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Original geschrieben von KlausG
Ich habe noch Versatel gefunden. Die machen das auch für Privatkunden. Allerdings wohl nur ohne DSL. Man bekäme also ISDN mit 384 kb/s oder so ähnlich. Da muss man sich anschnallen, bei der Geschwindigkeit. 
Bei Versatel war es einige Jahre wie folgt: Echtes ISDN im Versatel-eigenen Ausbaugebiet (also dort, wo Versatel eigene Technik in den Telekom-Hauptverteilern hat) und VoIP/NGN in denjenigen Regionen, in denen man seine Dienste über das Telefonica-Netz angeboten hat.
Bei Privatkundentarifen wie "Doppel-Flat Select 24" steht auch heute noch bei den Fußnoten der Hinweis "Festnetz-Anschluss: 2 Leitungen, 3 Rufnummern inkl., in vielen Gebieten ISDN-Anschluss ohne Aufpreis". Entweder verfährt Versatel also heute immer noch ähnlich wie früher - oder man hat die Fußnoten nicht aktualisiert... 
Ich würde daher mal bei Versatel nachfragen, welche Technik man für Dein Wunschprodukt an Deinem Standort schalten würde. Falls Du nicht im Versatel-eigenen Ausbaugebiet wohnst, wird ISDN aber auf keinen Fall machbar sein.
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Original geschrieben von telthies
Fakt ist, daß es das ISDN als N (also Netz) garnicht mehr gibt. Das war ein noch zu einem Großteil (also praktisch überall außer auf der Fernebene) leitungsvermittelt arbeitendes Netz, wo eine digitale Architektur Dienste integriert hat.
Dieses Netz als solches gibt es bereits nicht mehr. Das nationale "Telefon"netz besteht bereits jetzt aus nur noch über das Internet miteinander verbundenen Ortsvermittlungsstellen. In den alten Wählersäälen könnte man heute tanzen, Platz genug wäre da. Anstelle der Ortsvermittlungsstelle so wie man sie im ISDN noch kannte steht heute im Grunde ein großes ISDN-VoIP-Gateway.
Nach meinem Kenntnisstand existiert das ISDN-Netz der Telekom auf Basis von Siemens EWSD und Alcatel S12/1000-Switches auch heute noch in bewährter Form. Man will ja eben diese Technik loswerden und stellt deshalb die Kunden auf (nutzerseitiges) VoIP/NGN um. Ein Telefonat zwischen zwei Telekom-Kunden mit Analog- oder ISDN-Anschluß müßte folglich auch heute noch komplett ohne VoIP laufen.
All-IP in größerem Umfange gibt es bei der Telekom meines Wissens im Mobilfunknetz (da gab es um 2011 eine größere Umstellung) und evtl. auch im internationalen ICSS-Netz (da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher).
Eine netzseitige VoIP-Umwandlung im Festnetz - wie von Dir angedeutet - gibt es nach meinen Informationen z.B. bei der Telekom Austria in Österreich, wo die alte OES-Technik von Siemens und Nortel vor einiger Zeit durch Huawei-MSANs abgelöst wurde. In einem solchen Szenario ist es gar nicht nötig, die Kunden nutzerseitig umzustellen, da kann man weiterhin Analog oder ISDN auf der TAL anbieten. Man braucht halt wohl für Analog + DSL bzw. ISDN + DSL dann zwei Linecard-Ports pro Kunde oder aufwendigere Combo-Linecards - und das will leider die Deutsche Telekom bei ihren MSANs offenbar nicht.
Der teilweise schlechte Ruf von VoIP ist von der Branche selbst verschuldet, man hat VoIP oft zu stark unter dem Thema Kostensenkung betrachtet und das Thema Qualität teilweise etwas schleifen lassen. Ein paar Stichworte dazu:
- teilweise zu "billige" (sprich: zu schwach dimensionierte) bzw. künstlich beschränkte Nutzer-IADs
- teilweise Einsatz von komprimierenden Codecs (es wird gerne oft von HD-Voice gesprochen, dabei war man teilweise schon für G.711 zu "geizig" und hat stattdessen zum Bandbreitesparen manchmal lieber G.729 und Co. eingesetzt - bei billigen Wholesale-Routings zum Mobilfunk oder ins Ausland kann das heute noch passieren)
- lange Verbindungsaufbauzeiten wegen Blockwahl bei VoIP (dabei gibt es mit dem RFC3578 auch ein Verfahren für Overlap Dialing)
- DTMF-Übertragung kann Probleme machen (die gerne erwähnte Möglichkeit der Outband-Signalisierung kann da m.E. manchmal mehr Schaden als Nutzen bringen)
- Probleme mit Fax (müßte eigentlich mit sauberem G.711 bei stabiler Übertragung und statischen Jitterbuffern eigentlich kein großes Problem sein. T.38 ist eine gute Idee, hat aber das Problem, daß es m.W. nicht immer gleich implementiert wird)
- Probleme mit Modem- und ISDN-Datenverbindungen (ähnliches Problem wie Fax, es gibt aber auch hierfür spezielle Protokolle wie V.150 / V.152 (Modem) bzw. RFC 4040 (ISDN-Clearmode)).
Das Ärgerliche ist, daß es für viele Probleme durchaus Lösungen gibt (wie teilweise von mir angedeutet), diese aber irgendwo oft nicht so recht umgesetzt werden. Stattdessen schreibt man dann teilweise lieber in die AGBs irgendwelche "heimlichen" Ausschlußklauseln, daß dieses oder jenes mit VoIP nicht mehr funktioniert...
cu talk2chris