Apples A7 - 64bit ARMv8 CPU im iPhone 5S - Marketinggag oder mehr?

Ueber die neue Apple-CPU wurde ja schon an verschiedenen Stellen geschrieben, hier mal eine kleine Zusammenfassung.

Nach aktuellem Kenntnisstand (Apple ist ja da immer sehr zugeknoepft) hat man einfach nicht fertige ARM-Prozessorkerne (A53/A57) genommen und verbaut, so wie das beispielsweise Samsung tut. Stattdessen hat man die Lizenz genutzt, um eine eigene Implementation der ARMv8-Architektur zu entwickeln. Damit war Apple deutlich schneller als die anderen Prozessorschmieden und kann den Markting-Erfolg fuer sich verbuchen, die erste 64bit-CPU in einem mobilen Endgeraet verbaut zu haben.

Chipworks hat die CPU auseinandergenommen. Sie wird bei Samsung in einem 28nm HK+MG Prozess gefertigt, ebenso wie beispielsweise Samsungs Exynos 5410/5420.

Die GPU kommt vermutlich nach wie vor von PowerVR, diesmal Series 6. Genauergesagt ist es ein PowerVR G6430.

Die Mitbewerber...

...haben unterschiedlich auf Apples Vorstellung reagiert. Samsung brauchte nicht lange fuer die Ankuendigung, dass kuenftige Galaxy-Modelle auch mit einer 64bit-CPU ausgestattet sein werden, ohne den Zeitraum naeher zu spezifizieren.
Qualcomms Marketing-Chef Chandrasekher bezeichnet den A7 als "marketing gimmick", kuendigt aber im gleichen Interview auch an, dass man selbst an einer 64bit-CPU arbeite und diese im naechsten Jahr auf den Markt bringen werde.
ARM selbst hat 64bittige A53/A57-Kerne Ende 2011 vorgestellt und erwartet die ersten Produkte damit fuer 2014.

Nun vom Marketing zu den Fakten...

Bei elektrotechnik.de gibt es einen Ueberblick ueber die Neuerungen der ARMv8-Architektur: Von 32 auf 64 bit.

Anandtech geht im iPhone-5S-Testbericht detailliert auf die neue CPU ein und misst die Performance-Unterschiede. Dabei wird sowohl alter 32bit-Code genutzt als auch neu compilierter 64bit-Code. Die Unterschiede sind moderat bis deutlich.

Mike Ash erklaert sehr anschaulich, wozu 64bit gut sind (und wozu nicht), ausserdem beschreibt er die Anpassungen in iOS, die Apple vornehmen konnte, da sie sowohl Hard- als auch Software kontrollieren und so nicht auf Dritte Ruecksicht nehmen muessen:
Mike Ash: ARM64 and You.

Zitat

Original geschrieben von MiaForster
Schön dass es ein A7 geworden ist und nicht nur ein höher getakteter A6. ABER praktischer Nutzen A6 verglichen mit dem A7 für den Nutzer: Geht fast gegen Null.

Was letztendlich fuer den A6 spricht - der ist schon "schnell genug". Realistischerweise wird sich die Performance in den naechsten Jahren weiter verbessern, man wird sehen was die Hersteller mit dem Ueberfluss an Leistung anstellen werden.

Dass Apple den Schritt zu 64bit jetzt schon geht bringt mittelfristig weitere Vorteile. So eine Uebergangsphase braucht Zeit, je frueher man damit startet umso besser. Hinzu kommt, dass Apple aufgrund der Homogenitaet und Integration dies schneller bewerkstelligen kann als andere, was den Vorteil noch verstaerkt. Wenn naechstes Jahr die ersten 64bit-CPUs in anderen Smartphones und Tablets auftauchen werden, wird es eine mittlere Ewigkeit dauern, bis auch die Apps davon proftieren werden. Bei Apple dagegen wird 64bit schon ein alter Hut sein, mit dem Nebeneffekt, dass ein Grossteil der Apps bereits umgestellt sein wird und ein aufwaendiger Mischbetrieb von 32bit und 64bit entfallen kann.

Zitat

Original geschrieben von MiaForster
Unh hier wieder DER Punkt warum ich bei Apple gelandet bin. Der Umstieg geschieht für den Nutzer absolut schmerzfrei, ohne jegliches zu tun klang heimlich im Hintetgrund. Ich muss nicht drauf achten nun 64Bit Apps zu laden, oder Kompatibilitätsprobleme zu bekommen. Ich klicke einfach auf "App Laden" und bekomme als Nutzer von einer Fragmentation absolut nichts mit.

Das Ausliefern einer zum Geraet passenden Version einer App kriegen andere auch hin. Solange man die Software aus einer offiziellen Quelle bezieht, braucht man sich da nicht drum zu kuemmern. Es gibt ja beispielsweise Android-Geraete mit komplett unterschiedlicher CPU-Architektur (ARM, MIPS und Intel) - als Nutzer merkt man davon nichts, hoechtens die Nichtverfuegbarkeit einer bestimmten App fuer die vorhandene OS- und Hardware-Kombination.

Zitat

Original geschrieben von Merlin
Da wird den Entwicklern schon was einfallen. Ineffektivere, aber einfachere Programmierwerkzeuge, noch sinnlosere Grafikeffekte, als bisher schon, etc. etc. :p

Du meinst sowas wie beim Galaxy Note 3? :p

Scherz beiseite: Umso erfrischender, dass Apple einige performancerelevante Optimierungen in den Objective-C-Compiler eingebaut hat, um die teilweise ueberschuessigen Bits effizient zu nutzen. Schau' dir mal den zweiten Teil von Mike Ashs Artikel oben an. Zitat daraus:

Zitat

My casual benchmarking indicates that basic object creation and destruction takes about 380ns on a 5S running in 32-bit mode, while it's only about 200ns when running in 64-bit mode. If any instance of the class has ever had a weak reference and an associated object set, the 32-bit time rises to about 480ns, while the 64-bit time remains around 200ns for any instances that were not themselves the target.

In short, the improvements to Apple's runtime make it so that object allocation in 64-bit mode costs only 40-50% of what it does in 32-bit mode. If your app creates and destroys a lot of objects, that's a big deal.