Krieg im Irak

  • Krisen, Kriege, Mauerfall oder: Es ist aus!


    Der hier angesprochene Vergleich mit Israel hinkt doch ganz gewaltig, denn Israel hat einen absoluten Sonderstatus innerhalb des Nahen Ostens, bedingt durch Herkunft und Religion der Israelis.
    Während ich es für äußerst unwahrscheinlich halte, dort ernsthaft jemals Frieden zu bekommen (abgesehen mal von mehr als unrealistischen Ideen), so ist es meines Erachtens durchaus denkbar, den Irak mehr oder minder wieder zu befrieden.
    Allerdings spielt dabei eben die Frage, wie genau sich die USA verhalten werden, eine entscheidende Rolle.


    Ich denke, auch als Zeichen für die übrige arabische Welt, ist es von großer Bedeutung, dass die UNO den Wiederaufbau leitet.
    Zuerst muss die humanitäre Hilfe sichergestellt werden, auch um den Ausbruch kompletter Anarchie zu verhindern und dem Volk wieder eine Perspektive zu bieten.
    Es ist wichtig, dass deutlich wird, dass sich die Situation für das irakische Volk ohne Saddam Hussein verbessert, auch als Zeichen für den gesamten Nahen Osten.


    In dem Zusammenhang kann man nur hoffen, dass sich Tony Blair mit seinen letztlich deutlich gemäßigteren Ansichten und mit seinen Vorstellungen über die Zukunft des Irak gegen Bush behaupten kann.
    Sicherlich werden auch wirtschaftliche Interessen bei der Zukunft des Irak eine wichtige Rolle spielen, die Frage bleibt, ob ein vernünftiger Kompromiss zwischen amerikanischen und den irakischen (bzw. letztlich arabischen) Interessen gefunden wird.
    Von daher wäre es wünschenswert, wenn der Hardliner Rumsfeld nach endgültigem Ende des Krieges in den Hintergrund tritt und dem Herrn Powell die weiteren Entscheidungen überlässt.


    Aber letztlich bleibt, egal was wir hier diskutieren, alles vorerst reine Spekulation. Noch ist der Krieg nicht zuende und die größten Probleme kommen überhaupt erst noch.
    Ich machs wie immer: Ich erwarte das Schlimmste, hoffe das Beste und nehm's wie's kommt ;)
    Der Irak wird eine harte Bewährungsprobe, danach kann Bush bei der Israel Frage beweisen, wie ernst ihm ein Engagement im Nahen Osten wirklich ist, denn so gesehen, ist dass Thema deutlich schwieriger als der Irak...


    So long...

  • Zitat

    Original geschrieben von Chevygnon


    Der hier angesprochene Vergleich mit Israel hinkt doch ganz gewaltig, denn Israel hat einen absoluten Sonderstatus innerhalb des Nahen Ostens, bedingt durch Herkunft und Religion der Israelis.

    Daß der Vergleich nicht unbedingt der beste ist, ist mir schon klar, keine Angst ;) - schließlich geht es bei Israel um ein ganzes Volk (in einem künstlich geschaffenen Staat), das abgelehnt wird. Ich bin mir aber recht sicher, daß ein "amerikanisierter" Irak von den anderen arabischen Staaten ebenso als Fremdkörper aufgefaßt und daher abgelehnt wird.



    Zitat

    Original geschrieben von oecher


    Woher hast Du denn die fünf bis zehn Jahresspanne? Mir fällt ehrlich gesagt die Vorstellung schwer, dass sich die USA dort tatsächlich über einen solchen Zeitraum wirklich engagieren wollen. Wirtschaftlich - klar. Aber in allen anderen Bereichen? Das Durchhaltevermögen trau ich den USA nicht so richtig zu.

    Ich weiß leider nicht mehr, wer das gesagt hat, aber diese Zeitspanne ist AFAIK der letzte Stand in den Gesprächen, in denen es darum geht, wie lange eine amerikanische Übergangsregierung im Irak eigentlich bestehen sollte, bis der Irak wieder von Irakern regiert werden soll. Daß sich die Amerikaner in jeder Hinsicht in dieser Zeit engagieren werden, halte ich für äußerst unwahrscheinlich - die Aufbauarbeiten samt aller humanitären Probleme "darf" wohl die UNO übernehmen; ich gehe davon aus, daß sich das amerikanische Engagement, wie Du schon geschrieben hast, eher auf wirtschaftliche Bereiche beschränkt.
    Aber denke eben, daß der amerikanische Rückzug nach Ablauf dieser von mir genannten Frist (wenn die noch aktuell ist) sich lediglich auf die offensichtlichen politischen Bereiche bezieht - ich gehe stark davon aus, daß ein nicht unerheblicher Teil der amerikanischen Streitkräfte dort als Besatzungsmacht stationiert bleiben und weiterhin im Hintergrund (auch politisch) die Fäden ziehen wird. Und da die Amerikaner meist nicht unbedingt subtil vorgehen, könnten eben dadurch die von mir genannten Probleme mit den anderen arabischen Staaten entstehen - denn welcher Araber verkehrt gerne mit amerikanischen Marionetten?

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Re: Krisen, Kriege, Mauerfall oder: Es ist aus!


    Zitat

    Original geschrieben von Chevygnon
    , danach kann Bush bei der Israel Frage beweisen, wie ernst ihm ein Engagement im Nahen Osten wirklich ist, denn so gesehen, ist dass Thema deutlich schwieriger als der Irak...


    So long...


    Ich denke mal, dass der Jr. dazu wohl kaum noch Gelegenheit haben wird. Die Luft wird duenn, wie ich gestern von einem Freund bei der Wash. Post erfahren konnte.
    Er sollte lieber heute als morgen mit einem brauchbaren Wirtschaftsprogramm ranrauschen, denn dadurch, dass dieser Krieg so schnell gewonnen wurde, wird es im Wahlkampf schwer fuer ihn, von innenpolitischen Wirtschaftsschwierigkeiten abzulenken...


    greetz,
    autares

  • Re: Re: Krisen, Kriege, Mauerfall oder: Es ist aus!


    autares
    Das ist ein weiteres Thema.
    Sollte Bush tatsächlich den Wahlkampf verlieren, so bleibt zu wünschen, dass als Nachfolger jemand ins Amt kommt, der die gesamte Nahost-Frage und in dem Zusammenhang eben auch das Thema Irak und Israel etwas weitsichtiger behandelt und entsprechend tätig wird.


    Aber so oder so ist es eben nicht möglich, sich nach gewonnenem Krieg einfach zurückzuziehen um sich nur um die Innenpolitik zu kümmern.
    Auch wenn es etwas einfach klingt, aber die USA haben das Thema gestartet, nun müssen sie es, egal wer an der Spitze des Staates steht, auch in Zusammenarbeit mit allen Partner zu einem vernünftigen Ende führen.
    Das die Wirtschaftspolitik ebenso wichtig ist, insbesondere für die Amerikaner selber, steht außer Zweifel.


    So long...

  • Seltsam das sich so wenige für die Meinung der Iraker interessieren. Manche sprechen ihnen sogar eine eigene Meinung ab (z.B. sie würden jedem zujubeln).
    So schlim der Krieg auch war und ist. Ich freue mich mit den feiernden Irakern. War klasse wie sie mit Hilfe der Amerikaner die Statue gestürz haben. :top:


    Ich denke schon das die "Koalition" ihre Versprechen halten wird. Was die Deutschen dort wollen ist mir aber nicht so ganz klar.

    Auch aus Dresden?

  • Zitat

    Original geschrieben von AdministratorDr
    oecher
    Wäre mal nett, wenn du sagen würdest, was ich nicht verstanden habe :confused:


    Du scheinst nicht zu verstehen, wo die Unterschiede zwischen diesem Krieg und anderen bewaffneten Konflikten liegen. Dazu gibt es in diesem Thread zahlreiche Beiträge, auch im "Old Europe Strikes Back"-Thread steht dazu einiges - vereinzelt auch an anderen Stellen in diesem Forum. Sie beziehen sich auf die Folgen (nicht unbedingt die unmittelbaren!) sowohl für die Region, wie auch weltweit.
    Solltest Du die von Dir genannte Übersicht über Kriege und bewaffnete Konflikte (2001) etwas näher angesehen haben, dann ist Dir aufgefallen, dass es nur zwei zwischenstaatliche Kriege gab. Das sind die Kriege, bei denen das klassische Völkerrecht greift. Die völkerrechtliche Legitimation bei beiden Kriegen unterscheidet sich vom jetzigen Krieg. - Das ist eines der Probleme, die diesen Krieg von allen in der Übersicht genannten abgrenzen.

  • Zitat

    Original geschrieben von wandrinstar
    Seltsam das sich so wenige für die Meinung der Iraker interessieren. Manche sprechen ihnen sogar eine eigene Meinung ab (z.B. sie würden jedem zujubeln).


    Ich nehm an, Du beziehst Dich auf mich.
    Wozu ich auffordern möchte, ist kritisch zu reflektieren. Natürlich steht außer Frage, dass es einige Iraker gibt, die sich wirklich freuen. Trotzdem halte ich den Jubel für eher verhalten, und dass es Leute gibt, die der Macht zujubeln, ist nun wirklich nichts Neues und laste ich auch überhaupt nicht speziell den Irakern an.
    Korrespondenten äußern, dass der Jubel insbesondere dann zunimmt, wenn Kameras in der Nähe sind - das ist für mich ein Indiz, dass ein Teil der Freude eher inszeniert ist.

    Zitat

    Original geschrieben von wandrinstar
    Ich denke schon das die "Koalition" ihre Versprechen halten wird. Was die Deutschen dort wollen ist mir aber nicht so ganz klar.


    :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von wandrinstar


    War klasse wie sie mit Hilfe der Amerikaner die Statue gestürz haben. :top:

    Wenn überhaupt haben die Amerikaner mit (zu vernachlässigender) Hilfe der Iraker diese Statuen gestürzt (wer ist stärker? Der amerikanische Panzer, der an einem an der Statue befestigten Drahtseil zieht, oder die Iraker, die sich zusätzlich an das Seil dranhängen? :rolleyes: ).
    Nebenbei bemerkt halte ich diese Bilder ebenso wie viele andere aus dem Krieg für amerikanische, medienwirksam inszenierte Propaganda, mit deren Hilfe gezeigt werden soll, daß das "eigentliche" (bzw. angebliche) Ziel des Krieges, die Befreiung des Irakischen Volkes, erreicht wurde und dieses "Geschenk" der Freiheit vom irakischen Volk mit großer Freude angenommen wird.



    Zitat

    Original geschrieben von wandrinstar


    Ich denke schon das die "Koalition" ihre Versprechen halten wird.

    Erstens gibt es IMHO im eigentlichen Sinne keine Koalition, sondern lediglich die Amerikaner mit einem kleinen Anhang anderer Völker, um der ganzen Operation ein wenig Internationalität zu verleihen und ihr nicht das Aussehen eines Alleingangs der USA zu geben; und zweitens kann ich mich hier nur selbst zitieren:


    Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, daß sich die USA (oder besser gesagt deren gegenwärtige Regierung) um nichts weniger kümmern als ihr außenpolitisches Image, die Meinung anderer Völker und geschlossene (und damit rechtsgültige) Verträge. Weshalb sollte es hier anders sein?

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

  • Zitat

    Original geschrieben von Krähe
    Wenn überhaupt haben die Amerikaner mit (zu vernachlässigender) Hilfe der Iraker diese Statuen gestürzt (wer ist stärker? Der amerikanische Panzer, der an einem an der Statue befestigten Drahtseil zieht, oder die Iraker, die sich zusätzlich an das Seil dranhängen? :rolleyes: ).
    Nebenbei bemerkt halte ich diese Bilder ebenso wie viele andere aus dem Krieg für amerikanische, medienwirksam inszenierte Propaganda, mit deren Hilfe gezeigt werden soll, daß das "eigentliche" (bzw. angebliche) Ziel des Krieges, die Befreiung des Irakischen Volkes, erreicht wurde und dieses "Geschenk" der Freiheit vom irakischen Volk mit großer Freude angenommen wird.


    Aeh, ja, pfui, Freiheit, eklig...ja, da besser eine Diktatur unter Saddam...ja, das waer toll...naja, die paar Toten usw..., immer noch besser als so ein Krieg...Mord am eigenen Volk...naja, kann ja mal passieren...aber die Amis, die Amis, die sind ganz schlimm....solche Heuchler....und dann diese Propaganda...da war der Saddam ja ganz anders, der kannte das Wort "Propaganda" ja gar nicht.


    Weisst Du was, hoffentlich bekommst Du mal so einen richtig tyrannischen Chef. Der wird Dir auch immer drohen und Auflehnung bringt nichts, weil Du das Geld brauchst. Und irgendwann wirst Du kuendigen, dann gehst Du und hast eine ungewisse Zukunft, aber eines hast Du dann gewonnen:


    Deine Freiheit!

  • @ autares: Wow, damit bekommst Du den von mir täglich verliehenen Polemikpreis! :top:
    Kannst Du Deine Meinung auch normal artikulieren, oder muß das am Anfang immer auf so primitive, giftige und persönliche Weise sein? :confused:


    Anscheinend hast Du nicht einmal ansatzweise verstanden, worum es mir eigentlich geht. Natürlich ging es dem irakischen Volk unter Hussein sehr schlecht, und natürlich ist der Einmarsch der Amerikaner für diese Menschen eine Befreiung, aber dennoch traue ich den von den Amerikanern präsentierten Bildern keinen Zentimeter weiter als denen der Iraker - denn beides ist Propaganda, und wie es richtig heißt: Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.

    Sic gorgiamus allos subjectatos nunc.

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