschluss möglich ist.
Dass das aber auch Nachteile für Apple hat, zeigt die Reaktion von dem zweitgrößten französischen Netzbetreiber SFR (44% Vodafone): Die hatten das Verfahren nicht selbst betrieben, könnten jetzt aber auch iPhones verkaufen. Das wollen sie aber "nicht um jeden Preis". Für eine bloße Co-Exklusivität wird Apple natürlich nicht den gleichen Preis fordern können. (Und unter der Geltung der jetzigen Entscheidung kommt in Frankreich ohnehin keine Exklusivität in Frage.)
Daher fürchte ich, dass der Spuk nicht vorbei sein wird, sondern nur als Multi-Spuk weitergeht: Ein 24-Monats-Vertrag bei Vodafone ist auch nicht besser als bei T-Mobile. In Deutschland ist es ein anderer Markt (vier statt drei Betreiber, andere Haltung der Wettbewerbsbehörden zu den langen Vertragsdauern), da wird Apple vielleicht einfach auf mehrere "exklusive" Netzbetreiber-Partner setzen.
Ob Apple statt dessen auf einen freien Vertrieb ohne Abo-Zwang und ohne SIM-Lock setzt? Schön wär's.