Beiträge von Sencer

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    Original geschrieben von autares
    Da kannst du gerne im Spiegel, Zeit und Woche (glaub ich) Archiv wühlen. Da gab es fundierte Aussagen. Und weiter: Warum wurde Kohl denn gewählt? Warum? Wegen seines Aussehens und seinen Alternativen? Nein, weil sich Politker im Laufe des Wahlkampfes sowieso annähern, und schlussendlich nur noch reine Sympathie entscheidet (Quelle: Fritsch, M., Wein, T., Ewers, H.-J. (2003): Marktversagen und Wirtschaftpolitik).


    Du stellst zwei völlig unzusammenhängende Dinge nebeneinander und behauptest es gebe einen Zusammenhang. Die zweite Aussage mag richtig sein (bezgl. Annäherung - denn je mehr Geld in den Bundesstaaten versenkt wurde für den Wahlkampf umso ausgeglichener schien der Stimmenanteil zu sein, also Richtung 50-50). Aber wieso soll das der ausschlaggebende Punkt für die Wahl Kohls gewesen sein? Halte ich nicht für plausibel, wurde er doch zu Anfang seiner Regierungszeit eben mehr belächelt als ernst genommen.


    Zitat

    Ferner, wie du bereits gemerkt hast, sind sich Stoiber und Kerry in bezug auf die Führungsfähigkeit sehr ähnlich. Genau diese fehlende Führungspersönlichkeit haben sich die Republikaner zu Nutze gemacht


    So etwas habe ich nicht gesagt. Ich sprach von Demonstrations von Führungsqualität, nicht dem nebelschwadenhaftigen Wort "Führungspersönlichkeit". Kerry hat sich sehr lange sehr ruhig verhalten (nicht annähernd so geschimpft und ständig alles schlecht geredet wie Stoiber). Und wenn er Bush kritisiert hat (und zwar immer ohne Panik heraufzubeschwören im Gegensatz zu Stoiber), dann hat er auch ganz klare Punkte genannt was er ändern möchte (ebenfalls im Gegensatz zu Stoiber).


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    und einen sich ständig seine Meinung wechselnden Kandidaten dargestellt ( anscheinend auch erfolgreich).


    Dieser Eindruck wurde zwar scheinbar erfolgreich erzeugt, ist aber für mich nicht den Tatsachen entsprechend. Wenn man sich bspw. Kerrys Reden anschaut bezgl. des Irak-Kriegs (bis zurück zu 2002; es gab letztens Ausschnitte im Rahmen einer Doku auf Phoenix), dann ist es eine konsequente, differenzierte Position die sich nicht geändert hat und die von einem Weltverständnis zeugt welches der Welt angemessener erscheint als die Gut-Böse Dichotomie von Bush.


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    Und du willst doch nicht etwas bestreiten, dass die meisten Amerikaner mit einem "Hinterwäld-Texaner" mehr anfangen können als mit einem "Oststaaten-Yuppie"? Wenn du das glaubst, dann muss ich dir sagen, kennst du das amerikanische Volk schlecht.


    1) Ich habe es nicht bestritten 2) Ist es nicht die Frage um die es hier geht ob sie "mehr mit ihm anfangen können" 3) Es ist auch nicht die Frage wie gut du oder ich "das amerkanische Volk kennen" (ziemlich vermessen so etwas zu behaupten).


    Meiner Meinung nach ist die Ananlyse im BBC Artikel sehr treffend, aber darauf gehst du mit keinem Wort ein und begibst dich statt dessen auf irrelevante Seitenpfade und legst mir Worte in den Mund.
    Ich vermute aber, das war sicher nur ein Mißverständnis deinerseits...

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    Original geschrieben von autares
    ich habe dann nur die Gegenfrage gestellt, denn vor ca. 3 Jahren hörte man in Deutschland auch nur alle von der CDU reden. Und was war? Schröder wurde wiedergewählt, obwohl er, imho, bereits in der ersten Legislaturperiode so ziemlich alles falsch gemacht hat. Aber der Mann hat Charisma und Ausstrahlung, und Stoiber war nun einmal aus deutscher Sicht keine wirkliche Alternative, da er wenig neues zu sagen hatte, kaum bessere Vorschläge hatte und einfach ein Bayer war, was viele Wähler bereits abgeschreckt hat.


    Und nun in den USA? Da ist einer, der ist vielleicht ganz nett, der hat aber auch keine wirklich anderen Ideen, der hat zwar mehr Ausstrahlung und ist gebildet, aber das ist einer von der East Coast. Damit kann sich nunmal nur ein Bruchteil der Amis identifizieren. Und egal, was Bush so getrieben hat, er ist immer noch besser als Kerry. Genau so wie es vor 3 Jahren der Schröder gegenüber dem Stoiber war.


    Diese frei erfundene Analyse mag ich mal zu bezweifeln. Kohl fehlte auch alles was einen Staatsmann ausmacht und er wurde nur belächelt, trotzdem wurde er gewählt und hat sich ein paar Jährchen gehalten.
    Stoiber hat sich IMHO unbeliebt gemacht, weil er a) nur alles sehr schlecht geredet ohne Führungsfähigkeit in Form von Lösungsvorschlägen zu zeigen (also nicht zu vergleichen mit Kerry) b) weil er (zu) deutlich am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt hat (was für Stoiber in D nicht funktionierte, aber womit Bush ordentlich punkten konnte).


    Eine nachvollziehabre Analyse warum es die Demokraten nicht geschafft haben (jedenfalls IMHO) findet sich hier: http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/3973197.stm


    Die Umfrage wurde auch gestern im ZDF bereits mehrfach erwähnt und hat mich in ihrer Deutlichkeit doch ziemlich überrrascht.


    Deine sonstigen, IMO völlig unrichtigen Bemerkungen über die deutsche Politik kommentiere ich hier nicht weiter, da völlig Offtopic.

    siberian sun: Selbst wenn ich dir im Grundsatz zustimme (sehr viel Gerede von Leuten die zwar Meinungen haben, aber kaum Ahnug), ist deine Pauschal-Verurteilung der Teilnehmenden dieser Diskussion hier völlig unangebracht und falsch. Das ist dir denke ich auch selber klar.



    Du argumentierst nicht mehr über das eigentliche Thema, sondern versuchst auf einer Meta-Ebene deine These (!) als Fakt durchzudrücken und dich damit "über" die anderen zu stellen. Vielleicht lässt du dich einfach mal auf eine Diskussion ein, ohne solche rhetorischen Tricks.


    Alles was deine These nicht stützt, wertest du ab oder ignorierst du:

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    Da die Bild Zeitung trotz höchster Auflage nicht wirklich ernst zu nehmen ist (bzw. genommen wird), bleibt die hier mal aussen vor


    Wie kann man allen ernstes der Bild absprechen, dass sie Einfluß auf die öffentliche Meinung hat? :confused:


    Du behauptest die Meinung sei nur von der Darstellung der Medien geprägt, gibst aber keinen Anhaltspunkt, warum dies der tatsächlichen Realität widersprechen sollte. Ich möchte mal ein paar Dinge nennen, die ein negatives Licht auf Bush werfen, und du erklärst mir inwiefern, das falsch ist, und wie die Medien es besser hätten darstellen sollen:


    - Die Regierung sagte, sie habe ganz klare Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak. Dies hat sich als falsch herausgestellt.
    - Die Regierung sagte, der Irak seine "unmittelbare Bedrohung" ("imminent threat") gegeüber Amerika und dem Rest der Welt. Auch das ist nicht haltbar gewesen.
    - Die Regierung hat den Angriff im Irak als "Kampf gegen den Terror" dargestellt. Wie sich herausstellte, hatte Irak nichts mit 9/11 zu tun. Aufgrund der heutigen Lage, sind viele der Meinung, dass die Lage im Irak dem islamistischen terror eher hilft.
    - Die Regierung bestreitet trotz all dieser Dinge, dass sie in Bezug auf Irak Fehler gemacht hat.
    - Die Regierung hat sich von Kyoto abgewandt, und lange Zeit verneint, dass die globale Erwärmung existiert bzw. dass sie ein Problem sein könnte, wo es zu handeln gilt. Und das obwohl es quasi einen Konsens in der Wissenschaftlich bezgl. dieser Frage gibt.


    IMHO braucht es keiner besonderen Darstellung durch die Medien, um ein negatives Bild von Bush zu bekommen.


    Das einzige was du als Beleg für deine abstruse These aufführst ist, dass Bush in den USA stärkere Unterstützung erfährt, als anderswo in der Welt. Nun, dasselbe trift auch für Diktatoren zu, ist also kein zwingendes Argument für deine These. Im übrigen gab es eine Untersuchung (update: Quelle. http://www.pipa.org/OnlineRepo…04/html/new_10_21_04.html )), dass unter Bush-Supportern bestimmte Annahmen sehr weit verbreitet waren, die den Fakten völlig widersprechen (Saddam war mitverantwortlich für 9/11, Bush unterstützt das Kyoto-Protokoll, usw.). Man könnte also durchaus die Vermutung aufstellen, dass es eher Bush-Supporter sind, welche weniger informiert sind, bzw. sich durch bestimmte Umstände zu einer Meinung verleiten lassen, die nicht der Realität entspricht.

    Zitat

    Original geschrieben von Joe2
    Gegenpositionen zum Film und vielen seiner Aussagen:
    http://www.liberalismus.at/Texte/59Deceits.pdf


    Gegenpositionen zu den Gegenpositionen:
    http://www.dailykos.com/story/2004/7/18/173312/462


    Ich glaube jetzt dürfte klar sein, was ich weiter oben mit "Info-Nebel" gemeint habe. Es wird nicht über die diskussionswürdigen Punkte gesprochen, sondern es wird mit Diskussionen um Details möglichst viele "Fakten" herumgeschmissen, um die relevanten Themen in den Hintergrund zu drücken.
    Und wie ich oben schon geschrieben habe, ist Moore in diesem Fall durchaus zu einem guten Teil dafür mitverantwortlich. Mir geht es nicht darum den Film zu verteidigen.


    Wenig überraschend natürlich auch von wem das "Independence Institute" finanziert wird. Naja, mittlerweile ist man diese Art des "Newspeak" ja auch in Deutschland bekannt, da man gelernt hat, das "brutalst mögliche Aufklärung" ein Euphemismus für Verschleierung ist. (Oder siehe auch meinen Link oben zur Leseprobe von "Don't think of an Elephant")



    Bezgl. Kerry + F9/11: Man schau einfach mal auf das Produktionsdatum des Films (Sept. 2003) und auf das Darum als Kerry als demokratischer Kandidat feststand (Feb. 2004).
    Oder man schaue sich auch einfach den Filmtitel an: 9/11 - es geht um die Ereignisse um und nach dem 11.Sept. die untrennbar mit Bush verwickelt sind - was hat Kerry damit zutun gehabt? Relativ wenig.

    Für mich zeigt dieser Thread jedenfalls wieder deutlich, dass man keine Ahnung haben muß, nur um eine Meinung zu haben (und zu verkünden), siehe auch meine Signatur:

    Zitat

    "I had a clue. I didn’t like it. I took it back and exchanged it for an attitude."


    Die Erzeugnisse von Michael Moore als gleichgewichtig der "Propaganda der anderen Seite" zu beschreiben ist eine erhebliche Verharmlosung der "anderen" Seite, oder eine unangemessene Verzerrung von Moore. Der Name Anne-Coulter ist ja bereits gefallen, und es gibt eine laange Liste von weiteren Leuten die nicht nur gefährlichen und vor allem falschen Schwachsinn erzählen, sondern die dafür auch unangemessen viel Aufmerksamkeit und von Extremos sogar Lob für Mut zugesprochen bekommen. Aber das würde diese Diskussion leider voll kommen Offtopic führen.



    Bleiben wir mal bei Moore: Um seine Polemik und seine subtile Art der Meinungs-Schaffung zu beurteilen, kann man sich als Beispiel mal das hier bereits von mehreren genannte Herausfliegen der Bin-Ladens nehmen.
    Die meisten die den Film gesehen haben, so auch die welche die Szene hier im Thread kommentieren haben, scheinen zu glauben, dass Moore gesagt hätte, dass die Bin-Ladens
    a) während des Flugverbots
    b) ohne je vom FBI befragt worden zu sein
    c) außerhalb des Landes geflogen wurden


    Das ist aber nicht richtig, und das ist noch nichtmal das was Michael Moore wirklich sagt. Aber dennoch bekommt man den Eindruck wenn man sich die Kommentatorstimme zusammen mit den zusammengeschnitten Interviews und Bildausschnitten anschaut.


    Moore nimmt dazu auf seiner Webseite auch nochmal Stellung zu den Fakten die er wirklich nennt: http://www.michaelmoore.com/wa…f911notes/index.php?id=17, http://www.michaelmoore.com/warroom/index.php?id=4 und die sich von den Eindrücken die viele Beim Schauen gewinnen eben doch unterscheiden.


    Hier eine Webseite die sich mit dem Entlarven von Internet-Legenden einen Namen gemacht hat und sich der Frage ebenfalls annimmt.
    http://www.snopes.com/rumors/flight.htm
    (Wobei die Geschichte dieses Beitrags auf snopes [und seiner Änderungen] ebenfalls nicht unumstritten ist, siehe diese Diskussion: http://www.metafilter.com/mefi/28100 )


    D.h.
    a) während des Flugverbots wurden sie nach der bisherigen Faktenlage wohl nur innerhalb der USA hin- und hergeflogen, nicht ins Ausland geschafft.
    b) ebenfalls falsch ist der Eindruck, dass FBI hätte gar nix mitbekommen, und hätte keinen der Bin-Ladens befragen können. (siehe den snopes Artikel: )
    c) Ins Ausland kamen sie erst (irgendwann ab bzw.) nach dem 13. September, als das Flugverbot gelockert war.



    Und jetzt meint vielleicht jemand, dass meine Ausführungen dem widersprechen was ich am Anfang des Beitrags gesagt habe, dem ist aber nicht so. Denn trotz der Suggestiv-Kraft die manche Stellen von F9-11 herstellen, wird nicht mit reinen Erfindungen hantiert die ein völlig fiktives Bild zeichnen sollen (Verbindung von Irak & Islamistischem Terror; angeblich absolut zuverlässige Informationen über WMD; angeblich absolut zuverlässige Informationen über versuchte Uran-Käufe in Afrika; [update: und die angeblich "unmittelbare Bedrohung durch den Irak])


    Selbst wenn man die ganzen Ungenauigkeiten, Verkürzungen und falschen Eindrücke wegnimmt, dann bleibt im Kern von Moore's Aussagen immer noch valide Fragen übrig die (und das ist das eigentlich schlimme) von anderer Stelle entweder gar nicht oder nur zaghaft und ohne Nachdruck gefragt werden. Und das ist eben ein deutlicher Unterschied.



    Ich schliesse daraus folgendes:

    • die Wahrheit ist in der Regel kompliziert und voll mit schwierigen Details, sodass die meisten "Durchschnittsleute" bereits nach der Einleitung das Interesse am Thema verlieren, und selbst wenn nicht, dann haben sie gar nicht die Zeit in jeder Angelegenheit sich selber mit allen Fakten über alle Ereignisse zu versorgen und sich ein Bild und eine Meinung zu machen, da man als Normalsterblicher schliesslich noch 8-11h arbeiten muß, eine Familie und ein Privatleben hat.
    • Die Medien die eigentlich die Aufgabe haben sollten das alles zu filtern und nach Stichhaltigkeit zu bewerten und uns Analysen zu geben, welche die Sachen aus den verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, machen ihren Job mehr Schlecht als Recht. Häufig verkommen sie zum Sprachrohr von bestimmten Lobbygruppen und "Spin-Doktoren". Es wird einfach alles weitererzählt was irgendwo zu hören und zu lesen ist (Pressemitteilungen abzudrucken != Journalismus). Recherche Fehlanzeige. In den USA ist es entweder besonders schlimm oder besonders gut nachvollzuziehen, da es von einer Minderheit aufgearbeitet wird. Besonders erwähnenswert ist IMHO:
      - The Daily Show with Jon Stewart (ComedyCentral, oder über BitTorrent aus dem Internet)
      - The Daily Howler: http://www.dailyhowler.com/
      Ebenfalls interessant, wenn auch einseitig: http://mediamatters.org/
      In Europa ist es Gott sei Dank (noch?) nicht so schlimm wie in anderen Teilen der Welt, einen großen Anteil daran haben übrigens die öffentlichen Anstalten, ich denke da an BBC und in Deutschland ARD, ZDF, WDR. (Mangels Sprachkenntnis kenne ich die meisten anderen aus unseren Nachbarländern leider nicht so gut, dass ich da eine Meinung zu haben könnte).
    • Interessengruppen sind sich über 1+2 natürlich sehr bewußt, und nutzen dies gekont zu ihrem Vorteil. Man schaue sich beispielsweise mal diesen Artikel zur Erzeugung von Feindbildern für Kriege an und wie oft dort PR-Firmen und Agenturen vorkommen (der Artikel ist von '99): http://www.message-online.de/arch0199/91kunc.htm
    • Die Daumenregel, dass die Wahrheit in der Mitte zwischen den beiden Extremen liegen wird, funktioniert schon lange nicht mehr (falls sie überhaupt je funktioniert hat). Die "Desinformationen" werden einfach dreister und noch extremer. Wenn man nur genug Dreck schmeißt wird auch schon was hängen bleiben.
      Außerdem hat man häfugi schon verloren, wenn man sich überhaupt auf eine Diskussion einläßt, siehe dazu auch die Leseempfehlung die ich schonmal gebracht habe in einem anderen Thread:
      "Don't think of an Elephant"
      http://www.chelseagreen.com/2004/items/elephant
      http://www.chelseagreen.com/images/DTE_Sampler.pdf
    • Die "Informationsgesellschaft" bringt uns nicht wie erhofft als Gesellschaft näher zum leichteren Finden der Wahrheit, sondern sie wird instrumentalisiert um immer eine Art "Info-Nebel" aufrecht zu erhalten, der die relevanten Fakten verschleiert, auf andere Themen lenkt etc. Man könnte auch etwas platter sagen: Wir haben nur mehr Quantität, aber leider (zumindest in Summe oder Querschnitt) nicht mehr Qualität bekommen. Immerhin hat man die technische Möglichkeit, sich die "guten Informationen" zu beschaffen, aber leider fehlt es an Zeit, Motivation, und der ordentlichen Vermittlung von richtigem kritischem Denken (manche verwechseln sogar Verschwörungstheorien mit kritischem Denken - da gruselts mir). Natürlich sieht es auch da in Europa nicht so schlimm aus wie in manchen US-Staaten, wo darauf beharrt wird, die Schöpfungsgeschichte als gleichberechtigte Alternative zur Evolution an Schulen zu lehren. Aber es gibt noch unheimlich viel Raum zur Verbesserung. Bücher wie das folgendee sollten zur Pflichlektüre in der Sek I werden:
      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0534551335/
      "Attacking Faulty Reasoning. A Practical Guide to Fallacy-free Arguments."

    Hier nochmal die Stimme von "The American Conservative" welche gegen eine zweite Amtszeit von Bush und für einen Wahlsieg von Kerry ist. (Zwar nur um die republikanische Partei zu retten, aber auch das sagt ja schon einiges...)


    http://www.amconmag.com/2004_11_08/cover1.html


    Zitat


    Bush has behaved like a caricature of what a right-wing president is supposed to be, and his continuation in office will discredit any sort of conservatism for generations.
    [...]
    George W. Bush has come to embody a politics that is antithetical to almost any kind of thoughtful conservatism. His international policies have been based on the hopelessly naïve belief that foreign peoples are eager to be liberated by American armies—a notion more grounded in Leon Trotsky’s concept of global revolution than any sort of conservative statecraft. His immigration policies—temporarily put on hold while he runs for re-election—are just as extreme. A re-elected President Bush would be committed to bringing in millions of low-wage immigrants to do jobs Americans “won’t do.” This election is all about George W. Bush, and those issues are enough to render him unworthy of any conservative support.

    Also das mit der "Sünde" wurde Kerry sogar unfairerweise in der dritten Präsidenten-Debatte vom Moderator gefragt. (Dass es Bemühungen gibt Bush, Cheney etc. aus der Kirche zu schmeissen wurde bspw. nicht genannt - Welche Relevanz solche Fragen, auch wenn sie negiert werden, haben können, ist unter den Links in meinem Beitrag auf Seite 6 zu G. Lakoff zu lesen).



    Was die Sache mit den Schutzzöllen angeht, wird hier auch nur mit Wasser gekocht. Genauso wie Bush bei den fundamentalistischen Christen Punkten muß und ihnen Hoffnung gibt, [url=http://www.guardian.co.uk/Columnists/Column/0,5673,1195727,00.html]dass er die Apokalyse einleitet[/url], muß Kerry eben auch die ganz linken hinter sich haben, wenn er gewinnen will. Wie sich das nachher in der Politik äußert, bleibt abzuwarten.


    Überhaupt findet sich in seinem Programm das hier:
    http://www.johnkerry.com/issues/economy/trade.html

    Zitat


    As president, John Kerry will build upon and strengthen the progress made in the Jordan Agreement by including strong and enforceable labor rights and environmental standards in the core of new free trade agreements.


    Und das klingt schon ganz anders als die Auslegungen der Worte, wie man sie bspw. hier lesen kann, auf die du dich schienbar berufst. Und es bleibt wie gesagt abzuwarten wie sich diese Willenserklärungen äußern werden.


    Ich sehe es dennoch als das kleinere Übel für Amerika, wie auch die Welt, verlgichen mit der Faith-based presidency (New York Times) des Bush, die sich immer wieder gegen das "reality-based camp", auch innerhalb der eigenen Partei gestellt hat:

    Zitat

    The aide said that guys like me were "in what we call the reality-based community," which he defined as people who "believe that solutions emerge from your judicious study of discernible reality." I nodded and murmured something about enlightenment principles and empiricism. He cut me off. "That's not the way the world really works anymore," he continued. "We're an empire now, and when we act, we create our own reality. And while you're studying that reality - judiciously, as you will - we'll act again, creating other new realities, which you can study too, and that's how things will sort out. We're history's actors . . . and you, all of you, will be left to just study what we do."


    Quelle:
    http://www.nytimes.com/2004/10/17/magazine/17BUSH.html (Pay-Artikel)
    bzw. als Mirror hier: http://www.truthout.org/docs_04/101704A.shtml

    Zitat

    Original geschrieben von floeru
    Natürlich kann es bei dem System mit den Wahlmännern kleine Verzerrungen geben. Das ist halt ein Nachteil dieses Systems, wenn das Resultat jedoch eindeutig wäre, würde das gar nicht auffallen.


    Wenn bei einer Monarchie oder Diktatur, der Staatsführer von der Mehrheit des Volks geliebt wird und diese ihn unterstützen, dann wäre das was "hinten rauskommt" auch "irgendwie" gleich, und Leute die sich in so einer Situation sehen, sind auch der Meinung, dass sie im Interesse des Volks handeln. Trotzdem würde sich unsereiner (hoffe ich) schwer damit tun es als Demokratie zu bezeichnen.


    Im Idealbild des Kommunismus heißt es auch, dass sich das Volk selbst regiert. Aber trotzdem hat die DDR (das zweite D steht für "demokratische") oder die Sowjetunion nicht unbedingt ein über und über demokratisches Image.


    In der Wikipedia gab es mal eine sehr interessante Diskussion über die den Inhalt der Seite für "Demokratie". Und dort wurde (von einer Minderheit) die Meinung vertreten, dass sich lediglich eine direkte Demokratie tatsächlich eine Demokratie schimpfen kann. Alle anderen Systeme die sich demokratisch nennen (also insbesondere repräsentative), haben zwar alle X Jahren mal Wahlen, weisen in der Zeit zwischen den Wahlen aber kaum die Merkmale einer "echten" Demokratie auf. Eine solche Umdefinierung von etablierten Begriffen hat sich dort natürlich/glücklicherweise nicht durchgesetzt.



    Was man aber aus der Diskussion mitnehmen kann, ist dass oft als rhetorisches Mittel eine falsche Dichotomie zwischen Diktatur auf der einen und Demokratie auf der anderen Seite gezeichnet wird. Wenn man sich aber mit den politischen Systemen stärker auseinandersetzt und zwar in der Theorie wie in der Praxis, merkt man, dass die Welt nicht Schwarz und Weiß ist. Und es macht durchaus Sinn von verschieden starken Graden von Demokratie zu sprechen.
    Es gibt durchaus so etwas wie zuviel Demokratie, und das ist der Grund warum jede Demokratie die funktionieren will und sich dauerhaft halten will, auch Mittel braucht, die die Demokratie an bestimmten Stellen einzuschränken.
    Das wichtige und schwierige ist halt die richtige Mischung zu finden. Das System in den USA ist auf dieser Skala auch nach der Meinung vieler Stimmen in den USA nicht unproblematisch.


    Interessant in diesem Zusammenhang sind neben dem politischen System auch die vielen dokumentierten Versuche der Wahlmanipulation bei denen systematisch versucht wird Minderheiten oder Schwarze Vom gang an die Wahlurne abzuhalten. Die Leute die dies tun sehen sich selbst auch nicht als anti-demokratisch, sondern sind überzeugt ihrem Land einen Dienst zu erweisen, getreu dem Motto "Der Zweck heiligt die Mittel".

    Zitat

    Nun ja, ich denke schon, dass eine Demokratie auch in diesen Ländern funktionieren kann - trotz dem Islam.


    Das Problem ist nicht der Islam, sondern das Problem ist, eine im 20. Jh. entstandene Strömung die gemeinhin als Islamismus bezeichnet wird. Und die steht der Demokratie in der Tat stark entgegen.



    Zitat

    Die bisherigen Strafzölle sind ein Witz gegenüber dem, was Kerry sich so vorstellt. Da werden die USA wieder ein typischer Protektionsstaat.


    Ich habe ja schon gehört, dass es eine Sünde für Christen sei, Kerry zu unterstützen, aber das ist mir neu. Wo kann ich mehr darüber erfahren?

    Wer sich dafür interessiert worauf der Erfolg der Republikaner, und damit auch Bush aufbaut, der sollte sich das Sample-Chapter (PDF, 1MB) von dem Buch "Don't think of an elephant" durchlesen.


    http://www.chelseagreen.com/2004/items/elephant
    Direktlink: http://www.chelseagreen.com/images/DTE_Sampler.pdf


    Der Autor George Lakoff ist kein Unbekannter, mehr über ihn hier:
    http://en.wikipedia.org/wiki/George_Lakoff


    Es gibt auch viele Artikel und Interviews über/von ihm und das "Framing" welches er beschreibt:
    http://del.icio.us/tag/framing/4 (den Links dort folgen)



    Wenn man bedenkt wie effektiv dies in den USA funktioniert, dann muß man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass auch Deutschland sich stärker in eine solche Richtung der Debatte bewegen wird. Auch wenn es nicht so extreme Ausmaße nehmen wird (IMHO), da die Bevölkerung in Deutschland insgesamt eher aufgeklärter ist.