Gesucht: VoIP App für Android

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    Original geschrieben von Abi99
    G.711 hat solch ein hohes Datenvolumen, dass mindestens zwei Kanäle in UMTS offen sein müssen, in beide Richtungen. Aber je nach Auslastung bekommst Du von Deinem Netzbetreiber nur einen Kanal. In dem Fall werden vielen Samples von G.711 verworfen. Der Audio-Codec GSM sollte selbst dann noch funktionieren, wenn Du gedrosselt wirst. Vermutlich war das die Ursache bei taxtasy. Daher meine Empfehlung. Oder anders formuliert: G.711 sollte man als VoIP/SIP-Codec im Mobilfunk ganz unten in die Liste setzen.


    Eine Rolle dürfte auch spielen, dass G.711 nicht so gutmütig auf Paketverluste/Jitter reagiert wie der dafür optimierte GSM-Codec.


    Aber 3G hat doch heutzutage mit HSPA+ eine verbesserte Paketreparatur und immer genug Bandbreite für G.711..? Verglichen mit einem klassischen 3G-Telefonat mit AMR-NB ist die Qualität teilweise sogar besser, und ebensolches würde ich auch bei G.722 vs. AMR-WB behaupten... Habe schon öfters 50 km im Auto im 3G/4G mit G.722 und Speex Ultra zurückgelegt ohne Aussetzer zu erleiden ;).


    Klar, mit einer Tarifdrossel ist das dann hinfällig. Und im EDGE ist wegen der Latenz auch mit einem sparsamen GSM- oder AMR-Codec Voipen grundsätzlich nicht mehr akzeptabel, meiner Erfahrung nach.


    Zitat

    Original geschrieben von Abi99
    Ansonsten bräuchten wir Deinen VoIP-Anbieter, um zu schauen, welcher Codec überhaupt ausgehandelt wird. Vielleicht ist der auf einer Seite falsch implementiert (gar nicht so selten; bei G.722/G.711 wäre das aber ungewöhnlich) oder wird beim Verbindungsaufbau nicht sauber ausgehandelt (bei iLBC, Opus und AMR viel zu häufig).


    Ja, habe mal gelesen, dass z. B. gar nicht standardisiert sein soll, ob Big- oder Little-Endian codiert werden soll...


    Das mit dem VPN und Fritzapp ist sicherlich auch ein gangbarer Weg, bin aber nicht so der Fan davon, einen Heimrouter unnötig zu exponieren.

    "Der Funkmast steht zu nah an Wohngebieten und außerdem befindet sich ein Ponyhof auf der gegenüberliegenden Straßenseite."

  • Zitat

    Original geschrieben von sailing2capeside
    3G hat […] mit HSPA+ […] immer genug Bandbreite für G.711.

    3G ist weiterhin ein Shared-Medium. Wenn die Funkzelle ausgelastet ist, bekommst Du im Extremfall nur einen Datenkanal. HSDPA macht im Grunde nichts anderes, als andere Modulationen und weitere Kanäle zusammenzulegen. Je nach Auslastung der Funkzelle stehen diese dann nicht zur Verfügung und Du landest wieder beim ursprünglichen UMTS, üblicherweise in dem Fall dann auch nur mit einem Kanal. Ganz unabhängig von einer Drossel. Probiere mal zu VoIP/SIP über Mobilfunk, wenn Du auf der Autobahn in einen Stau kommst. Oder in einem Fußball-Stadion. Oder auf einer größeren Veranstaltung.


    Daher war mein Tipp an taxtasy, mal mit den Codecs zu spielen. Weil Sipgate die Einstellungen des Endgeräts ignoriert, muss man einzelne Codecs komplett ausschalten, um an andere Codecs zu kommen. Selten ist die App dran Schuld, weil das auch den Autoren der App auffallen müsste. Oft ist das Telefon das eigentliche Problem, weil die Audio-APIs durch den Telefon-Hersteller (!) falsch konfiguriert wurden. Hier hilft nur ein Cross-Test mit der selben App, dem selben Anbieter, im selben Netz mit einem Apple iPhone.


    sailing2capeside, wenn bei Dir alles klappt, ist das gut und toll. Viele geben nach den ersten Problemchen auf, anstatt die Ursache zu ergründen (oder ein wenig rumzuspielen). Nur wie hilft das taxtasy weiter? Klar ist: Wenn G.722+G.711 funktioniert, braucht man keine anderen Codecs. Diese beide Voice-Codecs sind die Favoriten im Festnetz und werden quasi von jedem Anbieter und Endgerät unterstützt. Die Kompatibilität und die Sprachqualität kommen nahe an das theoretische Ideal. Das kannst Du nur noch steigern, wenn Du noch mehr am Mikrofon abtastest, also 32 kHz (Speex-Ultra) oder 48 kHz (Opus) nimmst.


    Nur ist das Datenaufkommen zusammen mit RTP, IP, dem ganzen Protokoll-Overhead so hoch, dass Du mit G.722 oder G.711 schnell bei über 90 kbit/s landest. Das ist im Mobilfunk manchmal einfach zuviel. Dann war‘s das mit der tollen Sprachqualität. Hier kommen die anderen Codecs zum Zug: G.729 und iLBC. Danach kamen noch SiLK und Speex auf, auch in Varianten mit geringeren Abtastraten-Varianten mit dem Ziel alle Codecs zu ersetzen. Aber auch diese Codecs gehen jetzt langsam in Opus auf.


    sailing2capeside, warum Dich Deine Anrufer schlecht verstehen, wenn die App Zoiper ins Spiel kommt, mhm. Mein Tipp ist, ein Apple iPhone zu probieren, Zoiper zu installieren, und den selben Anbieter zu nehmen. Wenn auch in diesem Fall die Qualität schlecht ist, hat Zoiper irgendeinen Bug. Wenn nicht, liegt Dein Telefon als Ursache nahe. Leider ist VoIP/SIP kompliziert und selten sind die Apps im Fehlerfall transparent. Obwohl VoIP/SIP schon mehr als 10 Jahre für uns Nutzer verfügbar ist. Vieles kannst Du nur auf Protokoll-Ebene analysieren, beispielsweise mittels Wireshark. Da stehen dann einem gerne mal die Haare zu Berge. Viel zu oft wird vom App-Entwickler lediglich ein Funktionstest aber kein Protokoll-Test gemacht. Und in VoIP/SIP beutetet ein Funktionstest, lediglich hören – aber mit VoIP/SIP hört man den Fehler daheim im Labor eben oft gar nicht. Trotzdem, lange Rede kurzer Sinn:


    Wenn man VoIP/SIP ein Problem mit der Sprachübertragung hat, meine Tipps:
    1) VoIP-Codecs ausschalten bzw. Priorität ändern (je nach Anbieter und Anruf-Ziel),
    2) Apple iPhone testen,
    3) andere App probieren,
    4) zu anderem VoIP-Anbieter portieren.

    Zitat

    Original geschrieben von sailing2capeside
    Habe mal gelesen, dass z. B. gar nicht standardisiert sein soll, ob Big- oder Little-Endian codiert werden soll.

    Ganz so schlimm ist die Welt auch wieder nicht. Das betrifft allein G.726. Zeigt aber, wie wichtig klar verständliche RFCs wären. Richtig Problematisch sind Voice-Codecs mit einer anderen Default-ptime als 20 ms (beispielsweise iLBC 30 oder G.729) bzw. Voice-Codecs mit zusätzlichen Attributen (a=fmtp: iLBC 20, G.729 Annex B, AMR aber auch Opus). Diese Eigenschaften müssten während dem Verbindungsaufbau mittels SDP ausgehandelt werden. Wenn die App hier nur einen klitzekleinen Fehler hat, erhältst Du Rauschen, Scheppern oder kein gar Audio, nur bestenfalls wird der nächste Codec genommen.


    Übrigens: Vermutlich dürfte das die größte Baustelle von VoLTE sein. Hier entstehen schnell gerne mehrere Millionen an denkbaren Szenarien. Jedes Szenario müsste eigentlich eigenständig gestetst werden. So flexibel AMR-WB auch ist, so kompliziert ist es in SIP/SDP. Aber auch für Opus ist seine Flexibilität der größte Pferdefuß. Zwar hoch flexibel, aber dadurch kann auch viel schief gehen. Mit ein Grund warum GSM, G.711 und G.722 selbst in VoIP/SIP so beliebt sind, obwohl diese Codecs ursprünglich aus Festnetz bzw. Mobilfunk stammen.

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