Bei dem Begriff 5G muss man übrigens ziemlich vorsichtig sein, da hier häufig aus Marketinggründen einiges durcheinander geworfen wird!
Nach der Einführung der paketvermittelnden Kernnetze wegen 4G wurde bei der Einführung auf viel Wert auf langfristige Kompatibilität und Ausbaumöglichkeiten gelegt. Nicht umsonst heißt der Standard "Long Term Evolution". Nur 5G klingt hat schöner als 4.2G ...
Der aktuelle Stand ist ja, das 4G nicht annähernd ausgebaut bzw. ausgereizt ist. Wenn man schaut wie wenige Basisstationen im vgl. zu UMTS bei allen Netzbetreibern mit LTE Hardware ausgestattet sind, so muss man leicht erahnen, wie lange eine 5G Umrüstung brauchen würde. Bei 5G wird ja in den Vorstandards von extremer Verdichtung und MIMO gesprochen. Es ist fraglich ob beim Wettbewerb mit dem DSL/Glasfaserausbau hier wirklich eine vergleichbare Performance / Preis-Leistungs Verhältnis erreicht werden kann. Immerhin muss ja auch jemand die Basisstationen bezahlen …
Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass 4G Basisstationen deutlich modularer sind als bereits bestehende 2G/3G Stationen. Eine eNodeB ist recht klein und hat keine aktive Funktechnik an Bord, sondern ist ein Funkprozessor der auf externe Antenneneinheiten (RRU) angewiesen ist, die via Glasfaser-Interface (CPRI/OBSAI) angeschlossen sind. Möchte man Sektoren / Frequenzbänder dazu bauen, so müssen im besten Fall nur mehr Antennen +RRUs montiert und ggf. die Prozessorkarte gewechselt werden.
Auch Nb-IOT, was gerne unter 5G gebracht wird, ist eigentlich eine Idee von LTE und im Standard vorgesehen. Man nutzt einen oder mehrere Sub-Träger eines LTE-Signals für energiesparende Geräte anstelle ein Bündel aus mehreren Trägern für die Übertragung zu nutzen. Dieser wird dann aus der normalen Kommunikation einfach ausgenommen. Erst wenn man andere Frequenzen nutzen möchte, als die bisher in eine eNodeB verwendeten, benötigt man zusätzliche RRUs+Antennen.
https://cdn.rohde-schwarz.com/…a266/1MA266_0e_NB_IoT.pdf
Das eigentliche Stichwort bei 5G, das für den Kunden eher uninteressant ist, aber für die Betreiber um so mehr, heißt Virtualisierung. Eine 5G-eNodeB sollte im besten Fall durch genügend Rechenpower beliebig konfiguriert werden können, welche Technik (2G,3G,4G,4.5G ...) sie gerade auf einem bestimmten Frequenz(teil)band bereitstellen muss.