Nochmal ne kleine Uhren-Frage

  • Leute, kriegt euch doch nicht wegen einem schönen Thema wie Uhren so in die Haare! ;) Happy hat eine Menge Ahnung, das muss ich als Uhrensammler neidlos anerkennen. :top:

  • Zitat

    Original geschrieben von SEGA
    Leute, kriegt euch doch nicht wegen einem schönen Thema wie Uhren so in die Haare! ;) Happy hat eine Menge Ahnung, das muss ich als Uhrensammler neidlos anerkennen. :top:


    Danke für die Blumen. ;)


    Es geht mir wirklich nicht darum, hier irgend jemanden "niederzumachen" oder gar der Lächerlichkeit preiszugeben - letzteres zu tun, überlasse ich den jeweiligen Personen selbst. :D (OK, ich hoffe, daß war jetzt keine Bemerkung aus der Rubrik "unfaires Nachtreten"?)


    Wenn aber jemand so tut, als würden die Uhrenforen im Internet nur so überquellen vor lauter Berichten über das ach so katastrophale Aufzugssystem eines bestimmten Uhrwerks, dann ist dies schlicht und einfach nicht richtig und muß entsprechend richtiggestellt werden. Ich habe auf den seriösen Foren (wobei ich Zeitschreiber für fachlich kompetenter, seriöser und nebenbei auch noch in der stilistischen Qualität für hochwertiger halte als Watchbizz) nachgesehen, ob es dort gehäuft Berichte über den angeblich schwachen Aufzug des 2892-A2 gibt - Fehlanzeige! Auch in den englischsprachigen Foren von TimeZone und in meiner Lieblings-Newsgroup alt.horology habe ich nachgeforscht - ebenfalls nichts, was auf ein Problem pandemischen Ausmaßes hindeuten könnte. ;)


    Und zu guter Letzt habe ich auch noch meinen Freund Frank Adam gefragt, der tatsächlich Uhrmachermeister ist. Er wohnt zwar in "down under" und ist der deutschen Sprache nur sehr begrenzt mächtig, aber er ist auf seinem Gebiet, nämlich Uhren in Gang zu halten bzw. wieder in Gang zu setzen, ein in alt.horology und den TimeZone-Foren weithin anerkannter und ausgewiesener Experte. Auf meine Frage, wie es sich denn mit der angeblichen Aufzugsschwäche beim 2892-A2 verhalte, besonders im Vergleich zum 2824-2, schrieb er mir folgendes (ich zitiere hier mal den englischen Text und hoffe, daß jeder der hier Lesenden dieser doch recht weitverbreiteten Pflicht-Fremdsprache mächtig genug ist, um ihn zu verstehen):


    [ZITAT-BEGINN]
    The forum members [gemeint sind die selbsternannten "Experten" aus den Threads der Foren Zeitschreiber und Watchbizz] fail to note that the 2892's rotor runs on a much larger diameter bearing, so the amount of force required to turn the rotor center is much reduced. I'd say that because of that, the 2892 is a far more efficient rotor than the 2824. [Hervorhebung hinzugefügt]


    They both [gemeint sind hier die Aufzugssysteme des 2824-2 und des 2892-A2] do their job ok though, but the operation of the 2892 rotor feels extremely smooth in comparison. You will never have that "I felt the rotor move" feeling with one of those while wearing one. It's actually a bad thing for us ["us" meint hier "wir Uhrmacher"], because it's almost impossible to tell if the rotor is spinning when the case is closed and sometimes we'd like to know that it does...


    One thing for sure, the 2892 will always be a more "fussy" movement when it comes to services, while the 2824 will chug along happily until the wheels just about freeze into their jewels..."
    [ZITAT-ENDE]


    Natürlich ist auch dies nur die Meinung eines einzelnen Experten. Aber es ist immerhin - im Gegensatz zu denen aus den o. g. Foren - ein Experte, den ich seit Jahren kennen und schätzen gelernt habe und auf dessen Urteil ich mich bisher stets verlassen konnte. Den Aspekt mit dem sehr weichen und extrem geräuscharmen Lauf des 2892 kann ich jedenfalls aus eigenen Erfahrungen nur bestätigen.


    So, das sollte nun wirklich auch genug fachlich fundiertes "Futter" sein, um das Thema als erledigt und das angebliche Problem als ein eher virtuelles betrachten zu können.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day


    [edit]
    Ist es nicht geradezu bizarr, daß wir in einem Hightech-Forum wie TT über die Finessen einer im Prinzip schon Jahrhunderte alten Technik diskutieren? :)


    Allerdings hat es mir selten so viel Spaß gemacht, mich in einem Handy-Forum zu bewegen, obwohl ich von Mobiltelefonen eigentlich nicht viel verstehe und mich deren Technik auch nicht so sehr in ihren Bann zieht, daß ich darüber mehr wissen möchte als das, was man zum halbwegs effizienten Gebrauch der eigenen Handfunke braucht. Und mehr als Telefonieren tue ich mit dem Teil ohnehin nicht. :D
    [/edit]

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989 Wenn die Rolex-Generalvertretung Deutschland (mit Sitz in Köln) eine fünf bis sechs Jahre lang nicht gewartete Zwiebel in die Finger kriegt, sieht die Uhr zwar hinterher aus, als käme sie gerade frisch aus der Fertigung, aber dafür werden die Wochenzahlen, in denen Du auf Deine Uhr wartest, i. d. R. zwei- und die Rechnungsbeträge vierstellig. :( Ich weiß nicht, ob's Dir das wert ist.


    So schauts aus :(


    Am 19.12 habe ich meine zum Konzi gegeben und der musste die nach Köln senden. Voraussichtlich Ende Februar 06 :(


    Naja OK. Meine war schon richtig nett zerstört und ich bekomme ein komplett neues Werk.


    Aber ich freue mich schon wenn die dann wieder da ist. War eine gute Entscheidung (durch diesen Thread :) ) die Uhr wieder aufbauen zu lassen.


    Lediglich 770 Euro kostet der Spaß. Ich dachte das würde teurer :cool:

    Gruß
    vom Stefan


    -Wer einmal in Fürth war, der findet es überall auf der Welt schön-

  • Hi, HappyDay989,


    ich nochmal, obwohl dieses Thema der beiden Werke nun abgeschlossen sein sollte. Aber mein Problem:


    Schreibe ich nun nix mehr, denken alle, Du hättest mich (argumentativ) niedergemacht.


    Schreibe ich nun doch (wie jetzt gerade) könnte man herauslesen: Ja, ja, betroffene Hunde bellen halt.


    Aber egal, nur noch ein paar kurze Zeilen und dann ist Schluss.


    Wie ein direkter Vergleich der beiden Kaliber hier oder in anderen (Fach-) Kreisen ausgeht, ist wohl nie ganz objektiv. Deswegen kauft jeder eben das Kaliber, welches ihm am besten gefällt. Mit Rolex, Omega oder anderen Manufakturkalibern hat man auf jeden Fall was besseres. Da braucht man über ETA nicht mehr reden.


    Als Schlussbemerkung von mir bleibt dennoch der Anfang unserer Diskussion:


    150 - 180 Euro mehr ausgeben für das 2892-A2.


    Nee, nee. Bleibt Deine Meinung. Meine ist ne andre und die wird durch Deine Argumentation hier auch nicht widerlegt. Für mich zumindest. Jeder andere Leser kann sich seine eigene Meinung bilden.


    Gruß
    Sackgesicht

    Vom Handy weg und zum Uhrentripp gekommen (natürlich nur mechanisch) und nun wieder zusätzlich zum Handy.

  • Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    ich nochmal, obwohl dieses Thema der beiden Werke nun abgeschlossen sein sollte. Aber mein Problem:


    Schreibe ich nun nix mehr, denken alle, Du hättest mich (argumentativ) niedergemacht.


    Schreibe ich nun doch (wie jetzt gerade) könnte man herauslesen: Ja, ja, betroffene Hunde bellen halt.


    Ich denke weder das Eine noch das Andere. Es lag und liegt nicht in meiner Absicht, Dich hier "herunterzuputzen" oder "vorzuführen". Entschuldige, wenn ich ein bißchen zu hart 'rüberkam. Das liegt wohl auch an meinem Job, da muß ich manchmal den ganzen Tag versuchen, "11 Korken mit 10 Fingern unter Wasser zu drücken" - eine recht amüsante, aber zutreffende Definition von Projektmanagement. ;) So etwas überträgt sich manchmal auch in Verhaltensweisen in der Freizeit. Ich gelobe, mich bessern zu wollen. ;)


    Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    Aber egal, nur noch ein paar kurze Zeilen und dann ist Schluss.


    Wie ein direkter Vergleich der beiden Kaliber hier oder in anderen (Fach-) Kreisen ausgeht, ist wohl nie ganz objektiv. Deswegen kauft jeder eben das Kaliber, welches ihm am besten gefällt. Mit Rolex, Omega oder anderen Manufakturkalibern hat man auf jeden Fall was besseres. Da braucht man über ETA nicht mehr reden.


    Da sind wir uns vollkommen einig. Rolex rangiert bei den reinen Werken (das m. E. mit Problemen behaftete Aufzugssystem lasse ich mal außen vor, auch wenn ich schon Gerüchte vernommen habe, daß es diesbezüglich bei Rolex erste vorsichtige Veränderungen in Richtung kugelgelagerter Rotor-Aufzug geben soll) in Punkto Langzeit-Präzision und Robustheit i. d. R. in einer Klasse für sich. Es mag auch da mal den einen oder anderen Ausreißer geben, aber im Großen und Ganzen dürfte diese Aussage selbst bei Rolex-Kritikern (wie ich ja selbst auch der Firma mit dem Krönchen ausgesprochen skeptisch gegenüber stehe) nicht auf Widerspruch stoßen.
    Bei Omega würde ich Deine Aussage in so weit einschränken wollen - und da wirst Du mir sicherlich zustimmen - daß die von Omega selbst entwickelten und gebauten Manufakturwerke ganz sicher das Zeug zum Großen haben. Sie werden z. T. aber noch nicht lange genug gebaut, um hier definitive Aussagen treffen zu können - Stichwort "Koaxial-Kaliber". Allerdings lasse ich die Aussage nicht gelten für die lediglich modifizierten ETA-Kaliber, die Omega (und diverse andere Hersteller innerhalb und außerhalb der Swatch Group auch) in ihren mehr oder weniger preiswerten Modellen "verwurstet". Denn Werke lediglich zu überarbeiten oder gar nur zugelieferte Teile zusammenzuschrauben, ist etwas völlig anderes, als Werke selbst zu entwickeln und zu produzieren. Der Unterschied ist ähnlich groß wie zwischen Automobilbauern und Tuning-Firmen.


    Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    Als Schlussbemerkung von mir bleibt dennoch der Anfang unserer Diskussion:


    150 - 180 Euro mehr ausgeben für das 2892-A2.


    Nee, nee. Bleibt Deine Meinung. Meine ist ne andre und die wird durch Deine Argumentation hier auch nicht widerlegt. Für mich zumindest. Jeder andere Leser kann sich seine eigene Meinung bilden.


    Das wollen wir jetzt nicht erneut durchkauen. Wenn Dir die 150 - 180 Euro Aufpreis für ein etwas besseres Uhrwerk zuviel sind (oder anders: wenn Du nicht meinst, die Werke der 2892-Familie seien die 150 - 180 Euro Mehrpreis wert), so sei Dir diese Meinung unbenommen. Dagegen habe ich auch gar nicht argumentiert, auch wenn ich nach wie vor meine, daß Dir zu einer fundierten Beurteilung ganz einfach die praktischen Erfahrungen mit den 2892-Werken fehlen - und auch ein bißchen Hintergrundwissen um den technischen Aufbau.
    Es ging mir lediglich darum, Behauptungen über die angebliche Ineffizienz und Störanfälligkeit der 2892-Werke ins rechte Licht zu rücken.


    Ich hoffe, daß wir uns in diesem Sinne darauf einigen können, uns eigentlich gar nicht ernsthaft gestritten zu haben - jedenfalls nicht so sehr, daß jetzt einer von uns (oder beide) ein schlechtes Gefühl haben müßte.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Hi,


    ne, ne, schon klar. Man muss ja auch "hart" - aber stets fair - streiten (eher: diskutieren) können, dafür sind Foren ja da und sehr nützlich, denn sonst erfährt man viele Produktnachteile ja gar nicht. Die Hersteller preisen ihre Produkte natürlich immer voll an.


    Gut, dann haben wir hier viele Argumente und techn. Details ausgetauscht und können das nun beenden, da man da genau so wenig zu einem endgültigen Urteil kommt wie bei Autos (z. B. ob Opel oder VW besser ist, oder doch die Japaner oder sonstwas). Und welche Frauen die besten sind (blond, brunett oder rothaarig) soll ja auch noch nicht endgültig geklärt sein. Ergo:


    Wir "unterhalten" uns wieder über den Threadtitel: über Uhren (im ganzen).


    Gruß
    Sackgesicht

    Vom Handy weg und zum Uhrentripp gekommen (natürlich nur mechanisch) und nun wieder zusätzlich zum Handy.

  • Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    Gut, dann haben wir hier viele Argumente und techn. Details ausgetauscht und können das nun beenden, da man da genau so wenig zu einem endgültigen Urteil kommt wie bei Autos (z. B. ob Opel oder VW besser ist, oder doch die Japaner oder sonstwas). Und welche Frauen die besten sind (blond, brunett oder rothaarig) soll ja auch noch nicht endgültig geklärt sein. Ergo:


    Wir "unterhalten" uns wieder über den Threadtitel: über Uhren (im ganzen).


    Und trotzdem muß ich jetzt noch mal zurück, denn irgendwann am gestrigen Abend hat mir auch ein Kollege aus der Schweiz noch etwas zum ETA 2892 geschrieben, das vielleicht von Interesse sein könnte. Dieser Kollege ist zwar kein Uhrmacher, hat aber bis zu seiner Pensionierung vor einem Jahr mehr als drei Jahrzehnte als internationaler Großhandelsvertreter für etliche Firmen gearbeitet, die heute in der Swatch Group zusammengefasst sind. Damit ist er sicherlich genau im Bilde über viele Interna der Schweizer Uhrenindustrie, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit, ja nicht einmal für die Fachhändler bestimmt sind. (Die Informationen, die er mir gibt, sind natürlich nie von derlei Brisanz. ;) )


    Es gab Anfang 1997, nach knapp vier Jahren Produktionszeit, tatsächlich eine Änderung am Aufzugssystem des 2892, nämlich eine Änderung des Profils der an der Schwungmasse befestigten kleinen Gewichte sowie eine Veränderung am Durchmesser des Rotorlagers. Dies geschah, um ein höheres Drehmoment zu erreichen. Dieses höhere Drehmoment war wiederum dazu erforderlich, um eine etwas stärkere Feder zu spannen als die ursprünglich vorgesehene. Aus diesen beiden Änderungen (Aufzugssystem und Feder) heraus änderte sich die Modellbezeichnung von 2892 in 2892-A2.


    Interessant ist aber der Grund dafür, denn es lag, wie mein Kollege ausdrücklich betont, nicht daran, daß das vorhandene Aufzugssystem nicht perfekt in der Lage war, die Feder aufzuziehen, und auch nicht daran, daß die Feder zu schwach war, um stets für genug Antrieb und Gangreserve für den Betrieb von drei Zeigern und einer Datumsscheibe zu sorgen.


    Der Grund lag vielmehr darin, daß zahlreiche Uhrenhersteller das doch recht flache 2892 als ideale Basis für ihre eigenen Entwicklungen verwende(te)n und das Werk noch mit zahlreichen Komplikationen wie eigenen Chronographen, zusätzlichen Zeitzonen-Anzeigen, Mondphasen usw. bestück(t)en. All diese Funktionen werden bekanntlich als zusätzliche Module auf das Werk montiert. Woher aber beziehen diese Module die zu ihrem Betrieb notwendige Energie? Natürlich von derselben Feder, die eigentlich nur dazu bestimmt ist, drei Zeiger und eine Datumsscheibe anzutreiben.


    Kurzum, die im 2892 verbauten Komponenten Aufzug und Feder erwiesen sich zwar als durchaus kräftig genug, um ihrer Bestimmung gerecht zu werden, aber nicht unter allen Umständen als kräftig genug, auch noch alles zu versorgen, was die Uhrenherstellern an zusätzlichen Modulen noch oben draufpackten. Dies zeigt(e) sich vor allem immer bei Uhren, die nicht regelmäßig gewartet werden, bei denen also verharztes Öl und ein Übermaß an Materialabrieb einen reibungslosen Gang behindern. Aber, seien wir fair, das kann man ETA wohl schwerlich anlasten. Es wäre hier Aufgabe der Uhrenhersteller, nicht nur den Rotor und die Rotorlagerung zu verändern, sondern auch eine stärkere Aufzugsfeder einzubauen. Und es ist alleine in der Verantwortung des Kunden, seine mechanischen Uhr(en) regelmäßig warten zu lassen.


    ETA reagierte natürlich, schließlich ist das Abhängigkeitsverhältnis zwischen ETA als Werkelieferant und den Uhrenherstellern als Verbrauchern ein gegenseitiges. Nicht nur würden es die weitaus meisten Uhrenhersteller schwer finden, plötzlich ihre Produktion auf andere Kaliber umzustellen (vor allem: auf welche denn?) oder gar damit zu beginnen, ihre eigenen Uhrwerke zu entwickeln und herzustellen. Auch ETA hat ja mehr Kunden außerhalb der Swatch Group als innerhalb und ist aufgrund seiner hohen Stückzahl-Kapazitäten durch Automation darauf angewiesen, seine Produkte auch zu verkaufen und nicht jahrelang einlagern zu müssen. Da es erheblich leichter (und ökonomisch wie technisch auch sinnvoller) ist, bereits zu Beginn der Produktion ein Uhrwerk so zu bauen, daß es hinterher nicht wieder vollständig zerlegt und solch teure Teile wie Federn ausgetauscht werden müssen, übernahm ETA es, Aufzug und Federn dafür auszulegen, selbst solche "Energiefresser" wie Chronographen noch mitversorgen zu können. Daß im Zug einer solchen Modifikation natürlich auch der Preis auch für solche Werke stieg, die tatsächlich nur in Dreizeiger-Uhren mit Datum eingesetzt werden und die das stärkere System eigentlich nicht gebraucht hätten, ist wohl klar.


    Und es dürfte wohl auch klar sein, daß selbst ein "Traktor" wie das 2824-2 plötzlich unter scheinbar unerklärlichen Aufzugs- und Gangreserveschwächen litt, wenn man es ohne entsprechend stärkeren Aufzug und stärkere Feder mit zusätzlichen Modulen "aufrüstete" bis zum Geht-nicht-mehr. Vor allem, wenn man als Besitzer einer solchen Uhr dann aus falscher Sparsamkeit die Uhr nicht einmal regelmäßig zur Wartung bringt.


    Fazit: Bei mechanischen Uhren, die vor 1997 gebaut wurden und deren Basiswerk ein ETA 2892 (nicht 2892-A2!) ist, kann es je nach Art und Anzahl der zusätzlichen Module tatsächlich dazu kommen, daß es bei nicht regelmäßig gewarteten Uhrwerken zu Problemen mit der Federspannung und daraus resultierend, mit der Gangreserve kommen kann. Dies ist aber eher ein Problem, das Besitzer und Sammler älterer Uhren betrifft. Besitzer einer Uhr, deren Werk entweder ein ETA 2892-A2 ist oder deren Werk auf ein 2892-A2 aufsetzt, dürften ebenso auf der sicheren Seite sein wie diejenigen, deren Werk aus den Familien 2824-2 oder Valjoux 7750 stammt.


    Danke für die Aufmerksamkeit. Ich hoffe, es war nicht zu langweilig.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Nö, danke für ausführliche "Historie", ich denke, die hilft allen, ihr Wissen zu vertiefen. Dennoch musste ich schmunzeln, weil du mich in einem der vorigen Postings ziemlich "angemacht" hast, weil ICH die Historie (nur ganz kurz) vom 2892-2 zum "A" bemüht habe - ziemlich harsch schriebst du, das interessiert hier nicht, wir reden hier nur über "A". Und nun von DIR eine sehr ausführliche Historie dazu.


    (Das musste ich jetzt einfach mal loswerden).


    Aber vielen Dank dafür, man bekommt solche Infos sonst nirgends. Als Fazit kann man auf jeden Fall daraus ableiten, niemals an einer Revision (3-4 Jahre, max. 5) zu sparen. Die Uhr läuft dann weiterhin genau und es kommt hinterher nicht eine viel dickere Rechnung für eine Reparatur. Ist ja ähnlich wie beim Auto. Allerdings sollte man sich seriösen Meistern anvertrauen oder den Herstellern selbst (Sinn ist ein gutes Beispiel).


    Gruß
    Sackgesicht


    PS: Wie von Dir geschrieben: Wenn Hersteller hinterher mit den Werken mehr machen, als das, für was sie ursprünglich bestimmt waren, können sie natürlich nicht mehr 100%ig arbeiten. Und bei dem Kostendruck wird auch ETA die Werke nicht gerade um 300% überdimensionieren. Autohersteller legen Teile sogar für unter "1" aus, nur um zu sparen und HOFFEN, dass sie nicht kaputt gehen. Und selbst wenn 5% der Teile auf Garantie getauscht werden müssen, haben sie immer noch an 95% der Teile gespart.

    Vom Handy weg und zum Uhrentripp gekommen (natürlich nur mechanisch) und nun wieder zusätzlich zum Handy.

  • Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    Nö, danke für ausführliche "Historie", ich denke, die hilft allen, ihr Wissen zu vertiefen. Dennoch musste ich schmunzeln, weil du mich in einem der vorigen Postings ziemlich "angemacht" hast, weil ICH die Historie (nur ganz kurz) vom 2892-2 zum "A" bemüht habe - ziemlich harsch schriebst du, das interessiert hier nicht, wir reden hier nur über "A". Und nun von DIR eine sehr ausführliche Historie dazu.


    (Das musste ich jetzt einfach mal loswerden).


    Und damit habe ich auch gar kein Problem. Wenn ich zuverlässige Infos habe (und bei meinem Schweizer Kollegen kann ich mich auf die Richtigkeit selbst in den Details verlassen), dann macht's mir auch nichts aus, etwas zu ergänzen oder zu korrigieren, das ich vorher geschrieben habe. Mir geht's ja nicht darum, mich hier als strahlenden Helden darzustellen, der nie einen Fehler macht, sondern darum, akkurate und detaillierte Informationen an Uhren-Interessierte weiterzugeben.


    Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    Aber vielen Dank dafür, man bekommt solche Infos sonst nirgends. Als Fazit kann man auf jeden Fall daraus ableiten, niemals an einer Revision (3-4 Jahre, max. 5) zu sparen. Die Uhr läuft dann weiterhin genau und es kommt hinterher nicht eine viel dickere Rechnung für eine Reparatur. Ist ja ähnlich wie beim Auto. Allerdings sollte man sich seriösen Meistern anvertrauen oder den Herstellern selbst (Sinn ist ein gutes Beispiel).


    1. An der Revision zu sparen, ist in jedem Falle verkehrt, es sei denn, die Uhr war so billig, daß die Wartungskosten den Neupreis übersteigen. Dann ist es besser, die Uhr einfach in den Müll zu schmeißen und eine neue zu kaufen. So würde ich z. B. eine zehn Jahre alte Seiko 5 niemals für 50 Euro warten lassen, da ich für 10 Euro mehr eine nagelneue bekommen kann.
    Auch würde ich i. d. R. auf aufwendige Maßnahmen verzichten, die rein kosmetischer Natur sind. Wenn Rolex z. B. bei jeder Revision durch die Generalvertretung ungefragt und ungebeten zerkratzte Bandglieder oder Schließen durch neue ersetzt oder eine leicht zerkratzte Lünette austauscht, dann habe ich dafür als Kunde sehr wenig Verständnis, wenn auf diese Weise die Kosten eines sogenannten "Werterhaltungs-Service" unnötig in die Höhe getrieben werden. Auch das komplette Auspolieren des Gehäuses ist nicht zwangsläufig erforderlich, im Gegenteil, ich habe nichts dagegen, wenn man einer Uhr ansieht, daß sie auch getragen wurde. Und außerdem sieht das Teil ein paar Wochen oder Monate später so wieso wieder aus wie vor dem Service. Also wozu dann ein solcher Aufwand?


    2. Was mich bei Sinn ein wenig stört (abgesehen vom Design der meisten Modelle, aber das ist eine reine Geschmacksfrage), ist die Tatsache, daß häufig in Uhrenforen und auch seriösen Uhrenmagazinen Gangwerte für Sinn-Uhren angegeben, die jenseits dessen liegen, was sich aus ETA-Werken der Kategorie "Top Grade" herausholen läßt; Abweichungen von bis zu 20 Sekunden/Tag sind nicht einmal bei völlig unmodifizierten ETA-Werken ein Ruhmesblatt. Dies läßt den Schluß zu, daß die Regelage der von Sinn eingesetzten Uhrwerke wohl nur mäßig ist und daß es in jedem Fall eines guten Uhrmachers vor Ort bedarf, um hier Verbesserungen zu erreichen. Diesbezügliche Erfahrungsberichte von Sinn-Besitzern werden gerne gesehen!


    Zitat

    Original geschrieben von Sackgesicht
    PS: Wie von Dir geschrieben: Wenn Hersteller hinterher mit den Werken mehr machen, als das, für was sie ursprünglich bestimmt waren, können sie natürlich nicht mehr 100%ig arbeiten. Und bei dem Kostendruck wird auch ETA die Werke nicht gerade um 300% überdimensionieren. Autohersteller legen Teile sogar für unter "1" aus, nur um zu sparen und HOFFEN, dass sie nicht kaputt gehen. Und selbst wenn 5% der Teile auf Garantie getauscht werden müssen, haben sie immer noch an 95% der Teile gespart.


    Natürlich dimensioniert ETA seine Werke nicht maßlos über. Allerdings wollen sie auch kein Risiko eingehen, ihre Kunden mit schlechter oder auch mittelmäßiger Qualität zu verärgern. Und das müssen sie auch gar nicht, denn sie sind als Quasi-Monopolist für Schweizer Uhrwerke auf dem Markt für Dritthersteller zumindest in der Preisgestaltung relativ unabhängig vom Konkurrenzdruck. Seit Jaeger LeCoultre (gehört zur Richemont-Gruppe), Nouvelle Lémania und Frédéric Piguet (gehören beide zur Swatch Group) sich aus dem Geschäft mit konfektionierten Werken für den freien Markt zurückgezogen haben, führt an dem Vollsortimenter aus Grentchen kein Weg mehr vorbei. Alle drei "Mitbewerber" hatten selbst zusammengenommen ohnehin nie die Möglichkeit, ETA ernsthaft die Stirn zu bieten.
    Allerdings ist es auf dem Gebiet der Luxusartikel (und zu denen gehören die meisten mechanischen Armbanduhren aufgrund ihres Preises zweifellos) ziemlich gefährlich, die Qualität nicht über alles zu stellen. Kundenunzufriedenheit hat in diesem Bereich erheblich gravierendere und langfristigere Auswirkungen als ein bißchen Reinigungsmittel, das versehentlich beim Abfüllen in eine Charge Coca-Cola gerät und einigen Kunden Bauchschmerzen und Übelkeit bereitet - von dieser Peinlichkeit redet heute kein Mensch mehr. Bei mechanischen Uhren ist das anders, denn hat ein Hersteller erst einmal den Ruf weg, in der Qualität nachgelassen zu haben, tragen die potentiellen Kunden ihr Geld schnell woanders hin, und die Marke leidet auch langfristig. Das gilt nicht nur für den Hersteller der Uhren, sondern auch für Zulieferbetriebe. Und letztlich ist ETA nicht mehr als das, wenn auch zweifellos der größte und wichtigste Zulieferer der gesamten Schweizer Uhrenindustrie.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Sind euch die lächerlich niedrigen Listenpreise der ETA-Werke bekannt? ;)


    Ich besitze eine alte Sinn-Fliegeruhr aus den Siebzigern. Die wurde noch nie gewartet, ebenso nicht die Bullhead's und was es da so Schönes gab. Revi für mich nur bei Verschlechterung des Gangverhaltens.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!