Also diese Plauderabteilung finde ich noch spannender, als den Handyteil.
Es ist jetzt wohl an der Zeit, einige Mythen zu beerdigen und einige Halbwahrheiten zu vervollständigen.
1. Fettverbrennung: Selbst wer sich heute z.B. eine Polar-Pulsuhr kauft, wird dort, je nach Modell, so etwas wie eine "Fettverbrennungszone" ermitteln können. Vergesst das!!!
Richtig ist, dass Fett auch für die Energiegewinnung bei körperlicher Aktivität genutzt werden kann. Falsch ist, zu glauben, dazu müsse man nur langsam genug laufen, gehen usw. Selbst bei sehr langsamen Laufen wird vorrangig Glycogen (Kohlenhydrate) abgebaut, weil es für diesen "akuten" Bedarf schneller verfügbar ist. Erst wenn das, z.B durch eine Diät oder bei einem Marathonlauf nicht mehr zur Verfügung steht, switcht der Körper auf Fettverbrennung um, mit spürbaren Leistungseinbrüchen. Als ehemaliger Leistungssportler (Marathonlauf und 2x für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert), weiss ich natürlich, wie man seinen Organismus dazu bringen kann, im Training und vor allem im Marathonwettkampf mit einem "Fettanteil" zu laufen. Das ist allerdings ein sehr langwieriges und mühsames Verfahren, dass sich der weniger ambitionierte Freizeitsportler nicht antun wird.
Dieser Effekt stellt sich allerdings trotzdem bei Freizeitsportlern nach länger Zeit von alleine ein. Das liegt weniger am Tempo der Läufe, als vielmehr an der Tasache, dass Glycogen eine wertvolle und beschränkte Ressource für den Körper ist. Das Gehirn kann nur mit Glycogen arbeiten. Wer ein oder zwei Jahre regelmäßig und viel läuft oder eine andere Ausdauersportart betreibt, wird sicher auch einen kleinen Fettanteil im "Trainingsbrennstoff" haben, weil der Körper durch das ständige Leeren des Vorrates gelernt hat, den Energiebedarf mit Fett "zu strecken". Es spielt dabei aber keine Rolle, ob ihr mit Puls 120 oder 160 lauft. Man sollte sich aber auch nicht der Illusion hingeben, dass dieses Fett direkt aus der Bauchfalte abgerufen wird. Es dürften eher die im Blut befindlichen Fettsären sein, die dann aber nicht mehr als Depotfett eingelagert werden können
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2. Muskelaufbau und Cardio: Beides gleichzeitig geht! Es ist lediglich die Frage, auf welches Ergebniss hingearbeitet werden soll. Um es in Extremen zu sagen: Ein Boddybuilder wird kein Marathonläufer und ein Marathonläufer wird kein Boddybuilder. Derartige Ziele stehen hier ja aber nicht zur Diskussion.
Es ist durchaus möglich Muskelmasse aufzubauen, ohne auf ein Ausdauertraining verzichten zu müssen. Für den Muskelaufbau wird nach dem Training ein höherer Mindestanteil an Eiweis in der Ernährung benötigt und für das Training (gleich welcher Art) Kohlenhydrate. Will man über Kraftraining Muskeln aufbauen, kommt es weniger auf die Menge des Essens an, als vielmehr auf die Zusammensetzung, wie schon gesagt. Das gleiche gilt für das Ausdauertraining.
Für beides gilt auch, das neben dem Nährstoffanteil natürlich die Menge entscheident ist. Die Zauberformel heißt "Energiebilanz". Esse ich mehr, als ich verbrauche, setzte ich Fett an. Da spielt es auch keine Rolle, ob ich mich wegen eines Muskelaufbautrainings einer "Eiweißmast" unterziehe. Fresse ich mehr Kalorien als verbraucht werden können, landen die im Fettdepot. Im Fall eines übermäßigen Eiweißkonsums, kann das sogar zu Stoffwechselkomplikationen führen. Und da ist das, was die Profi-Boddybuilder machen ganz sicher nicht gesund sondern eine extreme Stoffwechseltortour.
Im Hinblick auf den "Muskelaufbau" sollte ich vielleicht von "Krafttraining" sprechen. Nur weil jemand Gewichte stemmt, muss er nicht gleich Muskelmasse aufbauen. Entscheident ist der Trainingsreiz. Für den Muskelaufbau sind Wiederholungen im Maximallastbereich erforderlich. Das sind 3 oder 4 Wiederholungen. Manche legen einen Hauch weniger auf und machen 6 Wiederholungen.
Zur "Kräftigung" der Muskeln sind andere Belstungen angesagt. Weniger Gewicht und mehr Wiederholungen.
Was bedeutet das jetzt für unseren mayday7?
1. Wenn Du in die Muckibude gehst, wirst Du ganz sicher nicht breiter in der Hüfte werden. Zumindest nicht deshalb.
2. Du sollst nicht langsam laufen weil dadurch (angeblich) Fett verbrannt wird, sondern weil Du dann im Sauerstoffgleichgewicht läufst und dadurch länger laufen kannst. Länger laufen können bedeutet eine größere Ausdauer, die dem allgemeinen Wohlbefinden dienlich ist. Außerdem macht so eine "Sauerstoffdusche" den Geist frei.
3. Für das Cardio (sprich Ausdauertrainig) benötigst Du KEINEN Pulsmesser! Wenn Du im Komfortbereich läufst, bekommst Du ausreichend Luft und fühlst Dich wohl, dann liegst Du richtig mit dem Tempo. Das kann mal schneller und mal langsamer sein. Wenn Dir eine Pulsuhr lediglich 120 Schläge anzeigt - kein sonderlich hoher Wert - und Du fühlst Dich schlecht, hilft Dir das auch nicht weiter. Was machst Du dann, wenn Dir jemand empfohlen hat, zwischen 130 und 140 zu laufen?
4. Esse (weiterhin) ausgewogen und gezielt.
5. Habe Spass, und fühle Dich wohl.
Ciao!
gerryH