Wie werden die Charts ermittelt?

  • Hi!


    Ich würde gerne wissen, wie das mit der Ermittlung der Charts funktioniert.


    Ist die Nr. 1 die meistverkaufte Single der Woche, oder hat die sozusagen noch einen "Bonus", weil sie in den Vorwochen auch schon sehr oft verkauft wurde?


    Ich kann mir zB. nicht vorstellen, dass Las Ketchup diese Woche noch immer die 5t-meisten Singles verkauft haben ...


    Ciao


    Edit: Rechtschreibung :rolleyes:

    iPhone 6s roségold 64GB
    iPad Air 2 silber 64GB

  • Jein.


    Also erstmal, es sind reine Verkaufscharts, d.h. der Platz wird ausschließlich anhand der verkauften Einheiten ermittelt.
    Aber: Die Charts unterliegen einer zeitlichen Verzögerung, was dann wieder einen Vorwochen-Bonus gleich kommt.

    Gruss HK


    Manche mögens Heinz...

  • Da frage ich mich dann natürlich ganz spontan, wie diese Verkaufszahlen ermittelt werden. Alle Geschäfte und Supermärkte werden an dieses System wohl nicht angeschlossen sein, oder?


    Ich stelle mir das so vor, daß es ähnlich wie bei der Ermittlung von Einschaltquoten im TV (wo, was weiß ich, 5000 Haushalte ihre Einschaltdaten übermitteln und das Ganze dann hochgerechnet wird) eine bestimmte Anzahl von Geschäften gibt, deren Verkaufszahlen dann repräsentativ hergenommen werden bzw. auch hochgerechnet wird.

    Man muss nicht wahnsinnig sein, um hier zu posten. Aber es hilft...

  • Zitat

    Original geschrieben von holledauer66
    Ich stelle mir das so vor, daß es ähnlich wie bei der Ermittlung von Einschaltquoten im TV (wo, was weiß ich, 5000 Haushalte ihre Einschaltdaten übermitteln und das Ganze dann hochgerechnet wird) eine bestimmte Anzahl von Geschäften gibt, deren Verkaufszahlen dann repräsentativ hergenommen werden bzw. auch hochgerechnet wird.


    Sicher nicht :rolleyes:
    Die Zahlen der verkauften CD's werden über die Plattenfirmen ermittelt, denn die wissen schließlich wieviel Einheiten sie absetzen konnten.

  • Zitat

    Original geschrieben von h00ligan


    Sicher nicht :rolleyes:
    Die Zahlen der verkauften CD's werden über die Plattenfirmen ermittelt, denn die wissen schließlich wieviel Einheiten sie absetzen konnten.


    Wie soll das denn gehen, wenn die Plattenfirma sagen wir mal von einer Single an Saturn 50000Stk verkauft, wird Saturn bestimmt nicht alle innerhalb einer Woche vekaufen, sondern nach und nach.



    Hier habe ich noch was gefunden:


    Hit me, Baby -
    Media Control wird 25



    VON RALF SUMMER



    Seit Herbst 1977 werden von Media Control die deutschen Single- und Album-Charts ermittelt. Mit geliehenen 40.000 Mark gründete der gelernte Schreiner (und spätere SWF3-"Popshop"-Moderator) Karlheinz Kögel die Firma. Inzwischen ist das Unternehmen ein Millionenkonzern geworden.


    Media Control wurde ab 1977 zu einer Art Zaubervokabel für viele Musikfans in Deutschland. Die Alteren von uns müssen nun stark sein, denn sie können sich erinnern an Dieter Thomas Heck, den Ex-Kranführer, der einmal im Monat die ZDF-Hitparade runterratterte - mit dem Schlußvermerk: "Ermittelt von Media Control".


    Boney M haben mit ihrer Version des Reggae-Klassikers "Rivers of Babylon" gleich ein Jahr später deutsche Charts-Geschichte geschrieben: 17 Wochen waren sie 1978 an der Spitze, mehr als vier Monate lang konnte Media Control keine neue Nummer 1 melden. Im heutigen schnellebigen Musikbiz wechseln die Charts viel schneller durch.


    Früher war die Hitparade stabiler - und manipulierbarer, weil sie noch nicht durch den unbestechlichen Barcode, sondern von Hand ermittelt wurde. In den ersten 20 Jahren verschickte Media Control sogenannte Tipperbögen. In den Plattenläden trugen dann der Filialleiter oder anderes geneigtes Verkaufspersonal die Verkaufszahlen ein - pi mal Schnauze. Es gibt tonnenweise sogenannter Payola- Anekdoten über Plattenfirmen- Außendienstler, die die Media Control- Fragebögen gleich selber ausgefüllt haben sollen. Oder am Tag des Ausfüllens Geschenke in die Plattenläden getragen haben. Sollen. Don't believe the Hype.


    Seit 1997 aber regiert in den deutschen Charts Techno - sprich: der Computer, der von 1.800 angeschlossenen Plattenläden die Verkaufszahlen abruft. So kann Media Control im Auftrag der Plattenindustrie pünktlich Dienstag, 17 Uhr die Top 100 der nächsten Woche zusammenaddieren. Auch wenn heute die Charts nicht mehr wöchentlich, sondern täglich ermittelt werden - Dienstag, 17 Uhr ist nach wie vor das Zielfinish für die Musikindustrie. Leslie Mondoki von der Schlagerkombo "Dschingis Khan", heute Pop-Produzent in Starnberg, beichtete dem Branchenmagazin "Musikwoche" seine Charts-Fixierung:


    "Die erste Begegnung mit den Charts hatte ich als Musiker Ende der 70er. Als wir mit unserem Tourbus unterwegs waren, mussten wir immer dienstags gegen 17 Uhr an einem Telefonhäuschen anhalten, damit ich den neuen Top 100-Countdown abhören konnte. Und in einigen Glücksmomenten mussten wir ihn bis zum Ende anhören."


    Die Charts sind nicht Sport, Dabeisein ist nicht alles. Um die Nr. 1 zu werden, verkauft jemand wie Herbert Grönemeyer in einer Woche schon mal eine halbe Million Alben. Aber der Trend geht eindeutig nach unten: So reichen heute schon fünf- bis sechstausend verkaufte Alben, um in den LP-Top-Ten zu landen. Ein Bruchteil dessen, was früher nötig war. Bei den Singles erscheint die Zuverlässigkeit der Verkaufszahlen noch wackliger. Deshalb prüft Media Control gerade auch, ob nicht wieder Radioeinsätze mitzählen sollten, oder auch die bezahlten Downloads und DVD- Verkäufe. Außerdem läuft gerade ein Versuch mit über 100 Discotheken in Deutschland, deren Mischpulte an der so genannten "Ear Box" hängen, mit der künftig die Discotheken-Charts ermittelt werden. Dort sollen ja noch immer die Hits von morgen schon gestern nacht gelaufen sein.


    Insgesamt erstellt media control 50 verschiedene Hitlisten - z.B. Buch,- Video- und Kinocharts. Ab dem nächsten Jahr ermittelt Media Control auch die spanischen Charts, weitere Angebote aus anderen Ländern sollen vorliegen. Außerdem bietet Media Control TED-Dienste, die Werbeauswertung TV-Spot Control und einen eigenen Sender, Chartradio.de, an. Doch die unangefochtene Nr. 1 im Media Control-Imperium ist nicht das Musikbiz, sondern das Reisegeschäft: Mit der Reisefirma L-tur macht Media Control-Boss Kögel inzwischen zehnmal so viel Geld.

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