Kirchenglocken - wie lange darf das Gebimmel dauern?

  • Hallo Froum,


    nun habe ich mal eine Frage, fuer die mich sowohl Eure Meinungen als auch knallharte Fakten (i.e. Gesetze) interessieren. :)


    Eins vorweg: Ich bin kein Haarspalter und auch keine Mimose, ich bin katholisch (wenn auch "passiv" :D) und auch tolerant, aber was in unmittelbarer Naehe unserer neuen Wohnung abgeht, ist mir subjektiv einfach zuviel! :mad:


    Sooo, nun zur Sache:
    Ca. 200m Luftlinie von unserer Dachwohnung entfernt steht ein lustiger Kirchturm, der natuerlich mithin seine Kirchenglocken erklingen laesst.
    Das Problem ist: Zu jedem Gottesdienst schallen die Glocken satte 10 Minuten am Stueck!


    Wie gesagt, ich habe kein Problem mit Kirchenglocken an sich, aber wenn mir 10 mal pro Woche fuer 10 Minuten die Ohren ueber- und die Geduld ausgehen, wird es imho Zeit zu handeln! ;)


    Doch bevor ich den Pfarrer mal kontakte und frage, ob er taub oder kirchenglockenfanatisch ist, wollte ich mal Euer Feedback dazu, was ich am besten anstellen kann bzw. ob es da gesetzliche Grundlagen gibt.


    Wenn ich mit meiner Empfindung unrecht habe, gestehe ich das gerne ein und halte dahingehend die Klappe. Aber ich bin eben nicht gewillt, mehr Gebimmel als zulaessig zu ertragen...


    Oder gibt es gar Leidensgenossen? ;)

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Hi Jones!


    Das wird kompliziert. :D Hier trifft Lärmschutz auf Religionsausübung. Zur Orientierung mal ein Beschluß des Bundesverwaltungsgerichts: Klick!


    Das Problem wird wohl die Ermittlung des Geräuschpegels sein. Da kommen dann Gutachter ins Spiel und da wird es im Zweifel dann teuer.


    Evtl. ist da erstmal das Gespräch mit Nachbarn empfehlenswert. Mit ein paar Nachbarn lässt sich dann auch mal mit dem Pfarrer reden...

    Enttäuscht vom Affen schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Danke, Jeeves, genau so eine Info habe ich gesucht! :top:


    Allerdings waere es mir natuerlich lieber, wenn ich potentiell etwas mehr Recht bekommen koennte... :D
    Das sieht aber tatsaechlich ganz so aus, als wuerde ich da den Kuerzeren ziehen.


    Hmmm, auf eine neue Runde Bimmbamm! :mad:

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Hehe, noch einer mit dem Problem... :D


    Bei uns ist es eher so wie bei denen aus dem zitierten Urteil - der Turm steht ca. 30m von uns weg, ist also quasi das nächste Haus.


    Ich hatte das Urteil vor einiger Zeit schon mal gefunden und daher von vornherein jegliches Vorhaben, etwas gegen das Gebimmel zu tun, ad acta gelegt. Dabei bin ich nicht einmal passiv katholisch oder evangelisch oder sonstwas in der Richtung... :eek: :D


    Zu dem Gottesdienstgeläut, das hier aber nur am Wochenende steigt, kommt allerdings das Uhrengeläut dazu. Und zwar in den Intervallen, wie man das von Turmuhren halt so kennt - viertelstündlich und dann zur vollen Stunde die absolute Dröhnung.


    Verblüffend ist: Inzw. stört es uns absolut nicht mehr. Was heißt "inzwischen" - eigentlich hat es nach dem Einzug nur ein paar Wochen gedauert. Wir werden nachts nicht wach und überlegen auch tagsüber machmal, ob es nun eben geläutet hatte oder nicht. Also absolut kein Problem mehr.


    Nur wenn jemand zu Besuch kommt... :D:D Naja, hat auch Vorteile: Weniger gern gesehene Gäste bleiben nicht mehr Nächte als absolut notwendig... :D

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

  • Bimmbamm....


    Irgendwo hat's bei mir auch nochmal geklingelt ;) Sprich, ich habe mich an einen Fall erinnert, den ich mal im Zusammenhang mit einer anderen Arbeit gefunden hatte. Und siehe da, ich habe zumindest eine Lösungsskizze dieses Falls im Netz gefunden: Klick!


    Schaut mal auf Seite 4 (ab 4. Rechtswidrigkeit, insbes. 'Maßgebende Faktoren'). Ist zwar für Jura-Studis gedacht, aber wohl auch für sonstige masochistisch Veranlagte :D weitgehend verständlich, zumindest inhaltlich ;) Ihr findet dort auch weiterführende Verweise auf Beschlüsse, Urteile etc. Sollte jemand ernsthaftes Interesse an den Fällen haben, PM an mich. Ich habe über Datenbanken Zugriff auf einige jur. Zeitschriften und Archive. Da kann ich sehen, ob ich weiterhelfen kann...


    Sieht aber, auch nachdem man das Ganze einmal juristisch verwurstet hat, im Ergebnis so aus, als müsste man sich dran gewöhnen... :rolleyes:

    Enttäuscht vom Affen schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Re: Bimmbamm....


    Zitat

    Original geschrieben von Jeeves
    Sieht aber, auch nachdem man das Ganze einmal juristisch verwurstet hat, im Ergebnis so aus, als müsste man sich dran gewöhnen... :rolleyes:

    Ich zitiere mal frei aus dem pdf-file: "Die Klage (...) ist zulaessig, aber unbegruendet." :mad:


    Schei*e! Ich sehe schon, da brauch ich mir gar keine weiteren Gedanken machen, den Wahnsinn abzustellen. Die dafuer noetige Energie stecke ich lieber Bimmbamm-Gewoehnungs-Programme. :D


    Oder sollen wir nen Kirchenglocken-Genervten-Club aufmachen, BB007? :D

    Hätte der Mensch nur halb so viel Vernunft wie Verstand, dann wäre alles viel einfacher in der Welt. Linus Pauling

  • Ich hab zwar von der juristischen Seite keine Ahnung, aber man sieht doch deutlich, woher der Wind in unserer Gesetzgebung und Rechtssprechung weht :flop:


    Die Regel ist soweit ich informiert bin so, dass vor einem Gottesdienst die Dinger so lange bimmeln wie das am weitesten von der Kirche entfernt wohnende Herdentier zu Fuß von zu Hause bis in die Kirche braucht. Die Idee dahinter war ja sehr praktisch: es ist Sunndach und um pünktlich um 10Uhr auf der Kirchenbank zu sitzen fing es um 9:4xUhr an zu läuten - das war für alle das Zeichen, sich genau jetzt auf den Weg zu machen. Und als diese Idee im Mittelalter (oder wann auch immer - in Geschichte bin ich nicht sehr firm (zumal die Erfahrung zeigt, dass die Menschheit eh nix aus ihr lernt :rolleyes: ;))) aufkam, gab es in einem Dorf ja eh nur Gemeindemitglieder - Nicht-Gläubige wurden ja nur in den seltensten Fällen geduldet oder in belustigenden Spektakeln eliminiert...


    Die Frage ist halt, ob in der heutigen Zeit, wo nur noch ein geringer Prozentsatz der Einwohner zum Gottesdienst geht, es immer noch nötig ist, nach oben geschriebener Regel für 10 Minuten Krach zu veranstalten. Ich hab im Grunde gut reden: wir haben im Ort nur eine evangelische Kirche, die zwar auch kanpp 10min läutet, aber das nur einmal die Woche (und zu Hochzeiten, Beerdigungen und anderen solchen Anlässen, was aber nicht sooo oft ist). Und ich wohne nicht direkt daneber :)
    Als ich diverse Jahre in Gießen gewohnt habe, hätt ich aber auch Sunndachs regelmäßig .... können: die haben dort ja bekanntermaßen fast mehr Kirchen als Häuser, die dann ab 8Uhr oder 8:30Uhr anfingen, im 30-Minuten-Takt zu ihrem Gottesdienst zu rufen :rolleyes: Da ist es dann auch fast schon wurscht, wo man wohnt - ausschlafen am Sunndach ist da kaum...


    Warum unsere Gerichte die Religionsausübung (sofern das Läuten überhaupt soweit dazu gehört...) Weniger immer noch über die Lärmbelästigung von Vielen stellt, weiß ich auch nicht so genau. Zumal sie ja wenn es um Moscheen geht, die bekanntermaßen mit Gesang (bzw. für unsere Nord- und Westeuropäischen Ohren "Gejaule" ;)) zu ihren 'Gottesdiensten' rufen, auf einmal doch die knüppelharten Ein- und Beschränkungen aus der Tasche ziehen. In dem Punkt ist es dann auf einmal nicht mehr "Religionsausübung" und "zumutbare Belästigung"...
    Nicht, dass ich es unbedingt hören wollte, aber wenn schon gleiches Recht für alle - dachte ich zumindest. Aber einige sind eben doch "gleicher"... Bzw. es wird dann mit der eigenen geschichtlich- kulturellen Herkunft begründet...
    Von daher nicht ganz einfach, aber trotzdem:


    Well, Duh!!!

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA-2772
    (...)Zumal sie ja wenn es um Moscheen geht, die bekanntermaßen mit Gesang (bzw. für unsere Nord- und Westeuropäischen Ohren "Gejaule" ;)) zu ihren 'Gottesdiensten' rufen, auf einmal doch die knüppelharten Ein- und Beschränkungen aus der Tasche ziehen. In dem Punkt ist es dann auf einmal nicht mehr "Religionsausübung" und "zumutbare Belästigung"...
    Nicht, dass ich es unbedingt hören wollte, aber wenn schon gleiches Recht für alle - dachte ich zumindest. Aber einige sind eben doch "gleicher"... Bzw. es wird dann mit der eigenen geschichtlich- kulturellen Herkunft begründet...
    Von daher nicht ganz einfach, aber trotzdem:


    Well, Duh!!!


    So einfach ist es nun auch wieder nicht. Wäre ja noch schöner, wenn eine Glaubensrichtung, die überwiegend die christliche und andere Kirchen verachtet, nur ihren eigenen Glauben über alles stellt und Menschenrechte wahrscheinlich nichtmal buchstabieren kann, die gleichen Rechte bekäme, wie die seit Jahrhunderten etablierten "Religionseinrichtungen".


    Mich nervt das Gebimmel auch. Ich male mir dann oft aus, wie viele Sekunden es wohl dauern würde, bis die Polizei kommt, wenn ich so einen Lärm veranstalten würde. Aber bedenkt vielleicht mal, dass die Kirche schon vor euch da war. Wenn sie mich in der Nachbarschaft nervt, ziehe ich eben nicht dort hin. Ich habe beide Kirchen in meiner Nachbarschaft in Kauf genommen und beklage mich nicht, da alle anderen Vorteile dieser Gegend überwiegen. Auch wenn ich diesem christlichen Gesabbel absolut nichts abgewinnen kann und weder katholisch, evangelisch oder sonst noch was bin, kann man die Kultur, zu welcher die christliche Kirche in D nunmal gehört, nicht einfach über den Haufen schmeissen, weil einem die Ruhe am Sonntag wichtiger ist. Wozu gibt es Schall-Isolierte Fenster?


    Der Stefan...

  • Zitat

    Original geschrieben von STEFAN Wäre ja noch schöner, wenn eine Glaubensrichtung, die überwiegend die christliche und andere Kirchen verachtet, nur ihren eigenen Glauben über alles stellt und Menschenrechte wahrscheinlich nichtmal buchstabieren kann, die gleichen Rechte bekäme, wie die seit Jahrhunderten etablierten "Religionseinrichtungen".


    Ähhm, dir ist aber klar, dass Religionsfreiheit erstmal grundsätzlich für alle Glaubensrichtungen gleichermaßen gilt?
    Deine Aussage ist jedenfalls so verallgemeinernd, und in dieser Form schlicht und ergreifend falsch, dass ich schon kurz schlucken mußte. Denk nochmal drüber nach, ob du das wirklich so gemeint hast. :confused:
    Das sage übrigens ich als jemand, der niemals irgndeiner Kirche zugehörig war oder nahestand/-steht.

    Enttäuscht vom Affen schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Zitat

    Original geschrieben von Jeeves


    Ähhm, dir ist aber klar, dass Religionsfreiheit erstmal grundsätzlich für alle Glaubensrichtungen gleichermaßen gilt?
    Deine Aussage ist jedenfalls so verallgemeinernd, und in dieser Form schlicht und ergreifend falsch, dass ich schon kurz schlucken mußte. Denk nochmal drüber nach, ob du das wirklich so gemeint hast. :confused:
    Das sage übrigens ich als jemand, der niemals irgndeiner Kirche zugehörig war oder nahestand/-steht.


    Neee - Du hast mich schon genau richtig verstanden und ich meine es auch so, wie ich es geschrieben habe. Im Falle des Islam wird die Religionsfreiheit nunmal sehr oft missbraucht. Und eine Religionsgemeinschaft, die andere Glaubensrichtungen nicht toleriert und verachtet darf nicht die gleichen und umfassenden Rechte in D bekommen, wie Religionsgemeinschaften, die sich an Recht und Ordnung halten. Der überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Moslems geht dem eigenen Glauben mit Sicherheit friedlich und tolerant nach - wie es aber auch kommen kann, haben wir in Köln gesehen.


    Haltet mich für rassistisch oder sonstwas (ist hier ja sehr populär), die Ereignisse der letzten Jahre lassen (leider) keine andere Meinung zu.


    Der Stefan...

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