Unionsparteien möchten Studiengebühren einführen und Bafög abschaffen

  • Zitat

    Original geschrieben von chico
    Dadurch ist es schlichtweg für viele unmöglich zu studieren, was die Chancengleichheit komplett vernichtet und höhere Bildung nur noch Kindern reicher Familien zugänglich macht. Stattdessen werden vermehrt Abiturienten Ausbildungsplätze suchen, die vorne und hinten fehlen.


    Wir hatten das Thema ja schonmal in einem anderen Thread und schon damals heißdiskutiert. Dennoch eine kurze Anmerkung zu diesem - dem gewichtigsten und ernstzunehmenden Argument gegen Studiengebühren: Du hättest Recht, wenn durch das bisherige System die Chancengleichheit gefördert werden würde. Das ist nicht der Fall. In Deutschland - Pisa-Studie hats bewiesen - sind die Durchlässigkeiten innerhalb der Schichten und insbesondere nach oben im Bildungssektor so gering wie fast nirgends in Europa, das System wie es jetzt ist funktioniert nicht und die Idee der sozialen Gleichheit an der Schule/Uni ist gescheitert, das stellen alle Kommissionen zu diesen Fragen unisono fest (und das sind nicht nur neoliberale Besserverdiener etc.).


    Die Frage ist also, wie man ein Bildungssystem, welches qualitativ besser werden soll und muß gleichzeitig für alle (es geht hierbei ja nicht um Gleichmacherei etc., Leistung muß den Zugang ermöglichen) zugänglich zu halten. Und auch wenn das erstmal paradox klingt, aber dies gelingt in den Ländern mit Studiengebühren oft besser. Es lohnt sich also schon, über Modelle mit vielen und ausreichenden, leistungsbezogenen Stipendien und verträglichen Rückzahlungsmodalitäten nachzudenken, ohne diese Idee von vornherein politisch motiviert ins Abseits zu schieben.


    Fast alle privaten Universitäten in Deutschland bieten Rückzahlungsmodelle nach dem Studium mit gewissen Höchstgrenzen etc. an, der Vorreiter in dieser Sache ist die anthroposophische Privatuniversität Witten-Herdecke, die sich auch über Studiengebühren finanziert, welche nach dem Studium sozialverträglich zurückgezahlt werden müssen (nach Einkommen gestaffelt, mit Mindestbemessungsgrenze und Obergrenze). Die Studienbedingungen dort sind traumhaft (was natürlich mehrere Gründe hat ;) ) ...


    Zumindest nachdenken sollte man über solche Modelle schon, meiner Meinung nach :)

  • Zitat

    Original geschrieben von tüte
    die studiengebühren zahlt man in den meisten ländern nach dem studium.
    und so ist das auch von der union (darauf bezieht sich der thread ja) auch gedacht.


    Na, dann finde ich es aber merkwürdig, dass hier in NRW die 650 € Studiengebühren für Langzeit-/Zweitstudenten am Anfang des Semesters erhoben werden. Der Kredit, den man nach dem Studium abzahlen soll, bezieht sich auf die allgemein laufenden Kosten, die im Moment durch das Bafög gedeckt werden und für alle Studenten (Dach über den kopf, was zu essen) gleich sind. Das kann meinetwegen kommen (zumal Bafög zum Teil ja auch ein Kredit ist). Aber keine Studiengebühren. Das sind zwei paar Schuhe.


    Zitat


    ich habe mein studium selbst bezahlt. ohne bafög. abends nach der arbeit.
    ein studium an einer privaten FH in einem betriebswirtschaftlichen Fach kostet ca. 10000 Euro.


    Schön, du (BWL) kommst mit 10.000 für ein Studium hin, bei mir (Medizin) langt das nach Deinem selbstzitierten Artikel nichtmal für ein Semester. Ich glaube nicht, dass ein Mediziner später dann 15mal mehr verdient als ein BWLer (bei angepasster Rückzahlung nach dem Studium als Akademiker). Und ich kann mir nicht vorstellen, dass man neben dem Studium einen 2.000 €-Job machen kann (müsste man dann als Mediziner ja, wenn es währenddessen gezahlt wird).

  • Zitat

    Original geschrieben von Abakus
    Schön, du (BWL) kommst mit 10.000 für ein Studium hin, bei mir (Medizin) langt das nach Deinem selbstzitierten Artikel nichtmal für ein Semester. Ich glaube nicht, dass ein Mediziner später dann 15mal mehr verdient als ein BWLer (bei angepasster Rückzahlung nach dem Studium als Akademiker). Und ich kann mir nicht vorstellen, dass man neben dem Studium einen 2.000 €-Job machen kann (müsste man dann als Mediziner ja, wenn es währenddessen gezahlt wird).


    Das stimmt natürlich und genau deswegen gibt es an der schon zitierten Uni Witten-Herdecke eben das Modell, das man u.U. keinen festen Betrag zurückzahlt sondern X Prozent (ich meine es sind acht Jahre lang 8 % - wer unter 17.000 verdient zahlt nichts zurück und eine Obergrenze gibt es auch). Daneben kann man natürlich auch in monatlichen Raten während des Studiums bezahlen etc.


    Dort sind übrigens die Kosten eines Medizinstudiums mit rund 15.000 angegeben (und die Studienbedingungen sind wirklich sehr gut, ich habe einen Freund der dort studiert) - ob da natürlich evtl. Teile vom Stiftungskapital zur Deckung der Kosten herangezogen werden weiß ich nicht, aber die Universität lebt mit diesem Modell schon viele Jahre, es trägt sich also offensichtlich und könnte also durchaus in einem gewissen Rahmen als Vorbild taugen, denn nach z.B. einem Medizinstudium sollten sich Wettbewerbsvorteile von Studenten aus reicherem Elternhaus wirklich egalisiert haben und so ist das Argument, so würden Studenten aus finanziell schwächer gestellten Familien benachteiligt werden obsolet.


    All dies setzt aber natürlich voraus, daß Universitäten nicht mehr wie Landesbetriebe sondern im Wettbewerb geführt werden und die Studiengebühren in vollem Umfang und direkt an die jeweilige Universität fließen und auch, daß ein Stiftungskapital vorhanden sein muß oder sollte, um umfangreiche Stipendien und/oder verträgliche Rückzahlungsmodalitäten zu ermöglichen. Ob eine Universität wirklich in einen Wettbewerb treten sollte, da bin ich mir (noch?) nicht sicher, denn nach den Regeln des Marktes würden dann früher oder später vielleicht nur noch die profitabelsten Studiengänge existieren und das entspricht ja nun wiederum auch nicht gerade der ureigensten Idee eines Universitätsbetriebes. Schwierige Frage also :)

  • Ich hatte mir seinerzeit auch mal die Bedingungen an der Uni Witten-Herdecke angeschaut. IMHO scheitert es bei den meisten nicht am Geld (IIRC muss man - je nach Rückzahlungsmodell - während des Studiums nichts zahlen) sondern an der Aufnahmeprüfung.


    MfG
    bimmelbommel

    Es ist besser seinen Mund zu halten, um für einen Narren gehalten zu werden als den Mund aufzumachen, um alle Zweifel zu beseitigen.

  • Zitat

    Original geschrieben von tüte
    ich habe dir schonmal gesagt das du dir deine dummen sprüche sparen kannst.
    ich habe mein studium selbst bezahlt. ohne bafög. abends nach der arbeit.
    ein studium an einer privaten FH in einem betriebswirtschaftlichen Fach kostet ca. 10000 Euro.

    Du hast aber vergessen, das ein normaler Student auch noch andere Ausgaben hat, als nur das Studium an sich zu bezahlen. In den meisten Fällen muss wohl eine Wohnung mit allen Nebenausgaben her, wenn dann noch z.B. die Freundin ein einer anderen Stadt studiert kommen vielleicht noch Aufwendungen für doppelte Haushaltsführung dazu. Und ein wenig Freizeit und Partyleben muss dann doch noch sein, sonst könnte man ja gleich in eine japanische Lernanstalt gehen.


    Studiengebühren finde ich zwar ansich schlecht, ich würde es eher begrüssen das der Staat den Hochschulen mehr Mittel zur Verfügung stellen sollte. Aber wenn das nicht klappt, sichern vielleicht Studiengebühren wenigstens eine fundierte Ausbildung, was ja das A und O ist.


    Allerdings denke ich sind für ausländische Studenten so absurde Gebühren wie in Hamburg abzulehnen ... das ist einfach Schwachsinn. Ansonsten könnte man vielleicht mit 200€ - 300€ während der Regelstudienzeit (+ 1 bis 4 Semester je nach Studienfachgruppe) und danach mit den vollen 500€ - 600€ leben.


    Allerdings sollten in dem Fall die Studenten ausreichende finanzielle Mittel durch Bafög erhalten. Und man sollte nicht nur den ganz Armen Bafög zugänglich machen, sondern auch der Mittelsicht, sofern kein übermässiges Einkommen vorliegt.


    Ein Baföganteil wie jetzt mit Kreditanteil ist zwar auch nciht das Optimum, aber ein reine auf Pump Finanzierung wäre imho eine einzige Katastrope.


    Den Entweder muss man das Geld eintreiben, und wenn die Studienabgänger nur den Sozialhilfesatz lassen, damit man an das Geld ran kommt.


    Weil wenn man wirklich mit der Rückzahlung fair vorgehen würde, und nur geringe Sätze zurückfordern würde, dann kommt das ganze ja teurer als das bisherige Bafög, und da kann ja kaum der Sinn eines Gesetzes sein, mit dem gespart werden sollte.

  • Zitat

    Original geschrieben von bimmelbommel
    Ich hatte mir seinerzeit auch mal die Bedingungen an der Uni Witten-Herdecke angeschaut. IMHO scheitert es bei den meisten nicht am Geld (IIRC muss man - je nach Rückzahlungsmodell - während des Studiums nichts zahlen) sondern an der Aufnahmeprüfung.


    Natürlich, an speziell dieser Universität scheitert es (ich habe die Modalitäten ja genannt) bei keinem am Geld sondern wie du es ja sagst an der Aufnahmeprüfung. Das ist natürlich auch sinnvoll und logisch - hervorzuheben wäre dabei natürlich nur noch (um Einwänden vorzubeugen), daß der Geldbeutel der Eltern bei der Auswahl der Studenten keine Rolle spielt und der Abischnitt ebenfalls nur eine untergeordnete.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Wie sollen da Studienabgänger vor der Pension noch zu Wohneigentum kommen?


    Wo steht geschrieben, dass dies ein Grundrecht ist? ;)

    Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Du hast aber vergessen, das ein normaler Student auch noch andere Ausgaben hat, als nur das Studium an sich zu bezahlen. In den meisten Fällen muss wohl eine Wohnung mit allen Nebenausgaben her, wenn dann noch z.B. die Freundin ein einer anderen Stadt studiert kommen vielleicht noch Aufwendungen für doppelte Haushaltsführung dazu. Und ein wenig Freizeit und Partyleben muss dann doch noch sein, sonst könnte man ja gleich in eine japanische Lernanstalt gehen.


    Und warum sollte der Staat dafür aufkommen?
    Schon mal einen Angestellten / Arbeiter gesehen, der zu seinem Chef geht und sagt:
    "Scheffe, ich habe da einen ganz heißen Zahn in [500 km entfernte Stadt einsetzen] kennengelernt, ausserdem gehe ich am Wochenende gerne auf die Piste. Ich brauche 500 Euro mehr Gehalt pro Monat!"


    Irgendwie gerät hier das Anspruchsdenken etwas aus den Fugen.
    SCNR! ;)
    Carsten

  • So, gerade hat das BVerfG entschieden.


    Nun können die Länder Studiengebühren einführen.... :(


    Mehr dazu [URL=http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,338613,00.html]hier[/URL]

    "Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie`s lesen." Karl Kraus

  • Wenn ich mir ansehe, was für Autos auf unseren Parkplätzen stehe, bin ich geneigt, die Studiengebühren für gut zu befinden. Die Mehrheit der Studenten oder ihrer Eltern hat Geld, warum sollen also ALLE Bürger, auch die, die kein Abitur haben und daher niemals die Uni besuchen werden, das Studium und das später höhere Gehalt der Studenten finanzieren... ;)


    Voraussetzung: Das Geld kommt der Uni zugute und nicht dem Stopfen von Haushaltslöchern. Und, dass diejenigen, die nicht genug Geld haben (oder von den Eltern bekommen können), das ganze problemlos über BAföG o.ä. vorfinanziert bekommen.


    Gibts denn überhaupt ein Land, das Unis frei anbietet? Wir sollten uns von der Kostenlos-Mentalität verabschieden. Wer eine Leistung zu seinem eigenen Vorteil nutzen will, muss sich vernünftigerweise auch daran beteiligen. Die derzeitige Praxis ist aus Sicht der Allgemeinheit (nicht der Studenten...) sozial ungerecht, da nicht jeder daran partizipieren kann. Wenn alle blechen sollen, müssen auch alle teilnehmen düfen - und damit wäre der Sinn des Abiturs dahin.


    Und: Ja, ich studiere auch und darf mitzahlen. :D

  • Naja, vorneweg, ich bin ein absoluter Befürworter für Studiengebühren. Diese sollten allerdings sozialverträglich sein, wer Bafög-Anspruch hat ist nun wirklich nicht in der Lage 500€ im Semester zu bezahlen. Aber ich bin der festen Ansicht das die Scheissegalmentalität damit weniger wird und viele mit mehr Engagement studieren weil mehr Semester, mehr kosten verursachen. Das die Gebühren genutzt werden sollten um kleinere Kurse und eine bessere Ausstattung zu finanzieren versteht sich von selbst.

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