ZitatOriginal geschrieben von Timba69
Mir ist, trotz reger Börentätigkeit nie richtig "vermittelt" worden, welcher Vorteil sich ein Aktienrückkauf bei einem Unternehmen einstellen soll (mit Ausnahme von eventuellen abhängigen Stimmrechten). Ich rede nicht von von den Aktionären und Investoren. Insbesondere dann nicht, wenn man nicht mal Dividende zahlt.
Apple wäre (wie jedes andere Unternehmen) schön blöd, eigene Aktien anzukaufen.
Da gibt es mehrere Gründe, Timba.
Vorteile für das Unternehmen:
- Optimierung der Kapitalstruktur (Mix aus Eigen- und Fremdkapital; Senkung der Eigenkapitalquote zu Gunsten der Fremdkapitalquote bewirkt eine Erhöhung der Eigenkapitalrentabilität, gerade in Niedrigzinsphasen; auch bekannt als Leverage Effekt oder Hebelung der Eigenkapitalrendite)
- Reduzierung der Überschussliquidität (die man gerade offenbar nicht benötigt). Die Überschussliquidität reduziert (was ich ja immer wieder auch mal kritisch in vorherigen Postings aufgegriffen habe) oder verwässert die Gesamtrendite, da (überspritzt gesagt) Geldmarktrenditen nun mal weniger abwerfen als die Rendite aus dem operativen Geschäft (Verkauf von iPhones/iPads/iMacs etc.; man betrachte im Kontext auch mal die Umsatzrendite). Investoren mögen keine fallenden Renditen. Ein fallender Gewinn pro Aktie (EPS) erhöht das Kurs-Gewinnverhältnis (KGV) und hebt die Aktie bei einer gleichzeitig nachlassenden Gewinnwachstumserwartung der Folgejahre in die Überbewertungsfalle -> Folge: Investoren ziehen sich sukzessive zurück. Die Aktie fällt.
- Erwerb von Aktien als Akquisitionswährung (z. B. für die Bezahlung von Übernahmen)
- steuerliche Vorteile
- Kurspflege (Verknappung optimiert das Angebots- und Nachfrageverhältnis, stabilisiert den Preis und lässt ihn oftmals wegen der Kurspflegephantasie steigen).
- Bei einem Kursanstieg steigt auch der Wert der (nun) eigenen Aktien.
- Anreizschaffung für Investoren* (die Aktie ist nach wie vor ein wichtiges Refinanzierungsinstrument für Unternehmen), weiter investiert zu bleiben, vor allem, wenn das Wachstum rückläufig ist (Rückkauf ist daneben für die Anleger steuerlich auch besser als ein erzwungenes Deinvestment in Form von Dividenden-Ausschüttungen. Die Anleger müssten -wenn sie in gleicher Höhe wie vor der Ausschüttung investiert sein wollen- ja nach dieser Ausschüttung wieder Aktien zukaufen, was Gebühren kostet. Auch dient es als Argument, bei einem nachlassenden Wachstum weiter investiert zu bleiben und nicht sein Geld für andere Investitionsobjekte abzuziehen.
- Auflegung von Mitarbeiteraktienprogrammen oder Aktienoptionsprogrammen, um eine stärkere Bindung der Mitarbeiter ans Unternehmen zu schaffen.
- Reduzierung der Aktionärsstruktur, um Investor-Relation-Kosten zu senken
- Bei Apple wohl kaum, aber der Vollständigkeit halber: Abwehr von feindlichen Übernahmen.
Das wissen natürlich auch die Finanzhaie, die sich über (angefangen hat Einhorn) Icahn und Soros nun immer stärker in Apples Unternehmenspolitik einmischen werden. Das passiert bereits jetzt schon mit guter Taktrate ( mostwanted: Apple ist quasi schon Spielball). Sie wissen, dass sie Apple mächtig ärgern können und wenn Apple das macht, was sie wollen (und auch Apple muss den Kapitalmarkt im Sinne des Stakeholderprinzips berücksichtigen; im Umkehrschluss: der Kapitalmarkt hat mehr Macht als Apple, das weiß Apple auch), dann machen sie einen guten Reibach/ein gutes Geschäft. A Big Deal eben. ![]()
Nachteile bzw. Kehrseite der Medaille für das Unternehmen:
- Der Unternehmenswert könnte sich verringern, weil man Fremdkapital aufnimmt. Das hat Auswirkungen auf Unternehmenskennzahlen (z. B. Eigenkapitalquote)
- Eindruck könnte entstehen, dass das Unternehmen keine zündenden Ideen mehr hat, denn es könnte das Geld ja auch in solche investieren.
*= Apple steckt da aber auch in einer gewissen Zwickmühle: Auf dem Weg von einem Wachstumswert (Growth) zu einem echten Substanzwert (Value) können sie nicht nur auf den Kurs sehen. Viele Institutionelle Investoren suchen nicht nur die Partizipation am Kursgewinn. Die ordentlichen Erträge in Form von regelmäßigen (am besten planbaren) Ausschüttungen verstetigen die Ertragskontinuität, was zum Beispiel vor allem bei Unternehmungen von großer Bedeutung ist, die regelmäßige Erträge benötigen. Man denke nur an große Stiftungen, die dauerhaft ihren Stiftungszweck erfüllen wollen (und nicht nur, wenn gerade mal ein Kursgewinn vorbeihuscht) oder an Pensionskassen. Die benötigen einen planbaren Cashflow. Apple muss daher an beide Investorenlager denken. Deswegen geht es einerseits um den Aktienrückkauf und andererseits um eine dauerhafte Erhöhung der ordentlichen Ausschüttung (Quartalsdividende), die vor allem Valueinvestoren anziehen soll. Die sind aber hin- und hergerissen, weil der Kurs aufgrund der überzogenen Erwartungen (der Analysten; Apple hat das aber historisch teilweise mitverursacht bzw. befeuert) zu hoch war bzw. ggfs. immer noch ist, sollte das Wachstum und der Marktanteil und damit das Ergebnis nachlassen. Dass Apple seit Oktober 2012 deutlich Federn lassen musste, kommt gerade Valueinvestoren ganz gelegen, weil da schon mal ein wenig (zu heißgelaufene) Luft (der überzogenen Erwartungen) herausgelassen wurde. Auch würden die sich noch mehr Bonds von Apple, am besten mittlere und lange Laufzeiten mit einem interessantem Coupon (wieder regelmäßiger ordentlicher Ertrag), wünschen. Aktuell vermutlich besser, als so manche Staatsanleihe. Zudem herrscht an den Finanzmärkten 'Anlagenotstand'. Viel Liquidität (resultiert aus der Geldschwemme der Notenbanken zur Krisenbekämpfung, welche die Risiken für eine noch größere Krise erhöht hat, die möglicherweise irgendwann in den nächsten Jahren noch heftiger knallen könnte als das, was in den vergangenen Jahren knallte) am Markt - wenig Renditechancen, wenige gute Anlagemöglichkeiten und ein extrem hohes (auch systematisches) Risiko.