CNN: "Warum erwecken Atheisten soviel Hass?"

  • Ich hab kürzlich einen Bericht und eine Diskussionsrunde auf CNN gesehen, bei der mir die Kinnlade runtergeklappt ist. Nachdem in einem Bericht dagestellt wird wie eine Familie aus einer Stadt herausgemobbt wurde, weil sie sich auf ihr konstitutionelles Recht berufen haben, dass ihre Kinder in der Schule nicht zum Christentum erzogen werden sollten, gab es auf CNN eine "Diskussionsrunde" zu dem Thema. Es wurde allerdings nicht viel diskutiert (es waren ja auch keine Atheisten in der Runde, sondern lediglich Atheisten-Basher), sondern lediglich verunglimpft - und das auf übelste. Schon die Frage:
    "Why do Atheists inspire so much hate?" lenkt die Schuld für die Diskriminierung auf die Opfer der Diskriminierung. Seht es such selbst an, v.a. das zweite Video:

    Video (CNN): Why do Atheists inspire so much hate?


    Dass da die wenigen eingestreuten Pseudo-"Argumente" auch noch faktisch falsch ist, überrascht dann natürlich nicht mehr. Dass auf Atheisten in den USA generell herab geschaut wird, und sie eine Minderheit der anscheinend die meisten Menschen Mißtrauen entgegenbringen, ist schon länger bekannt und mit Umfragen immer wieder bestätigt worden. Bspw. hier:
    http://atheism.about.com/od/at…dice/a/AtheistSurveys.htm


    Was einen aber Sorge machen kann, ist dass CNN nun anscheinend mit Atheisten-Bashing versucht FOX den Rang abzulaufen, und man Minderheitenbashing für die Quotenjagd als akzeptabel ansieht.


    Ich finde solche Entwicklungen besorgnis erregend.

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • ohne die videos gesehen zu haben, finde ich es sehr bedenklich. ich bin atheist. glaube nicht an gott oder ähnlich.


    mir wird auch hir in deutschland unverständnis entgegengebracht. "man muss doch an etwas glauben". ich nicht und ich stehe dazu.


    "glauben" finde ich nicht falsch, auch nicht richtig. ich finde es gut, wenn sich die menschen auf etwas stützen können, auch wenn es in meinen augen nicht existiert. vielen menschen gibt es kraft...


    aber deswegen fange ich nicht an, jeden gläubigen als schwachsinnigen abzustempeln, weil er an etwas glaubt dass es, bis jetzt, erwiesenermaßen nicht gibt...


    bei den amis gibt es, denke ich, auch noch einen anderen grund. entweder du bist "irgendwas*" oder nicht. wenn nicht, muss ich dich hassen, denn du bist anders...


    *kann durch katholisch, evangelisch, muslime oder sonstwas ersetzt werden

  • BTW sind Buddhisten strenggenommen und wortwörtlich gesehen auch Atheisten, da sie keinen Gott verehren. Da hätte wahrscheinlich diese Diskussionsrunde auch Probleme mit gehabt... :rolleyes:


    Aber interessant, dass in dem Land fundamentale Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Dass Scientology hier in Europa mit Argwohn beobachtet wird, trägt einem aus den USA den Vorwurf der religiösen Intoleranz ein. Aber wieviel toleranter ist Atheisten-Bashing?

  • Eigentlich ist es doch egal, wem man was unterstellt. Das Mittel, die Art und Weise wie es dargebracht wurde ist falsch. In anderen Diskussionsrunden muss man sich dann anhören, dass Gottgläubige lediglich Kleingeister sind und wer heute noch an einen Gott glaubt hat sie nicht mehr alle. So verschieden sind die Meinungen.


    Daher verstehe ich nicht, lieber Sencer, wieso du dich so darüber aufregst. Ist Atheimus jetzt ein geheiligtes gut? Ich dachte, dass es bisher Fundamentalisten nur bei Religiösen Vereinigungen gibt. ;) Natürlich ist die Art und Weise wie da "drüben" vorgegangen wird, absolut lachhaft. Aber das ist eben eine andere Kultur und mit ein wenig Toleranz läßt sich das auch verstehen. Selbstverständlich ist das von Region zu Region komplett verschieden. Selbst hier in Deutschland hat mir neulich ein Familienvater erzählt, dass eine Grundschule nicht akzeptieren wollte, dass seine Tochter gewisse Christliche Feste nicht mitfeiern sollte. Das wurde rigoros von der Schulleitung abgelehnt. Da frag ich mich doch ernsthaft, wie tolerant selbst die Deutschen sind, wenn man mal anders ist?

    Zitat

    Dass da die wenigen eingestreuten Pseudo-"Argumente" auch noch faktisch falsch ist, überrascht dann natürlich nicht mehr. Dass auf Atheisten in den USA generell herab geschaut wird, und sie eine Minderheit der anscheinend die meisten Menschen Mißtrauen entgegenbringen, ist schon länger bekannt


    Das gleiche läßt sich bei dieser leidigen Diskussion auch immer wieder auf die Gegenseite anwenden ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von brasax
    ohne die videos gesehen zu haben, finde ich es sehr bedenklich. ich bin atheist. glaube nicht an gott oder ähnlich.


    Dann biste aber eher Agnostiker.


    Aber, das is hier "aufm Land" schon auch so. Ich bin schon seid Ewigkeiten aus der Kirche ausgetreten. Meine Frau kommt aus nem 300 Seelen Dorf - Erzkatholisch.
    Als wir geheiratet haben, gabs riesen gemache und getue, von wegen wie meine Schwiegereltern (!) es zulassen könnten (!!), dass Ihre Tochter einen ungläubigen (!!!) heiratet.


    Mit mir redet in dem Dorf sowieso keiner - eh klar.


    Aber: Das is wie mit so vielem im Leben: Was juckt es die Eiche, wenn sich die Sau dran schubbert!


    Charlie

    --
    Die 5 Sinne des Menschen:
    Unsinn, Irrsinn, Stumpfsinn, Blödsinn und mein persönlicher Liebling, der Wahnsinn.
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  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    In anderen Diskussionsrunden muss man sich dann anhören, dass Gottgläubige lediglich Kleingeister sind und wer heute noch an einen Gott glaubt hat sie nicht mehr alle. So verschieden sind die Meinungen.


    Es geht gar nicht um die inhaltliche Position, sondern darum wie eine Minderheit dargestellt wird. Man stelle sich vor es hätte eine Diskussionsrunde gegeben "Wieso erwecken die Juden soviel Hass?" - dann wär aber was los gewesen.


    Zitat

    Daher verstehe ich nicht, lieber Sencer, wieso du dich so darüber aufregst.


    Es geht um Minderheitenrechte und bestimmte fundamentale Aspekte einer Demokratie, wie bspw. Religionsfreiheit, was eben auch Freiheit von Religion mit einschließt. Und in dem Panel ist eine Pulitzer-Preis Gewinnerin die mehrmals schreit "They need to shut up. They need to shut up", wenn Atheisten sich beschweren, dass sie auf übelste gemobbed wurden. Da wird mal fluchs das Opfer zum Täter gemacht ("die sinds doch selber Schuld").


    Zitat

    Ist Atheimus jetzt ein geheiligtes gut?


    Nein, es geht darum, dass Atheisten nicht Menschen zweiter Klasse sind und dieselben Rechte haben wie andere auch. Wenn du das interpretierst als "Bevorzugte Behandlung" dann hast du da was falsch verstanden.


    Zitat

    Ich dachte, dass es bisher Fundamentalisten nur bei Religiösen Vereinigungen gibt. ;)


    Worauf bezieht sich diese Aussage? Verstehe nicht was du sagen willst.


    Zitat

    Aber das ist eben eine andere Kultur und mit ein wenig Toleranz läßt sich das auch verstehen.


    Du forderst jetzt Toleranz wem gegenüber? Denjenigen welche Atheisten generall alle als militant abstempeln, und sagen dass diese Gruppe prinzipiell selber Schuld ist, wenn schlecht über sie geredet wird, oder wenn ihnen schlechtes passiert?


    Zitat

    Da frag ich mich doch ernsthaft, wie tolerant selbst die Deutschen sind, wenn man mal anders ist?


    Gute Frage. Ich kann da nur aus meiner Erfahrung aus Großstädten sprechen, aber mein Eindruck war es, dass es allgemein akzeptiert war, und dass es durchaus viele gab, die sich offen oder halb-verdeckt als solche zu erkennen gegeben haben, oder zumindest darüber nachgedacht haben. Dabei habe ich nie mitbekommen, dass man sich über Atheisten den Mund zerissen hat. Und im deutschsprachigen Fernsehen habe ich so etwas ebenfalls noch nie miterlebt. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass Atheisten wesentlich "beliebter/akzeptierter" sind in Deutschland als bspw. Muslime. In den USA ist es, wie aus der Diskussion und auch aus Umfragen (siehe meinen Post oben) deutlich wird anders herum - Atheisten sind ganz unten auf der Liste.



    Zitat

    Dann biste aber eher Agnostiker.


    Nein, das war schon korrekt. Er ist Atheist, wenn er nicht an Gott glaubt. Atheismus ist die "Abwesenheit eines Glaubens an irgendwelche Götter".

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Ich dachte das CNN ein eher liberaler Sender ist. ?


    Na vielleicht wird es dort mal zur Straftat, keiner Konfession anzugehören.
    Unsinnige Gesetze gibt es dort ja Zuhauf, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.



    Ist das jetzt Antiamerikanismus ? :D

    Hostel 2 ist Brutal ;
    3 Stunden Helene Fischer ist menschenverachtend!

  • Ein Weblog, dass ich seit einiger Zeit interessiert verfolge, ist:
    http://possummomma.blogspot.com/index.html
    "Atheist in a Mini-Van"


    in der eine Familie mit Kindern beschreibt welche Reaktionen sie regelmäßig erleben, wenn Leute von ihrer Position bezl. Glaubsfragen lernen. Ich finde es erlaubt einen sehr interessanten Einblick in Teile der Amerikanischen Kultur und den Umgang mit Atheismus. Hier ein paar spezielle Beiträge zum Einstieg für die welche es interessiert:


    http://possummomma.blogspot.co…sum-1-makes-us-proud.html
    http://possummomma.blogspot.com/2007/01/questions.html
    http://possummomma.blogspot.co…ond-to-possums-essay.html

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Es geht um Minderheitenrechte und bestimmte fundamentale Aspekte einer Demokratie, wie bspw. Religionsfreiheit, was eben auch Freiheit von Religion mit einschließt.


    Komisch, als ich mich hier damals ständig rechtfertigen sollte, glich das auch eine Hetzjagd. Hast du dich da damals auch so für mich so eingesetzt? Was ich damit sagen will. Die Atheisten in den USA wird es wohl kaum stören, die werden wohl eher müde lächeln über solche Aktionen. Und das solltest du auch. Ich habe bisher nie das Gefühl gehabt, dass ein Atheist irgendeinen Hass erweckt.

    Zitat


    Nein, es geht darum, dass Atheisten nicht Menschen zweiter Klasse sind und dieselben Rechte haben wie andere auch. Wenn du das interpretierst als "Bevorzugte Behandlung" dann hast du da was falsch verstanden.


    Mich würde mal interessieren, wie die Atheisten das in den USA sehen. Ob die sich als Menschen zweiter Klasse vorkommen, ob sie jetzt zum Schein in die Kirche gehen müssen, damit sie nicht gequält werden? Dabei kann ich mir ein Lächeln irgendwie nicht verkneifen, weil ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann. Soviel Überzeugung dürfte wohl auch ein Atheist an den Tag legen können :D

    Zitat


    Worauf bezieht sich diese Aussage? Verstehe nicht was du sagen willst.


    Die bezieht sich einfach darauf, wie sehr man sich über sowas nun köstlich aufregen kann, aber wenn auf andere eingeschlagen wird, man entweder fleißig mitmacht oder selbst einen Fundamentalismus an den Tag legt ohne einer Religion anzugehören. Ich erinnere mich da noch gerne an den "fliegenden Spaghetti Monster"-Thread hier bei TT, da warst du auch nicht wirklich zimperlich, wenn man nicht deiner Meinung war ;) Richtig, ich gehöre auch eine Minderheit an, was manche Aussagen betrifft, aber nach dem Thread hier, hätte ich damals von dir mehr Verständnis erwartet, oder sind Gottgläubige oder viel mehr Schöpfungsgläubige für dich Menschen zweiter Klasse?

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