Der Sozialneid in der BRD!

  • Guten Morgen,


    angeregt durch das "Taschengeld-Thema" eröffne ich nun dieses Thema. Wenn ich sachen lese wie:


    Zitat

    Original geschrieben von *zensiert*
    Nachhilfe natürlich nicht für Freunde.
    Wenn ich aber eine verzogene 11-jährige Göre an den Hals kriege, die alles in den Arsch geblasen kriegt und stinkfaul ist, dann nehme ich gerne 10 Mark dafür.


    Mach ich mir doch schwer Gedanken über den Sozialneid in der BRD. Man(n)/Frau ist sofort verzogen und hat keine Manieren wenn man etwas mehr den Finanzielen background hat. Wie kommt das? Wieso werden Menschen verurteilt die Finanziel besser gestellt sind, irgendwie scheint für mich der Haupgrund bei Neid zu liegen. Vieleicht irre ich mich auch. Wie seht ihr zu dem Thema Sozialneid in der BRD?


    -T.

  • Du sprichst mir aus der Seele.


    Wenngleich ich - um Konfrontationen zu vermeiden und fair zu bleiben - den Namen aus dem Zitat entfernen würde.



    Ich kann es auch nicht leiden, dass man sich für den eigenen - und sei es nur ein kleiner - Wohlstand schämen oder rechtfertigen muss. Jeder erträumt sich größeren finanziellen Spielraum, neidet es aber denjenigen, die diesen Spielraum besitzen und auch ausnutzen.


    In diesem Zusammenhang kann man Deutschland wunderbar auf TT ausweiten. Selten habe ich in einem Forum eine größere, ganz eigene Form erlebt. Das bezieht sich zwar nicht nur auf den Sozialneid, fällt aber hinsichtlich dessen schon oft auf. Kann man sich wöchentlich 3 Handys kaufen, gehört man noch zu den "Guten", weil gleichgesinnten. Andererseits kann man sich z.B. nicht ohne weiteres erlauben, einen Thread zu eröffnen, in welchem offensichtlich wird, dass man einen Maserati fährt. Es wird einem übel genommen, dass man seine Kinder am eigenen Wohlstand teilhaben lässt (wie im Taschengeld-Thread nachzulesen) oder ist schier noch selbst schuld an Stalking, weil man ein zu großes Haus und Auto hat. Das alles bezieht sich nur auf einen User bei TT, der mir um Weiten sympathischer ist als die Pseudo-Sozialgerechtikeits-Verfechter, oder jammernde "ich habe sowieso kein Geld" Vertreter.



    Viel schlimmer sind dann noch sogenannte "Freunde", die gerne ein unbegrenztes Kreditlimit fordern und einem zum Vorwurf machen, dass man genug Geld und einen Geschäftswagen hätte, sodass es doch selbstbverständlich ist, den Taxidienst zu spielen oder in der Kneipe die Zeche zu übernehmen. Andererseits kann man selten zusammen weggehen, weil selbst ein Bier selbst zu bezahlen nicht möglich ist, da man ja auf einen 37er Cognac für 48 €/Glas im 5-Sterne Lokal sparen muss, welcher mit dem ebenso vorhandenen und gnadenlos überzogenen Kreditkartendoppel beglichen wird.



    All das ist "Typisch Deutsch". Was lobe ich mir da die Schweiz, wo man sich für einen Stern auf der Kühlerhaube nicht rechtfertigen muss.



    Stefan

  • Hallo Bnet,


    Sozialneid ist meiner Meinung nach, ein sehr großes Problem hier in Deutschland. Meine Erfahrung zu diesem Thema ist auch alles andere als rosig (Stalking-Thread). Letztlich vermute ich auch hier Sozialneid als eine der Ursachen.


    Manche (oder sogar sehr viele) Leute scheinen extrem große Probleme damit zu haben, wenn jemand in ihrem Umfeld besser gestellt ist (auch wenn das niemand zugeben will - Ich erlebe es täglich).


    Man wird sofort und unmittelbar in eine Schublade gesteckt. Ich brauche nur mit meiner Familie in ein "normales" Lokal essen gehen - schon beim Einparken auf dem Parkplatz merkt man wie man direkt "gemustert" wird. Obwohl wir doch auch keine anderen Menschen sind. Das einzige was uns unterscheidet ist, dass wir etwas mehr Möglichkeiten haben unser Leben entsprechend zu gestalten. Aber ist das verwerflich? Schließlich arbeite Ich ja auch hart dafür.


    Das ganze kann einen echt zum Wahnsinn treiben. Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein, irgendwie ist das ganze ein Armutszeugnis an unsere ach so moderne Gesellschaft.


    Traurig. Sehr traurig.


    Michael

  • Hallo,


    bevor hier sowieso gleich wieder ein Schloss haengt, wollte ich meinen Vorrednern nur zustimmen.


    Und besonders Stefan, dessen Argument mit den 3 Handys echt spitze ist :top:


    greetz,
    autares

  • Naja, so allgemein gilt bei uns das Sprichwort: "über Geld spricht man nicht!". Man beäugt eher mißtrauisch den Nachbarn, "wie der sich schon wieder so ein teures Auto leisten kann". Das Komische dabei ist, dass ja lange arbeiten, fleißig sein usw. immer noch als eine Tugend gilt (die jeder spätestens bei der üblichen Leistungsbeurteilung "Beurteilung nach Heimgehzeit" zu spüren bekommt...). Wenn man sich dann aber auch mal was leistet, wo man schon ne 60-Stunden-Woche im Büro schiebt, ist das auch wieder nicht recht.
    Irgendwie eine Kultur, wo jeder den anderen versucht unten zu halten und auf "Streber" mit dem Finger gezeigt wird. Klar, in USA sind die Streber auch nicht grad beliebt, aber insgesamt wird da mehr anerkannt, wenn es jemand zu etwas mehr Geld als man selbst gebracht hat.


    Allerdings sehe ich schon noch einen Unterschied zwischen Erwerbstätigen, die ihr eigenes Geld verdienen und Kindern, die "alles hinten reingeschoben" bekommen. Wenn ich (als Kind bzw. Jugendlicher) Geld im Überfluss bekomme, lerne ich es nie richtig zu schätzen und damit entsprechend umzugehen. Die steigende Anzahl an hochverschuldeten unter-zwanzig-jährigen sprechen da eine traurige Sprache.
    Edit: Wobei ich es natürlich nicht für verwerflich halte, wenn man die eigenen Kinder am eigenen Wohlstand beteiligt. Es ist imho hier eine feine Grenze zwischen "verwöhnen" und "den Wert von Geld vermitteln".

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • [IRONIE/AN)


    Sozialneid in Deutschland ??Gibt es doch garnicht.
    In einem Land ,in dem man umziehen muss,wenn man vielleicht eine etwas höhere Summe im Lotto etc. gewinnt ?!?
    In einem Land,wenn man bei G.Jauch etwas Geld gewinnt,der Postbote gleich Säckeweise Bettelpost anschleppt ?!?
    In einem Land,in dem man schief angeschaut wird oder getuschelt,wenn man einen Kundenporsche fährt ?!?


    Das könnte man Seitenweise fortführen.....


    Es reicht ja manchmal schon,wenn man am Sonntagmorgen,seine Brötchen mit 'nem Fuffziger bezahlt.


    Sozialneid :confused: Nein,nicht in Deutschland :D
    [IRONIE/AUS]


    Also,nicht nörgeln,betteln oder ärgern,sondern sich selber alles erarbeiten.Nicht alle werden mit dem berühmten "Löffel im Mund" geboren.


    ciao


    Carsten

    Nix..............

  • Hi,


    das mit dem Sozialneid stimmt schon. In anderen Ländern sieht man einen reichen Typ, der sich alles selbst erarbeitet hat und sagt dann "boah, nicht schlecht. Das will ich auch schaffen". Hier wird der schief angeguckt und man ist neidisch. Aber dass derjenige dafür viel arbeitet und so wird nicht honoriert. Eigentlich schade.


    Wobei ich auch einen Unterschied sehe, zwischen selbst erarbeitet und "reich geboren". Jemand der sich sein Vermögen selbst erarbeitet hat, der kann sich was darauf einbilden. Was ich nicht leiden kann, sind Leute die vermögend geboren wurden, und anderen Leute als Menschen zweiter Klasse behandeln. Und so tun, als ob sie besser wären. Muß aber dazusagen, dass ich nur sehr wenig solcher Leute kenne. Ich kenne aber auch genug deren Eltern gut Geld haben, die sich aber darauf nichts einbilden, sondern ihren eigenen Weg gehen.


    bastian

  • Falsch: Sozialneid auf Leute die sich alles selbst erarbeitet haben
    Richtig: Sozialneid bzw. gesund Abneigung auf Leute oder auch Kinder, die alles bekommen, nichts selbst tun, ihre Freundes des Geldes wegen haben - und noch stolz drauf sind. Tue dir selber gutes und rede drüber.
    Das ist auch der Unterschied zwischen DE und anderen Ländern. Hier heißt es "Guck mal was ich für ein tolles Auto hab!" und woanders "Guck mal was der für ein schönes Auto hat!"

    Suche: Samsung Galaxy Nexus - Kontakt via PN


    Als ich zurückkam von den Reisen und sah am Gepäckband das erste mürrische Gesicht, da dachte ich: Das ist meine Heimat. - Harald Schmidt

  • Sicherlich ist das allerdings eine deutsche Untugend, die (bewußt?) von den Medien mitgetragen und geschürt wird.


    Seht euch doch mal an, was es im typischen RTL-, Sat1- oder Pro7-Abendprogramm an Unterhaltungssendungen zu sehen gibt. Menschen, die gestern noch Sozialhilfe bekommen haben, werden plötzlich zu (Möchtegern-)Superstars gehyped, abgehalfterte Ex-Musiker werden aus ihrer 2-Zimmer-Wohnung in Köln-Porz gelockt mit der Aussicht auf einen neuen Plattenvertrag, und schon am Mittag darf die Susi dem Stefan (für eine für die Einkommensverhältnisse dieser Klientel durchaus ganz ordentliche Gage) bei Vera oder wo auch immer verraten, daß sie lieber mit dem Staubsauger poppt als mit ihm, weil sie den stufenlos einstellen kann.


    Wenngleich wir alle diese Sendungen "natürlich" NICHT anschauen und verurteilen: "Einen Blick darauf werfen" tun wir doch alle mal, stimmt's? ;)


    Was aber ist die Moral von dieser ganzen Mediengeschicht'? Man muß heute nichts mehr können, um reich, berühmt oder prominent zu werden - es reicht, penetrant genug zu sein.


    Diese "Lehre" setzt sich nun mal leider in den Köpfen fest, und wenn mich dann auf der A8 ein Maserati überholt, dann frage ich mich sicher nicht, welchen tollen Job der Fahrer wohl hat, sondern in welchem TV-Sender er sich wohl das letzte halbe Jahr entblödet hat.


    Keine Frage, daß dabei diejenigen moralisch und vom Ansehen her auf der Strecke bleiben, die ihr Geld rechtschaffen verdienen. Kein Wunder aber auch, wenn jeder nur noch "Blöd-TV" anschaut, wo seit mehreren Jahren den Massen vermittelt wird, daß man nur noch durch Medienpräsenz ganz schnell zu ganz viel Kohle kommt und "die anderen", die es nicht zu DSDS schaffen, es nicht besser verdient haben. Eine Entwicklung, die wir leider nicht mehr stoppen werden...


    cu


    NoTeen

  • Zitat

    Original geschrieben von bastian_S
    Ich kenne aber auch genug deren Eltern gut Geld haben, die sich aber darauf nichts einbilden, sondern ihren eigenen Weg gehen.


    bastian


    nichts anderes als meinen Weg gehen versuche ich seit mehreren Jahren, nur es gibt so verdammt viele Schwachköppe da draußen, dass einem Angst und Bange wird.


    Ständigt muss man sich für seinen Wohlstand irgendwo rechtfertigen. Warum? Ich kann diesen Neid einfach nicht nachvollziehen. Irgendwo muss die Kohle ja auch reingekommen sein, sei es durch Arbeit oder etwaige Börsengewinne.


    Zitat

    Original geschrieben von Stefan
    Viel schlimmer sind dann noch sogenannte "Freunde", die gerne ein unbegrenztes Kreditlimit fordern und einem zum Vorwurf machen, dass man genug Geld und einen Geschäftswagen hätte, sodass es doch selbstbverständlich ist, den Taxidienst zu spielen oder in der Kneipe die Zeche zu übernehmen. Andererseits kann man selten zusammen weggehen, weil selbst ein Bier selbst zu bezahlen nicht möglich ist, da man ja auf einen 37er Cognac für 48 €/Glas im 5-Sterne Lokal sparen muss, welcher mit dem ebenso vorhandenen und gnadenlos überzogenen Kreditkartendoppel beglichen wird.


    Absolute Zustimmung :top:


    Das gleiche bei irgendwelchen Spenden. Vor geraumer Zeit stand hier ein Kindergarten kurz vor der Schließung. Meine Frau hatte kurz zuvor einen hohen Losgewinn gewonnen, welchen wir dann dem Kindergarten anonym(!) zukommen ließen. Natürlich wurden wir oft genug beleidigt, weil wir keine Spende gespendet haben. Hätte ich das ganze öffentlich gemacht, wäre ich wohl direkt wieder als Protzer abgestempelt worden.


    Man sieht schon - man kann es nicht richtig machen. Auch wenn man, in der Hoffnung aus der Schublade rauszukommen, andere an dem eigenen Wohlstand teilhaben lässt.

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