Ich habe mich, nachdem ich bereits seit der Ankündigung des N900 überlegt habe ob ich mir es holen soll oder nicht, am Dienstag spontan zugeschlagen und mir eins geholt.
Tja, was soll ich sagen?
Eins vorweg zu mir selbst: ich habe als Besitzer des Nokia 770 Ur-Internettablets die Entwicklung schon eine Weile begleitet. Ich habe über 20 Jahre UNIX-Erfahrung, verdiene meine Brötchen mit der Software-Entwicklung unter Linux.
Das N900 ist ein Wahnsinnsgerät.
Dummerweise nach wie vor nichts für die Massen. Zumindest, wenn sie ein "Telefon" wollen.
In der Oberfläche, so beeindruckend sie ist, fehlen einfach elementare Dinge. Dinge, die die Leute gewohnt sind und teilweise einfach brauchen.
Schonmal versucht, einen USSD-Code abzusetzen? Da als Antwort ein lapidares Falsche Nummer zu bekommen, geht nun mal gar nicht bei einem "Telefon".
Das das Gerät automatisch eine Paketdatenverbindung in Abhängigkeit des Providers anlegt, ist nett gemeint. Ob's die Richtige ist, steht auf einem anderen Blatt. Zur Not lässt sie sich ändern. Aber eine zweite anlegen? Vielleicht bin ich wirklich schon zu alt für die Bedienungskonzepte von Maemo 5, aber so wie's aussieht geht das einfach nicht. WLAN bis zum Abwinken, aber Paketdatenverbindungen? Fehlanzeige.
Nur zwei Profile, ohne eine einfach erkennbare Möglichkeit, weitere anlegen zu können. Damit kann ich durchaus noch leben. Viele andere werden es nicht können.
Batteriesparen ist ebenfalls nicht die Stärke des N900, wie es einige schon angemerkt hatten. Sicherlich der Faktor, bei dem die Leidensfähigkeit bei vielen am höchsten ist und sie es angesichts der Möglichkeiten des Gerätes zähneknirschend hinnehmen. Aber für viele "normale" Menschen wird es ein K.O.-Kriterium sein.
Mein persönlicher Eindruck von der Hardware ist sonst gut. Die Empfangsleistung ist ein wenig besser als die meines 6210 Navigator, der Slider scheint ebenfalls solider. Das GPS ist wohl ein wenig unempfindlicher als das des Navigators, aber das darf bei einem "Allzweck"-Gerät durchaus sein. Dafür ist das UKW-Radio wiederum empfindlicher, wenngleich auch die Software dafür noch sehr rudimentär ist.
A propos Software: Die Oberfläche ist todschick. So schick, das teilweise die Benutzbarkeit darunter leidet. Tut mir leid, aber die Wischerei ist ohne kapazitiven Touchscreen einfach nur lästig. Weniger wäre hier mehr gewesen. Ein paar gute, alt(backen)e Schaltflächen, zum Beispiel. Auch diese, ich nenn' sie mal 'Gummibandflutsch-', 'Unschärfe-' und 'Bremsroll-' -Effekte ... was dieses Eyecandy an der Akkulaufzeit zu verantworten hat, lässt sich wohl nur erahnen.
Das mich keiner falsch versteht: ich finde das Gerät fantastisch, und ich bereue keinen Cent. Aber ich befürchte, es wird Nokia wenig zuträglich sein. In der Berichterstattung der Medien ist der Eindruck aufgekommen, das N900 sein ein "Telefon", ja, schlimmer noch, es sei quasi das neue Topmodell der N-Serie. Und auch Nokia selbst hat, sicherlich wider besseren Wissens, mit diesem Irrtum kokettiert.
Ich werde mir zu helfen wissen, was die Lösung evtl. Probleme angeht, auch wenn es mich wahrscheinlich mehr Zeit kosten wird, als ich eigentlich bereit bin dafür aufzuwenden -- macht aber nix, ist ja auch ein wenig Hobby dabei. Darüber hinaus trifft es im großen und ganzen mein Anwendungsprofil recht genau. Ich geb's wohl so schnell nimmer her 
Viele Leute aber werden das N900 kaufen und nach kurzer Zeit entnervt zur Seite legen und versuchen, es wieder los zu werden. Ehrlich gesagt erwarte ich eine zeitnahe N900-Schwemme auf ebay, sobald sich die Liefersituation stabilisiert hat.
Ich hoffe, ich irre mich.
Gruß,
Chris.