In Gedenken an Jessica!

  • Hi,
    eigentlich geht es ja darum, dass die in dieser Richtung straffälligen in diese Datei aufgenommen werden sollen.


    Alles andere geht doch ein wenig zu weit.


    Der Film Gattaca sollte einigen mal demonstrieren, auf welchem Weg wir sonst sind.


    Alternativ zu 1984...


    Insofern kann ich Martin nur zustimmen, was den Verlust an Freiheit und Datenschutz betrifft!


    greetz
    cm

  • Eine Gendatenbank mit Daten aller straffällig gewordenen Bürger ist nicht haltbar, denn es liegt nahe, dass diese Datenbank nicht lange nur für die Aufklärung von Sexualstraftaten verwendet werden würde, sondern man irgendwann auch auf die Idee kommen würde, dass man auch andere Straftaten damit aufklären könnte und sei es nur unter dem beliebt gewordenen Deckmäntelchen angeblicher Terrorgefahren. Irgendwann wird das auch nicht mehr reichen, dann wird jemand fordern, dass jeder Mensch eine DNA-Probe abgeben muss und dann ist das Leben eines jeden Menschen lückenlos nachvollziehbar und jeder Mensch steht ab seiner Geburt unter einem Generalverdacht.


    Mir tun die Eltern leid, mir tun alle Eltern leid, die ihr Kind verlieren und dazu noch auf solch tragische und unnötige Weise, aber wenn man es versucht nüchtern zu betrachten, was zwar schwer fällt, aber das einzige richtige ist, dann stellt man fest, dass die Anzahl der Sexualstraftaten in keinem Verhältnis steht, zur staatlichen Überwachungslawine, die man damit lostreten würde. Der Preis einer freiheitlichen Demokratie wie der unseren ist nun mal auch, dass es Menschen gibt, die die Unvollkommenheit unseres Systems, die Freiheit jedes einzelnen, ausnutzen, um anderen Menschen damit Leid anzutun, seien es der einfache Einbrecher, der Bankräuber, der Kindermörder, der Vergewaltiger, der Mörder...


    Niemand wird mit einer gestörten Sexualität geboren, diese Menschen werden durch ihre eigenen Erlebnisse und der Art und Weise, wie mit ihnen umgegangen wird, zu Monstern. Deswegen kann man nur einerseits versuchen, die Situation von Kindern, vor allem auch von Kindern, die in einem problematischen Umfeld aufwachsen, zu verbessern und wacher für erste Anzeichen von Auffälligkeiten zu sein. Oftmals wird doch weggesehen, dass Kinder geschlagen oder sogar missbraucht werden. Andererseits muss natürlich der Schutz potentieller Opfer im Vordergrund stehen, wenn der Zug für eine Heilung eindeutig abgefahren ist, und das ist für mich der Fall, wenn sich jemand schon mal in gewalttätiger Weise an einem Kind vergangen hat. Dann hilft tatsächlich nur die lebenslange Sicherheitsverwahrung. Nur es wird immer, egal mit welchen Gesetzen, schwierig sein, Ersttäter vor ihren erster Tat zu erkennen, zumal es der Rechtstaat auch gebietet, dass man differenzieren muss. Nur ein Bruchteil der pädophil veranlagten Männer vergreifen sich auch tatsächlich an Kindern oder sind gar potentielle Mörder. Deswegen muss man mit Pauschalverurteilungen ohne begründeten Verdacht oder Anhaltspunkt vorsichtig sein, denn letztlich ist es hilfreicher, jeden einzelnen in dieser Hinsicht auffällig gewordenen Menschen genau anzusehen und zu untersuchen als mit einem Hammer mal auf alles draufzuhauen, denn da haben es die wirklichen Täter nur viel einfacher unerkannt zu bleiben.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Zitat

    Original geschrieben von bungee1
    Denn jeder kann sich "aussuchen" ob er straffällig wird oder nicht.


    Das ist richtig, aber es gibt "Straftaten" und es gibt Straftaten. Muss jemand, wenn er gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt, mit zuviel Alkohol am Steuer erwischt wird, in einem Laden eine Dose Cola für 1 € gestohlen hat oder eine leichte Körperverletzung begangen hat, wirklich in eine Gendatei? Wieviel Millionen Deutsche müssten, wenn man auch solche Delikte, wie die oben genannten und ähnliche, einbeziehen würde, da drin stehen? Steht das im Verhältnis zu einer dazu im Vergleich verschwindend geringen Menge von Morden und Sexualstraftaten?

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Der Punkt ist aber dass der Typ in diesem Fall schonmal wegen sexuellen Übergriffen verurteilt war


    "3 Jahre und 4 Monate Haft wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen"


    Und in solchen Fällen sollte man nicht nur eine Gendatenbank haben (die tatsächlich nur bei der Aufklärung hilft) sondern auch andere Ansätze verfolgen: in Amerika (wenn ich mich nicht irre) soll oder werden Sexualstraftäter mit bildern im Internet veröffentlicht. So ein Gesichtsfoto von Tätern in der näheren Umgebung kann man selbst nutzen um falsche Freunde zu erkennen (meist kommen die Täter ja aus dem Freundeskreis) oder um es Kindern zu zeigen

  • Zitat

    Original geschrieben von D-Love
    Das ist richtig, aber es gibt "Straftaten" und es gibt Straftaten. Muss jemand, wenn er gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt, mit zuviel Alkohol am Steuer erwischt wird, in einem Laden eine Dose Cola für 1 € gestohlen hat oder eine leichte Körperverletzung begangen hat, wirklich in eine Gendatei? Wieviel Millionen Deutsche müssten, wenn man auch solche Delikte, wie die oben genannten und ähnliche, einbeziehen würde, da drin stehen? Steht das im Verhältnis zu einer dazu im Vergleich verschwindend geringen Menge von Morden und Sexualstraftaten?


    Da gebe ich dir vollkommen recht...


    Problem ist dann dadurch folgendes: Wer zieht wo die Grenze wer in diese Datei kommt und wer nicht?


    Deshalb wäre ein der riegeroser Strich nach dem Muster: Straffällig = Gendatei am einfachesten und konsequentesten.


    Gruß bungee1

    Das muss am Wetter liegen...

  • Zitat

    Original geschrieben von perfect1409
    In Amerika (wenn ich mich nicht irre) soll oder werden Sexualstraftäter mit bildern im Internet veröffentlicht. So ein Gesichtsfoto von Tätern in der näheren Umgebung kann man selbst nutzen um falsche Freunde zu erkennen (meist kommen die Täter ja aus dem Freundeskreis) oder um es Kindern zu zeigen


    Oh ja, das ist der richtige Weg. Dann doch lieber lebenslange Sicherheitsverwahrung als Selbstjustiz und Lyncherei :flop:

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...


  • oder eben in die andere Richtung...


    Gar keine Gendatei oder nur bei Kapital- oder Sexualverbrechen.


    Zumal die Frage erlaubt ist, inwiefern die Gendatei wirklich präventiv ist? Die Gendatei hilft, Verbrechen aufzuklären, aber wo ist die Prävention? Wer den Trieb hat, ein Kind zu töten, lässt sich doch nicht von dem Gedanken davon abbringen, dass seine Gene irgendwo gespeichert sind? Das sind doch keine rationell denkenden Menschen. Die haben ein Verlangen zu Töten, die kann ich doch mit sowas nicht aufhalten. Die wissen, dass sie früher oder später geschnappt werden und dafür sitzen werden, aber sie tun es trotzdem. Außerdem wird der Sexualstraftäter dann natürlich auch die entsprechenden Schritte zu unternehmen wissen, wenn er sich der Existenz seiner DNA in dieser Datei bewusst ist, nämlich unterzutauchen.

    23.05.2009, 17:18 Uhr...VfB Stuttgart nach 3:1 in München Deutscher Meister 2009, Diego beendet in seinem letzten Spiel für Werder Wolfsburger Titelträume...

  • Das Problem ist doch wie schon mehrfach geschrieben wurde, dass eine Gendatenbank erst greift wenn ein Verbrechen schon begangen wurde.


    Daher sollte man sich lieber mal ernsthafte Gedanken machen, wie man mit Sexualstraftätern umgehen sollte.


    Leider liest man viel zu oft davon das solch gestörte Menschen nach relativ kurzer Zeit wieder aus dem Knast kommen oder Haftvergünstigungen wie Freigang o.ä. haben und dann schon bald wieder mit ähnlich gearteten Delikten auffällig werden.


    Ich bin der Meinung hier hat der Staat bzw. die zuständigen Psychologen die dieser Personen therapieren noch nicht begriffen, dass eine gestörte Sexualität nicht mit ein Paar Sitzungen und Strafvollzug zu heilen ist.


    Viele der Täter sind in ihrem normalen Leben ja nicht auf den Kopf gefallen (z.T. selbst sogar Familienväter siehe Levke), die wissen doch ganz genau was sie einem Psychoonkel erzählen müssen, damit er ihnen eine positive Prognose stellt.


    Die Ärzte sehen die Täter ja auch immer nur in dem Normalzustand und nicht in der Situation in der sie von ihrem Trieb gesteuert agieren.


    Ein Patentrezept wie man besser mit solchen Personen umgehen sollte kann ich auch nicht aus dem Ärmel schütteln, für immer einsperren und den Schlüssel wegschmeißen kann auch nicht das Maß der Dinge sein.
    Ein zwangsverordneter Eingriff z.B. Kastration bringt diese Personen zwar faktisch dazu, dass sie keinen Geschlechtsverkehr mehr ausüben können, den Trieb bekommt man aber auch damit nicht vollständig unter Kontrolle.


    Heikles Thema...


    CH

  • Ob die Gendatei wirklich präventiv arbeitet ist zugegeben eher unwahrscheinlich bzw. die Zahl derer die es abschreckt eher gering.


    Von daher wäre die Gendatei mit deutlich härteren Strafen sicherlich sinnvoll. Auch wenn hier wieder wenig Präventionswirkung von ausgeht.


    Eine wirkliche Prävention kann es nicht geben. Du kannst einen Menschen als potentielles Opfer nicht in Watte verpacken und nicht mehr mit der Aussenwelt in Kontakt kommen lassen.


    Genausowenig kann man alle Männer zwangskastrieren um dort den Trieb einzugrenzen.


    Das grösste Problem an dieser Diskussion ist mit Sicherheit die Prävention. IMHO gibt es dort kaum Möglichkeiten. Selbst der liebe Nachbar von nebenan kann sich zum Psychopaten entwickeln.


    Aber nur weil ich keine grossen Chancen habe das ganze zu verhindern, so kann ich doch "Nachsorge" in Form der Gendatei betreiben.


    Gruß


    bungee1

    Das muss am Wetter liegen...

  • Zitat

    Original geschrieben von bungee1
    Selbst der liebe Nachbar von nebenan kann sich zum Psychopaten entwickeln.


    Aber nur weil ich keine grossen Chancen habe das ganze zu verhindern, so kann ich doch "Nachsorge" in Form der Gendatei betreiben.


    Genau das ist ja das Problem.
    Für bereits sexuell auffällig gewordenen Straftäter eine solche Datenbank anzulegen ok, da wird wohl keiner meckern, aber da man eben nicht jemanden an der Nasenspitze ansehen kann, ob er potentieller Täter ist, müsste man um auch einen nachhaltigen Effekt mit der Datenbank zu haben ohne Außnahme jeden Menschen katalogisieren und zwar unabhängig davon ob er schon mal straffällig geworden ist oder nicht.


    Und das wäre ein Punkt an dem mir der vermeindliche Nutzen doch über meine persönliche Freiheit weit hinausgeht.


    Das wäre ja so als würde jeder per se schon mal nen Schufa-Eintrag bekommen, weil er vielleicht mal ne Rechnung nicht zahlen wird...


    CH

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