Arbeitslosengeld II

  • Zitat

    Original geschrieben von autares
    Zu begrüßen sind Einschnitte nie, dennoch sind sie notwendig.
    Ich bewundere Schröder dafür, dass er Entscheidungen gegen die Mehrheit trifft. (...)


    Ich möchte Dein Posting ungern zerpflücken und bis auf Kleinigkeiten stimme ich Dir voll und ganz zu. Ja, ich bewundere Schröder auch, dass endlich was passiert. Ja, es war längst überfällig. Und der Generationvertrag ging von Anfang an von falschen Annahmen über die zukünftige Entwicklung aus und darum muss sich jetzt was tun, denn das System hat sich als nicht tragbar erwiesen.


    Nun das "Aber": Erstmal stinkt es mir masslos, dass nun "die Schwachen" also zum Beispiel die Arbeitslosen den jahrzehntelangen Griff in die Rentenkassen etc. ausbaden dürfen. Gut, das nur am Rande, denn das ändert ja nix an der Situation.


    Hartz IV wird deshalb nicht funktionieren, weil dadurch m.E. kein einziger neuer Arbeitsplatz geschaffen wird. Im Gegenzug führt es aber dazu, dass die Position der AN geschwächt wird und das Lohniveau sinkt. Das wiederum führt auf Dauer zu einem sinkenden Lebensstandard für Viele und vor allem zu einem weiteren Rückgang des innerdeutschen Konsums. Hier schließt dich dann wieder der Kreis, kein Wachstum, keine neuen Jobs.


    Mit Recht wird hier angemerkt, dass von den "Reformgegnern" keine konstruktiven Vorschläge kommen. Ich arbeite dran ;)


    [EDIT]: Rächtschraibunk

    * A little bit of pain never hurt anybody...
    * You should never underestimate the predictability of stupidity.
    * If the milk turns out to be sour, I ain't the kinda pussy to drink it.
    * There is no spoon.
    * Schmerz ist Ansichtssache

  • Ich pflück dann mal...


    Zitat

    Original geschrieben von DesertEagle.50
    Nun das "Aber": Erstmal stinkt es mir masslos, dass nun "die Schwachen" also zum Beispiel die Arbeitslosen den jahrzehntelangen Griff in die Rentenkassen etc. ausbaden dürfen. Gut, das nur am Rande, denn das ändert ja nix an der Situation.


    So weit ich die Zahlen und Rechenbeispiele* kenne, sind gerade die "Schwachen" diejenigen, die keine finanziellen Nachteile haben oder sogar mehr bekommen. Richtig trifft es eher die mittleren Einkommen, also die klassische SPD-Wählerschaft.


    Von daher sehe ich die Demos nicht als speziell gg. Hartz IV gerichtet, sondern eher als die Kanalisation einer generellen Unzufriedenheit an.


    Just my 2ct,
    MM:


    * Z. B. aus einem SWR1-Beitrag, der Sender ist der Nähe zur SPD garantiert unverdächtig.

    Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen, und fünfzig Jahre, um schweigen zu lernen.
    Ernest Hemingway

  • Zitat

    Original geschrieben von Epaminondas
    Polemik, Polemik, Polemik.


    Wo haben wir bitte amerikanische Verhältnisse?


    Das Amiland ist näher als dus für möglich hältst. Der Bericht kam diese Woche im Fernsehen, weiß aber jetzt nicht mehr wo ich ihn gesehen hab.


    Es ging um mehrere Personen, einer unter ihnen war Restaurantbesitzer und jobbte zusätzlich noch 9 Stunden täglich als Bodyguard bzw. Begleitschutz, weil sein Restaurant nicht gut geht bzw. mehr oder weniger auf +/- 0 rausläuft.
    Die anderen beiden waren Langzeitarbeitslose. Der Eine hatte drei Jobbs, der erste fällt mir nicht mehr ein, sein zweiter war Umzugshelfer, sein dritter Pizzafahrer.
    Der Andere kommt jeden Tag um 4 Uhr morgens zum Arbeitsamt und hofft, auf einen der Tagesjobbs. Für 40 Arbeitslose, die übrigens jeden Job machen, gabs an dem Tag gerade mal 16 Tagesjobbs. Diese "Spielchen" wiederholt sich dort jeden Tag. Wer den Jobb bekommt wird jeden Tag neu ausgelost und jeder bekommt ungefähr 2 Jobbs im Monat. :rolleyes:


    Wie bitteschön erklärst du solche Verhältnisse? :confused:


  • Du argumentierst gut und logisch nach volkswirtschaftlich-sozialen Grundsätzen aber schau dir die Geschichte an: Grossbritannien, quasi-Abschaffung der Gewerkschaften, heute eines der "erfolgreichsten" Länder Europas.
    Das Problem der Deutschen ist, dass sie entweder alles oder gar nichts haben wollen.
    Ich erinner mich noch, wie damals Ende der 90iger über die Verlängerung der Handelszeiten der Börsen gesprochen wurden. Und was machen die Deutschen? Geben richtig Gas und machen bis 1800 auf - alles totaler Quatsch, bis 1830 hätte locker gereicht.


    Also, Hartz IV mag zu drastisch sein, sicherlich, aber für ein Vorgehen in kleinen Schritten ist es zu spät. Das die Kleinen zuerst und am meisten leiden, liegt am System, das wird man auch in einer sozialen Marktwirtschaft nicht ändern können. Willst du den kleinen Mann zum Helden machen, dann brauchst du Planwirtschaft. Bei 40 Mio. Erwerbstätigen müssen einige auf der Strecke bleiben.


    Hatz IV wird kaum Arbeitsplätze schaffen, das ist wohl vielen klar. Doch es entlastet den Staat, und daran ist man interessiert. Der Staat gibt weniger aus, tätig mehr Investitionen, sorgt so für Nachfrage, sorgt so für höhere Löhne, sorgt so für höheren privaten Konsum - du siehst, man kann das Rad auch anders herum laufen lassen ;)


    greetz,
    autares

  • Zitat

    Original geschrieben von matze929
    So sehe ich das auch. Wettbewerbsfähigkeit nützt nur denen die sich behaupten können. Was ist aber mit denen die es nicht können z. B. die Kranken, die Ungebildeten usw ? Die kommen nämlich in so einem System unter die Räder.


    Ja, und genau das macht mir auch Sorge. Und mir ganz persönlich macht es außerdem Sorge, wie schnell man dann auf einmal dazu gehört. Heute davon auszugehen bis zur Rente zu arbeiten ist illusorisch. Mit 50 arbeitslos zu werden ist dann aber gleich ein vollständiges Debakel, denn dann kann sich direkt auf ein Minimum bis zum Lebensende einrichten. Meine sauer angesparte Altervorsorge wird kassiert und geht schon bis zur Rente drauf, danach bleibt dann das was der Staat mir gibt.


    Davon ausgehend gibt es eigentlich nur die Möglichkeit nicht zu sparen und jetzt alles zu verprassen (natürlich nur um den Konsum anzukurbeln ;) denn dann habe ich mit 60 ja das Gleiche und jetzt ein besseres Leben. Kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein?


    Und wieder einmal sind die die Dummen, die das ganze (im Sinne des Staates und der Gemeinschaft) mitmachen. Wer jetzt seine Geldköfferchen nach Luxemburg trägt hats im Fall des Falles besser. Wäre mir bis jetzt nie in den Sinn gekommen, ich lebe hier und zahle deshalb (in Maßen) auch "gerne" meine Steuern. Aber jetzt ist es doch an der Zeit mal was "beiseite zu schaffen".


    EDIT: BTW, schöne Diskussion, macht Spaß, schade nur, dass sie nicht in einer Kneipe bei einem Humpen stattfindet ;)

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  • Zitat

    Original geschrieben von autares
    Geben richtig Gas und machen bis 1800 auf - alles totaler Quatsch, bis 1830 hätte locker gereicht.


    Hatz IV wird kaum Arbeitsplätze schaffen, das ist wohl vielen klar. Doch es entlastet den Staat, und daran ist man interessiert. Der Staat gibt weniger aus, tätig mehr Investitionen, sorgt so für Nachfrage, sorgt so für höhere Löhne, sorgt so für höheren privaten Konsum - du siehst, man kann das Rad auch anders herum laufen lassen ;)


    Wieso steigen gleich die Löhne, nur weil der Staat weniger ausgibt? Denkst du dann wird der Rentenbeitrag etc. gesenkt?


    Den Privatkonsum kann man doch am ehesten erhöhen, wenn die Arbeitspläte sicher sind, und sich die AN nicht ständig sorgen machen müssen ob sie von einem Arbeitslosen mit 50 Cent Stundenlohn abgelöst werden und sich somit dass neue Haus/Auto etc. auch Morgen noch leisten können.

  • Heute davon auszugehen bis zur Rente zu arbeiten ist nicht illusorisch, sondern notwendig.


    In 20 Jahren haben wir auf Grund der Überalterung mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer. Allerdings hat sich bis jetzt noch niemand Gedanken darüber gemacht wie es dann mit dem Rentensystem weitergehen soll.

    There and back again...

  • Zitat

    Original geschrieben von Epaminondas
    Allerdings hat sich bis jetzt noch niemand Gedanken darüber gemacht wie es dann mit dem Rentensystem weitergehen soll.


    Da scheint auch das Problem zu liegen. Niemand macht sich Gedanken wie´s mit den Arbeitsplätzen/Rentensystem in 20 Jahren aussieht.

  • Zitat

    Original geschrieben von Epaminondas
    In 20 Jahren haben wir auf Grund der Überalterung mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer.


    Dieses "angebliche" Problem wird ständig immer wieder berichtet. Nur kann sich wirklich ernsthaft jemand vorstellen das ARBEITNEHMER dadurch wieder Mangelware werden ? Das wäre Vollbeschäftigung, ja sogar darüber.....

  • Zitat

    Original geschrieben von autares
    Du argumentierst gut und logisch nach volkswirtschaftlich-sozialen Grundsätzen aber schau dir die Geschichte an: Grossbritannien, quasi-Abschaffung der Gewerkschaften, heute eines der "erfolgreichsten" Länder Europas.
    (...)
    Hatz IV wird kaum Arbeitsplätze schaffen, das ist wohl vielen klar. Doch es entlastet den Staat, und daran ist man interessiert. Der Staat gibt weniger aus, tätig mehr Investitionen, sorgt so für Nachfrage, sorgt so für höhere Löhne, sorgt so für höheren privaten Konsum - du siehst, man kann das Rad auch anders herum laufen lassen ;)


    Mit Großbritannien als Vorbild habe ich Bauchschmerzen. Die sind in der Tat näher an den USA als wir. Und ohne jetzt gierig an allem was ich habe festhalten zu wollen: Nachdem ich zwei Jahre dort gelebt habe, kann ich nur feststellen, dass der "gefühlte" Lebensstandard dort für die Masse deutlich niedriger ist.


    Zum zweiten Punkt: Als nicht BWLer wird das Eis dünn für mich ;) Soweit durchaus logisch und nachvollziehbar, aber m.E. ist die Kausalkette höhere staatliche Investitionen = höhere Löhne kein zwingender Zusammenhang sondern ein schöne Hoffnung ;) Sicher führt sowas zu mehr Wachstum, höheren Unternehmensgewinnen usw. Letztere versacken dann aber in den Unternehmen und so lange auf dem Arbeitsmarkt Überschuß besteht (der ja vermutlich auch noch einige Jahr(e)/-zehnte anhalten wird), sehe ich keinen vernüftigen Grund warum Unternehmen die Löhne erhöhen und damit Ihren Gewinn schmälern sollten. Vor allem so lange es noch einen Pool von 50ct-Kräften gibt.

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