[Berlin] Religions-/Ethikunterricht

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Unakzeptabel ist aber sicher, wenn eine Mehrheit nicht gilt, nur weil die Mehrheit keine 25 Prozent erreicht hat. [...] es geht hier aber um das Prinzip, das Mehrheiten auf jeden Fall zu akzeptieren sind.


    Aber weniger als 25% der Wahlberechtigten ist ja eben keine Mehrheit. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass es bei den meisten Wahlen regelmäßig über 50% Beteiligung gibt. Ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber dass du dich nun darüber beschwerst, schaut unheimlich stark nach "schlechter Verlierer" aus. Die Schuld wird überall gesucht, die Sozialisten, die Ideologen, die vermeintlich undemokratischen Regelungen, die Ausländer..., aber die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Vorschlag von ProReli vlt. einfach in dem dortigen Kontext keine gute Idee ist, das ist am allerwenigsten akzeptabel. Naja, jeder so wie er meint...

    "That's not a hair question. I'm sorry." - 01/31/07 - Never forget!

  • Zitat

    Original geschrieben von Jochen
    [...]den ich als kritischer Gläubiger bezeichnen würde. [...]


    Gläubiger sind ja meist kritisch. :p


    Aber zur Frage der Volksabstimmung: damit nicht jedes simple Partikularinteresse gleich für eine unbeteiligte große Mehrheit in Gesetz gegossen werden kann, ist es sehr sinnvoll, solch ein Quorum einzubauen. Und wenn ich mit meinem Anliegen nichtmal ein Viertel der Wahlberechtigent mobilisieren kann, dann hat das Thema schlichtweg nicht genug Relevanz, um eine Verbindlichkeit für den Rest rechtfertigen zu können.


    Edit: zu langsam. ;)


    Edit2: ein Artikel aus dem Tagesspiegel zu der Frage: http://www.tagesspiegel.de/ber…sentscheid;art124,2784104

  • Zitat

    Original geschrieben von Sencer
    Aber weniger als 25% der Wahlberechtigten ist ja eben keine Mehrheit. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass es bei den meisten Wahlen regelmäßig über 50% Beteiligung gibt. Ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber dass du dich nun darüber beschwerst, schaut unheimlich stark nach "schlechter Verlierer" aus. Die Schuld wird überall gesucht, die Sozialisten, die Ideologen, die Ausländer, aber die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Vorschlag von ProReli vlt. einfach in dem dortigen Kontext keine gute Idee ist, das ist am allerwenigsten akzeptabel. Naja, jeder so wie er meint...


    Bei einer Wahl können doch nur die abgegebenen Stimmen zählen und nicht Wahlberechtigte die von ihren Wahlrecht keinen Gebrauch machen. Oder willst du z.B. eine Kommunalwahl für nicht gültig ansehen, weil nur 30 Prozent daran teilgenommen haben? So wie das in Berlin bei Volksbeghren gehandhabt wird, kann man diese gleich ganz abschaffen. Mehrheiten müssen gelten, wenn Wahlen nicht als Absurdum stattfinden sollen. Was hat das mit schlechter Verlierer zu tun, die Mehrheit soll gelten, ob das Wahlergebniss dann meinen Vorstellungen entspricht oder nicht, kann natürlich keine Rolle dabei spielen. In Berlin schaut es danach aber eher aus, Volksbegehren weitgehenst zu behindern.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Allerdings solltest du bei der ganzen Diskussion nicht unter den Tisch fallenlassen, daß diese Mehrheit, von der du sprichst, mit "Nein" votiert hat! ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von Jochen
    Werde mal meinen (künftigen) Schwager fragen, der Gymnasial-Religionslehrer (katholisch) in Rheinland-Pfalz ist, was die so für einen Lehrplan haben und wie er und seine Kollegen den Unterricht gestalten. Er ist auf jeden Fall jemand, den ich als kritischer Gläubiger bezeichnen würde. Ich bin gespannt...


    In NRW stehen sowohl auf der Real- als auch auf der Hauptschule andere Religionen auf dem Lehrplan, am Anfang Islam und Judentum, in der 10. Klasse auch Hinduismus und Buddhismus.
    In der Mediothek des Kirchenkreises kann man sich dazu beispielsweise Koffer mit typischen Inhalten über diese Religionen ausleihen.


    Ich habe sogar mal bei eBay einen Gebetsteppich geschossen, damit meine Freundin ihn ihren Schülern im RU präsentieren konnte.

    Ich habe dem Teufel meine Seele verkauft und jetzt sind wir beide ein wenig aufgeregt...!

  • Zitat

    Original geschrieben von laudanum
    In NRW stehen sowohl auf der Real- als auch auf der Hauptschule andere Religionen auf dem Lehrplan


    Ich habe auch noch einen Koran aus meinem Religionunterricht im Bücherregal - und das war ein christlicher Unterricht.
    Die relevante Frage dabei ist doch ganz ehrlich: Handhaben das alle Religionen so, dass auch die "Konkurrenz" behandelt wird und vor allem mit dem gebührenden Respekt und der Toleranz die ihnen zweifellos gebühren?
    Die Antwort ist nunmal ehrlicherweise: Nein.
    In der Praxis geschieht leider (zu) häufig das Gegenteil: Die Muslime werden gerade durch den Islamunterricht zu einer klaren Abgrenzung "erzogen", die (platt ausgedrückt) "westlichen Werte" werden entweder gar nicht vermittelt oder aber als minderwertig dargestellt. Scheinbar gibt es auch viel zu wenig echte Experten um die wahre Qualität und den Inhalt dieser Unterrichte zu beurteilen, so dass eine bunte Mischung mitunter recht zweifelhafter Institutionen diesen Unterricht durchführt.
    Wenn man ein Miteinander erreichen will, dann muss man dieses Schema durchbrechen - und das tut man (oder versucht es immerhin) mit einem verpflichtenden, gemeinsamen Ethikunterricht.

  • Zitat

    Original geschrieben von pflaumeberlin
    Allerdings solltest du bei der ganzen Diskussion nicht unter den Tisch fallenlassen, daß diese Mehrheit, von der du sprichst, mit "Nein" votiert hat! ;)


    Wenn du alle meine Beiträge genau gelesen hättest, müßtet du gemerkt haben, das ich das auch erwähnt habe, das es bei den Volksbehren Pro Reli konkret nichts gebracht hätte, wenn es die Mindestzustimmung von 25 Prozent nicht gegeben hätte. Das ist mir schon klar. Hier geht es aber generell ums Prinzip, warum eine Mehrheit nicht gelten soll, wenn sie keine 25 Prozent erreicht. Auch das gibt es nur in Berlin.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Auch das gibt es nur in Berlin.


    Soweit ich weiß gibt es kein solches Quorum nur in Bayern, Hessen und noch einem Bundesland. Ich habe in meinen vorvorletzten Post noch einen Artikel dazu hineineditiert, der eher deine Position vertritt.


  • Ich sehs ein bischen anders. Auch wenn ich gegen Religionsunterricht (gegen "Ethikunterricht" übrigens genau so) bin, sehe ich das Migrationsproblem durchaus. Nur sehe ich eben nicht wie du, dass eine Duldung des Religionsunterrichts etwas an den Problemen ändern kann.


    Das Problem mit der Migrantenjugend ist ein Justizproblem, kein Bildungsproblem. Wo der Staat keine Präsenz zeigt, rechtsfreie Räume duldet, da kann nicht mir ein oder zwei oder gar einer täglichen Ethik- oder Religionsstunde entegegen gewirkt werden.


    Und das ist das perfide am Vorhaben von ProReli, denn die nutzen die Problematik allein dazu, mehr Verfügungsgewalt über Jugendliche zu bekommen.


    Und wo du die Ehrenmorde ansprichst, die haben ihren Ursprung eben nicht in der Religion, sondern in der Gesellschaft. Einer von Religion massiv in der Entwicklung und Entfaltung unterdrückten Gesellschaft, die auf eine doch mehr oder minder freie und entfaltungsfreudige Gesellschaft trifft. Jetzt mehr auf christliche Religion zu setzen, bestärkt doch nur die Problematik und führt nur zu einem Kräftemessen der fundamentalen Strömungen. Orientiert man sich hingegen an der Trennung von Kirche und Staat, dann nimmt man diesen Strömungen den Spielraum.


    Zwar hat man dann die bekannten Problematiken in den Migrationsvierteln, aber so isoliert man sie dort wenigstens und gibt so denen eine Chance, die das nicht wollen-die können solche Viertel meiden oder von dort wegziehen. Macht man jetzt eine Gegenbewegung religiöser Art salonfähig, öffnet man alle Schleusen und man bekommt das Problem gar nicht mehr in den Griff.


    Und "uns" haben die Grundlagen des Glaubens nicht geformt. Uns formt das tägliche Leben. Alleine eine Erfindung wie das Internet ändert so vieles, während die Religionen mehr oder minder seit Jahrhunderten die selbe Soße aufkochen und sich nicht ändern. Strukturen innerhalb der Religionen haben mit "unserer" Wirklichkeit und dem Leben doch absolut nichts gemein. Wie kommst du dann immer wieder auf die irrige Annahme, etwas, das so konträr zur Lebenswirklichkeit ist, hätte die Lebenswirklichkeit gestaltet? Das ist einfach unlogisch.

  • Zitat

    Original geschrieben von nurLeser
    In der Praxis geschieht leider (zu) häufig das Gegenteil: Die Muslime werden gerade durch den Islamunterricht zu einer klaren Abgrenzung "erzogen", die (platt ausgedrückt) "westlichen Werte" werden entweder gar nicht vermittelt oder aber als minderwertig dargestellt.


    Bitte untermauere doch Deine Aussagen mit irgendeiner Art Quelle, Beleg o.ä.. Du stellst Behauptungen auf, die jeder aufstellen kann.
    Hast Du praktische Erfahrungen mit Islamunterricht an dt. Schulen? Bist Du Islamlehrer? Besucht Dein Kind einen solchen Unterricht? Hast Du darüber gelesen?
    Du sagst "Das ist so!", nennst aber keinerlei glaubhaften Hintergrund Deines Wissens.


    zumwinkler: merkst Du eigentlich, wie oft Du Dir selbst widersprichst oder muß man Dich einzeln zitieren?
    Und wieso folgerst Du aus Deiner un-/antireligiösen Haltung, daß die gesamte Gesellschaft nicht von religiösen (sie müssen ja nicht allein religiös sein) Werten geprägt ist.
    Und was ist konkret an Religion so wirklichkeitskonträr, daß sie es in ihrer Gesamtheit ist?
    Und warum siehst Du nicht, daß z.B. die zentrale Lehre des Christentums, nämlich "Liebe Deinen nächsten, wie Dich selbst!" alles andere als realitätsfern ist?

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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