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Der Master sollte in meinen Augen das Regelziel sein.
95% der Absolventen kommen mit dem Bachelor für den Rest ihres Berufslebens aus. So war es zumindest vor >10 Jahren, als ich meinen B.Sc. in England gemacht habe. In allen angesächsischen Ländern scheint das so zu sein. Einen Master macht man dann auch eher später mit einigen Jahren Berufserfahrung. Für eine akad. Karriere hingegen steht einem meistens direkt der Weg zum Ph.D. offen, der dann aber auch seine 5 Jahre dauern kann inkl. Mitarbeit am Institut.
Bologna sollte ja vor allem das Ziel haben, die überlangen Studienzeiten in den Griff zu bekommen. In London sitzen die 22jährigen Absolventen auf den gleichen Plätzen wie sie von 25jährigen und noch älteren in Deutschland oder Österreich ausgefüllt werden und das ist eine große Verschwendung von Geld und Zeit. Wir haben zB für Informatik eine Mindeststudiendauer von 5 (!) Jahren in Österreich, das ist krank, für eine derart umfassende Ausbildung gibt's im ganzen Land eine Handvoll Jobs.
Wobei das beste System noch immer Österreich hat, wo man in vielen Fachrichtungen (IT, Chemie, Hoch- und Tiefbau, E-Technik) schon mit 19 fertig ausgebildet ist. Nicht nur ich habe es genossen, als noch-18-jähriger das gleiche Gehalt zu bekommen wie >25jährige Uni-Absolventen, auch meine Schüler heute profitieren noch immer davon. Einen Bachelor kann man später noch nebenbei dazumachen, aber gebracht hat es kaum mehr was, vor allem nicht vom Geld, da zählt Erfahrung weit mehr als irgendwelche Diplome.
Allgemein wäre eine allgemeine Reduktion der Studentenzahlen notwendig. Wir haben ja eine absurde Überproduktion in den überlaufenen Fächern wie BWL, Jura, PoWi, SoWi,... wir haben Doppel-Absolventen (Jura und BWL) ja schon auf besseren Sachbearbeiterjobs sitzen, promovierter Physiker auf 1000€/m. Forschungsstellen und Juristen, die an Telefonhotlines sitzen. Dagegen fehlen Pflegekräfte, Handwerker und Ingenieure. "Generation Praktikum" trifft ja nicht die Handwerker und Facharbeiter, das trifft ausschließlich Akademiker, weil es viel mehr davon gibt als Arbeitsplätze. Gegen diese Fehlsteuerung muß man noch weit mehr tun als die paar € Studiengebühren und die Zulassungsbeschränkungen.
Zum Wirtschaftsjuristen: Banken zB haben früher ihre Rechtsabteilung im Retail-Bereich mit Azubis bestückt, die über die Jahre ein paar Kurse gemacht haben. Für das Eintreiben von notleidenden Privatkrediten braucht's ja nicht viel viel, ein paar Takte aus dem BGB, ZPO und Kleinigkeiten, für Klagen und Anträge auf Vollstreckung gibts Formbriefe bzw. heute .dot-Templates und ein bischen Bankwissen, das man ideal aus der Banklehre eh schon hat (was ist ein Konto, Valuta, Überziehungsrahmen...). Da reichen ein paar Wochen Ausbildung, jahrelanges herumstudieren ist der overkill. Daß wir dort heute teilweise promovierte Juristen sitzen haben, tlw. sogar noch mit einem Dipl.-Kfm. dazu, liegt einfach daran, daß sie verfügbar sind und wenig kosten, aber die langweilen sich damit zu Tode. Aber solche Jobs sind die Masse. Von 100 Jobs in der Rechtsabteilung braucht man 95 Sachbearbeiter mit jur. Grundkenntnissen (2 Wochen Schulung) und 5 bei Gericht zugelassene RAs.
Und so ist das auch in anderen Fachbereichen: diplomierte Informatiker, die Pimperlprogramme schreiben, für die man vor 20 Jahren einen Programierkurs gemacht hat (3 Monate), diplomierte BWLer mit Spezialisierung HR, die Textbausteine zusammenklicken und Anrufe für den Personalchef entgegen nehmen, diplomierte Kommunikationswissenschafter an der Rezeption einer Unternehmensberatung und ähnliche Scherze, absurd.
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Why should a student put herself through four years of college and several years of postgraduate work in order to acquire academic credentials with hardly any monetary value? These days jobs that require only six or twelve months of vocational training -- paranursing, carpentry, household maintenance (a profession that has taken over much of the housework that used to be done by unpaid spouses), and so on -- pay nearly as much as one can expect to earn with a master's degree, and more than one can expect to earn with a Ph.D
http://mit.edu/krugman/www/BACKWRD2.html
das was Prof. Krugman da sagt, das muß noch mehr in das allgemeine Bewusstsein sickern. Die Wirtschaft ist immer arbeitsteiliger geworden. Die meisten Jobs erfordern nur ein paar Monate Ausbildung, dafür wird man die mehrmals im Leben machen müssen. Das jahrelange herumstudieren wird (wieder) nur wenigen Forschern vorbehalten sein, die tatsächlich neues im jeweiligen Fachgebiet herausfinden. Was übrigens auch für Ärzte gilt: daß ein promovierter Mediziner bei uns den ganzen Tag rumsitzt und gegen Grippe impft, ist idiotisch, das macht anderswo eine Pflegekraft mit etwas Zusatzausbildung.